Lesen (#15)
〰️ Kleine Vorwarnung: Dieser Text ist, passend zum Titel, ein Long-Read geworden.〰️
Seit letztem Monat habe ich ein Bücherregal. Ich habe lange überlegt, recherchiert und mich dann für eine sehr einfache Variante aus dem Baumarkt entschieden: Sparring-System, fünf Leimholz-Bretter aus Buche. In ähnlicher Ausführung hängt dieses Regal schon seit Jahren an der Wand der Abstellkammer, und irgendwann dachte ich beim Herausangeln von Hundefutter oder Waschmittel: This is it, genau so ein Regal soll es sein.
Meine Bücher lagen vorher herum. In Stapeln auf dem Boden im Arbeitszimmer verteilt. Über die letzten Jahre habe ich außerdem regelmäßig aussortiert, an Freund*innen verschenkt, an die Straße gestellt, bei Momox verkauft. Auf gar keinen Fall wollte ich sammeln, viele Bücher besitzen, zu viele; irgendetwas in mir sträubte sich vehement dagegen, ihnen auf diese Weise Bedeutung beizumessen. In mir steckte eine regelrechte Aversion gegen sogenannte Heimbibliotheken, obwohl es immerhin ein paar Bücher gibt, die ich nie weggeben konnte: Eine leicht zerfledderte und damals antiquarisch gekaufte Ausgabe von Connie Palmens Die Freundschaft zum Beispiel, und Die Mitte der Welt von Andreas Steinhöfel, das ich erst mit Anfang zwanzig entdeckt habe. Winn-Dixie von Kate DiCamillo, vor ungefähr zwei Jahrzehnten beim Vorlesewettbewerb gewonnen. Und alles von Judith Hermann, obwohl ich zwischenzeitlich in Betracht gezogen habe, auch sie rauszuschmeißen (nachdem sie eine Petition des Vereins Deutsche Sprache erstunterzeichnet hatte, Schluss mit Gender-Unfug!).
In meinen WG-Zimmern, früher, gab es zunächst ein kleines Eckregal (Birke?), das mein Vater gebaut und in verschiedenen Ecken befestigt hatte —zwei von vier Etagen belegt durch meine DVD-Sammlung, unter anderem alle vier Staffeln O.C., California, die ich mir zu diversen Geburtstagen zusammengewünscht hatte. Später entschied ich mich dann für den Klassiker, ein weißes Billy-Regal, noch mehr Platz für DVDs. Neue Bücher kamen nur unregelmäßig hinzu, oft gebraucht gekauft oder geschenkt, manchmal gab es bei Slams Gutscheine für lokale Buchhandlungen zu gewinnen (einmal auch einen Duden). Die sogenannte zeitgenössische Literatur spielte sich allerdings lange komplett unter meinem Radar ab. Neuerscheinungen, Romandebüts, im Grunde alles, was kein internationaler Bestseller wurde, ging an mir vorbei, sowieso las ich eher wenig, und ich kokettierte damit, was das Zeug hielt. Ja ja, ich schreibe, aber ich lese selbst gar nicht viel, eigentlich kaum (aka, ich habe das gar nicht nötig)!
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