Unbehandelte Erwachsene mit ADHS weisen andere Schlafstruktur auf
Unbehandelte Erwachsene mit ADHS verbringen längere Zeit in Tiefschlaf
Eine Studie, die im Journal of Attention Disorders veröffentlicht wurde, hat gezeigt, dass unbehandelte Erwachsene mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Vergleich zu Nicht-ADHS-Kontrollen längere Zeit im Tiefschlaf (SWS) verbrachten.
Forscher des Kurume University Hospital Sleep Clinic in Japan rekrutierten zwischen 2015 und 2020 Patienten (N=55) mit unbehandelten Schlafstörungen. Die Teilnehmer wurden mittels mehrerer Schlafskaleninstrumente bewertet und unterzogen sich einer Polysomnographie (PSG) sowie mehreren Schlaflatenztests nach einer 1-wöchigen Aktigraphieschlafbewertung. Unterschiede in den Ergebnissen wurden zwischen der Teilgruppe der Patienten mit (n=28) und ohne (n=27) ADHS verglichen.
Die ADHS-Gruppe und die Kontrollen hatten ein Durchschnittsalter von 24,1±5,6 bzw. 28,0±8,6 Jahren, das Verhältnis von Frauen zu Männern betrug 15:13 bzw. 12:15. Die häufigsten Schlafstörungen waren Schlaflosigkeit (38 % vs. 50 %), Schlafapnoe (27 % vs. 17 %), unzureichendes Schlafsyndrom (15 % vs. 9 %) und Narkolepsie (7 % vs. 11 %). Kein Teilnehmer hatte eine Vorgeschichte von psychischen Erkrankungen oder war ADHS-Medikamenten ausgesetzt.
Die einzigen subjektiven Schlafmaße, die zwischen den Gruppen unterschieden, waren die Punktzahlen der japanischen Version des Epworth-Schläfrigkeitsskala (ESS) (Mittelwert, 16 vs. 13,1 Punkte; P = 0,0307), des Pittsburgh-Schlafqualitätsindex (PSQI) zur Schwierigkeit des Wachbleibens während des Tages (Mittelwert, 2,6 vs. 1,9 Punkte; P = 0,0367) und der Morgentyp-Abendtyp-Fragebogen-Selbstbeurteilung (MEQ-SA) (Mittelwert, 39,6 vs. 44,9 Punkte; P = 0,0457) bei der ADHS- und Kontrollgruppe.
Probleme in der Schlafstruktur können wichtige Einblicke in die Pathogenese von ADHS geben. Während der PSG hatte die ADHS-Gruppe eine signifikant kürzere Zeit bis zum Aufwachen nach dem Einschlafen (Mittelwert, 38,4 Minuten) im Vergleich zu den Kontrollen (Mittelwert, 64,4 Minuten; P = 0,0127), und die ADHS-Gruppe verbrachte längere Zeit in Schlafstadium 3 (Mittelwert, 42,2 vs. 24,8 Minuten; P = 0,0005) und weisen eben mehr von den "langsamen" Wellen im EEG auf.
Diese Wellen sind häufig im Übergang zwischen Schlaf- und Wachphasen zu finden. Es könnte darauf hindeuten, dass der Wechsel zwischen Ruhe- und Aktivitätsmodus bzw. Wach- und Schlafphasen bei ADHS ein Problem darstellt.
Überhaupt ist es wichtig sich klar zu machen, dass ADHS eben ein 24 h - "Problem" ist und nicht mit dem Ende des Schultages um 13:20 für die Kinder endet, sondern Schlaf-und Wachprobleme eben ein sehr häufiges und schwerwiegendes Problem darstellen können.
References:
Kato T, Ozone M, Kotorii N, et al. Sleep structure in untreated adults with ADHD: a retrospective study (Öffnet in neuem Fenster). J Atten Disord. 2023;27(5):488-498. doi:10.1177/10870547231154898
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