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Der 22. Oktober in der Geschichte

Jemand zieht um, jemand verrechnet sich und Jesus kommt gleich gar nicht

794 – Der 50. Tenno (also Kaiser) von Japan findet die alte Hauptstadt, die er zehn Jahre zuvor hat bauen lassen, doof und meint, dass man mal wieder umziehen könnte. Stattdessen gründet er Heian-kyō, was übersetzt so viel wie »Kaiserliche Residenzstadt des Friedens und der Ruhe« heißt. Also das muss man den Japanern schon lassen: Mit acht Buchstaben bringen die echt eine Menge Information rüber. Die Berater meinen hinterher, dass man nicht genug Knete für das Umzugsunternehmen hat und man dort erstmal eine Weile bleiben sollte. Tatsächlich wird die Stadt, die später Kyoto heißen wird, rund 1000 Jahre Hauptstadt des Reiches bleiben.

1303 – Niccolo di Boccasio wird zum Papst gewählt und nennt sich Benedikt XI. Viel reißen kann er nicht, weil er ein Dreivierteljahr später an der Ruhr stirbt. Also nicht an dem Fluss, sondern an der Krankheit.

1707 – Nachdem ihm tags zuvor ein Matrose auf einen Navigationsfehler hingewiesen hatte und er ihn darauf hat hängen lassen, denn kann ja nicht sein, dass sich ein Adeliger irrt, fährt Admiral Sir Cloudesley Shovell munter mit seinen vier Schiffen weiter. Dummerweise hatte der Matrose aber recht und die Schiffe knallen auf die Felsen bei den Scilly-Inseln vor Cornwall. Über 1600 Menschen kommen ums Leben, darunter Shovell selbst. Nur 26 überleben. Aber macht ja nichts, Shovell kriegt trotzdem ein Ehrengrab in der Westminster Abbey.

1797 – André-Jacques Garnerin springt als erster Mensch mit einem Fallschirm ab und überlebt das Ganze auch. Zumindest ist er der erste, der aus einer saftigen Höhe abspringt. Ein paar Jahre zuvor sprang schon mal jemand von einem Türmchen, aber ein richtiger Fallschirm war das nicht. Garnerin springt aus einem Ballon in vierhundert Metern Höhe. Entsprechend begeistert sind die Leute, die das mitverfolgen. Seine Frau wird übrigens zwei Jahre später die erste Fallschirmspringerin.

1844 – Laut dem baptistischen Prediger William Miller, der aufgrund der apokalyptischen Zeitangaben des Buches Daniel und einiger Jesusworte im Neuen Testament  den Zeitpunkt der Wiederkunft Christi errechnet hatte, soll diese an eben diesem Tag stattfinden. Dummerweise hatte er sich vorher schon zweimal verrechnet, aber jetzt ist er sich ganz sicher. Der Tag kommt und geht, aber Jesus bleibt weg. Die Anhänger von Miller, auch Milleriten oder Adventisten genannt, sind daraufhin so am Boden zerstört, dass tatsächlich von der »Großen Enttäuschung« gesprochen wird, zumal viele ihr Hab und Gut weggegeben haben, weil sie das bei ihrem Kumpel Jesus nicht gebraucht hätten. Aber statt zu sagen: »Ja, dann ist das vielleicht alles Humbug«, gründen sich einige neue Splittergrupen, darunter u.a. die Zeugen Jehovas und die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten.

1895 – In Paris fährt ein Zug in den Kopfbahnhof Montparnasse ein. Der Zugführer, der versucht eine Verspätung wettzumachen, fährt etwas schneller als üblich und denkt, dass die Bremse schon alles richten wird. Tut sie aber nicht. Die Lok haut den Prellbock um, fährt über den Querbahnsteig, kracht durch eine Brüstung und fällt dann ein Stockwerk herunter auf den Platz vor dem Bahnhof, wo sie noch knapp eine Straßenbahn verfehlt. Faszinierenderweise kommt niemand bei dem Unglück ums Leben. Der Lokführer und der Heizer sprangen noch rechtzeitig ab und die Wagen mit den Passagieren blieben auf den Gleisen. Aber die an der Bahnhofswand hochstehende Lok gibt ein prima Fotomotiv, welche später z.B. für ein Cover der Band »Mr. Big« herhalten muss.

1934 – Der Gangster Pretty Boy Floyd wird erschossen. Der Bankräuber und Mörder hatte seinen Namen, weil er so gut aussah. Wenn man sich allerdings heute Fotos ansieht, fragt man sich, was die Standards damals waren. In der Zeit nach dem Tod von John Dillinger war Floyd sogar mal der neue Staatsfeind Nr. 1 in den USA und ein Kopfgeld von 23.000 Dollar war auf ihn ausgesetzt, dass einem heutigen Wert von fast einer halben Million Euro entspricht.

1968 – US-Präsident Lyndon B. Johnson unterzeichnet den »Gun Control Act«, ein Gesetz zur Waffenkontrolle. Zwei Hauptpunkte des Gesetzes: a) Feuerwaffen dürfen nicht mehr per Post verschickt werden und b) der Verkauf von Waffen an Schwerverbrecher wird untersagt. »Wie jetzt? Man hat vorher Waffen an Schwerverbrecher verkauft? Wat?« – Die Bevölkerung. Vermutlich.

1968 – In Jamaika wird der spätere Musiker Shaggy geboren, der in den 90ern einige große Hits weltweit hat, wie z.B. »Mr. Boombastic«. Wenn man ihn allerdings fragt, wer die letzte Wurst aus dem Kühlschrank genommen hat, kann man davon ausgehen, dass er »It wasn’t me« sagt.

1969 – Das zweite Album von Led Zeppelin erscheint. Das Album enthält einige der bekanntesten Songs der Band, aber man ist nicht kreativ genug, sich einen ordentlichen Plattentitel auszudenken. Der Name des Albums: Led Zeppelin II.

1975 – Die sowjetische Raumsonde Venera 9 landet auf dem Planeten Venus und denkt sich vermutlich: »92-facher Luftdruck und 464°C ... also gemütlich ist anders.«

1982 – In den USA kommt der Film »Rambo« in die Kinos. Sylvester Stallone spielt darin einen Vietnamkrieg-Veteranen, der kaum was sagt, aber verwirrt schaut. Also praktisch für ihn geschrieben, die Rolle.

2005 - In der Karibik bildet sich der 22. tropische Sturm in der Hurrikansaison 2005 und schlägt damit den bisherigen Rekordhalter, das Jahr 1933. Und es folgen noch sechs weitere Stürme. Komischerweise feiert das keiner. Stattdessen rennen die Leute umher, schreien und rufen »Mein Haus! Mein Haus!«