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Misophonie - Wenn scheinbar normale Geräusche unerträglich wahrgenommen werden

Was ist Ihre Lärmschwelle? Neue Studie findet heraus, dass fast jeder 5. Mensch  alltägliche Geräusche unerträglich findet.

Eine neue Studie hat herausgefunden, dass fast jeder 5. Mensch im Vereinigten Königreich alltägliche Geräusche unerträglich findet, wie zum Beispiel das Geräusch von Essens-, Atem- und Klingeltönen von anderen Menschen. Die Studie, die von Forschern am King's College London durchgeführt wurde und im Journal of Neuroscience veröffentlicht wurde, ergab auch, dass Menschen, die diese Geräusche als unerträglich empfanden, wahrscheinlicher mit Misophonie diagnostiziert wurden, einer Erkrankung, bei der alltägliche Geräusche eine starke emotionale Reaktion auslösen können.

Für Menschen mit ADHS, aber auch aus dem Autismus-Spektrum  kann Misophonie eine zusätzliche Herausforderung darstellen, da sie Ablenkung, Reizbarkeit und Angst verursachen kann. Nach meiner subjektiven Erfahrung kann Misophonie auch mit einer Hyperakusis (Geräuschüberempfindlichkeit) verbunden sein, muss aber nicht.

Hier sind 10 typische Merkmale, die auf Misophonie hinweisen können:

  • Intoleranz gegenüber alltäglichen Geräuschen wie Kauen, Atmen, Niesen, Husten, etc

  • Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Geräuschen und eine starke emotionale Reaktion, die Wut, Ekel, Angst oder Verzweiflung auslösen kann

  • Unfähigkeit, die Aufmerksamkeit von dem störenden Geräusch abzulenken oder es zu ignorieren

  • Vermeidungsverhalten, um störende Geräusche zu vermeiden, z.B. durch das Tragen von Kopfhörern oder das Vermeiden von bestimmten Orten

  • Körperliche Symptome wie Muskelverspannungen, schneller Herzschlag, Schwitzen oder Zittern

  • Negative Auswirkungen auf soziale Beziehungen, da die Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Geräuschen es schwierig macht, in Gesellschaft zu essen oder zu kommunizieren

  • Beeinträchtigung der kognitiven Funktionen wie Konzentration und Aufmerksamkeit

  • Chronischer Stress und Angstzustände aufgrund der ständigen Belastung durch Geräusche

  • Isolation und Einsamkeit aufgrund der Einschränkungen in sozialen Situationen

  • Schwere Beeinträchtigung der Lebesqualität

Was hilft bei Misophonie?

Es gibt verschiedene Therapiemöglichkeiten bei Misophonie, die individuell angepasst werden sollten. Ich habe früher mich sehr viel mit Tinnitus und der TRT = Tinnitus-Retraining-Therapie nach Hazell und Jastrebow beschäftigt. Entsprechende Überlegungen kann man gut auf die Misophonie übertragen
Hier sind einige Beispiele:

  • Kognitive Verhaltenstherapie (CBT): Diese Therapieform hilft dabei, die Gedanken und Verhaltensweisen im Zusammenhang mit der Misophonie zu verändern. Der Therapeut arbeitet mit dem Patienten daran, die emotionalen und physiologischen Reaktionen auf störende Geräusche zu reduzieren und alternative Bewältigungsstrategien zu entwickeln.

  • Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT): Diese Therapieform, die ursprünglich für Tinnitus-Patienten entwickelt wurde, kann auch bei Misophonie eingesetzt werden. Ziel ist es, das Gehirn neu zu trainieren, damit es die störenden Geräusche als weniger bedrohlich empfindet.

  • Körperorientierte Therapie: Hierbei können Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, Achtsamkeitsübungen oder Yoga helfen, den Stress und die körperlichen Symptome im Zusammenhang mit Misophonie zu reduzieren.

  • Sound-Therapie: Einige Patienten profitieren von einer gezielten Expositionstherapie mit Geräuschen, die sie normalerweise als störend empfinden. Dabei werden die Geräusche in einer kontrollierten Umgebung wiedergegeben, um eine Gewöhnung und Veränderung der emotionalen Reaktionen zu erreichen.

  • Hörgeräte oder Geräuschmasker: Diese Hilfsmittel können helfen, störende Geräusche zu reduzieren oder zu maskieren. Das macht man gerade dann, wenn gleichzeitig eine Schwerhörigkeit besteht.

    Zur Studie: 

https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0282777 (Öffnet in neuem Fenster)



Habt ihr da auch so eure Erfahrungen machen müssen? Was hilft bei DIR? 

1 Kommentar

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