Ossi-Bashing, Vegan-Terror, Raab-Comeback
Liebe Leser*innen,
das Volk hat laut und deutlich gesprochen. Und wir haben zugehört! Wir haben verstanden: So kann es nicht weitergehen. Abgehängt, vergessen, enttäuscht, marginalisiert, ungewaschen, strukturschwach, abgehängt, alleine gelassen. So fühlt sich ganz Thüringen, kann es aber nicht ausdrücken und musste deshalb AfD wählen. Die TITANIC-Newsletterredaktion hat für diese Entwicklung vollstes Verständnis und distanziert sich als Zeichen guten Willens von jeder Form des Ossi-Bashings wie dem vorvorangegangenen Satz oder diesem Cartoon:
In einem Punkt ist Thüringen jedoch überraschend progressiv: Thüringer Klöße sind von Natur aus vegan. Das gab auch dem ehemaligen Rinderfürsten und jetzigen Hülsenfruchtherzog Tönnies zu denken:
Tönnies wird vegan
Der Fleischkonzern Tönnies hat in ein Start-up für alternative Proteine investiert und wird dem großen Rivalen Rügenwalder ab sofort mit einer Vielzahl von veganen Produkten Konkurrenz machen. Miteigentümer und Geschäftsführer Max Tönnies hat bei der unternehmerischen Zeitenwende durchaus gemischte Gefühle: »Wir hassen Veganer nach wie vor aus tiefster Seele, aber auf die riesigen Gewinne aus dem Fleischersatzgeschäft möchten wir natürlich ungern verzichten.« Dabei findet er Alternativen wie Seitanwürste nicht per se schlecht. »Gelegentlich esse ich sogar welche, wenn ich mich zum Beispiel nach stundenlangen Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft endlich übergeben will.« Dass seine Angestellten statt in blutverschmierten Schürzen nun mit albernen Strohhüten und grünen Gärtnerwesten herumlaufen sollen, hat dem Junior-Chef zufolge hingegen hauptsächlich betriebswirtschaftliche Gründe. »Wenn meine rumänischen Mitarbeiter statt Rinderhälften nur noch Säcke mit selbstgeernteten Hülsenfrüchten auf Haken wuchten müssen, erlischt natürlich auch der Anspruch auf den branchenüblichen Mindestlohn«, reibt sich der Jungunternehmer die Hände. Damit traditionelle Tönnies-Fleischprodukte im Laden vom veganen Sortiment besser zu unterscheiden sind, sollen erstere hauptsächlich Knorpel und Fett enthalten und durch kleine Aromaöffnungen in der Verpackung den Geruch von Verwesung verströmen. »Im Grunde bleibt also alles so, wie es ist«, fasst der Ruhrpott-Yuppie zusammen, »und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Nach dem ganzen Gerede über texturiertes Soja und Steckrübenschnitzel brauche ich erst einmal einen kräftigen Schluck aus dem Bluteimer.«
PH
Winterkorn ist nicht nur die ballaststoffreiche Geheimzutat der neuentwickelten veganen »Tönnies Power-Kutteln«, sondern auch der Name des ehemaligen VW-Managers. Auch dieser hat gerade viel Ballast zu stemmen.
Um zu zeigen, dass wir es ernst meinen, distanzieren wir uns an dieser Stelle erneut: Die verbreitete Veganismus- und Anti-Auto-Propaganda entspricht nicht der offiziellen Direktive der TITANIC-Newsletter-Redaktion. Zur Beruhigung der Gemüter hier ein guter alter Bildwitz.
Apropos alt: Alles Wichtige zum Raab-Comeback weiß unser RTL-Korrespondent Torsten Gaitzsch.
Liebe Leserinnen und Leser,
der Branchendienst DWDL meldet, dass Stefan Raab mit RTL einen 90-Millionen-Euro-Deal ausgehandelt habe. Gut so! Mit solchen Summen bewegt sich das deutsche Fernsehen endlich mal auf achtbarem, beinahe amerikanischem Niveau. Das Privatfernsehen, wohlgemerkt. Das öffentlich-rechtliche scheint gagenmäßig nach wie vor ein Jammertal zu sein. Anfang des Jahres kursierte eine Auflistung der Honorare von ZDF-Promis, und was als »Spitzengehälter« verstanden wurde, war einfach nur traurig. Einige der populärsten Moderatorinnen und Showmaster der Republik werden mit weniger als einer Million per annum abgespeist, die Top 3 – ein Talkshow-Host, ein Koch und ein Satiriker – kommen zusammen auf weniger als das, was Johnny Carson in den 1970ern eingestrichen hat (nicht inflationsbereinigt!). Dass die nicht geschlossen zu den Privaten »rübermachen«, ist so unverständlich wie ehrenhaft.
Als Nächstes müssen wir an die Spielshow-Gewinne ran. Im Rahmen des 25jährigen Jubiläums von »Wer wird Millionär?« veranstaltete RTL gerade eine »3-Millionen-Euro-Woche«. Now we’re talking! Es soll sich doch lohnen, vor Hunderttausenden Menschen Wissensfragen zu beantworten. Selbst mit vorsichtigem Taktieren kannst du im US-»Jeopardy!« als Eintags-Champion 20 000 Dollar mit nach Hause nehmen. Was gibt’s bei den Vorabend-Quizsendungen im ÖR zu gewinnen? 200 Euro und eine Kaffeetasse?
Leider hat dieses Land über alle politischen Lager hinweg ein Neidproblem. »Dieser blöde Raab verdient viel zu viel!« keifen die Missgünstlinge. Ich aber sage: Wir Nicht-Raabs verdienen zu wenig! Eine Gesellschaft, die sich nicht als »Europoor« verspotten lassen will, sollte kräftig das Geldsäckel schütteln. Warum nicht in der Entertainment-Branche anfangen? Lasst den Rubel rollen! Wo die Kohle herkommen und hinfließen soll, erkläre ich demnächst in einem von der Friedrich-Naumann-Stiftung geförderten Aufsatz.
Ihr Torsten Gaitzsch
Verabschiedet sich ebenfalls und wünscht Ihnen ein gut informiertes Wochenende:
Ihre TITANIC-Redaktion
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Nächsten Dienstag, den 10.9., um 20:30 Uhr im Club Voltaire (Kleine Hochstraße 5, 60313 Frankfurt am Main) mit Stargast Miriam Wurster. Die mehrfach ausgezeichnete Cartoonistin wird eine Auswahl ihrer besten Zeichnungen präsentieren.
Eintritt: 9€
Tickets sind nur an der Abendkasse erhältlich.
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