April Recap

If April was a person

Ich habe sie am Bahnhof getroffen. Wobei getroffen zu schwergewichtig klingt, wenn man in Eile an jemandem vorüber läuft und nur aus dem Augenwinkel einen Mantel, eine auffällige Farbe, ein hübsches Gesicht wahrnimmt. Nichts konkretes. Und doch hallt diese Begegnung nach, selbst wenn sie keine war.

Wenn der April eine Person wäre, gehörte sie zu den Menschen, die man viel zu leicht übersieht. Peripheriemenschen. Eine flüchtige Begegnung. Ein Schatten mehr als ein offener Blick in ein fremdes Gesicht. Sie wäre still und vollkommen auf ihre eigene Aufgabe konzentriert, vertieft geradezu in was auch immer sie tat, als würde die Welt gar nicht existieren. Wenn der April eine Person wäre, würde sie im strömenden Regen unter einem wackeligen Regenschirm ein Lieblingstaschenbuch aufschlagen, die Beine überkreuzen und stumm in eine andere Welt eintauchen. Sie würde kichern und auf dem Heimweg über Bordsteinkanten balancieren und ungeniert in ein Sandwich beißen und sich das ganze Gesicht mit Mayo beschmieren. Sie würde tun, was getan werden muss, genau in diesem Moment und im nächsten etwas vollkommen anderes. Aber all das kann niemand sehen, der nicht lang genug hinsieht, der nicht stehen bleibt und selbst riskiert zumindest als neugierig betitelt zu werden.

Und wenn man hinsehen will, muss man sich dem Neid stellen, den man dabei empfindet.

Ich will auch so sein: launenhaft, spielerisch, neugierig, eigensinnig, trotzig, losgelöst.

Ist der Gedanke, bei dem man sich schnell erwischt und noch schneller wieder abwendet. Was für eine Idee, was für ein abwegiger Unfug.

Und später, viel später, wenn man über sie nachdenkt, über diese unscheinbare Person am Sichtfeldrand, die man doch nicht vergessen kann, begreift man, dass all das Eigensinnige, Verträumte, Launische, von dem man dachte, es wäre Realitätsflucht und Fantasieversessenheit, eigentlich die Welt im Kleinen eine Winzigkeit besser macht. Dass all die Mikro-Rebellionen nicht aus Ignoranz vor dem Leid der Welt entstehen sondern aus Trotz.

Habt einen tollen Samstag!

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