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Wort-Dock #7

Buch- und Ausstellungstipps für den Juni 2024. Immer am 15. des Monats.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in Deutschland verbraucht jeder Mensch nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) durchschnittlich 128 Liter Wasser pro Tag. Wir jagen literweise Trinkwasser durch unsere Toiletten, sofern wir nicht mit Regen- oder Brauchwasser spülen. Und das Wasser in meinem hier abgebildeten Glas stammt direkt aus dem Hahn - unser Leitungswasser hat eine gute bis sehr gute Qualität.

Glas mit Leitungswasser

Aber sauberes Trinkwasser ist alles andere als selbstverständlich. Die Hälfte der Weltbevölkerung leidet zumindest saisonal unter schwerer Wasserknappheit. Eine hochinteressante Sonderausstellung zum Thema Wasser ist derzeit im Museum für Kunst & Gewerbe Hamburg zu sehen - sie stellt 75 innovative Lösungen für den Umgang mit der globalen Wasserkrise vor.

In der Juni-Ausgabe meines monatlichen Newsletters „Wort-Dock“ empfehle ich Euch neben dieser Ausstellung einen schönen Episoden-Roman aus Südkorea. Außerdem habe ich einen Surftipp für diejenigen, die Kunst von zuhause aus genießen möchten.

Viel Spaß beim Lesen!

Ausstellung „Water Pressure“

Außenansicht des Museums für Kunst & Gewerbe Hamburg am Steintorplatz in 20099 Hamburg.

Ein menschlicher Körper besteht zu 50 bis 78 Prozent aus Wasser, je nach Alter. In Deutschland verbraucht jeder Mensch im Schnitt 128 Liter Wasser pro Tag. Und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, rund 1,5 Liter pro Tag zu trinken, am besten Wasser.

Weltwasserbericht mit alarmierender Zwischenbilanz

Wasser ist lebensnotwendig. Doch die Hälfte der Weltbevölkerung leidet zumindest saisonal unter schwerer Wasserknappheit. 2,2 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und 3,5 Milliarden Menschen können keine sauberen Sanitäranlagen benutzen. Das geht aus dem Weltwasserbericht der Vereinten Nationen 2024 hervor. Aus heutiger Sicht werde man die Nachhaltigkeitsziele für die Wasser- und Sanitärversorgung verfehlen, so eine Zwischenbilanz.

Hintergrund: Ziel 6 der Agenda 2030 ist, dass bis zum Jahr 2030 alle Menschen Zugang zu einwandfreiem, bezahlbarem Trinkwasser und zu einer angemessenen und gerechten Sanitärversorgung sowie Hygiene erhalten sollen.

Die Folgen des menschengemachten Klimawandels spüren wir längst: Extreme Niederschläge und Überschwemmungen nehmen zu, auf der anderen Seite Hitzewellen und Dürren. Im Weltwasserbericht 2024 heißt es: „Prognosen zufolge wird der Klimawandel den globalen Wasserkreislauf beschleunigen und die Häufigkeit und Schwere von Dürren und Überschwemmungen weiter erhöhen. Mit am stärksten werden dies die am wenigsten entwickelten Länder, kleine Inseln und die Arktis zu spüren bekommen.“

Ausstellung mit 75 Projekten und Ideen

Mut macht die aktuelle Sonderausstellung „Water Pressure. Gestaltung für die Zukunft“ im Museum für Kunst & Gewerbe Hamburg. Sie zeigt 75 innovative Lösungen für den Umgang mit der globalen Wasserkrise – für weltweite Probleme wie Wasserknappheit, Überflutung, Verschmutzung und gestörte Wasserkreisläufe. Die Projekte und Gestaltungsideen kommen aus den Bereichen Design, Architektur, Wissenschaft und Aktivismus und beziehen lokales sowie indigenes Wissen mit ein.

Von Nebelsammlern und Schleimschichten

Einige Beispiele: Nebelkollektoren - feine Netze aus dem Kunststoff Polypropylen - sammeln Trinkwasser aus Nebel und Wolken und versorgen damit abgelegene Gemeinden. Wassertechnologie-Unternehmen wiederum setzen Bier aus aufbereitetem Abwasser als Marketinginstrument ein, um Vorurteile gegenüber dem Trinken von wiederaufbereitetem Wasser zu bekämpfen.

Schleimschichten aus Algen und Bakterien auf keramischen Fliesen reinigen Grauwasser oder entfernen auch giftige Färbemittel aus dem Abwasser, das über die Oberfläche fließt. Ein weiteres Beispiel sind Regenwasser-Sammelanlagen in Mexiko, wo Millionen Menschen keinen gesicherten Zugang zum Wasser haben. Der Einbau einer einfachen Regenwasser-Sammelanlage kann eine Familie fünf bis zwölf Monate auf nachhaltige Weise mit Wasser versorgen. Hinter diesem Projekt steht die Organisation „Isla Urbana“.

Wasser im Wandel der Zeiten

Sehr interessant fand ich auch den ersten Ausstellungsraum „Wassergeschichten“, der belegt, dass das Wasser seit jeher zu unserer Kultur gehört. Neben Ausstellungsstücken, die Geschichten über unsere vielfältige Verbindung zum Wasser erzählen, gibt es eine Zeitleiste. Sie reicht von der Entstehung des Wassers auf der Erde bis ins Jahr 2050 – und zwar mit Blick auf die Bereiche Ökologie, Politik, Kultur, Design und Wissenschaft.

Die Sonderausstellung sensibilisiert für den Umgang mit der lebensnotwendigen Ressource, regt mit Buchtipps dazu an, sich weiter mit dem Thema Wasser zu beschäftigen und zeigt per Scan-Code verschiedene Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden.

Die Sonderausstellung „Water Pressure. Gestaltung für die Zukunft“ im Museum für Kunst & Gewerbe Hamburg in Zusammenarbeit mit Jane Withers Studio, London, läuft noch bis zum 13. Oktober 2024.

Schöner Episoden-Roman aus Südkorea

Roman "Frau Yeoms kleiner Laden der großen Hoffnungen" von Kim Ho-yeon, erschienen bei hanserblau im Carl Hanser Verlag

Titel: Frau Yeoms kleiner Laden der großen Hoffnungen

Autor: Kim Ho-yeon

Verlag: hanserblau in der Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG

Aus dem Koreanischen übersetzt von: Jan Henrik Dirks

Erstveröffentlichung: 2021

Deutsche Erstveröffentlichung: 15.04.2024

Gebundene Ausgabe: 320 Seiten, 22 Euro

Inhalt: Der Roman spielt im kleinen, rund um die Uhr geöffneten Gemischtwaren von Frau Yeom in Seoul. Zu Beginn des Buches stellt sie fest, dass ihr Beutel mit ihrem Portemonnaie verschwunden ist. Kurz darauf ruft ein obdachloser Mann sie an, der den Beutel gefunden hat und ihn ihr zurückgeben möchte. Beeindruckt von seiner Gewissenhaftigkeit, bewirtet Frau Yeom den Mann in ihrem Laden und lädt ihn ein, täglich in ihrem Geschäft zu essen.

Der Mann erinnert sich nicht an seine Vergangenheit und nennt sich Dok-go. Er kommt immer wieder, räumt zunächst freiwillig vor dem 24-Stunden-Laden auf, und schließlich stellt Frau Yeom ihn für die Nachtschicht ein.

Die anderen Mitarbeitenden und die Kunden begegnen Dok-go zunächst skeptisch, aber er hört ihnen zu und seine kleinen Gesten bewirken etwas bei ihnen. Ob das nun seine Kollegin ist, die Probleme mit ihrem Sohn hat, der Kunde, der nach Feierabend alleine im 24-Stunden-Laden trinkt und isst, oder die erschöpfte Schriftstellerin… Gleichzeitig gibt der Roman Einblicke in den koreanischen Alltag.

Hauptteil: Nach Verlagsangaben ist „Frau Yeoms kleiner Laden der großen Hoffnungen“ der bisher erfolgreichste Roman seines Autors Kim Ho-yeon (geboren 1974 in Seoul). In Korea wird der Roman derzeit als Theaterstück und fürs Fernsehen angepasst.

Im Mittelpunkt steht der ehemalige Obdachlose Dok-go - seine Begegnungen mit anderen Menschen und ihren Problemen sowie sein Weg zurück in die Gesellschaft. Es geht um Einsamkeit, Scheitern, um Nächstenliebe, Mitgefühl und Kommunikation. Und um Entscheidungen.

Es handelt sich um einen Episoden-Roman - hier werden in abgeschlossenen Episoden beziehungsweise Kapiteln die einzelnen Figuren mit ihrer Geschichte vorgestellt und ihre Erlebnisse rund um den 24-Stunden-Laden und Dok-go erzählt. Dabei erleben die Lesenden jedes Kapitel aus der Perspektive der betreffenden Person.

In den Anmerkungen am Ende des Romans erklärt der Übersetzer kurz einzelne, darin verwendete Begriffe, zum Beispiel die 24-Stunden-Läden, die zum koreanischen Alltag gehören.

Fazit: Was für ein schöner Episoden-Roman! Eine Art Wohlfühl-Roman - fast schon kitschig, wie ich finde, aber eben nur fast. Außerdem gibt der Roman den Lesenden spannende Einblicke in den koreanischen Alltag.

Surftipp: Kunst von zuhause aus entdecken

Neulich bin ich im Netz auf eine riesige Kunstsammlung gestoßen, in der man sich verlieren kann: die Kunsten Collektion. Das Kunsten Museum of Modern Art im dänischen Aalborg ist ein Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, dessen Sammlung fast 4.000 Werke von etwa 750 Kunstschaffenden umfasst. Etwas über 3.000 Arbeiten stammen aus Dänemark.

In seinen Räumen zeigt das Museum vorübergehende Ausstellungen mit Werken aus der Sammlung. Auf der Internetseite aber könnt Ihr die komplette Sammlung betrachten und dabei filtern nach Art des Kunstwerks - zum Beispiel Collage, Linolschnitt, Malerei, Skulptur und Zeichnung - nach Künstlerin oder Künstler, Nationalität, Geschlecht und Technik. Außerdem nach Perioden und einigen Themen, etwa Werken der von 1948 bis 1951 bestehenden Künstlergruppe CoBrA, die den Expressionismus wiederbeleben wollte, und zu deren Initiatoren der dänische Künstler Asger Jorn gehörte.

Wenn Ihr auf das jeweilige Werk klickt, erfahrt Ihr mehr über die Künstlerin oder den Künstler. Zusätzlich könnt Ihr Eure eigenen Sammlungen auf der Internetseite der Kunsten Collektion anlegen, indem Ihr auf der Detailseite eines Kunstwerks auf „Speichern“ klickt und Euch mit E-Mail-Adresse und Passwort für einen kostenlosen Account registriert. Standardmäßig sind die Sammlungen der Nutzer öffentlich sichtbar, aber Ihr könnt sie auch auf privat stellen.

Der monatliche Newsletter Wort-Dock ist kostenlos. Wer meine kreative Arbeit daran finanziell unterstützen möchte, kann das gerne hier tun:

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