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LöwenPost 2025/03

(ursprünglich am 25.1.2025 veröffentlicht)

Sino Kolumne: Tap! von Alipay ~ Gehalt der chinesischen Beamten ~ Antwort auf Trump in China

In Deutschland nutze ich es quasi bei jedem Kauf im Geschäft: die NFC-Funktion meines Smartphones mit der Bezahlung über Google Pay. Während diese Bezahlart in Deutschland eher eine Ausnahme darstellt und die meisten Kunden ihr Papier- und Metallgeld hervorkramen, wird dagegen in China schon längst fast ausschließlich bargeldlos bezahlt. Dabei wird zu 93% fleißig mit einem QR-Code oder Barcode bezahlt, welcher praktischerweise auch auf meiner Smartwatch angezeigt werden und das Smartphone in der Tacshe bleiben kann. Doch leider ist die häufigste Art der Nutzung des QR-Codes, dass ich selbst mit dem Smartphone den QR-Code des Händlers einscanne und die Zahlung per WeixinPay oder Alipay ausführe. Dazu muss ich dann zusätzlich den Betrag eingeben, den ich vom Händler gesagt bekomme und auch verstehen muss. Als Ausländer für mich nicht immer ein einfaches Unterfangen. Außerdem verlängert es den Bezahlvorgang. Nun hat seit Mitte letzten Jahres Alipay seine Tap!-Geräte zu den Händler ausgerollt, was kleine NFC-Lesegeräte sind. Mit diesen wird die Zahlung über die Alipay-App abgewickelt. In 1.000 Shopping Malls in über 50 Städten ist nun Tap! verfügbar. Und wie wird es von Händlern und Verbrauchern angenommen? Die Reaktionen sind gemischt. Verbraucher loben die Einfachheit und Schnelligkeit der Zahlung. Händler nutzen das System gern, weil Alipay Rabatte bei Transaktionen zur Einführung des Gerätes locken, beklagen aber, dass das Geld aus technischen Gründen erst am nächsten Tag aufs eigene Konto gutgeschrieben wird. Bei der Nutzung des QR-Codes steht es sofort zur Verfügung. Die meisten Experten prognostizieren eine zukünftige parallele Möglichkeit der Zahlung. Was hat Alipay dann von der teuren Einführung der NFC-Infrastruktur? Das Aufhängen der QR-Codes ist doch günstiger und schließlich hängen diese Codes ja schon bei den Händlern? Nun ich denke, dass die Kunden durch die Einfachheit der Nutzung an diese bequeme Zahlungsart gewöhnt werden sollen und dass sie dann bei Verfügbarkeit lieber die Tap!-Geräte nutzen. Dann bezahlen sie über Alipay und eben nicht über den konkurrierenden QR-Code von WeixinPay. Somit möchte Alipay durch dieses Alleinstellungsmerkmal Kunden von WeixinPay weglocken. Ich bin gespannt, ob dieser Plan aufgeht.

Im Rahmen der Ankurbelung des Binnenkonsums in China (siehe dazu auch LöwenPost 2025/01) werden die Gehälter der Regierungsbeamten erhöht. Dieses milliardenschwere Programm hat viel Unmut in den Social Media ausgelöst. Dabei geht es nicht nur um eine Neiddebatte, sondern die Gehaltserhöhung passt auch nicht zur Nachfrage nach diesen Jobs. Diese Nachfrage wird durch die hohe Arbeitslosigkeit von hochqualifizierten Jugendlichen und die Aussichtauf einen sicheren Job im öffentlichen Dienst angetrieben. Letzterer streben viele junge Menschen aufgrund der in den letzten Jahren gestiegenen Unsicherheiten und hohen Arbeitsbelastungen bei Jobs in der freien Wirtschaft an. Die Bewerberzahlen übersteigen längst die angebotenen Arbeitsplatzstellen und da wirkt eine Lohnerhöhung natürlich deplatziert. Allerdings muss man anmerken, dass es die erste Erhöhung seit 2021 ist, wobei in China Deflation herrscht und nicht solche inflationsbedingte Teuerungsexplosion wie beispielsweise in den USA oder Europa. Nach vier Jahren ist eine Gehaltserhöhung schon gerechtfertigt. Ein Umstand lässt mich immer wieder den Kopf schütteln und ist wichtig, um die chinesische Eigenart bei Gehältern einzuschätzen: Die Kommunen haben seit Beginn der Immobilienkrise einen Einbruch der kommunalen Einnahmen gehabt, weil das Geld für Landverkäufe zum Zweck der Immobilienentwicklung ausgeblieben ist. Und so wurden einfach die Gehälter der kommunalen Angestellten gekürzt, gestundet oder gestrichen. Ein Vorgang, der in den Social Media weit weniger Empörung hervorgerufen hat, zumindest kamen die kritischen Stimmen diesbezüglich vor allem von Betroffenen und nicht wie jetzt aus allen Bevölkerungsschichten. In der Beschäftigungspolitik im öffentlichen Dienst in China ist also noch jede Menge Verbesserungspotential zu finden, was eine faire vertragliche Gehaltszahlung, aber auch das Leistungssystem und das Abschaffen von "bequemen Posten" betrifft.

Der neue Präsident der USA wird mit seinen geplanten Zöllen den handelspolitischen Konflikt mit China verschärfen. Eine erste Antwort ist in einem Richtlinienentwurf der chinesischen Regierung zu erkennen. Dabei geht es um einen 20% Nachlass für öffentliche Beschaffungen bei Produkten, deren Wertschöpfungskette mindestens 80% in China liegen. Dabei werden Importe teurer und somit weniger berücksichtigt. Da China ein großes Land ist, sprechen wir hier von einem Volumen bei der Beschaffung, welches insgesamt 400 Milliarden Euro beträgt. Für diese neue Richtlinie wird in China eine ganz neue Infrastruktur für die Lieferkettenerfassung geschaffen, die in Zukunft für weitere politische Maßnahmen genutzt werden kann. Eine schlechte Nachricht für die Exporteure in den USA und Europa, was sich aber diese politischen Lager selbst eingebrockt haben. Die eigene chinafeindliche Zollpolitik geht definitiv nach hinten los, wenn stückchenweise der gigantische chinesische Binnenmarkt nicht mehr so gut erreichbar ist. Die EU hat sich schon zu Wort gemeldet und sieht Gefahren bei den EU-Exporte nach China vor allem im medizinischen Produktbereich. Übrigens profitieren auch ausländische Unternehmen von dem Nachlass, wenn sie in China produzieren.

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