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Inspiration.

Über die Frage, wie es sein kann, dass wir dauernd auf der Suche nach Inspiration sind, wo sie doch immer und überall verfügbar ist und die fatalen Auswirkungen von Struktur auf mein Schreiben.

Inspiration ist eine Sache, mit der sich wohl alle Schreibenden dann und wann beschäftigen. Manchmal, weil man auf der Suche nach ihr ist oder gefragt wird, woher man sie bekommt, ab und an freut man sich auch über ihren spontanen Besuch. Alles in allem pflegen die Inspiration und ich eine innige Freundschaft. Wenn ich mich so im Kreis der mir bekannten Schreibenden umhöre, wird häufig über ihre Abwesenheit geklagt. In dieser Sache bin ich gänzlich auf den Input von Außen angewiesen, denn auch wenn ich mich damit eventuell unbeliebt mache: Noch nie mangelte es mir an Inspiration. Seit ich denken kann, habe ich unzählige Ideen im Kopf, die nur darauf warten, zu Papier gebracht zu werden und ich meine, sie reichen für mindestens drei Schriftsteller:innen. Der Grund für mein langes Nichtschreiben war schlichtweg der ausgeprägte Mutmangel, der einmal am Kragen gepackt gar nicht mehr so stark ist, wie er aussieht. Nun komme ich nicht umhin mich zu fragen, ob es wirklich die Inspiration ist, die uns fehlt oder vielmehr der Mut sie zuzulassen. Besser gesagt, bin ich überzeugt davon, denn die Abwesenheit von Mut ist schließlich der Kern dieses Blogs.

Ich denke, die Inspiration ist immer und überall da, wenn wir uns nur trauen hinzuschauen, zu hören und wirklich zu fühlen. Selbst wenn sie etwas schüchtern ist, lässt sie sich mit winzigen Tricks aus der Reserve locken. Funktionieren so nicht Schreibimpulse? Mir ist noch keine Schreibaufgabe begegnet, zu der ich später kein Ergebnis abliefern konnte. So sehe beispielsweise das bereits mehrfach hochgelobte Montagswort von @prosa_ist_innen nicht als die eigentliche Inspiration, sondern mehr als einen kleinen Schubs, der mich an die Startlinie stolpern lässt. Doch auch abseits dieser direkten Anstöße sitzt die Inspiration immer auf meiner Schulter und lässt mich diese eine Zeile in Musikstücken, einzelne Wörter und Sätze in Büchern oder Szenen auf offener Straße (oder aus dem Nachbarfenster) aufnehmen und in meine ganz eigene Kunst verwandeln. Vermutlich bedarf es dafür ein gewisses Maß an Konsum, denn würde ich meine Büchersucht nicht pflegen oder mich nicht immer wieder mit Menschen umgeben, die Musik machen oder schlichtweg einfach leben, wäre ich voll und ganz auf meine Fantasie angewiesen. Dass auch durch reine Fantasie großartige Werke entstehen können, möchte ich nicht abstreiten. Ich lasse mich gerne von der Wirklichkeit anschubsen.

Ein guter Moment, um ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern, wie es aktuell um meine Schreibwirklichkeit steht. Zur Erinnerung, ich nehme meine letzte Chance wahr, um am Thalia Young Storyteller Award teilzunehmen, bei dem es darum geht sein Buch nicht nur selbst zu schreiben, sondern auch in kompletter Eigenregie zu gestalten. Ich nahm bereits zweimal teil und kann zwei dieser Bücher (naja, sie sind schon recht klein, also eher: Büchlein) vorweisen.

Im Rahmen dieses Wettbewerbs gibt es nun einen Podcast und ein E-Book mit dem Titel „Die Bestsellerformel“, worin der Gründer dieser Wettbewerbe erklärt, wie man sein Werk richtig angeht, damit es auch erfolgreich ist. Natürlich war ich neugierig und machte mich mit meinem Notizblock an die Arbeit, wobei ich jeden empfohlenen Schritt des Profis befolgte. Es fühlte sich seltsam an, aber immerhin stand das Inhaltsverzeichnis meines Buches und ich konnte in drei knappen Sätzen erklären, warum man es unbedingt lesen muss. Seit knapp drei Wochen sitze ich inzwischen auf dieser Errungenschaft und wenn ich an das Schreiben dieses Werkes denke, graut es mir ähnlich wie vor Mathehausaufgaben zu Schulzeiten. Obwohl es mir so sehr am Herzen liegt, dass dieses Buch erscheint und ich genau weiß, was ich darin sagen möchte: Ich bin völlig erstarrt in diesem Prozess. Stattdessen habe ich in dieser Zeit fast einen zweiten Band an Kurzgeschichten und zahlreiche Prosa-Miniaturen aus dem Ärmel geschüttelt. So schnell gebe ich natürlich nicht auf und gehe nach einer kleinen Erholungspause von dieser Überdosis an Ordnung und Struktur frisch und in gewohnter Manier, nämlich straight vom Herzen in die Tasten, ans Werk. Gerade bei diesem Buch erscheint es mir wichtiger denn je, tief aus meinem Innern heraus zu schreiben - es handelt vom Leben mit meiner Typ-1-Diabetes-Erkrankung und soll ein „Ich nehm dich an die Hand“-Buch für ebenfalls mit der Behinderung lebenden Menschen werden, eines, das ich mir bei meiner Diagnose vor rund fünf Jahren gewünscht hätte. Also viel mehr als nur ein kleines Buch. Ob mein Plan aufgeht, werden wir sehen… Ich jedenfalls habe vollstes Vertrauen in mein kreatives Chaos, schließlich hat es mich noch nie im Stich gelassen.

Falls dir dieses Thema der Inspiration etwas leichter fällt, wenn du ein paar Bilder vor Augen hast, möchte ich dir an dieser Stelle einen wunderbaren Film empfehlen. Er stammt aus Robert Gwisdeks Feder (er ist ein so herrliches Beispiel dafür, dass sich Mut zum kreativen Wahnsinn lohnt) und ist mit dem Schweizer Singer-Songwriter Sänger in der Hauptrolle besetzt - diese Kombination hat mich sofort überzeugt und nicht enttäuscht.

Falls dir nach diesen Zeilen über Inspiration noch oder gar erst recht keine Ideen kommen sollten, teile ich hier eines meiner Lieblingswörter mit dir und fordere dich heraus, einen Text mit 500 Zeichen inkl. Leerzeichen zu verfassen. Das Wort muss darin nicht vorkommen, schau einfach mal, wo es dich hinführt ;) Dein Wort: Fisimatenten.

Bis nächste Woche (vielleicht ja mit dem ein oder anderen Text zu Fisimatenten?)!

Alles Liebe

deine Sarah

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