Woran ich erkannt hab, dass der nachgeburtliche Geschwisterkonflikt vorbei ist – und warum das früher kam, als ich dachte
Die meisten Familien mit mehreren Kindern kennen das:
Alle sind so glücklich, dass da das neue Baby ist.
Sogar die älteren Kinder können sehr glücklich sein. Aber sie können auch tiefbetroffen sein. Und fast alle Kinder müssen durch diese Phase durch: der nachgeburtliche Geschwisterkonflikt.
Das kann sich in völlig verschiedenen Mustern zeigen. Das ältere Kind kann aggressiv, passiv, zurückgezogen, abgewandt oder übersprudelnd engagiert sein. Eifersucht zeigt sich auch in den unterschiedlichsten Facetten und spätestens am Ende des Tages, wenn es an die Einschlafbegleitung geht, kommen oft Tränen, weil es schwer ist, gewohnte und geliebte Routinen loszulassen.
In unserer Familie hat der nachgeburtliche Geschwisterkonflikt ein paar Tage nach der Geburt eingesetzt. Das liegt zum einen daran, dass die Hummel sich sehr über das Baby gefreut hat und es am liebsten den ganzen Tag ansehen, streicheln und umsorgen wollte. Und zum anderen war der Einschnitt noch nicht so tief, weil der Bär super viel und super unproblematisch schlief.
Als aber die Bauchschmerzen und Regulationsprobleme einsetzten, brauchte mich das Baby so viel mehr. Und mit einem Mal kam auch die Eifersucht verstärkt in meiner älteren Tochter auf.
Ich werde nie vergessen, wie weh es ihr und mir tat, dass ich beim Einschlafen nicht mehr beide Arme für sie hatte. Weil im anderen ein Baby lag. Und wie verzweifelt sie war, als sie zum ersten Mal nach dem Baby, statt mir oder dem Papa schlug.
Das war für uns alle ein schwerer Moment.
Rückblickend weiß ich, dass wir da durch mussten. Dass es nun mal das ganze Gefüge erschüttert, wenn ein Baby in die Familie geboren wird. Für alle Familienmitglieder verändert sich die eigene Rolle und Stellung. Und weil das für das ältere Kind zum ersten Mal im Leben passiert, wird es am härtesten getroffen.
Der nachgeburtliche Geschwisterkonflikt war geprägt von viel Wut, Trauer und Verzweiflung. Von Ringen um Aufmerksamkeit und Platz auf meinem Arm bzw. meinem Schoß. Von Fürsorge und Zuwendung. Es war eine schwere Zeit, aber sie ging schleichend vorbei.
Und von heute auf morgen wurde mir bewusst, dass wir sie hinter uns gelassen hatten.
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