Eine leicht graue Woche
Ich wollte heute eigentlich nur einen sehr, sehr kurzen Newsletter schreiben.
Psychisch ist es gerade nicht die einfachste Zeit. Zudem muss ich Lesungen organisieren oder halten, teilweise sogar mit Sohn, weil spontan die ganze Kinderbetreuung auseinandergefallen ist. War aber eigentlich ganz lustig. Und immerhin das erste Mal, dass während ich lese, jemand das komplette Dschungelbuch schaut.
Dann habe ich am Sonntag SCHON WIEDER meine schöne Ledertasche verloren. Inklusive meiner sehr guten Kopfhörer. Im Gegensatz zu Bukowski bin ich anscheinend der Mann OHNE Ledertasche. Aber diese Geschichte findet ihr hier (Abre numa nova janela).
Den ganzen Krimskrams, der sich in der Tasche befand, muss ich auch wieder neu besorgen. Kopfhörer natürlich, aber – da ich stets eine sehr gut sortierte Tasche im Stil einer sogenannten "Dame" vorweisen kann –auch so kleine Details wie Brillenputztuch, Stift, Medikamente, Handcreme oder diverse Ladekabel. Ich h̶a̶b̶e̶ hatte sogar immer so kleine Salz- und Pfeffertütchen dabei, falls ich unterwegs etwas esse, das mir eben nicht salzig oder eben pfeffrig genug vorkommt. Freeeeeak!
Na ja ... kurzum: Es ist ein bisschen anstrengend gerade. Dazu kommt ja dann auch immer noch der ganz normale Wochen-Wahnsinn: E-Mails, Scherze für die heute show online, meine verschiedenen Jobs in der Werbung, Spielplatz, Kochen, Einkaufen, Insbettbringen, alle drei Tage Zähne Putzen, Markus Lanz schauen, Blablablubb.
Apropos Markus Lanz und Blablablubb: Ich wollte eigentlich über Gestalten wie Precht, Augstein oder Wagenknecht schreiben, die ständig erwähnen, dass man mit Russland doch verhandeln solle, obwohl jeder sieht, weiß und spürt, dass eine ziemlich wichtige Figur in diesen Verhandlungen dafür NULL Interesse zeigt. Aber obwohl es mich sehr ärgert, habe ich selbst dazu keine große Lust.
Wie erwähnt, die Zeichen standen auf: Sehr knapper Newsletter.
Dann aber, noch im Bett liegend, erinnerte mich Facebook an ein Ereignis vor drei Jahren. Es fand auf der Frankfurter Buchmesse statt, die ich damals aufgrund des Neurosen-Buch (Abre numa nova janela) besuchte. Und weil ich diese Geschichte bis heute sehr schön finde und sie sicher dem Großteil von euch noch unbekannt ist, geht es in diesem Newsletter genau darum. Bin ja wohl vertraglich nicht verpflichtet, mir hier immer jede Woche 'was Neues ausdenken zu müssen!!!!!! 😡
Hier kommt sie also, die Geschichte!
Buchmesse Frankfurt 2019. Nach meiner kleinen Lesung am Samstag sitze ich mit Nina vom Verlag noch in im Foyer der Bar, in der sich alle irgendwann treffen. Ich gehe eine rauchen. Also dampfen. Ach, egal. Vor der Tür, im Hellgrauen der Raucherecke, steht eine Gruppe Frauen, die ebenfalls zu meiner Verlagsgruppe gehören, mit einer Autorin. Ich geselle mich dazu.
Wirkt sehr nett, diese Autorin. Ich tippe vom Typ her auf leicht erotisch angehauchte Mittelalterromane. Wir kommen ins Gespräch, aber auf Englisch. Die Autorin spricht kein Deutsch. Es geht schnell um OCD, also der internationale Name der Zwangserkrankung, weil ich ihr von den Verlagsdamen ungefähr so vorgestellt werde: "Funny guy – but a bit insane." Na ja ... so ähnlich. Bisschen liebevoller.
Sie sagt, sie sei auch sehr neurotisch. Wie sehr ich es auf einer Skala von eins bis zehn sei, fragt sie. Ich antworte sieben. Sie sagt fünf. Dann doch eher acht, wenn du schon fünf bist, korrigiere ich mich nach oben. Wir lachen. Ihr Blick fällt auf mein Tabakverdampfgerät. Sie fragt, was das sei, ich sage "Crack". Irgendwoher müssen die Ideen schließlich kommen. Wir lachen erneut, dieses mal sehr laut. Sie betont, sie bevorzuge ganz klassisch Alkohol.
Glaube ich sofort. Mit ihr würde man herzlich gerne zwei Flaschen Wein trinken und quatschen, denke ich. Wirklich nett. Hoffentlich verkaufen sich die Mittelalterromane gut. Scheint so, denn laut Verlag hat sie an diesem Tag sehr, sehr lange signiert. Stunden.
Ich verabschiede mich schließlich von der netten Mittelalter-Frau und kehre zu Nina im Foyer zurück. Während ich zurückgehe, habe ich einen Gedankenblitz. Ach, Mist. Wir haben doch vor einer Weile darüber gesprochen, dass ... kann es sein ... NEIN! Oder doch ...???
Ich erreiche Nina und frage sie auf der Stelle, was diese Autorin draußen vor der Tür so schreibt. Die Antwort fällt recht knapp aus:
"50 Shades of Grey".
Fesselnde Grüße
Peter
P.S
Dieser Newsletter hat aktuell ungefähr 2800 Abonnenten und genau 129 zahlende Mitglieder. Damit er langfristig weiterbetrieben wird, sollten es irgendwann mindestens zahlende 200 Mitglieder werden. Wenn er dir also öfter ein bisschen Freude bereitet und du es dir leisten kannst, werde gerne Mitglied.
Ansonsten hilft es mir aber auch sehr, wenn du diesen Newsletter persönlich oder in den sozialen Medien weiterempfiehlst. Und mir ist noch wichtig zu sagen: Grundsätzlich freue ich mich über jeden, der hier mitliest. Das bleibt dauerhaft absolut kostenlos. Nur wer etwas zahlen kann und möchte, darf das herzlich gerne tun.
Übrigens: Nur Mitglieder sehen hier drunter ein Bild von einem weiteren sehr bekannten Menschen, den ich auf dieser Buchmesse getroffen habe. Ich frage fast nie nach Selfies, aber da schon.
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