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ADHS und Stress in den Familien

ADHS & Elternwohlbefinden: Wie euer Stresslevel die Selbstregulation eures Kindes beeinflussen kann

Neue Forschung zeigt: Elterliche Belastungen und ADHS-Symptome stehen in Wechselwirkung – doch es gibt Wege, das Familienleben positiv zu gestalten.

ADHS ist weit mehr als eine Diagnose – es ist eine besondere Art der Wahrnehmung, die den Alltag von Kindern und ihren Eltern prägt. Eine aktuelle Studie des Robert Koch-Instituts (KiGGS-Studie, Welle 2, 2014–2017, mit 4.596 Teilnehmenden) hat untersucht, welche Faktoren elterlichen Stress verstärken und wie sich dies auf ADHS-Symptome bei Kindern auswirken kann. Die Ergebnisse zeigen: Je stärker Eltern belastet sind, desto ausgeprägter können sich Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität bei ihren Kindern zeigen.

Doch die gute Nachricht ist: Stress ist kein festgeschriebener Kreislauf. Es gibt wirksame Strategien, um sich als Eltern zu entlasten – und damit auch das Wohlbefinden der Kinder zu stärken.

Wie hängen elterlicher Stress und ADHS-Symptome zusammen?

Die Studie zeigt, dass bestimmte Belastungsfaktoren bei Eltern eng mit ADHS-Symptomen bei Kindern verknüpft sind. Dabei wurde untersucht, wie Stressfaktoren wie finanzielle Unsicherheit, Erziehungsschwierigkeiten, Partnerschaftskonflikte und berufliche Belastungen die Selbstregulation von Kindern beeinflussen.

Eltern, die vier oder mehr Belastungsfaktoren erlebten, berichteten über eine höhere Wahrscheinlichkeit für ADHS-Symptome bei ihren Kindern. Dabei zeigte sich besonders, dass Erziehungskonflikte und finanzielle Sorgen starke Prädiktoren für Unaufmerksamkeit und Impulsivität bei Kindern sind.

Wichtige Erkenntnisse der Studie:

  • Mehr elterlicher Stress = mehr ADHS-Symptome
    Eltern, die sich stark belastet fühlten, berichteten häufiger von Impulsivität und Konzentrationsproblemen bei ihren Kindern.

  • Je mehr Belastungsfaktoren, desto größer der Einfluss auf ADHS-Symptome
    Besonders betroffen waren Familien, in denen mehrere Stressfaktoren zusammentrafen – etwa finanzielle Unsicherheit, Partnerschaftsprobleme und Erziehungsschwierigkeiten.

  • Elterlicher Stress ist kein Einbahnstraßen-Effekt
    Die Wechselwirkung zwischen ADHS-Symptomen und elterlicher Belastung ist nicht statisch – das bedeutet auch, dass gezielte Entlastung positive Veränderungen bewirken kann.

Was bedeutet das für Eltern?

Elterlicher Stress kann sich auf das Kind auswirken – aber das ist kein „Schuld-Faktor“, sondern eine Stellschraube für Veränderung. Stress ist eine natürliche Reaktion auf herausfordernde Situationen. Entscheidend ist, wie wir damit umgehen und welche Unterstützung wir nutzen.

Das bedeutet: Wenn Eltern mehr Entlastung erfahren, kann das auch den Umgang mit ADHS erleichtern. Das betrifft sowohl das Verhalten des Kindes als auch die eigene emotionale Stabilität.

Häufige Stressfaktoren bei Eltern von ADHS-Kindern:

  • Erziehungskonflikte → Einer der stärksten Faktoren, der mit elternberichteten ADHS-Symptomen zusammenhängt

  • Partnerschaftliche Spannungen → Konflikte zwischen den Eltern können sich auf das Kind übertragen

  • Finanzielle Unsicherheit → Höheres Risiko für elterliche Belastung und emotionale Erschöpfung

  • Berufliche Herausforderungen → Eltern von ADHS-Kindern müssen häufiger ihre Arbeitszeit reduzieren oder stehen vor erhöhtem Druck

ADHS und Selbstregulation bei Eltern und Kind
Stressverarbeitung bei Kind und Eltern ist super wichtig

Wie können Eltern sich selbst entlasten?

Eltern sein bedeutet oft, sich um andere zu kümmern – doch um langfristig für das eigene Kind da zu sein, ist es genauso wichtig, auf sich selbst zu achten. Eltern-Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern eine Strategie für ein gesundes Familienklima.

Praktische Tipps zur Entlastung:

  1. Selbstfürsorge als Priorität setzen

    • Kleine, realistische Pausen im Alltag integrieren (z. B. bewusste Atemübungen, ein kurzer Spaziergang, Austausch mit anderen Eltern).

    • Den Fokus von „Ich muss alles perfekt machen“ hin zu „Ich darf mir selbst auch Gutes tun“ verschieben.

  2. Unterstützungsangebote nutzen

    • Elterntrainings oder Selbsthilfegruppen für ADHS-Familien können helfen, neue Perspektiven und Entlastung zu finden.

    • Finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten prüfen, um Belastungen zu reduzieren.

  3. Partnerschaft stärken

    • Kommunikation über Herausforderungen in der Erziehung kann helfen, Konflikte zu entschärfen.

    • Gemeinsam nach Lösungen suchen, statt sich gegenseitig für Stress oder schwierige Situationen verantwortlich zu machen.

  4. Individuelle Lösungen für die Familie finden

    • Es gibt keine „perfekte Strategie“ für alle – wichtig ist, herauszufinden, was für die eigene Familie funktioniert.

    • Den Blick darauf richten, was gut läuft, anstatt nur auf Herausforderungen zu fokussieren.

  5. Die Sichtweise auf ADHS verändern

    • ADHS ist kein Defizit, sondern eine andere Art der Wahrnehmung und Informationsverarbeitung.

    • Kinder mit ADHS haben oft große kreative und analytische Stärken – diese gezielt zu fördern, kann den Fokus vom „Problemdenken“ weglenken.

Eltern stärken – Kinder stärken

Diese Studie zeigt deutlich: Elterliche Belastungen und ADHS-Symptome stehen in einem wechselseitigen Verhältnis. Doch das bedeutet auch: Durch kleine Veränderungen im Alltag sind positive Entwicklungen möglich.

ADHS ist kein Zeichen von „Fehlfunktion“, sondern eine andere Art, die Welt zu erleben. Wenn Eltern sich selbst entlasten, schaffen sie eine Umgebung, in der ihre Kinder ihre Stärken besser entfalten können.

Quellenangabe:

📌 Neuperdt, L., Beyer, A.-K., Junker, S., Mauz, E., Hölling, H., & Schlack, R. (2024). Elterliches Belastungserleben, Unaufmerksamkeits-/Hyperaktivitätssymptome und elternberichtete ADHS bei Kindern und Jugendlichen: Ergebnisse aus der KiGGS-Studie. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz, 67(4), 429–438. DOI: 10.1007/s00103-024-03859-9 (Öffnet in neuem Fenster).

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