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Auswirkungen von ADHS auf Geschwister

Geschwister von Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung leiden nach neuen Forschungsergebnissen eher unter psychosozialen Anpassungen, einschließlich psychischer Probleme und mehr familiärer Konflikte.

Ein Team unter der Leitung von Stiam Orm, Division of Mental Health Care, Innlandet Hospital Trust, BUP Lillehammer, überprüfte alle Studien, die die psychosoziale Anpassung bei Geschwistern von Kindern mit ADHS untersuchten, um Forschungslücken zu ermitteln, die geschlossen werden können.

Geschwister von Kindern mit neurologischen Entwicklungsstörungen haben ein höheres Risiko für psychosoziale Fehlanpassungen als die Allgemeinbevölkerung.

Dieses Risiko ist bei den verschiedenen Entwicklungsstörungen unterschiedlich hoch, und Geschwister von Kindern mit ADHS sind in dieser Hinsicht noch weitgehend unerforscht.

Eigentlich unverständlich, wenn man die hohe genetische Komponente von ADHS kennt, da eben häufig weitere Familienmitglieder und Geschwister ebenso betroffen sind und die Auswirkungen auf das Familienleben eben durch vielfältige Faktoren negativ sein können. 

Die Forscher durchforsteten verschiedene Datenbanken nach Studien, die sich auf die klinische ADHS-Diagnose stützten, Kontrollgruppen für Geschwisterdaten verwendeten oder Studien, die Assoziationen innerhalb von Geschwistergruppen untersuchten.

Insgesamt fanden sie 15 Studien, in denen die psychosoziale Anpassung von insgesamt 3729 Geschwistern unter 18 Jahren untersucht wurde.

Anhand der gefundenen Daten identifizierten die Forscher vier Hauptkategorien für die psychosoziale Anpassung - psychische Gesundheit, familiäres Umfeld, Lebensqualität und Resilienz.

In der Kategorie psychische Gesundheit zeigten die meisten Studien, dass die Geschwister mehr Probleme mit der psychischen Gesundheit hatten als die Kontrollgruppen, mit kleinen bis großen Effektstärken.

In den Studien, die sich auf das familiäre Umfeld konzentrierten, erlebten die Geschwister im Allgemeinen mehr familiäre Konflikte und weniger Unterstützung als die Kontrollgruppen, mit mittleren Effektstärken.

Geschwister hatten insgesamt eine schlechtere Lebensqualität und eine geringere Resilienz als die Kontrollgruppe

"Geschwister von Kindern mit ADHS zeigen eine schlechtere psychosoziale Anpassung als Kontrollgruppen", schreiben die Autoren.

"Die Forschung ist jedoch spärlich, und es werden mehr Studien benötigt, die Zusammenhänge zwischen psychosozialen Variablen und den Auswirkungen von Interventionen untersuchen."

Dies wird jetzt natürlich durch die Pandemie-Situation häufig noch verstärkt bzw. die Auswirkungen potenzieren sich. 

ADHS und COVID-19

Die COVID-19-Pandemie hat die Routine vieler Menschen in vielerlei Hinsicht verändert, unter anderem in Bezug auf Schlaf, Ernährung und Bewegung. Während viele mit dieser Veränderung zu kämpfen hatten, war sie für Patienten mit ADHS eine besondere Herausforderung.

Ein Team unter der Leitung von Rose Swansburg, MBT, Cumming School of Medicine, Department of Pediatrics, University of Calgary, untersuchte die Auswirkungen der Pandemie auf die Lebensgewohnheiten und die Symptome der psychischen Gesundheit von pädiatrischen Patienten mit ADHS in Kanada.

Im Rahmen der Studie führten die Forscher in ganz Kanada eine Online-Umfrage bei Betreuern von pädiatrischen Patienten mit ADHS im Alter von 5-18 Jahren durch. In den Umfragen wurden Depressionen (PHQ-9), Ängste (GAD-7), ADHS (SNAP-IV) und Lebensstilverhalten bewertet.

Insgesamt wurden 587 Fragebögen von Teilnehmern mit einem Durchschnittsalter von 10,14 Jahren ausgewertet.

Die Forscher fanden heraus, dass 17,4 % und 14,1 % der Befragten die Kriterien für mittelschwere bis schwere Depressionen bzw. Angstsymptome erfüllten. Die pädiatrischen Patienten, die die SNAP-IV-Cut-off-Werte für Unaufmerksamkeit (73,7 %), Hyperaktivität/Impulsivität (66,8 %) und oppositionelles Trotzverhalten (38,6 %) erfüllten, berichteten über veränderte Verhaltensweisen.

Die befragten Betreuer berichteten über Veränderungen beim Schlaf (77,5 %), beim Essen (58,9 %), bei der Bewegung (83,7 %) und bei der Bildschirmnutzung (92,9 %) ihres ADHS-Kindes.

Die Studie "A Scoping Review of Psychosocial Adjustment in Siblings of Children with Attention-deficit/hyperactivity disorder" wurde online in Advances in Neurodevelopmental Disorders veröffentlicht.

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