Saltar para o conteúdo principal

Der milde Verlauf

„Ich wünsche dir einen milden Verlauf“. Ich kann es nicht mehr hören! Und ich bin erst seit gut zwei, drei Tagen offiziell in das Corona-Game eingestiegen. Aber „Ich wünsche dir einen milden Verlauf“ ist wirklich ein furchtbarer Satz!

„Gute Besserung“, „Hals- und Beinbruch“, „Volle Energie auf die Abwehrkräfte“, „Gut Rotz“, „Netflix and Chill“ … nehme ich alles. Aber bitte keinen „milden Verlauf“ mehr. Milde verlaufen mag ich mich höchstens, wenn ich zu Fuß in einer unbekannten Gegend unterwegs bin.

Außerdem – Glück im Unglück – erlebe ich bereits einen dieser milden Verläufe. Irgendwo zwischen Erkältung und grippalem Infekt. Die Nase läuft ein bisschen, ich lege mich auch mal gerne ein Viertelstündchen hin und abends sind die Glieder schwer. Also bis auf die laufende Nase im Grunde alles so, wie wenn ich gesund bin.

Der „milde Verlauf“, so schön es ist, ihm gerade zu folgen, hat allerdings auch seine Tücken. Denn er hat es mir ziemlich schwer gemacht, zu erkennen, dass ich überhaupt Corona haben könnte. Bereits vier Tage bevor mein Test positiv war, am Samstagmorgen, hatte ich Symptömchen. So ein bisschen ein Kater-Gefühl. Das Problem allerdings war, dass ich tatsächlich auch einen Kater hatte. Bruder Volker war in der Stadt und wir waren am Vortag aus.

Trotzdem schwang seitdem ein „Nicht, dass es doch Corona ist“ mit. Schließlich haben es gerade ALLE. Das Virus ist derzeit verbreiteter als Tennissocken unter jungen Berlinern. Also testete ich mich. Am Montag. Negativ. Am Dienstag, direkt vor meiner Geburtstagsfeier: Negativ. Also wohl doch eher ein Kater, dachte ich beruhigt.

Am Mittwoch morgen gegen sechs Uhr – nach der Feier – ­­dann wieder Symptome. Dieses mal definitiv Kater. Dennoch testete ich mich zur Sicherheit erneut und als ich das erste mal nach circa zehn Minuten in Richtung des weißen Plastik-Rechtecks schaute, erblickte ich das, was Hamburger sehen würden, wenn die Reeperbahn plötzlich Konkurrenz bekommen würde: Ein zweiter Strich! Mist!

Auf den Schock legte ich mich erst noch mal zwei Stündchen hin und wiederholte das ganze Prozedere dann gegen neun Uhr. Noch mal zwei Striche. Insgesamt also schon vier. Die Beweislage war eindeutig. Corona. Doppel-Mist.

Es gibt schöne Dinge, die man verkatert am Tag nach seinem Geburtstag machen kann und es gibt nicht so schöne. Zu den eher nicht so schönen gehört, allen Besuchern seiner Feier eine Nachricht zu schreiben, dass man sie nicht nur freudig empfangen, sondern eventuell auch angesteckt hat.

HÄTTE DENN DIESER OLLE TEST NICHT EINFACH EINEN HALBEN TAG VORHER ANSCHLAGEN KÖNNEN!!!

Ich verschickte also an alle Besucher der Feier diese Nachricht:

Schön, dass du oder ihr gestern da wart. Ich habe leider seit heute Morgen einen positiven Coronatest. Na ja ... zwei. Sehr bescheuertes Timing von diesem Virus, sich erst NACH der Feier zu zeigen. Ich hatte mich vorher extra zweimal getestet. Bin sehr froh, dass es immerhin an der frischen Luft war und hoffe, dich oder euch erwischt es nicht. Sorry für diese doofe Pointe zu einer eigentlich sehr schönen Feier.

Ich war tatsächlich SEHR froh, dass wir an der frischen Luft feierten. In einem geschlossenen Raum wäre es vermutlich ein Super-Spreader-Event geworden. Immerhin blieb mir also eine Nachricht wie diese erspart:

Schön, dass du gestern an meinem Geburtstag drei Stunden mit mir in diesem sechs Quadratmeter großen Escape-Room gefangen warst. Ich habe leider schlechte Nachrichten. Aber reden wir doch erst mal darüber, wie cool es war, als Carola herausgefand, dass die Zahlen auf den blauen Briefmarken richtig kombiniert den Code des goldenen Tresors ergaben …

(Randnotiz: Ich mag Escape-Room-Spiele NICHT SONDERLICH GERNE!)

Apropos Code! Ich wollte meine Erkrankung natürlich melden. Also rief ich bei der Hotline der Corona-App an, um eine Tan zu erhalten, mit der ich meine Erkrankung dort eingeben kann. Einen QR-Code besaß ich natürlich nicht, da ich mich schließlich selbst getestet hatte.

In der Hotline der App erzählte mir ein maximal mittel-freundlicher Mitarbeiter, dass es ohne einen offiziellen Test gar nicht möglich ist, seine Erkrankung zu melden. Aber wenn ich den Ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116 117 anrufen würde, käme auch jemand bei mir vorbei. Wow! Von wegen Servicewüste Deutschland. Genial! Ich meldete mich sofort dort – und na ja … die wussten relativ wenig davon und verwiesen mich darauf, erst mal den Hausarzt anzurufen. Bei meiner Hausärztin allerdings geht seit ungefähr 1,5 Jahren wirklich NIEMAND mehr ans Telefon – vermutlich überlastet.

Das bedeutet, ich muss, obwohl ich zu Hause bleiben soll, vor die Tür, um zu einer Teststation zu laufen. Dort lasse ich mich auf etwas testen, von dem ich schon weiß, dass ich es habe und erhalte das Ergebnis wegen der komplett ausgelasteten Labore ungefähr dann, wenn ich definitiv wieder gesund bin.

Na, mal schauen, ob ich das noch mache. Mir erscheint es momentan praktikabler, einfach Karl Lauterbach direkt anzurufen.

Ich verstehe schon, dass die Meldung nicht ganz easy sein darf, sonst würden Querdenker oder Spaßvögel vielleicht das System torpedieren. Aber so ganz durchdacht erscheint mir das alles auch nicht, vor allem, seit PCR-Tests knapper geworden sind als Speiseöl.

Na ja … jetzt sitze ich hier zu Hause, gut isoliert wie eine hochwertige Thermoskanne. Mir geht es prima. Ich habe einen kleinen Balkon, Hoch Peter bringt immer noch Sonne und da ich der festen Überzeugung bin, dass es okay ist, Lieferdienste wie Flink zu nutzen, wenn man Wertschätzung der Mitarbeiter, Dank und Trinkgeld kombiniert, verhungere und verdurste ich auch nicht.

Allerdings frage ich mich auch, wie das eine – sagen wir – arbeitslose, alleinerziehende Dreifach-Mutter macht, die sich Dienste wie Flink nicht leisten kann, sondern auf den Discounter angewiesen ist und vielleicht gerade in eine Stadt umgezogen ist, in der sie noch niemanden kennt.

Also ja, mir geht es gut. Trotz Corona. Oder – ich würde gerne behaupten, das Wortspiel stammt von mir, aber es wurde mir auf Instagram zugeschickt – CoWitt 22.

Vielleicht hätte eine Impfpflicht verhindern können, dass wir jetzt, im Frühling 2022, zwei Jahre nach dem Beginn der Pandemie, noch immer von Welle zu Welle hopsen wie David Hasselhoff in Baywatch. Ich weiß es nicht. Ich bin trotzdem gegen eine Impfpflicht. Und nächste Woche schreibe ich vielleicht, warum.

Alles wird gut

Peter

  • Danke für das Lesen bis hierhin! Wenn euch dieser Newsletter gut gefällt, werdet gerne Unterstützer. Unterstützer erhalten jeden Monat einen zusätzlichen Newsletter, den alle anderen nicht bekommen. Außerdem helfen sie mir sehr dabei, zu schauen, ob aus diesem Projekt ein richtiger Job für mich entstehen könnte.

  • Ansonsten hilft es mir aber auch sehr, wenn ihr diesen Newsletter euren Followern in den sozialen Medien empfehlt. Das ist der Link: https://steadyhq.com/de/wittkamps-woche/

2 comentários

Gostaria de ver os comentários?
Torne-se membro de Wittkamp to go para participar no debate.
Torne-se membro