Dilemma in der Wildnis
31. März 2023
Liebe Lesende,
die Bundesregierung streitet über Klimaschutz: über das Tempo, über konkrete Maßnahmen und langfristige Ziele. Immer wieder wird auch über das Streiten gestritten - nämlich darüber, wann auf dem Weg zu einer Einigung eigentlich Gesetzentwürfe nach außen kommuniziert werden. Ähnlich ist es derzeit in Brandenburg, wenn es um das Thema Wildnis geht. Der Anteil Wildnis an der Landesfläche soll von 30.000 Hektar auf 60.000 Hektar verdoppelt werden - gemäß der "Nationalen Strategie (Opens in a new window) zur Biologischen Vielfalt". Nach einem langwierigen Abstimmungsprozess innerhalb des Umweltministeriums finden (Opens in a new window) nun Gespräche vor Ort statt. Doch Fragen, Unsicherheiten und Proteste regten (Opens in a new window) sich schon im vergangenen Sommer. Sie haben sich bis heute kaum gelegt.
Es ist ein ewiges Dilemma: Wann gehören Vorschläge zur Umsetzung politischer Ziele in die Öffentlichkeit? Werden sie zu früh publik, wird womöglich über ungelegte Eier diskutiert und der Regierung Uneinigkeit und Streit vorgeworfen. Werden sie zu spät kommuniziert, fühlen sich Betroffene übergangen und Bürger nicht mitgenommen. Oft genug werden trotzdem vorab Details bekannt, die zu Protesten und verhärteten Fronten führen.
So geschehen im Spreewald. Als die neuen Wildnisziele bekannt wurden, lief das Fass bei vielen Spreewäldern über. "Für uns waren da mehrere rote Linien überschritten", sagt Falkner Schwarz, Gründer der Bürgerinitiative "Spreewald statt Wildnis" (BI). Dazu gehörten, sagt er, beispielsweise verbotene Strecken beim Spreewaldmarathon, naturschutzfachliche Einschränkungen beim "Rock in Wotschofska" oder der Baustopp für die Schleuse in Schlepzig.
Verschiedene Nutzergruppen kamen zusammen, um die BI zu gründen. "Gastronomen, Touristiker, Angler, Fischer, Jäger und Landnutzer", zählt Falkner Schwarz auf. Sie verschafften sich Informationen zu den Planungen, veröffentlichten Karten, luden Ministeriumsvertreter ein und diskutierten mit ihnen, was es bedeutet (Opens in a new window), wenn weitere Teile des Spreewaldes sich selbst überlassen werden: Die vom Menschen gemachte Kulturlandschaft verändere sich und werde den eigentlich gesteckten Zielen nicht mehr gerecht. Argumente wurden auf mehreren Veranstaltungen ausgetauscht, aber: "Unsere Fragen, etwa welche Langfristauswirkungen die Wildnisgebiete haben, wurden nicht beantwortet", sagt Falkner Schwarz.
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