"Also wir behandeln unsere Kinder gleich!"
Antwort aus dem Bullshitbingo der #RosaHellblauFalle - Sammlung der häufigsten Reaktionen auf unsere Arbeit. Hier unsere Antwort zum Weiterdenken:)
Tatsächlich geht die Mehrheit der Eltern davon aus, Kinder „neutral“ zu erziehen!
Die Antwort in Kurz: Pustekuchen.
Wenn sich die Tochter fürs Ballett entscheidet, obwohl sie einen Fußball geschenkt bekommen hat und wenn der Sohn die Autokiste vorzieht, obwohl er sich eine Puppe aussuchen durfte, dann ziehen viele den Rückschluss, es müsse an der Biologie liegen, die Gene seien verantwortlich, die Hormone, die Steinzeit… Der eigene Einfluss und die allgegenwärtigen rosa-blauen Botschaften werden dabei komplett ausgeblendet.
"Mein Sohn hat eine Puppe, aber er interessiert sich nicht dafür, also muss es doch “genetisch verankert” sein<
Der erste Schritt beim Versuch, die Rosa-Hellblau-Falle zu umschiffen ist, zu erkennen, dass es ein „gleich Behandeln“ gar nicht gibt! Und auch kein Ziel sein sollte! Wir hoffen sogar, dass nirgendwo alle (Kinder) gleich, sondern im Idealfall individuell behandelt werden und damit höchst unterschiedlich, da ja nie alle dieselbe Behandlung brauchen.
Dazu kommt, dass es gar nicht möglich ist, Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht gleich zu behandeln. Denn wer kann sich denn ganz frei davon machen, Interessensgebiete, Berufe, Verhaltensweisen, die Art des Auftretens – und genauer noch Körpersprache, Kleidung, Sprechanteil, Formulierungen, Argumentationsweisen etc. wahrzunehmen völlig ohne Verbindung zum Geschlecht ( bzw. zu dem Geschlecht, als das das Gegenüber gelesen wird?)
Deshalb ändert die Mehrzahl der Erwachsene ihr Verhalten gegenüber einem Kind schon vor Geburt, sobald sie das Geschlecht des Ungeborenen erfahren.
Und in einer Welt, die Kinder ab Tag Eins in die Kategorie Mädchen und Jungen einsortiert, noch bevor sie sie als Kinder sieht, verstärken sich Geschlechterunterschiede im Lauf der Entwicklung, egal wie klein sie zu Beginn sein mögen.
Beginnen wir also damit, uns als Erwachsene an die eigene Nase zu fassen und die eigene Prägung zu reflektieren. Bieten wir Kindern wirklich die ganze Welt an oder sortieren wir (unbewusst oder wissentlich vor), was Jungs “nun mal” lieber mögen und was so ein Mädchen eben besser kann. Sollte. “Normalerweise”.
Interessant dazu: Studien, die belegen, wie unterschiedlich Kinder abhängig von ihrem Geschlecht behandelt werden: babyx.rosa-hellblau-falle.de (Opens in a new window).
Da Eltern eine unterschiedliche Erwartungshaltung an einen Sohn bzw an eine Tochter haben - das erkennt man meist schon an den Gesprächen und am Einkauf vor Geburt und in den ersten Wochen - verhalten sie sich natürlich jedes Mal (unbewusst) entsprechend, wenn der Sohn/die Tochter nicht in dieses Muster passt. Schon an der nonverbalen Reaktion erkennt das Kind, ob sein Tun Rollenkonform ist oder davon abweicht.
Gender Reveal ?!
Sogenannte 'Gender Reveal Partys' enthüllen also in erster Linie das Schubladendenken der Eltern, oder etwas creepy: die äußeren Geschlechtsorgane? Jedenfalls hat nichts, was dort passiert, mit dem Kind selbst zu tun. Eine Gender-Reveal-Party ist eine "Enthüllungs-Partys", die vorgibt, ein ungeborene Kind zu feiern, stattdessen aber den gesellschaftlich akzeptierten Rahmen bietet, um zu verkünden, dass man am binären Weltbild mit seinen rosa-blauen Rollenzuweisungen festhalten möchte.