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Zufrieden.

Über das seltsame Gefühl, das sich ausbreitet, wenn wir zufrieden sind und die Freude darüber, dass es sich absolut unspektakulär verhält.

Wenn ich die ersten Zeilen hier lese, dann wirken sie selbst auf mich als Verfasserin ein wenig kryptisch, aber eigentlich auch wieder ganz klar. So ist das eben mit dem Ausdruck von Gefühlen, die man versucht, von einer neuen Seite zu betrachten. Aber ich versuche das hier so gut wie möglich zu erklären. Sitzt du bequem? Dann lass uns doch mal mit ein wenig Ehrlichkeit beginnen: Gestern Nachmittag schrieb ich bereits einen Eintrag mit dem Titel „Ruhe“. Ich habe ihn nicht gelöscht, aber geparkt, weil mir in den letzten Stunden etwas passiert ist, das nur wenige Sekunden dauerte, aber viel verändert hat. Während der letzten Wochen schwang ja immer ein bisschen mit, dass ich körperlich nicht ganz so fit bin, wie ich das gerne hätte – es geht weiterhin bergauf, aber an manchen Tagen auch wieder drei Schritte nach unten. Wobei das wohl lediglich menschlich ist, aber dennoch kann man das mal aussprechen: Es ist normal, dass wir an manchen Tagen mehr Ruhe brauchen als anderen. Damit möchte ich diesen Punkt an der Stelle abschließen und zu der völlig unspektakulären Situation kommen, die plötzlich so viel in mir bewirkt hat.

Nach einer vollgepackten Woche mit ein bisschen mehr nötiger Erholungszeit, guckt mich eine liebe Kollegin an und sagt zu mir: „Sarah, du siehst richtig zufrieden aus.“ Ohne jeden Kontext, sie stand einfach neben mir und stellte meine Gefühlslage fest. Da grinste ich sie breit an und sagte: „Ja“. Ihre Reaktion darauf war so wohlwollend und herzlich, dass ich nur noch zufriedener werden konnte. Und das brachte mich zum Nachdenken: Rührt mein erhöhtes Ruhebedürfnis der letzten Zeit vielleicht genau daher? Macht mein Körper etwa das Unaussprechliche und entspannt sich, weil der Kopf es ihm endlich erlaubt? Kein Wunder, dass es da knackst und zieht! Dennoch ist der Drang nach Bewegung da, ich mache meinen Sport, Spaziergänge, Yoga, alles was geht, aber auch wirklich nur so weit wie es geht. Diese Fürsorge mir gegenüber wäre mir vor ein paar Jahren noch nicht passiert. Es ist also mal wieder eine Zeit der Erkenntnisse und der Verarbeitung derer. Wilde Träume, viel Schreibzeit und auch das ein oder andere Ablenkungsmanöver lassen darauf schließen, dass in meinem Inneren die Weichen neu gestellt wurden. Irgendetwas daran scheint so gut funktioniert zu haben, dass es sich richtig anfühlt und pure Zufriedenheit auslöst. Irgendwie ein bisschen gruselig, nicht wahr? Vor allem, wenn man bedenkt, dass ich noch nicht so ganz genau weiß, wo meine Reise als auf mich gestellte Vollzeit-Kreative hinführt. Die Zeichen sprechen jedenfalls allesamt dafür, dass ich meinen Weg besonnen weitergehen und vor allem genießen werde. Ein bisschen muss ich da an meine Schulzeit denken: Ich war schon immer viel besser darin, bei Vorträgen aller Art lediglich Karteikarten mit groben Stichpunkten in der Hand zu halten als einen vollständig ausformulierten Text von einem Blatt herunterzubeten und so zu tun als hätte ich Ahnung von dem, was ich da vorlese. Wenn man sich dabei einmal kurz verhaspelt, kommt man ganz schwer wieder in die Spur, während man sich an seinen Stichpunkten herrlich entlanghangeln kann, auch wenn man mal kurz in die falsche Richtung abbiegt. So sehe ich meinen Plan als selbstständige Kreative: Ganz ohne Anhaltspunkte oder Wegweiser wird es sehr wahrscheinlich wahnsinnig chaotisch, aber wer nur auf sein Blatt Papier guckt, verpasst das Wichtigste.

Meine Stichpunkte werden immer klarer und damit auch einfacher und vor allem: greifbar. Der Weg, den ich mir vorgenommen habe, wirkt nicht mehr wie ein abstraktes Kunstwerk, sondern wie eine ganz normale Straße mit Schildern, Ampeln, Kreuzungen und vielleicht einem Kreisverkehr, um den man auch mal ein paar Runden mehr drehen kann, wenn man nicht auf Anhieb weiß, wohin mit sich. Diese Runden um den imaginären Kreisverkehr sind ein wunderbares Symbol für mein aktuelles Schreibverhalten: Ich drehe liebend gerne endlose Runden und fülle damit Word-Dokumente als gäbe es kein Morgen mehr. Immer wenn mich jemand fragt, wie ich mich denn zum Schreiben motiviere oder dazu aufraffe, an längeren Werken zu schreiben, kann ich nur sagen: „Ich habe eher Schwierigkeiten damit aufzuhören.“ Ganz selbstverständlich schlage ich mir tippend die Nächte um die Ohren und merke nicht einmal, wie großartig das ist. Diese eine Sache, vor der ich doch so lange so großen Respekt hatte, dass ich es lieber gar nicht erst versuchen wollte, ist eine Selbstverständlichkeit geworden. Leider kann ich dir an der Stelle keine Anleitung an die Hand geben, wie man in diesen Zustand gerät… Aber ich arbeite gerade an einer Art „Stichpunktkarten-Set“, das ich dir gern bald mitgeben möchte. Gib mir noch ein bisschen Zeit dafür. Auf jeden Fall hält dieser Zustand des Schreibflows seit geraumer Zeit an und ich genieße ihn nun, da mir seine Herrlichkeit bewusst ist, in vollen Zügen. Denn auch wenn die Beziehung zwischen mir und dem Schreiben immer enger wird, kann es auch hier immer wieder haken. In allen anderen gesunden Beziehungen zu Menschen streitet man ja schließlich auch mal. Können wir uns da vielleicht noch was abgucken?

Um nochmal auf die Seltsamkeit des Zufriedenheitsgefühls zurückzukommen… Ich neige wie viele andere dazu, dem Glück so skeptisch gegenüber zu sein, dass ich es sabotieren möchte, bevor es sich ausbreitet. Psychologisch gesehen ist das höchst interessant, aber ich gebe mir dennoch größte Mühe diesmal kein Fallbeispiel dafür zu werden.

Alles Liebe

deine Sarah

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