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Rektusdiastase Training - probier´s mal mit mehr Leichtigkeit

Mit den Worten “Diastasis is so “hot” right now”, startete mein australischer Fortbildungsleiter Antony Lo die großartige Fortbildung zur Rektusdiastase, die ich vor kurzem in Zoetermeer (NL) besucht habe. Und rings um mich herum sah ich in zustimmende, nickende Gesichter. Insbesondere in den sozialen Medien wird das Thema heißt diskutiert. Als Betroffene (so berichten es mir viele Frauen) stößt man schnell auf X-verschiedene Aussagen und Meinungen von Expert:innen und weiß am Ende gar nicht mehr, was man nun glauben oder tun soll: Es ist die Rede von Dingen, die man mit Rektusdiastase auf keinen Fall tun darf. Es wird Angst gemacht vor bestimmten Positionen, Übungen oder auch alltäglichen Tätigkeiten, die die Rektusdiastase verschlimmern sollen. Und manchmal “darf” nur eine einzige Übung durchgeführt werden, was im gelebten Alltag mit (Klein-)Kindern permanent Fragen aufkommen lässt. Und was bedeutet das für die um Hilfe suchende Frau: Verunsicherung, Ängste vor Verschlechterung, sorgenvoller Rückzug in die (sportliche) Inaktivität. Und das ist so menschlich und nachvollziehbar. Ich höre dann oft: “Lieber mache ich dann erstmal gar nichts mehr / keinen Sport mehr, bevor ich alles nur noch schlimmer mache.”

Alle Fachpersonen wollen wirklich helfen!

Ich bin der tiefen Überzeugung, dass alle Menschen, die im Bereich der Frauengesundheit beruflich tätig sind, ihren Kundinnen / Patientinnen helfen wollen. Das vereint uns doch, denke ich immer. Und jede:r tut das auf seine Weise und nach bestem Wissen und Gewissen und hat sicherlich schon vielen Frauen damit geholfen! Aber gerade in den sozialen Medien würde ich mir viel mehr Miteinander und gegenseitiges Empowerment statt “Hating, Shaming, Blaming” - auch unter Fachpersonen - wünschen.

Nicht jeder Frau hilft dasselbe Therapie- / Trainingsprogramm

Die Situation um eine vorhandene Rektusdiastase sowie die gesamten Rahmenbedingungen jeder individuellen Frau ist einzigartig. Das hat zur Konsequenz, dass nicht jeder Frau “das einzig richtige” Therapie- oder Trainingsprogramm auch wirklich hilft. Für manche Frauen ist ein Bauchgurt, für andere die Aktivierung von Beckenboden und tiefen Bauchmuskeln, für weitere das Training aller Bauchmuskeln oder die oft lang ersehnte Rückkehr in den geliebten Sport der “Gamechanger”. Und vielleicht tut es manchen Frauen, insbesondere Müttern, aus ganz anderen Gründen gut, sich täglich für 20 Minuten auf den Rücken zu legen und sich auf sich selbst und die Ansteuerung bestimmter Muskeln zu konzentrieren. Umgekehrt: Was, wenn die Frauen aus Angst heraus etwas falsches zu tun in die Inaktivität versinken bzw. ihr Alltagsverhalten massiv anpassen und sich dadurch Beschwerden verschlimmern oder erst neu zeigen und das Gefühl von Instabilität immer weiter zunimmt. Könnte die Folge daraus sein, dass sie sich noch schlechter fühlen, weil sie wohl doch noch etwas “falsch” machen?! Ein Teufelskreis…

Fakt ist: Wir wissen längst nicht alles!

Was alle Fachpersonen auch vereint: Wir wissen nicht alles, weil auch die Wissenschaft nicht alles weiß. Punktuell können wir zu einem gewissen Grad von gesicherten Erkenntnissen sprechen. An anderer Stelle stehen Vermutungen und Hypothesen. Der menschliche (hier konkret der weibliche) Körper funktioniert sehr komplex. Wir können längst nicht immer eine ursächliche Verbindung herstellen (denke nochmal an den “Post-hoc-ergo-propter-hoc-Trugschluss” aus meinem letzten Beitrag). Die Wissenschaft widmet sich zwar immer mehr diesem Thema und dennoch bleiben viele Fragen ungeklärt. Und was nun?

Meine Wahl: Empowerment statt Angstmacherei!

Ich habe viel gelesen, viel zugehört, viel gelernt, viel beobachtet, viel reflektiert. Und unter Berücksichtigung der individuellen Symptome & Beschwerden sowie der punktuell gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse möchte ich die Frauen bestärken und ihnen Mut zusprechen. Ich möchte ihnen sagen, wie stark, anpassungsfähig und resilient ihr Körper ist. Ich möchte, dass sie aktiv werden und die Dinge tun, die sie tun wollen und die ihnen gut tun. Ich möchte ihnen sagen, dass es keine richtigen und falschen Übungen gibt, sondern viele Stellschrauben für Variationen. Es gibt auch nicht eine richtige und falsche Art der Atmung oder der Körperhaltung. Dass solche Schwarz-Weiß-Aussagen in den Köpfen der Frauen realen Stress auslösen, konnte ich schon mehrfach live erleben und vor einigen Jahren noch am eigenen Körper spüren.

Ein wenig mehr Leichtigkeit wünsche ich dir, mir und uns im Umgang mit Rektusdiastasen bzw. Bauchwandschwächen! Weg von angstmachenden, pathologisierenden Aussagen hin zu individuellen Lösungsansätzen, die dem Ziel der einzelnen Frau entsprechen. Raus aus dem Kopf, rein in den Körper. Sich an die schmerzfreien Grenzen des Körpers herantasten und daran arbeiten, statt sich ins Schneckenhaus zurückzuziehen. Dein Körper braucht Bewegung!

Was denkst du? Schreib mir gerne!

Im Mitgliederbereich findest du heute ein kleines Fallbeispiel mit passendem Trainingsvideo (auch für Frauen ohne Rektusdiastase geeignet). Viel Spaß dabei!

Die folgenden Inhalte sind nur für Mitglieder verfügbar. Durch ihre finanzielle Unterstützung kann dieses Projekt weiter bestehen & ausgebaut werden.

Weitere Infos (Opens in a new window)

Topic Rektusdiastase

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