Zur Advents- und Weihnachtszeit gehört für mich wie zu keiner anderen Jahreszeit Musik, und das prägende Instrument ist für mich die Orgel.
Wer singt, betet doppelt, wird Kirchenvater Augustinus gern zitiert; der römische Bischof lebte im 4. Jahrhundert. Und jedenfalls in der Kirche singt es sich am schönsten mit der Orgel. "Der Pfarrer kann noch so toll predigen, wenn die Kirchenmusik qualitativ nicht gut ist, ist das eine schwere Einbuße für den Gottesdienst", sagt Organist Manuel Kelber-Bender. Und das klingt so selbstbewusst wie wahr. Nicht ohne Grund zählt die UNESCO die Orgel und das Orgelspiel zum immateriellen Weltkulturerbe.
Der 37-Jährige ist einer von geschätzt 16.000 Kirchenmusikern in Deutschland und sicher einer der jüngeren. Man klagt über Nachwuchsmangel in der Branche, und das nimmt nicht wunder. Eine Bindung an die Kirchenmusik entstehe schon in jungen Jahren in der Kirche, stellte eine Studie der evangelischen hannoverschen Landeskirche vor ein paar Jahren fest. Kommen keine Leute in die Kirche, kann auch keine Bindung entstehen.
Ich wollte in der Adventszeit gerne den Blick auf eine Musik lenken, die langsam vom Radar der Öffentlichkeit zu verschwinden scheint. Und ich habe einen jüngeren Organisten gesucht, der Spaß daran hat, etwas herauszuholen aus der "Königin der Instrumente" und gerne die klassischen Pfade verlässt. So bin ich bei Manuel Kelber-Bender gelandet. Mit seinen 37 Jahren ist er jünger als ich, also jung, und er ist begeisterter Musiker und Organist für katholische und evangelische Gemeinden. Wenn das nicht gelebte Ökumene ist.
Warum er sich schon als Bub an die Orgel gesetzt hat, welchen Weg er gegangen ist und welche Aufgabe er in der Kirchenmusik sieht: Darum geht es heute. Im Podcast gibt es dieses Mal viel Orgelmusik, und ich verspreche - mit einem der Stücke rechnet an der Orgel sicher niemand. Arrangiert hat es Manuel Kelber-Bender selbst.