Roadtrip to Italy, 1. Etappe
Von Düsseldorf nach Chur & St.Moritz, Deutschland & Schweiz - 10 Tage vom 03.09. bis 12.09.2006 - Meine Lebensjahre, die bereits hinter mir lagen: 38.
Was vorher geschah...
Die kleinen Puzzle-Teile des Lebens erscheinen im Moment des Geschehens vielleicht manches Mal unbedeutend, doch wenn man genau hinsieht, ergeben sie dann doch die Summe der Dinge oder das große Ganze. Somit hole ich nun etwas aus, um die Puzzle-Teile zusammenzusetzen, die für mein erstes Italien-Abenteuer relevant erscheinen.
Zunächst war da das Jahr 2000, in dem mich an einem Sommertag ein Herr zu einer Motorradtour auf seinem heißen Ofen einlud und ich in freudiger Erwartung auf dem Sozius hinter ihm Platz nahm. Die Maschine selbst glänzte noch recht neu mit viel Chrom und schwarzem Leder und ließ Erinnerungen an dem Film „Easy Rider“ aufkommen, in dem die Protagonisten durch die Weite des amerikanischen Kontinents fuhren. So starteten wir unseren eigenen Roadtrip auf dem Cruiser durch das nicht ganz so weite bergische Land und ich entsinne mich noch an das Dahingleiten auf den Landstraßen oder die Haarnadelkurfen, die mich veranlassten mich der Bewegung anzupassen. Doch etwas stimmte auf der Gefühlsebene nicht. Die wahre Begeisterung wollte nicht in mir aufsteigen und so stellte ich zum Ende der Tour eindeutig fest, dass ich viel lieber vorne gesessen hätte. Wohin dies führte? Nun, eine halbes Jahr später beschloss ich mit 33 Jahren meinen Motorrad-Führerschein zu machen und meldete mich 2001 in einer Fahrschule an. Der offenen Klasse stand dank meines hohen Alters – es darf gelacht werden – nichts mehr im Wege und alle Versuche des Fahrlehrers uns in den Theoriestunden das Fahren durch schaurige Geschichten und Bilder von Unfällen zu verleiden, schlugen fehl. So absolvierte ich schließlich mit Bravour die Theorie und in einer überschaubaren Anzahl von Stunden die praktischen Übungen. Im Juni fieberte ich schließlich auf den großen Tag der Prüfung hin und im vorauseilenden Überschwang der Vorfreude auf zukünftige Roadtrips, hatte ich bei einem Händler meine Maschine bereits bestellt, die mich pünktlich nach der Prüfung erwartete. Der große Tag kam und nach einer Stunde in voller Ledermontur bei sommerlicher Mittagshitze, die das Wasser aus meinen Poren kitzelte, hielt ich glücklich und stolz meinen Führerschein in den Händen. Einen Tag später nahm ich dann mein Baby, meine Maschine in Empfang, die aus der selben Serie wie die des Freundes stammte. Zu ihrer Geburt wurde sie in einem Magazin einst als „die schönste Harley, die Yamaha je gebaut hat“ angepriesen und nun gehörte sie zu mir. Passend zu den sommerlichen Temperaturen trug ich nun Jeans, Stiefel und eine leichte Jacke neben offenem Helm und leichten Lederhandschuhen - meine Standardausstattung in den kommenden Frühlings-, Sommer- & Herbsttagen - und bewegte zum ersten Mal die 240 Kilogramm unter mir. Mit dem Gefühl von Freiheit, die einem Vogel glich, der einfach seine Flügel ausbreitete und dem Himmel entgegen schwang.
Im Frühjahr 2002 erhielt ich dann in dem Unternehmen, für das ich seinerzeit tätig war, die Möglichkeit Kunstwerke aus meiner Hand in einer Ausstellung vor Ort der Öffentlichkeit zu präsentieren. Damals eine große Sache für mich, denn der Wunsch irgendwann einmal von meiner Kunst leben zu können, schlummerte bereits viele Jahre in mir. So nutzte ich die Gelegenheit, trug auch neue Farbe großzügig auf die Leinwand auf und erweckte so zahlreiche Portraits zum Leben. Bekannte Persönlichkeiten hatte es mir angetan, im Hauptteil die Damen der Gesellschaft, die mich aus meinem künstlerischen Auge heraus mehr ansprachen als die Herren. Vielleicht aber auch, weil sie mir im Geschlecht gleich waren. Wer weiß? In jedem Fall zählte ich Angelina Jolie zu diesem Kreis, da ihr schauspielerischer Durchbruch und ihre Präsenz in den Gazetten dieser Welt auch mir in den Jahren nicht entgangen war. Ihre unangepasste Art gefiel mir und ihr äußeres Erscheinungsbild trug dazu bei, dass ich schließlich auch sie auf die Leinwand bannte. Stolze 2 Meter mal 1,50 Meter umfassten dann den Rahmen im Endergebnis. Der Umstand, dass sie auf der Originalaufnahme mit nackten Füßen auf der Rücklehne des Stuhls in einem Anzug saß, den ich wohl gerne für meine Roadtrips getragen hätte, sprach mich auf vielen Ebenen an. So fiel dann auch das feurige Rot als Hintergrundfarbe auf meine bevorzugte Wahl, in dem sich unter anderem meine Liebe für das Sujet widerspiegelte.
Die Ausstellung endete ohne weiteres Aufheben und so wanderte Angelinas Abbild zunächst in ein Büro, da ich noch keine Lösung für den Transport sah, ohne sie auseinanderzunehmen. Die Jahre vergingen und zwischenzeitlich wurde die Leinwand dann doch vom Rahmen genommen, wie ein Teppich zusammengerollt und mit einem weiteren Portrait der Dame sowie den anderen Werken in den eigenen vier Wänden verstaut. Dann tauchte Angelina 2005 wieder vermehrt in der Boulevardpresse auf, dieses Mal in Verbindung mit dem ebenfalls nicht unbekannten Schauspieler Brad Pitt und sorgte besonders in Liebesangelegenheiten für Schlagzeilen. Diese mündeten schließlich im Mai 2006 in die Geburt ihrer ersten gemeinsamen Tochter und so gerieten auch meine Malerei und mein Wunsch wieder in den Vordergrund meines Lebens, denn in der Liebesgeschichte sah ich die Gelegenheit ein Angebot machen zu können. Mit meinem detektivischen Spürsinn durchstöberte ich schließlich das Netz, um eine private Adresse von Brad herauszufinden, denn ich befand, dass die Abbilder Angelinas doch das perfekte Geburtstagsgeschenk darstellten. Die Suche verlief allerdings im Nirwana und so erweiterte ich den Kreis der Möglichkeiten und stieß auf den Umstand, dass Brad wohl auch George Clooney zu seinen „Best Buddies“ zählte. Dieser wiederum hatte im Sommer 2002 mit dem Kauf einer Villa am Comer See in Italien für Furore gesorgt und – Tada! – fand sich ein Artikel im Netz, der die Adresse preisgab. Für Anfang September hatte ich bereits drei Wochen für die damals übliche Urlaubszeit reserviert. Mit dem Wissen darum, dass George und Brad auch gerne ihre heißen Öfen für Trips durch die Alpen aus der Garage holten, beschloss ich kurzerhand George einen Besuch mit meinem heißen Ofen abzustatten. Mein Ansinnen konzentrierte sich dabei allerdings vorrangig auf den Verkauf meiner Bilder an Brad und so verfasste ich zunächst mit einer guten Portion Selbstbewusstsein einen Brief an George. Darin teilte ich ihm meine Angebotsidee mit und dass ich auf seine Unterstützung bei der Weiterleitung meines Anliegens an Brad zählte. Außerdem ließ ich ihn wissen, dass ich Anfang September meinen Roadtrip nach Italien unternehmen würde und dabei einem Besuch am Comer See nichts im Wege stand. Inklusive des Angebotes einer gemeinsamen Tour und einem kleinen Kunstkatalog meiner Werke aus der Ausstellung von 2002.
Ich erinnere mich noch genau daran, als ich den Brief etwa vier Wochen vor meiner Abreise an einem sonnigen Tag zu einem Postamt brachte. In mir brodelte das Feuer der Freude, eine gewisse Anspannung und eine gehörige Portion Neugierde, als ich zum Schalter schritt und dem Herrn hinter dem Tresen den Umschlag hinschob. Würde er wohl in irgendeiner Form auf den Adressaten reagieren? Doch es passierte nichts. Jeden Gesichtszug und Augenblick inspizierte ich aufs Genaueste, während der Herr mich mit einer gewissen Gleichgültigkeit nach meiner Versandwahl befragte, die entsprechenden Marken hervorholte, sie oberhalb der Adresse platzierte und den Brief dann mit der selben Gleichgültigkeit hinter sich in einen Korb warf. So verließ ich dann wieder das Postamt, ohne meine Freude mit dem Herrn geteilt zu haben. Allerdings gesellte sich zu meinem Potpourri der Gefühle nun noch die Zufriedenheit, die Dinge ins Rollen gebracht zu haben und das Grinsen auf meinem Gesicht blieb mir für eine ganze Weile unbenommen.
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