VH17 Die Wacht am Bosporus, 2023 wie 1923

Stinson, Standing behind him, Dayton Daily News, 13. März 1923

Die Ukraine, mit ihren fruchtbaren Schwarzerdeböden schon immer die "Kornkammer Europas", stieg nach dem Untergang der Sowjetunion zu einem der größten Nahrungsmittelexporteure der Welt. Infolge des Krieges sank seit 2022 jedoch nicht nur die Agrarproduktion, auch die Ausfuhr von Getreide und anderen landwirtschaftlichen Produkten wurde immer schwieriger. Das gilt insbesondere, seit Russland das zwischenzeitlich ausgehandelte Getreideabkommen wieder kündigte: Seit dem 17. Juli betrachtet Moskau alle Schiffe mit Kurs auf die Ukraine als legitime militärische Ziele. Hinzu kommen - wie am Wochenende - russische Raketenangriffe auf Silos und Hafenanlagen.

Nach dem Ende des Getreideabkommens stieg der Getreidepreise an den Weltmärkten um mehr als zehn Prozent an. Ein geringeres Angebot zieht – bei gleichbleibender Nachfrage – zwangläufig höhere Preise nach sich. Dies wird die Ärmsten der Armen in den Entwicklungsländern besonders treffen.

Wie vor 100 Jahren sind es die Türkei und Russland/ die Sowjetunion, die den Zugang zum bzw. die Ausfahrt aus dem Schwarzen Meer kontrollieren. Heute wie damals sind sich Moskau wie Ankara in ihrem Ziel einig, die militärische Präsenz der westlichen Akteure im Schwarzen Meer zu beschränken.

Obwohl NATO-Mitglied, pflegt die Türkei ihre derzeit guten Beziehungen zu Moskau. Erdogan gefällt sich sichtlich in der Vermittlerrolle. Seine Strategie: der geopolitische Schlüsselposition nutzen, um die Türkei zur Großmacht zu machen. Aktuell sieht es dennoch nicht danach aus, als könnte Ankara ein neues Getreideabkommen vermitteln: Putin setzt weiterhin auf Eskalation.

Neben der stereotypen Darstellung des Osmanen, der mit Krummdolch und großem Ohrring zugleich an einen Seeräuber erinnert, ist an der Karikatur Stinsons außerdem noch interessant, das für ihn der "Nahe Osten" scheinbar schon in Istanbul beginnt.

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