Der 10. Juni in der Geschichte
Alexander wird eingeweckt, Friedrich wird gekocht, Wowi ist schwul und das ist auch gut so
323 v. Chr. - Alexander der Große stirbt in Babylon. Er ist noch keine 33 Jahre alt, hat aber ein Weltreich erschaffen, dass von Griechenland bis nach Indien reicht ... und danach auch gleich wieder zerfällt, weil er das anscheinend nur mit Willenskraft zusammengehalten hat. Nach seinem Tod weckt man ihn ordentlich in Honig ein und schafft ihn nach Alexandria - also dem Alexandria in Ägypten. Er hatte ja gleich mehrere Städte gegründet und viele Alexandria genannt, denn warum auch nicht, immerhin war er ja der Boss.
671 - Tenji, 38. Tennō von Japan, lässt in seiner Hauptstadt Ōtsu eine Wasseruhr errichten, so ziemlich die erste Uhr im Land überhaupt. Alle plötzlich: »Ach, so spät schon?«
1190 - Friedrich I. Barbarossa ertrinkt während des Dritten Kreuzzugs in der heutigen Türkei. Da sein Leichnam den Weg nach Hause wohl kaum überstehen würde, ohne einen herben Duft zu verbreiten, kocht man ihn und löst so das Fleisch von den Knochen. Herz und Eingeweide werden in Tarsos begraben, das Fleisch - mittlerweile wohl eher Gulasch - in Antiochia und seine Knochen ... gehen dann irgendwie auf dem Weg nach Jerusalem verschollen.
1423 - Nachdem Gegenpapst Benedikt XIII. ein paar Tage zuvor die Hufe hochgerissen hat und die ganze katholische Kirche aufatmet, weil jetzt endlich das abendländische Schisma - sprich: Der Umstand, dass mehrere Päpste zur gleichen Zeit herumpapsteten - damit beendet ist, wählen ein paar Kleriker den nächsten Gegenpapst, Clemens VIII. Das kollektive Patschen der Kardinalshände an deren Stirne kann man bis Japan hören.
1596 - Die beiden niederländischen Seefahrer Willem Barents und Jacob van Heemskerk sehen eine eine bis dato unbekannte Insel im Europäischen Nordmeer.
»Wie wollen wir die denn nennen?«
»Nach mir?«, sagt Barents.
»Nee, nach dir ist schon ein ganzer Teil des Meeres benannt. Nach mir wäre doch super.«
»Nee, weiß nicht.«
Ein Eisbär läuft über die Insel.
»Wie wäre es mit Bäreninsel?«
»Ja, gut, von mir aus.«
1692 - Während der Hexenprozesse von Salem wird die erste Frau, Bridget Bishop, für Hexerei und Zauberei gehängt. Einer der untrüglichen Beweise: Man hatte an ihr einen dritten Nippel gefunden.
1793 - In Paris wird das »Muséum national d’histoire naturelle« (Naturkundemuseum) im »Jardin de Plantes« gegründet. Etwa ein Jahr später werden den Wissenschaftlern lauter Tiere von Schaustellern übergeben, weil die Revolutionsregierung meinte, dass diese geschlachtet oder präpariert werden sollten. Die Wissenschaftler sagen stattdessen: »Näh, die lassen wir leben«, und gründen einen Zoo.
1829 - Einer Idee der Freunde Charles Wordsworth (vom Christ Church College in Oxford) und Charles Merivale (vom St. John’s College in Cambridge) folgend, rudern erstmals Teams aus Oxford und Cambridge gegeneinander. Das finden anscheinend alle so toll, dass das Rennen seitdem jährlich stattfindet ... und die Rivalität immer größer wird. Abgesehen vom Ersten und Zweiten Weltkrieg fand das Rennen nur 2020 wegen der Covid-19-Krise nicht statt.
1865 - »Tristan und Isolde« von Richard Wagner wird uraufgeführt, nachdem so mancher schon nicht mehr daran glaubte, dass das noch irgendwann mal passiert. Ganze drei Versuche, die Oper aufzuführen, waren zuvor gescheitert, weil immer irgendwas dazwischenkam, so wurde z.B. der Sänger des Tristan plötzlich heiser oder Richard Wagner wurden die Möbel gepfändet. Wenige Wochen nach der Aufführung verstirbt dann der 29-jährige Tenor, der den Tristan gesungen hat, auch noch plötzlich, was der Rolle bzw. der Oper seitdem einen gewissen »mörderischen« Ruf einbringt.
1935 - In Akron, Ohio, werden die »Anonymen Alkoholiker« gegründet. Zur Feier stößt man in einer Bar darauf an.
1941 - Jürgen Prochnow wird geboren. Der Schauspieler ist vor allem für seine Rolle des Kommandanten in der Buchverfilmung »Das Boot« bekannt, die zufälligerweise genau in seinem Geburtsjahr spielt. Und weil er so ein tolles Gesicht hat, das wie ein ausgewrungener Lederlappen aussieht, darf er in den darauffolgenden Jahren schön die Bösewichte in Hollywoodfilmen spielen.
1943 - Der ungarische Erfinder László József Bíró erhält das Patent auf seine Erfindung: den Kugelschreiber. Der große Erfolg kommt erst ein paar Jahre später nach dem Krieg, wo einige Unternehmer denken: »Hm, Mensch, keine schlechte Idee. Die klauen wir jetzt einfach.«
1955 - Der Grundstein für das europäische Kernforschungslabor CERN in Genf wird gelegt. Das ist das Labor, aus dem wahrscheinlich am ehesten mal interdimensionale Monster strömen werden, nachdem ein Experiment daneben gegangen ist.
1967 - Israel hat im Sechstagekrieg praktisch sämtliche Linien der Gegner durchbrochen und steht kurz davor Kairo, Amman und Damaskus einzunehmen: »Wat is? Gebt ihr Ruhe und lasst uns in Ruhe unser Ding durchziehen?«
Ägypten, Syrien und Jordanien: »Äh, wo müssen wir unterschreiben?«
1991 - Mit dem Ausbruch des Pinatubo auf den Philippinen wird die Clark Air Base, eine der größten Militärbasen der Geschichte, von den US-Streitkräften geräumt, die diese gerade im Vietnamkrieg nutzten. Als die USA später zurückkehren wollen, sagen die Philippinen: »Wisst ihr ... nee, wollen wir nicht.«
Die USA: »Na, dann räumt ihr halt auf und könnt den Mist behalten.«
Philippinen: »Okili dokili!«
Nach mehreren Umbauten ist es heute einer der größten Flughäfen der Welt.
1993 - Das New Yorker »American Museum of Natural History« gibt bekannt, dass sie eine neue Spinnenart entdeckt haben. Sie gilt als besonders primitiv und kommt nur in Kalifornien vor. Also benennt man sie nach dem Schauspieler Harrison Ford »Calponia harrisonfordi«, weil man dachte: »Mensch, da freut der sich doch!«
2001 - Auf einem Sonderparteitag der SPD wird Klaus Wowereit als Kandidat für das Berliner Bürgermeisteramt nominiert. Einer sich abzeichnenden Thematisierung seiner Homosexualität und deren unkalkulierbaren Auswirkungen im bevorstehenden Wahlkampf, nimmt er den Wind aus den Segeln, als er öffentlich verkündet: »Ich bin schwul – und das ist auch gut so!«
Vertreter anderer Parteien, allen voran der CDU/CSU, sprechen davon, dass das Coming Out dem im Grundgesetz verankerten Familienbild schade (Friedrich Merz) bzw. »die braven Familienväter und -mütter diskriminiert würden«, wenn so eine Aussage nützt und nicht mehr schadet (Edmund Stoiber). Den Berlinern ist der Rummel darum, ob er schwul ist oder nicht, aber egal. Bei den Neuwahlen im Oktober des Jahres kriegt seine Partei einen Stimmenzuwachs von sieben Prozent und er regiert die Stadt die nächsten dreizehn Jahre lang.