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LöwenPost 2025/02

(ursprünglich am 18.1.2025 veröffentlicht)

Sino Kolumne: KI bei Social Media in China ~ TikTok-Flüchtlinge zu Xiaohongshu ~ VW in China

Kuaishou (快手) ist ein Social Media App für kurze Videos und Livestreaming. International tritt die App unter dem Namen Kwai auf. Die Firma setzt nun KI ein, um manipulative und betrügerische Inhalte zu bekämpfen. Dabei will sie den Nutzern die Tracking-Algorithmen offen legen und steuerbar gestalten. In China machen Kurzvideos fast ein Viertel der täglichen Online-Aktivitäten der Menschen aus. Diese Dominanz hat Bedenken hinsichtlich Inhaltsgleichförmigkeit, Manipulation von Trendthemen und algorithmisch gesteuerter Preisdiskriminierung geweckt. Behörden in China fordern daher verstärkte Selbstkontrollen der Plattformen, Verbesserung der Algorithmussicherheit und Förderung von Inhaltsvielfalt. Ich weiß, dass jetzt viele westliche Beobachter eine politische Regierungskontrolle vermuten, was aber nur deren Unkenntnis und ideologische Voreingenommenheit verrät. Vielmehr stellen soziale Themen mit Fake-Nachrichten und deren Panik- oder Betrugspotential ein besonderes Problem in China dar. Die Nutzung von Social Media ist nämlich viel höher, als z.B. in Europa. Es ist also eine sinnvolle und innovative Entwicklung und gerade die Transparenz, die Kuaishou hinsichtlich der Algorithmen dabei verspricht, zeigt einen vielversprechenden Ansatz hinter dieser Initiative.

Da schauen die US-Regierenden ziemlich verdutzt. Nach dem rein ökonomisch-ideologischen Verbot von TikTok in den USA wechseln nun unzählige Nutzer (700.000 sollen es an nur zwei Tagen gewesen sein) nicht etwa zu US-Social Media Seiten, sondern zur chinesischen App Xiaohongshu, auch als REDnote bekannt. Während TikTok eine rein ausländische App ist und in China gesperrt ist, was ich selbst leidvoll erfahren und auch nicht mit VPN gelöst bekommen habe, landen die neuen Nutzer aus den USA mit all ihren Daten nun direkt in China. Eine richtige Willkommenskultur ist da bei Xiaohongshu im Gange und der kulturelle Austausch der Menschen zwischen beiden Ländern floriert, so wie Social Media weltweit funktionieren soll. Dabei zeigt sich, dass die US-Nutzer von TikTok so richtig sauer auf ihre Regierung sind und bewusst zu einer chinesischen App wechseln. Die Xiaohongshu-App schaffte es bis zum Spitzenplatz der Downloads im Apple Store. Viele TikTok-Nutzer haben eine wichtige Einkommmensquelle mit dem ideologischen Verbot verloren. Ich persönlich vermute sogar andere US-Social Media Konzerne als treibende Kraft hinter dem Verbot, es geht in den USA wie so oft nur ums Geschäft, auch wenn die Musterdemokraten dafür über (ökonomische) Leichen gehen müssen. Diese US-Firmen werden allerdings an ihren Angeboten feilen müssen, um so erfolgreich wie TikTok zu werden. Das Verbot von Konkurrenz wird da langfristig nicht ausreichen. Apropos langfristig, denn auch der blitzartige Erfolg von Xiaohongshu wird nicht von der fehlenden ausländischen Strategie der App ablenken können, weshalb ein langfristiger Erfolg dieser chinesischen App zunächst eher fraglich erscheint. Beobachten wir es weiter.

In der Berliner Zeitung habe ich ein Zitat eines VW-Sprechers in Bezug auf das Chinageschäft gelesen: „Im Gegensatz zu den meisten lokalen Wettbewerbern sind wir durch das nach wie vor margenstarke Verbrenner-Geschäft nicht auf die Verkäufe im E-Mobilität-Segment angewiesen“. Diese Formulierung zeigt eine Unternehmenskultur, welche nicht für die Zukunftstauglichkeit des großen deutschen Unternehmens spricht. Zwar mag das Verbrennergeschäft für VW wirklich noch bei den Profitanteilen die Elektrosparte in den Schatten stellen, aber die rasant zunehmende Bedeutung der Elektroautos in China muss eigentlich den Autokonzern von einem solchen Statement abhalten. VW hatte bisher einen guten Stand in China, weil die Verbraucher die Qualität deutscher Autos schätzen und der damit einhergehende Imagegewinn erhebt den Käufer in seinem sozialen Ansehen. Ein Umstand, der in der chinesischen Kultur einen großen Einfluss beim Autokauf hat. Doch die chinafeindlichen Äußerungen in Politik und Gesellschaft in Deutschland haben diesem Image erheblich geschadet und chinesische Autos haben nicht nur bei der Technologie aufgeholt (und letztendlich überholt), sondern auch die Qualität hat sich gesteigert. Deshalb wechseln Verbraucher in China die Automarke, nicht immer wegen des Preises. Der entstandene Imageschaden durch fehlende innovative Funktionalitäten in den Fahrzeugen und die chinafeindliche Stimmung in Deutschland sind die treibenden Kräfte hinter der Absatzschwäche bei VW in China. Das muss der Konzern erkennen, um seine Strategie entsprechend auszurichten. Beweis zur chinafeindlichen Stimmung in Deutschland gefällig? Im selben Zeitungsartikel wird die Schwäche von VW ausdrücklich mit den Subventionen der chinesischen Regierung für die einheimischen Autohersteller, in diesem Fall für den Marktführer BYD, begründet. Die Subventionshetze findet mittlerweile in jeden bezugnehmenden Artikel in Europa ihren Weg. Dabei werden stillschweigend europäische Subventionszahlung an europäische Unternehmen übergangen. Denn die europäischen Länder schießen gigantische Mengen an Steuerzahlergeld in ihre Unternehmen und zerstören damit zum Teil ausländische lokale Unternehmen und bringen die dortigen Märkte in Schieflage. Dazu braucht man nicht nur die holländischen Zwiebelhersteller mit ihrer zerstörerischen Präsenz in Kenia betrachten. VW selbst hat nach einer Recherche der Wirtschaftswoche in den vergangenen acht Jahren über 9 Milliarden Euro an Subventionen erhalten (siehe diesen Link: Wirtschaftswoche (Opens in a new window)). Die Absatzschwäche bei VW rührt also eher aus der Unternehmenskultur - siehe oben.

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