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ADHS und Rauchen - Selbstmedikation durch Nikotin bis zur Abhängigkeit ?

Das Thema Rauchen bei ADHS ist eine der am häufigsten untersuchten Komorbiditäten des Substanzkonsums im Bereich der ADHS. Und natürlich als frühe Einstiegsdroge hinsichtlich Cannabis relevant. 

Bekannt ist, dass ADHSler früher und intensiver mit dem Rauchen anfangen (sei es aus Neugier oder aber aufgrund Kontakt zu anderen Rauchern).

Rauchern mit ADHS fällt es noch schwerer als der Allgemeinbevölkerung, bei Absetzversuchen mit dem Rauchen aufzuhören. Oder anders ausgedrückt : Die meisten versuchen es immer und immer wieder, scheitern aber genauso häufig. 

Eine übereinstimmende Feststellung ist, dass Raucher mit ADHS einen schwereren Raucherentzug haben, der sich in Form von Verlangen und negativer Stimmung äußert. Die syndromtypische ADHS-Dysphorie (= Gereiztheit) addiert oder potenziert sich dann mit der Reizbarkeit und miesen Stimmung des Nikotinentzugs.

Selbstmedikationshypothese bei ADHS

Diese Hypothese besagt, dass Raucher mit ADHS rauchen, um ihre ADHS-Symptome zu regulieren.

Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass Nikotin die Aufmerksamkeitsleistung von Menschen mit ADHS verbessert. Die Selbstmedikationshypothese würde daher nahe legen, die ADHS-Symptome zu behandeln, um die Raucherentwöhnung bei ADHS zu verbessern. Denn wenn die ADHS-Symptome behandelt werden, so die Hypothese, ist das Rauchen für Menschen mit ADHS nicht so hilfreich, da ihre ADHS bereits behandelt wird.

Tatsächlich ist ja eines der (nicht ganz so wirksamen) ADHS-Medikamente (Elontril mit dem Wirkstoff Buproprion) zunächst in Deutschland als Raucherentwöhnungsmittel Zyban auf dem Markt gewesen. 

Von den wenigen Studien zur Raucherentwöhnung bei ADHS-Rauchern haben zwei untersucht, ob die Behandlung von ADHS die Raucherentwöhnungsraten verbessert, was der Logik der Selbstmedikationshypothese entspricht.

In einer Studie wurden 32 erwachsene Raucher mit ADHS, die täglich rauchen, nach dem Zufallsprinzip entweder mit einem stimulierenden Medikament gegen ADHS oder mit einem Placebo behandelt.

Studien zur Raucherentwöhnung, die das emotionale Funktionsfähigkeit  bei ADHS-Rauchern behandeln, wurden bisher nicht durchgeführt.

Ein vielversprechendes Ergebnis zeigte, dass ein Kontingenzmanagement in Form einer monetären Belohnung für den Verzicht auf das Rauchen für ADHS-Raucher hilfreich war.

Ich selber wurde von meiner Mutter quasi früh so bestochen, gar nicht erst mit dem Rauchen anzufangen. Hat gewirkt und meine Mutter wusste, wovon sie als frühere Kettenraucherin sprach....

Nach zwölf Tagen mit Kontingenzmanagementverfahren waren 64 % der Raucher mit ADHS abstinent, verglichen mit 50 % der Raucher ohne ADHS. Zehn Tage, nachdem das Kontingenzmanagement abgeschafft wurde, waren  22 % der Raucher mit ADHS abstinent, gegenüber 9 % der Raucher ohne ADHS. Diese Ergebnisse sind zwar vielversprechend, doch diente die zwölftägige Entwöhnungsphase der Untersuchung von Entzugseffekten und war keine Studie zur Raucherentwöhnung mit dem Ziel, das Rauchen über den Zwölf-Tage-Zeitraum hinaus aufzugeben.

Da es nur wenige Studien gibt, die auf eine Behandlung hinweisen, die für Menschen mit ADHS besonders vorteilhaft ist, werden Raucher mit ADHS in der Regel auf evidenzbasierte Entwöhnungsbehandlungen verwiesen, die in der breiten Rauchergemeinschaft getestet wurden.

Bislang gibt es keine Studien, die zeigen, wie bestimmte ADHS-spezifische Behandlungen die Ergebnisse der Raucherentwöhnung bei erwachsenen Rauchern mit ADHS verbessern. In Anbetracht der Herausforderungen, denen sie sich im Vergleich zu Gleichaltrigen ohne ADHS gegenübersehen, sollte jeder Raucherentwöhnungsversuch für Erwachsene mit ADHS in enger Absprache mit ihrem medizinischen Betreuer entwickelt und durchgeführt werden.

Was hat Euch geholfen mit dem Rauchen aufzuhören ? 

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