Waldorfschulen können wie eine kleine heile Welt wirken. Mit ihren Pastellfarben, den Materialien und den hübsch dekorierten Räumen stellen sie einen Kontrast zu den oft sehr alten und gerne auch mal baulich heruntergekommenen Gebäuden der öffentlichen Schulen dar. In ihren Webauftritten stellen sich die Schulen als einen Ort vor, der weltoffen und gleichzeitig behütend wirkt. Einen Ort, an dem jedes Kind ganz individuell wachsen und erwachsen werden darf. Ohne Notendruck oder störende Einflüsse.
Und doch haben sich in den letzten Jahren die Nachrichten über Fälle von psychischer, körperlicher oder auch sexualisierter Gewalt gehäuft. Wurde die Öffentlichkeit irritiert darauf aufmerksam, dass bei Demonstrationen aus dem Verschwörungsmilieu oft Menschen mit Waldorfbackground mitwirken. Eine der klassischen Reaktionen auf die Kritik an Waldorfschulen lautet:
„Jede Schule ist unterschiedlich.“
„Vielleicht ist an dieser oder jener Schule was falsch gelaufen.“
„Das hat aber nichts mit der Anthroposophie zu tun.“
„Überhaupt, nicht jede Schule ist versteinert. Viele Waldorfschulen haben sich von Rudolf Steiner und seiner Anthroposophie gelöst.“
„Also an meiner Schule habe ich von der Anthroposophie nichts mitbekommen.“
Handelt es sich also immer um Einzelfälle? Sind die meisten Waldorfschulen in Wirklichkeit gar nicht anthroposophisch?
Mein Projekt begegnet dieser Verharmlosung, in dem ich mir unterschiedliche Schulen in unterschiedlichen Bundesländern anschaue. Meist reicht dafür der Webauftritt der Schulen. Hin und wieder werde ich aber auch Feste, Infotage oder die Schulen einfach so besuchen. Bei jeder Schule schaue ich mir einen Aspekt der Waldorfschule an und prüfe, wie viel Anthroposophie und Rudolf Steiner dahintersteckt. Denn oft verwenden Anthroposophen Begriffe, unter denen wir etwas völlig anderes verstehen, als sie es tun. Das führt Menschen in die Irre und verschleiert das eigentliche Denken und Handeln der Lehrkräfte an Waldorfschulen. Für viele Eltern und Kinder ist die dahinterstehende Weltsicht nicht transparent. Das möchte ich ändern.
Und zwischendurch poste ich persönliche Texte über meine Kindheit und Jugend in der Anthroposophie. Meist im Bezug auf aktuelle Themen.