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EIN BESONDERER CLOWNS-AUFLAUF

FILM-KRITIK

Clowns, Horror und Gewalt: Das passte irgendwie schon immer gut zusammen und zuletzt hypte es in dem Bereich ordentlich rum. Ob Art the Clown in den Terrifier-Filmen (sehr gespannt auf das große Finale) oder Bill Skarsgård als Pennywise in der stimmungsvollen IT-Wiederbelebung (ab Herbst schlüpft er in der HBO-Prequel-Serie IT: Welcome to Derry erneut in das Dancing-Clown-Costume).

Genau wie IT von Stephen King fing auch der neueste, diese Woche in unseren Kinos startende Clown-Horror als gedruckte Geschichte an. Clown in a Cornfield von Eli Craig (Tucker and Dale vs. Evil, Little Evil) basiert auf dem gleichnamigen Roman von Adam Cesare, der hierzulande im Festa Verlag als Clown im Maisfeld erschienen ist und Buch wie Film (Drehbuch von Carter Blanchard und Eli Craig) sind mitnichten ein halbgarer, zweiter oder dritter Aufguss abgestandenen Kamillentees.

Ganz im Gegenteil finden sich im beschaulich-heruntergekommenen Kettle Springs viele neue Ideen, erstaunlich viel Politik und Gesellschaftskritik, ein kleiner Haufen vergleichsweise glaubwürdiger und sympathischer potenzieller Teenager-Opfer sowie reichlich schauspielerisches (Nachwuchs-)Talent. Oh, und eine solide Portion Queer- respektive Gayness, die – kleiner Spoiler Alert – möglicherweise mal nicht dem üblichen Trope geopfert wird.

Wuuuuh // © Constantin Film Verleih GmbH

Im September 1991 lässt eine Gruppe Teenager in der Abgeschiedenheit eines langen, üppigen Maisfeldes, das an eine verlassene Scheune grenzt, mal die Sau raus. Zwei von ihnen, Jessica (Kaitlyn Bacon) und Tyler (Dylan McEwan), sondern sich ab, um sich ein Bett im Maisfeld zu bauen. Tyler kommt allerdings nicht zum Stich, dafür ein Killer im Clownskostüm mit seiner Mistgabel...

...Sprung ins Heute: Die 17-jährige Quinn (Katie Douglas) zieht mit ihrem Vater Dr. Glenn Maybrook (Aaron Abrams) gerade nach Kettle Springs. Er soll der neue Doc werden und ist bester Dinge. Quinn hingegen ist skeptischer, vor allem als der erste Fund im neuen Heim ein Tierkadaver im Kaminschacht ist. Machste nix. Auch darüber hinaus stellen die beiden schnell fest, dass in dem Örtchen (gedreht wurde in einem Ort in Winnipeg, Kanada) einiges schief ist.

Quinn (Katie Douglas) und ihr Vater Dr. Maybrook (Aaron Abrams) müssen sich am neuen Wohnort zurechtfinden - jeder auf seine Art // © Constantin Film Verleih GmbH

Größter Arbeitgeber war lange die Baypen Corn Syrup Factory in generationenübergreifend weitergereichter Hand des eher schmierigen Arthur Hill (Kevin Durand). Diese jedoch ist abgefackelt, woran der aufmüpfigen, nichtsnutzigen, verdorbenen, smartphone-vernarrten Teenagertruppe Janet (Cassandra Potenza), Ronnie (Verity Marks), Tucker (Ayo Solanke) und Matt (Alexandre Martin Deakin) sowie, ausgerechnet, dem Hills Sprössling Cole (Carson MacCormac, der die Energie eines Hasen gehabt habe, wie Craig im Director's Statement anmerkt) die Schuld gegeben wird.

Quinn, irgendwo zwischen Rebellion und Neuorientierung, wird vom jagenden Nachbars-Teenager Rust (in Zukunft gern mehr: Vincent Muller) sowie dem etwas bräsigen, seeeehr altmodischen Sheriff Dunne (Will Sasso) geraten, sich von der Truppe fernzuhalten. Das gelingt nur halb so gut, bekommt sie doch gleich am ersten Tag mit der vollen Truppe vom Lehrer-Ausfall Mr. Vern (Bradley Sawatzky) Detention verordnet und wenig später geht’s ne Runde in den Knast.

Janet (Cassandra Potenza), Ronnie (Verity Marks) und Cole (Carson MacCormac) zeigen Quinn (Katie Douglas) was es heißt, in Kettle Springs jung zu sein // © Constantin Film Verleih GmbH

Klingt eher nach Breakfast Club oder so? Joar, nee, wartet mal! Denn nun tritt Frendo der Clown auf den Plan. Einstmals Maskottchen der Stadt, nun irgendwie nicht mehr so recht, da ohnehin alles den Bach runtergeht, hat sich wohl ähnlich wie 1991 vorgenommen, die Sünde aus dem Pfuhl oder hier eher Maisfeld zu tilgen und geht so kreativ wie verschlagen ans Werk, um besagte Gruppe zu teilen. Buchstäblich.

„Ich habe mich an der Quelle orientiert – dem rasanten Roman von Adam Cesare, auf dem das Drehbuch basiert – und festgestellt, dass er wirklich etwas über die Kluft zwischen den Generationen aussagt, mit der ein Großteil des Landes, wenn nicht sogar der Welt, heute konfrontiert ist. Der Film hält dem amerikanischen Traum den Spiegel vor. Er entlarvt die verzerrte Fassade des schiefgelaufenen Kapitalismus und die Wut, die entsteht, wenn man am Ende der Verlierer ist.“

Craig und Blanchard geben in ihren Film eine ganze Menge Hirnschmalz (wie sicherlich auch die Vorlage, die wir gern bei Gelegenheit besprechen und die bereits zwei Nachfolger hat) und so steckt dieser Clown in a Cornfield voller Überraschungen. Dass Eli Craig sich nicht nur der Mechanismen und Klischees des Horror-Genres und speziell der Slasher bewusst ist, ist den Kenner*innen seiner Arbeit klar. Dass er sie gern persifliert und parallel nutzt, ebenso.

Äh, was bitte?!? Verity Marks als Ronnie // © Constantin Film Verleih GmbH

Der Humor kommt auch im unheimlichen Maisfeld nicht zu kurz, ist allerdings weit subtiler und wesentlich hintergründiger, als in Craigs anderen Filmen. Ebenso ist der Story anzumerken, dass wir uns in einem „neuen“ Amerika, einem neuen Zeitalter befinden. Der Roman erschien in den USA 2020, der Film kommt nun 2025: Die Trump-Ära scheint deutlich durch. War sie doch auch während der Präsidentschaft Joe Bidens (am Freitag lest ihr übrigens unsere Review zu Hybris von Jake Tapper und Alex Thompson) nicht wirklich vorbei.

Die Spaltung blieb, die Verzweiflung und aus ihr geborene Aggression, Wut und Gewalt ebenso. Das spiegelt Clown in a Cornfield perfekt wider, ohne gleich eine psychologisch-politische Abhandlung zu bilden. Das funktioniert natürlich auch bei uns: Das Bewahren(-Wollen) des vermeintlich Besseren, Bekannten, Alten. Der Heimat im Sinne einer „biologischen“. Dabei das „Fremde“ raushalten, das „Neue“ ablehnen und das Aufmüpfige eindämmen. Die AfD schickt sich an, im Herbst 2026 in Sachsen-Anhalt mit ihrem radikalen Schwiegersohn-Kandidaten Ulrich Siegmund die absolute Mehrheit zu holen und in Thüringen wäre es dem Rechtsextremisten Björn Höcke um ein Haar gelungen (37 Prozent).

Freund oder Feind? Vincent Muller als Rust // © Constantin Film Verleih GmbH

Und dass auch auf unseren Straßen und Feldern Jagd auf Menschen gemacht wird, ist nichts Neues. Hey – auch wir hatten das schon zu Beginn der 1990er-Jahre, ganz wie bei Clown in a Cornfield. Dies allerdings war weit weniger spaßig und auf nicht so angenehme Weise gruselig wie im von Brian Pearson in sehr effektive Bilder gepackten Feld-Slasher.

Die Leistungen der (attraktiven) Darsteller*innen sind wie erwähnt erste Sahne, ebenso die Figurenzeichnung. Eli Craig sagte über Hauptdarstellerin Katie Douglas, sie käme witzig, geerdet, verletzlich und knallhart zugleich rüber. So auch hier, wo sie permanent im Fokus ist, wird der Film doch aus ihrem Blickwinkel erzählt. Der Score der horror-erfahrenen Komponisten Brandon Roberts und Marcus Trumpp heizt ebenso ein wie die zur Umgebung passenden Songs.

https://www.youtube.com/watch?v=kJwwOkiFpLs (Abre numa nova janela)

Clown in a Cornfield, der seine Deutschland-Premiere übrigens auf den diesjährigen Fantasy Filmfest Nights feierte, ist in der Tat ein Highlight-Horror des Jahres und gibt so viel mehr, als der simple Titel erwarten lässt. Er unterläuft Erwartungen, wartet mit einer ungewohnten Auflösung auf, ist herrlich kurzweilig und witzig, im besten Sinne ambitioniert, lässt kreativ töten und erfreut dabei gar das Hirn. Cool!

AS

PS: „I think we're past the point of pleasantries.“

Clown Frendo treibt sein blutiges Unwesen in CLOWN IN A CORNFIELD // © Constantin Film Verleih GmbH

PPS: „Is he dead?“ - „I don't think he's meditating.“

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Clown in a Cornfield ist ab dem 29. Mai 2025 im Kino zu sehen.

Clown in a Cornfield; USA 2025; Regie: Eli Craig; Drehbuch: Carter Blanchard, Eli Craig; Bildgestaltung: Brian Pearson; Musik: Brandon Roberts, Marcus Trumpp; Darsteller*innen: Katie Douglas, Aaron Abrams, Carson MacCormac, Vincent Muller, Kevin Durand, Will Sasso, Cassandra Potenza, Verity Marks, Ayo Solanke, Alexandre Martin Deakin, Daina Leitold, Jean-Jacques Javier, u. a.; Laufzeit ca. 96 Minuten; FSK: 16; im Kino

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