Episode #46
04.09.2024: Ist das Herbst oder kann das weg?
Sunday face
Manchmal höre ich dir gar nicht zu. Stattdessen beobachte ich, dass deine Augen gar nicht nur grün sind sondern auch braun und grau und golden. Ich zähle die Fältchen unter deinen Wimpern, die Sommersprossen auf deiner Nase und vergleiche deine Porengröße mit meiner und fühle mich dumm dabei, obwohl dumm gar keine Emotion ist.
Früher fand ich, dass dein Gesicht jeden Tag gleich aussieht. Jeden Tag gleich schön vor allem. Ordentlich hergerichtet, Rouge an den richtigen Stellen, präzise geschwungener Lidstrich und Lippenstift, der hält und hält und hält. Ich hab mich gefragt, wie du das machst, aber vor allem, wie ich es nachmachen kann.
Heute weiß ich, dass dein Gesicht nur sonntags aussieht wie deins. Unberührt. Bewegt. Jedes Mal anders. Jeder Quadratzentimeter ein Zeugnis von einhundertachtundsechzig Stunden Leben, das sich mal besser und mal schlechter liest. Denn all der Makellosigkeit von sechs vollen Tagen zum Trotz erlauben wir uns an genau einem Tag so zu sein wie alle sind: unvollkommen aber lebendig.
Ich warte manchmal auf Sonntag, warte auf die Fältchen in deinem Gesicht, wenn du lachst und das Leuchten in deinen Augen, wenn du vom Sommerregen erzählst.
Ich mag unsere Sonntagsgesichter, die ungeschminkte Wahrheit, die Freiheit und den Gedanken, einen Tag in der Woche nicht schön sein zu wollen sondern wahrhaftig.
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