Aktienmarkt reagiert nervös auf Zinserhöhungen der Zentralbank. Warum das auch manchmal ein gutes Zeichen sein kann!
Die jüngsten Zinserhöhungen der Notenbanken haben die Aktienmärkte zweifellos in Unruhe versetzt. Das hat allein schon der jüngste Ausverkauf Anfang August gezeigt, auch wenn dieser nicht lange dauerte und die Kursverluste schnell wieder aufgeholt wurden.
Die Nervosität der Investoren ist also spürbar und viele Anleger fragen sich, ob der Markt nun auf eine weitere Korrektur zusteuert. Eine Korrektur, die deutlich schmerzhafter ausfallen könnte als die letzte und auch länger andauern könnte.
Zinswende: Ende des Zinserhöhungszyklus
Ein wesentlicher Grund für die Nervosität der Anleger ist der Zinszyklus. Der Zins entspricht dem Preis des Kapitals und er verläuft in Zyklen. Je nach Wirtschaftslage und Inflation kann er sich am oberen oder unteren Ende befinden.
Zinserhöhungen werden dabei häufig als Signal für eine Straffung der Geldpolitik und eine mögliche Verlangsamung des Wirtschaftswachstums interpretiert, was die Anleger dazu veranlassen kann, risikoreichere Anlageklassen wie Aktien zu meiden.
Aber: Zinserhöhungen sind jedoch nicht zwangsläufig ein schlechtes Zeichen. Unter bestimmten Bedingungen können sie sogar als positives Signal für die Wirtschaft und die Aktienmärkte gewertet werden. Und nicht immer muss am Ende ein Crash stehen. Wagen wir einen Erklärungsversuch.
Warum Zinserhöhungen die Märkte nervös machen
Zinserhöhungen wirken sich direkt auf die Finanzierungskosten der Unternehmen aus. Sie führen zu höheren Kreditkosten, was die Rentabilität vieler Unternehmen unter Druck setzen kann bzw. sollte.
Dies gilt insbesondere für Unternehmen, die stark auf Fremdfinanzierung angewiesen sind. Darüber hinaus können höhere Zinsen dazu führen, dass alternative Anlageklassen wie Anleihen attraktiver werden, wodurch Kapital vom Aktienmarkt abgezogen wird.
Darüber hinaus sind Zinserhöhungen oft ein Zeichen dafür, dass die Zentralbank eine Überhitzung der Wirtschaft befürchtet und versucht, die Inflation unter Kontrolle zu halten. Eine restriktivere Geldpolitik kann das Wirtschaftswachstum bremsen, was sich am Ende negativ auf die Unternehmensgewinne und damit auf die Aktienkurse auswirken kann.
Genau in einer solchen Phase befinden wir uns derzeit, an einem möglichen Wendepunkt der Wirtschaft. Die Konjunktur kühlt sich ab, die Inflation geht zurück. Jetzt kommt es darauf an, das richtige Timing zu finden, die Zinsen nicht zu lange hoch zu halten, um eine zu starke Abkühlung der Wirtschaft zu verhindern.
Die Kehrseite der Medaille: Zeichen wirtschaftlicher Stärke
Trotz dieser Bedenken können Zinserhöhungen auch als Zeichen wirtschaftlicher Stärke interpretiert werden. Denn: Notenbanken erhöhen die Zinsen typischerweise dann, wenn die Wirtschaft robust genug ist, um höhere Finanzierungskosten zu verkraften.
In einem solchen Szenario signalisieren steigende Zinsen, dass es der Wirtschaft gut geht, was sich langfristig positiv auf die Aktienmärkte auswirken kann. Genau dieses Argument stützt die Bewertungen und sorgt für anhaltend hohe Aktienkurse.
Ein starker Arbeitsmarkt, steigende Unternehmensgewinne und eine gesunde Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen sind weitere Anzeichen dafür, dass die Wirtschaft boomt. Wenn die Zentralbank in einem solchen Umfeld die Zinsen erhöht, zeigt sie damit ihr Vertrauen in die Nachhaltigkeit des Wirtschaftswachstums. Dies sollte die Anleger beruhigen und dazu führen, dass sie trotz kurzfristiger Volatilität weiterhin in Aktien investieren.
Historische Perspektive: Märkte erholen sich häufig nach Zinserhöhungen
Historische Daten zeigen zudem, dass sich die Aktienmärkte nach einer Zinserhöhung nach einer anfänglichen Schwächephase häufig wieder erholen. In vielen Fällen ist die Marktreaktion auf Zinserhöhungen kurzfristig zwar negativ, langfristig aber positiv – so auch jetzt.
Dies liegt daran, dass die Wirtschaft oft trotz höherer Zinsen weiter wächst und die Unternehmensgewinne steigen. Aber man muss die Stimmung beobachten. Wenn die hohen Zinsen die Konjunktur abwürgen und die Notenbank nicht angemessen reagiert, werden die Aktienkurse dies mit Korrekturen quittieren.
Fazit: Nervosität als Chance
Die Nervosität der Aktienmärkte als Reaktion auf Zinserhöhungen ist verständlich, aber nicht unbedingt ein Grund zur Sorge. Steigende Zinsen können ein Zeichen dafür sein, dass die Wirtschaft stark genug ist, um höhere Finanzierungskosten zu verkraften.
Für langfristige Anleger kann die Volatilität, die häufig mit Zinserhöhungen einhergeht, auch eine Gelegenheit sein, Qualitätsaktien zu günstigeren Preisen zu erwerben. Dies gilt vor allem im Szenario einer robusten Wirtschaft, die langfristig positiv auf den Aktienmarkt einwirkt.