Vier Kinder und ein Bauernhof (Solo Edition)
Lukas ist gerade das erst mal seit drei Jahren über einen längeren Zeitraum nicht zu Hause (das erste Mal überhaupt seit wir vier Kinder haben). Er befindet sich auf einer Exkursion nach Frankreich und Großbritannien. Und das gönne ich ihm von ganzen Herzen.
Gleichzeitig ist das für uns alle sehr ungewohnt. Kein Papa und eine Mama, die mit allen vier Kindern und dem Haushalt alleine klar kommen muss. Und Lukas hat alles vorbereitet, trotzdem muss und sollte ich zweimal am Tag nach den Kühen und Rindern sehen.
Ich bin schon seit ein paar Tagen sehr angespannt und stelle mir (wie immer🙄) vor, was im schlimmsten Fall wohl passieren könnte und wie ich dann reagiere und wen ich anrufen könnte. (Das ist so ein transgenerationales Ding).
Überraschenderweise funktioniert alles bisher ganz einwandfrei und sehr gut. Die Kinder sind echte Goldschätze und kooperieren ganz viel und gut. Es läuft! Und zwar gut!
Heute Morgen gab es dann aber doch eine Situation: wir waren alle viel zu früh wach und ich habe auch nicht soo gut geschlafen (mein Sicherheitsanker ist halt nicht hier). Und dann wollte der Prinz einen Apfel. Und zwar genau 1 Viertel ohne Schale und drei mit. Und in meiner geistigen Abwesenheit habe ich ohne es zu merken 2 Viertel geschält 😱.
Der Tobsuchtsanfall folgte prompt. Und ja ich habe mir gedacht, was daran so schlimm sein kann, dass ich einen Apfel zu viel geschält habe und ja ich habe geschimpft. Dann ist mir aufgegangen, dass es überhaupt nicht um den Apfel ging.
Papa ist weg (und ich, als logisch denkender Erwachsener, weiß, dass Papa wieder kommt und fühle mich trotzdem angespannt)! Alles ist anders! Mama ist angespannt und gestresst! Und ich habe auf nichts davon einen Einfluss und möchte wenigstens kontrollieren, wie ich meinen Apfel bekomme…
Nachdem ich das verstanden habe, konnten wir die Situation super schnell klären (er hat das eine Viertel, das ich zu viel geschält hatte, einfach nicht gegessen, sondern nur die anderen drei).
Ich habe im Laufe der Jahre allerdings verstanden, dass die meisten Trotzanfälle wenig mit Trotz zu tun haben, sondern meist aus ganz anderen überfordernden Gefühlen und Situationen entstehen und nichts mit auf der Nase herum tanzen zu tun haben.