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Der Esel gehört zu Weihnachten wie Krippe und Stall. Auf einem Grautier sei die hochschwangere Maria von Nazareth nach Betlehem geritten, erzählten sich die frühen Christen. Das Bild blieb im Kopf. Fünf Fakten über das vielleicht berühmteste Nutztier der Welt.
Foto: Chris Caroll, pexels
1. Ein Esel kennt die Krippe seines Herrn.
Der Evangelist Lukas erzählt uns, wie Jesus zur Welt kam – und schreibt gar nichts von einem Esel: „Da machte sich auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlecht Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“
Kein Esel, kein Stall, noch nicht einmal Schafe kommen bei Lukas vor. Die Hirten lagern bei Lukas lediglich bei ihrer Herde lagern.
Wie also kommt der Esel an die Krippe? Über den Umweg des Alten Testaments. Dort weissagt der Prophet Jesaja: "Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn." Der Esel galt als vornehmes, wichtiges Tier: gerade also gut genug für den ersehnten Retter der Welt.
Im zweiten und dritten Jahrhundert brachten die Christen die prophetischen Weissagungen mit der Geburt Jesu zusammen. Außerhalb der Bibel, wie wir sie heute kennen, sind in dieser Zeit Texte entstanden, die die Rede von Ochs und Esel aufgreifen und auf die Geburtsgeschichte Jesu beziehen. Den Propheten und frühen Christen zufolge sind gerade sie es, die Gott als erste das Kind in der Krippe erkennen. Und wenn das schon die Tiere schaffen, so die Botschaft, dann müssten es die Menschen doch auch tun.
2. Der Esel - das Haustier des Jahres 2022
„Wir Menschen haben einen großen Nutzen durch die Esel“, findet die Stiftung Bündnis Tier & Mensch, die das „Haustier des Jahres“ kürt. „Überall auf der Welt finden wir Esel, die für und mit Menschen arbeiten. Im deutschsprachigen Raum werden Esel bei Eselwanderungen, als Begleittier auf Almen, in der tiergestützten Arbeit und in der Landschaftspflege eingesetzt. Esel sind gute Begleiter und so verdienen sie es, dass wir sie nicht nur artgemäß halten, vielmehr auch ihre mentalen und sozialen Bedürfnisse würdigen und unterstützen. Es gibt nicht den dummen Esel, vielmehr ist der Esel ein Spiegel seines Halters.“
Der Welttag des Esels ist übrigens der 8. Mai.
3. Der Esel – jetzt auch in Zuchtform
Laut Deutschem Zuchtverband für Esel war der Esel bis vor kurzem das einzige Haustier, für das es kein offiziell geführtes Zuchtbuch gab. Für andere Nutztierrassen in Deutschland wurden demnach bereits im 19. Jahrhundert Zuchtverbände gegründet. Den Eselverband gibt es seit November 2012; seit 2015 führt er das Ursprungszuchtbuch der Rasse Deutscher Esel. 2019 kam das Ursprungszuchtbuch für die Rasse Thüringer Waldesel hinzu.
Wie viele Esel in Deutschland leben, scheint allerdings unklar. Gesondert statistisch erfasst werden sie nicht. Man liest von verschiedenen Schätzungen im unteren fünfstelligen Bereich. Die Gesamtpopulation aller Esel weltweit beträgt laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) von 2021 etwa 50,45 Millionen Tiere. Die meisten von ihnen leben demnach in Afrika.
Eselinnen sind zwölf Monate lang trächtig und säugen ihr Junges acht Monate lang. Esel können bis zu 50 Jahre alt werden. Sie sind gesellig, leben in Gruppen und gelten als äußerst genügsam. Esel können große Lasten tragen und sind auch in unwegsamem Gelände sehr trittsicher.
4. Der Wildesel – vom Aussterben bedroht
Der Hausesel stammt vom Afrikanischen Esel ab; sie gehören zur Gattung der Pferdeartigen.
Der Urvater aus Afrika ist bedroht: Laut Weltnaturschutzunion leben noch maximal 200 erwachsene Tiere, andere Quellen gehen von maximal 600 aus. Wildesel zählen damit zu den am meisten gefährdeten Arten unter den pferdeartigen Tieren. Ihre Hauptfeinde: die Jagd und die Konkurrenz ums Futter mit andern Nutztieren.
5. Geh Du Alter Esel
Gibt es ein Tier, das derart oft besungen, gemalt oder bedichtet wurde? Der Esel ist ein Allrounder. Er spielt eine tragende Rolle im Märchen bei den Bremer Stadtmusikanten, steht auf Hans Baldung Gemälde "Die Geburt Christi" an der Krippe und wetteifert mit dem Kuckuck um den schönsten Gesang. Musikern soll er helfen, sich die Abfolge der Durtonarten mit Kreuzzeichen im Quintenzirkel zu merken (Geh Du Alter Esel Hole Fische).
Apropos Musik: „Des Esels Schatten“ ist das letzte Bühnenstück des Komponisten Richard Strauss. Es war eine Auftragsarbeit eines Ettaler Gymnasiums. Dort ging ein Strauss-Enkel zur Schule. Die Schule wünschte sich ein heiteres Singspiel. Doch noch vor Vollendung des musikalischen Werks verstarb Richard Strauss. Der Musiklehrer des Gymnasiums stellte das Stück fertig, Uraufführung war am 7. Juni 1964 in der Benediktinerabtei Ettal.
Last, but not least:
„Es kann nur eines gelten: „Ich lese“ oder „ich Esel.““
(Stefan Hölscher, Philosoph, Psychologe, Managementberater, Trainer und Coach)
In diesem Sinne: Schön, dass Sie bis hierher dabei geblieben sind.
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