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Ich glaube Menschen nicht, die während oder nach Krisensituationen sagen, dass nun alles anders sein wird.

Tatsächlich sind einige danach wie geläutert, ändern ihr Leben - die Krise rüttelt sie wach, lässt Prioritäten neu ordnen.


Andere fallen in alte Muster zurück oder machen nahtlos weiter wie bisher.

In  schweren Zeiten kommt Reue um Chancen auf, die man nicht ergriffen,  Entscheidungen, die man nicht getroffen hat, wenn man befürchtet, dass  das Leben nie wieder die gleichen Möglichkeiten bieten wird wie zuvor.  Man wünscht sich, es wäre anders gelaufen und ist wirklich fest davon  überzeugt, dass man danach, sollte man die Chance noch bekommen, alles  anders machen wird - besser.

Nur gibt's Gründe, warum man vor der  Krise so lebte, wie man lebte - weil es (nicht so) gut funktionierte.  Auch falls man unzufrieden war, überwogen die Gründe, so weiterzumachen,  wie bisher. Eine abgeklungene Krise ändert diese Umstände häufig nicht,  damit die zuvor aufrechterhaltenden Bedingungen - Man kehrt in die  altbekannte Situation zurück.

Dass jemand wie ausgewechselt -  geläutert - aus der Asche emporsteigt, ist ein beliebtes Bild voller  Funktionalität: als Lehre/Mahnung (es nicht so weit kommen zu lassen),  Sinngebung (du hast nicht umsonst gelitten) oder Hoffnungsschimmer  (danach wird alles besser). Das Bild von jemandem, der an einer Krise  zerbricht oder danach bleibt wie zuvor wiederum ist ganz und gar nicht  populär. Dass Krisen und Scheitern als Meilensteine zum Erfolg oder  einem besseren Ich seien, schon. Dem geht die Vorstellung voraus, dass  das alle Erfahrungen zu Optimierungen führen - das stimmt nicht. Mache  Prozesse bringen uns voran, andere werfen uns zurück oder ändern gar  nichts.

Und so wird sicherlich nicht jede Person ihre große  Läuterung erfahren, wenn sie durch die Hölle geht, ebenso wie viele  keine Katharsis brauchen werden, um ihr Leben zu ändern. Bei mir  persönlich war es oft der letzte Tropfen, der alles zum Überlaufen  brachte, für Außenstehende eine Bagatelle, für mich der entscheidende  Funke.

Die Figur aus Unerreichbar aber ist aus meiner Sicht etwas  zu streng mit sich. In Teil 2 könnt ihr euch eine Meinung über sie  bilden.