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Die Geschichte beginnt

Ich habe nach reiflicher Überlegung den Entschlus gefasst, mit einem meiner ältesten Projekte zu starten. Der Almanach, so der nenne ich das komplexe Gebilde, entstand aus der Idee ein Brettspiel zu entwerfen. Diese Idee ist noch da. Aber es kamen auch immer mehr Figuren hinzu, Handlungen und Gebiete. All das wollte aus dem Kopf und mündete in einem Wahnsinns-Projekt. Aktuell sind genug Inhalte konzeptioniert, das es für 15 bis 20 Bücher reicht, die Nebenhandlungen und innerweltlichen Vorgänge noch nicht eingerechnet.

Also fangen wir an. Die ersten 5 Kapitel (grob 5000 Wörter), stelle ich euch frei zum Lesen zu Verfügung.

Thalaris Almanach - Buch 1: Initiierung 

1 - Die Frau am Feuer

Die Frau saß schon lange an dem Feuer, ließ sich die Knochen wärmen. Der flackernde Schein warf Schatten auf ihr glattes Gesicht. Glatt bis auf eine wulstige Narbe am Kinn. Das Licht des Feuers spielte mit ihrem Antlitz, ließ sie mal grausam, dann wieder erschöpft aussehen. Letzteres war sie vermutlich, denn sie hockte zusammengekauert auf ihrem Platz und hatte sich seit einiger Zeit nicht gerührt. Stattdessen starrte sie in die Flammen.

Drei Kinder, etwa acht oder neun Zyklen alt, näherten sich vorsichtig. Zwei Mädchen und ein Junge. Die Mädchen gehörten den Wyldlingen an. Eines dem Stamm der Furkia, das andere dem Clan der Bulfer. War das Erste schlank und hatte rötliches Gesichtsfell, so war das Zweite stämmig, mit lockigem Haar und breiter Nase. Selbstbewusst hielten sie auf die Frau zu. Der Junge blieb etwas im Hintergrund, bis das Furkia-Mädchen ihn heranwinkte.

„Geht es dir gut?“, fragte das Bulfer-Mädchen. Die Frau hob die Brauen. Sie hatte die Gruppe gehört, während sie sich berieten, ob sie näherkommen sollten. Ein leichtes Lächeln zog sich über ihr Gesicht.

„Danke. Mir geht es gut!“, erwiderte sie. Das Furkia-Mädchen trat näher. "Ich bin Heyla, das ist Vytana. Und unser Freund da hinten ist Oralf.“

Die Frau lächelte jetzt etwas breiter. „Ihr seid ein interessantes Gespann. Freut mich, euch kennenzulernen. Mein Name ist Meleya. Meleya Vorkas.“

Die drei sprangen überrascht etwas nach hinten. „Meleya die Sammlerin? Die Gebieterin über die Ytar? Die Reisende, die Frieden bringt?“, sprudelte es aus Heyla heraus. 

Meleya lachte und strich sich ihr langes weißes Haar nach hinten. „Sachte, sachte. So viele Titel stehen mir gar nicht zu. Meleya, die Reisende reicht völlig.“

„Aber du bist eine Heldin!“, widersprach Oralf, mutiger geworden durch die freundliche Geste der bewunderten Frau.

„Ich würde es nicht Heldin nennen“, murmelte Meleya. „Ich bin alles andere als das.“

„Aber es gibt Geschichten über dich. Und du bist viel jünger als darin erzählt wird. Du müsstest längst tot sein. Oder...“, meinte Vytana aufgeregt.

„Das müsste ich tatsächlich, da hast du recht, mein Kind. Kommt, setzt euch zu mir.“

Die drei taten wie geheißen und Meleya zog eine Flasche Beerensporn aus ihrem Mantel. Dazu vier Becher. Sie schenkte allen ein.

„Du sammelst Geschichten, richtig? Von überall und von vor der letzten großen Welle.“

Meleya schaute Heyla überrascht an. „Ihr wisst, dass es die große Welle gab? Das die Mechanik zurückgesetzt wurde? Wie?“

Vytana trank ihren Becher aus und stellte ihn vorsichtig ab. Mit ihren drei Fingern sah merkwürdig aus, doch Bulfer waren geschickter als jedes andere Volk. Was daran lag, dass sie von Beginn an klarkommen mussten, denn die meisten Gegenstände waren auf mindesten vier Finger ausgelegt. Zu dem Zeitpunkt, als die Bulfer auftauchten, gab es nichts, was ihrer Anatomie gerecht werden konnte. Sie waren stämmig, hatten eben die drei Finger und lange Beine, die an Hinterläufe von Sandbüffel erinnerten. Der Kopf war größer und leicht nach vorn gezogen. Was sie alle einte, waren die breite Nase und aufgeweckte Blick der stets braunen oder goldbraunen Augen. Bulfer hielt man anhand ihres Clanfellstreifens auseinander, der an verschiedenen Körperstellen zu sehen war. Und jeweils eine andere Farbe hatte.

All das war Meleya geläufig. Ihre Reise führte sie vor acht Umläufen durch Bulfergebiet. Es waren freundliche Wesen, die teilten und nichts von Kriegsführung hielten. Streitigkeiten trugen sie in einem Duell aus. „Natürlich wissen wir davon. Wir kamen kurz vor dieser Welle an und waren bei allen nicht betroffen“, riss sie Vytanas Stimme aus den Gedanken.

„Stimmt, das haben mir eure Clanführer erzählt als ich durch euer Gebiet reiste.“

„Unser Gebiet? Das muss lange her sein. Wir haben kein Territorium mehr, seit der Aurafürst Thyla zwang, das Taversum umzugestalten.“

Meleya stutzte. Das konnte nicht sein. Wie sie überlegt hatte, war ihre Reise erst wenige Umläufe her. Als Legendensammlerin wusste sie, dass kaum ein Volk sich an die Erschaffung Thalaris‘ erinnerte. Es wurde schlicht als Legende abgetan. Der Fürst galt als Kreatur, die nur dazu diente, Kindern einen Schrecken einzujagen, wenn sie Unsinn im Kopf hatten.

„Wie ist das möglich?“, fragte sie.

„Was? Das wir davon wissen?“, erwiderte Oralf. Seine lange, kräftige Gestalt wies ihn als Norder aus. Voll Kummer dachte sie an Erish Nordrang, ihren Freund und Weggefährten vor unzähligen Umläufen, weit nachdem ...

„Ja!“

„Möglicherweise bist du länger unterwegs als du selber weißt. Ich kann mir vorstellen, dass du so viele Geschichten in deinem Kopf mit dir führst, dass du die Chronologie der Äther durcheinander bringst.“

Oralf hielt ihr den Becher hin und sie goss Beerensporn nach. Nachdenklich nickte sie. Dann zog Meleya ein dickes Buch aus ihrem Mantel. Die Kinder staunten.

„Das hier ist der Almanach. So nenne ich ihn. In diesem Buch erfasse ich alles, was ich erlebe und was mir erzählt wird. Oft genauso wie es mir zugetragen wird. Ich glaube, ich sollte dieses Werk aktualisieren. Aber damit das klappt, sollte ich euch erst einmal  berichten, wie alles begann oder? Bevor der Fürst auftauchte. Lange bevor Thyla auf den Plan trat und die Dinge tat, die uns heute unsere Heimat geben. Habt ihr etwas Zeit? Das wird eine lange Geschichte.“

Die drei nickten. Meleya sah, wie sich weitere Bewohner des kleinen Zeltdorfes näherten. Mit einer Geste bot sie an, dass sich alle zu ihr ans Feuer gesellen mögen. Eine Furkia-Frau reichte ihr einen Becher Wasser. Andere legten Brot dazu. Dann nahmen sie Platz und schauten Meleya ehrfürchtig, teilweise aufgeregt an.

Meleya schluckte, trank etwas Wasser, um ihren Hals zu befeuchten, und schlug ihren Almanach auf.

„Alles begann mit einem jungen Mann, der  nicht hier hergehörte. Und doch so viel für uns tat. Alles begann mit Ruphart, dem Alchemagus.“

Teaserbild: <a href="https://de.freepik.com/fotos/gebirge">Gebirge Foto erstellt von liuzishan - de.freepik.com</a>

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