Über Wertschätzung und Recaps
Hallo ihr Lieben,
ich melde mich tatsächlich das letzte Mal per E-Mail dieses Jahr bei euch.
Gefühlt war der November der anstrengendste Monat des gesamten Jahres, und dabei dachte ich der August mit dem Event war schon schwer. Aber der November hat alles getoppt, dazu war ich noch das erste Mal seit gefühlten Ewigkeiten richtig lange krank, aber dazu jetzt in diesem Newsletter.
Ich möchte aber noch hier erwähnen, dass ich sehr dankbar darüber bin, wie viele Steady-Mitglieder es hier schon gibt und vor allem auch schon so lange. Das ist eine immense Stütze und ein Zeichen an Wertschätzung für die ganze Arbeit, die in Queermed reingeht. Deshalb: Vielen, vielen, lieben Dank euch allen <3. Jeder einzelne Beitrag ist immens wichtig.
Also, was ist im November alles passiert?
Fangen wir mit den Vorträgen an, denn es gab einige. Hier könnt ihr übrigens alle vergangenen und zukünftigen Vorträge, Workshops und Panelteilnehmen von Queermed (Abre numa nova janela)einsehen. Im November gab es eine Menge Vorträge, die ich für Queermed halten dürfte. Das Highlight hier war sicherlich die Teilnahme an der Online-Ringvorlesung “Que(er) durchs Gesundheitswesen”.
Auch wenn meine Stimme stark in Mitleidenschaft gezogen war, waren einige Teilnehmende da, die auch im Anschluss spannende Fragen gestellt haben.
Für meinen ersten Workshop des Monats durfte ich nach Berlin fahren, wo mich Sookee zum Workshop “Intersektionale psychische Gesundheit” zusammen mit Dipl.-Psych. Stephanie Cuff-Schöttle statt. Das war auch sehr aufregend, aber enorm toll und lehrreich. Falls ihr Sookee (Abre numa nova janela) oder Stephanie (Abre numa nova janela) noch nicht kennt, folgt ihnen auf Instagram. STephanie hat übrigens De_Construct gegründet, eine Plattform für Rassismussensibilisierung von medizinischen Fachkräften (Abre numa nova janela).
Der erste eigene Workshop zum Thema “Patient*innenempowerment” hat Ende November an der Uni Köln im Rahmen der 4. Mental Health Week stattgefunden. Eingeladen wurde ich vom autonomen feministischen Referat und der Fachschaft für psychische Gesundheit. Das Feedback war durchweg positiv, auch wenn meine Stimme danach so gut wie fort war. Gleichzeitig hat es mir gezeigt, dass es definitiv Interesse an diesem Thema gibt. Sowohl aus Patient*innen- als auch aus Ärzt*innensicht.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass es sehr viel Spaß gemacht hat, sich auf diese Veranstaltungen vorzubereiten. Hoffentlich ergeben sich auch im neuen Jahr Möglichkeiten. Falls ihr Ideen oder Vorschläge habt, meldet euch gerne!
Gewinne, Gewinne, Gewinne
Der November war tatsächlich der Monat der Preise. Warum auch immer haben sich die Verkündung von Preisen in den letzten zwei Wochen des Monats konzentriert. Zusammen mit allen anderen Themen wie Vorträgen, Workshops und Krankheit.
Chronologisch gesehen fand zuerst die Preisverleihung zum German Diversity Award (Abre numa nova janela) statt.
Ich hatte sehr lange überlegt, ob ich überhaupt dort hin fahre, denn überraschenderweise musste alles von Reise bis Übernachtung selbst bezahlt werden. Nur die Gewinner*innen erhielten eine Autofahrt innerhalb von Hamburg hin und zurück vom Hotel zum Veranstaltungsort. Da fangen auch die ersten Schwachstellen an, bei diesem “German Diversity Award”.
Es wurde sicherlich Geld in die Hand genommen, nur weiß ich leider nicht so genau wofür, neben den teuren Autos, mit denen wir herumgefahren wurden. Zumindest waren die Gespräche mit den Autofahrern (alle männlich) die angenehmsten des ganzen Abends. Weil ich mich eher Teil dieser Gruppe gesehen habe als derer, die am Abend “gefeiert” wurden. Besonders bezeichnend war für mich, wie anders ich wahrgenommen worden bin vor und nachdem ich den Preis erhalten hatte. Als weiblich bis androgyn gelesene Person in einem Anzug(der aber sehr nice war und ich ihn zusammen mit einer guten Freundin ausgewählt habe und meine Gender Euphoria stark befeuert hat) war ich sehr auffällig. Es war aber auch vergleichsweise einfach aufzufallen auf einem Even mit hauptsächlich weißen, älteren Menschen. Einzelne People of Colour und Schwarze Menschen sind aufgefallen, die meisten von ihnen waren aber eindeutig beim Personal zu verorten, die ständig damit beschäftigt waren, uns mit ausreichend Getränken und Snacks zu versorgen.
Trotz meiner Auffälligkeit war ich weitestgehend unsichtbar für die meisten Menschen. Bis ich mich auf meinen mir zugeordneten Platz gesetzt habe und sich eine Person rege mit mir unterhalten hat. Erst bei der Verkündung ist mir aufgefallen, dass mit die Person zur Bühne hinterherläuft und sie im Namen des Unternehmens, welche meine Kategorie, “LGBTQI* Change Maker” sponsort, vertritt und die Laudatio auf mich gehalten hat. Eine der weitern wenigen positiven Aspekte am Abend. Sie hat sich bemüht und genug recherchiert, dass wie ich angesprochen werden möchte. Sogar meinen polnischen Namen hat sie gut ausgesprochen. Sie und die Moderatorin des Abends, Bella Lesnik, waren die einzigen.
Auch wenn ich einzelne tolle Gespräche führen konnte, hauptsächlich mit Nicht-CEOs und CMOs und und und…, habe ich ein paar coole Leute kennen gelernt, mit denen ich hoffentlich noch länger in Kontakt bleibe.
Aber: Ich hätte, glaube ich, nicht noch einmal die mentalen Kapazitäten für eine solche Veranstaltung in so einem Ausmaß. Es wirkte zu sehr nach Unternehmenswerbung als nach tatsächlicher Diversität. Dennoch muss ich zugeben, dass Queermed bzw. mein Gesicht im Nachgang viel Reichweite erfahren haben und immer noch erfahren. Durch die Auszeichnung kam es zu einem Interview (Abre numa nova janela)mit Nadine Jungbluth, Chefredakteurin von desired.de (Abre numa nova janela)
Falls ihr mein Gesicht noch nicht an einem Hauptbahnhof oder U-Bahnhof gesehen habt, hier mal ein Foto davon:
Beim Foto hätte ich zwar mein Handy aus Schreck fast gegen den Bildschirm geworfen, aber es ist schon irgendwie ein unbeschreibliches Gefühl, das eigene Gesicht immer wieder auf diesen Screens zu sehen. Das Interview war übrigens auch sehr angenehm.
Ein Foto vom Veranstaltungsabend möchte ich euch auch nicht enthalten, leider aber gibt es wenige Fotos, wo ich keine seltsame Mimik habe, also hier:
Bildquelle: Anne Wirtz
Kommen wir zum Preis Nummer 2 …
Der Respektspreis vom Berliner Bündnis gegen Homophobie:
Aus gesundheitlichen Gründen konnte ich am Abend leider selbst nicht dabei sein, es war aber eine absolute Überraschung, da ich neben zwei Berliner Organisationen nominiert worden bin. Wer mehr darüber lesen möchte, kann sich auch gerne den queer.de-Artikel (Abre numa nova janela) dazu durchlesen.
Was mich leider auch zum nächsten großen Thema bringt: Misgendern. In der vorherigen Veranstaltung war ich darauf gewappnet, dass das passieren wird. Nach dieser Veranstaltung habe ich aber immer wieder Posts oder Artikel gesehen (leider auch von queer.de (Abre numa nova janela) und siegessaeule.de (Abre numa nova janela) ) wo ich misgendert worden bin. Statt sich einfach Queermeds Website anzuschauen, wo unter anderem ein Pressekit vorliegt, wurde einfach gedacht und gemacht. Und bei Linkedin hatte ich im Nachgang mehrere Diskussionen mit vermeintlichen Mitgliedern der Community, denen ich erklären und auffordern musste, warum ich nicht misgendert werden und deren Posts umgehend geändert werden sollten. Es ist erstaunlich, wie häufig das Thema korrekte Ansprache auch in der queeren Community immer noch nicht angekommen ist.
Preis Nummer 3 (danach ist aber auch wirklich gut)
Im Sommer hatte ich beim Aktiv-Wettbewerb der Bundeszentrale für politische Bildung teilgenommen. Und ehrlich gesagt vergessen, dass ich das getan habe. Denn als ich die E-Mail zu der Auszeichnung und finanziellen Förderung in Höhe von 8.000 Euro gelesen habe, habe ich erstmal gedacht es wäre Spam.
Aber es war kein Spam und Queermed ist eines von 65 Projekten, welches ausgezeichnet und mit einer Förderung unterstützt wird. Alle ausgezeichneten Projekte werden auf der Website des BPB vorgestellt (Abre numa nova janela) und ich bin habe einige neue Projekte kennen gelernt und folge ihnen auch jetzt über Social Media.
Auch wenn ich mich daran erinnern kann, dass es ein größerer Aufwand für mich als Einzelperson war, die notwendige Anmeldung auszufüllen, kann ich allen gemeinnützig tätigenden Orgas und Aktivisti nur empfehlen, sich einen Reminder für das kommende Jahr zu setzen, wenn wieder Projekte ausgezeichnet werden. Folgt am besten auch dem Account @bpb_engagiert auf Instagram dafür.
Was war noch alles in diesem Jahr?
Unglaublich viel.
Durch die Gemeinnützigkeit von Queermed zu Jahresanfang haben sich unglaublich viele Dinge getan. Von den Vorträgen an Unis, Veranstaltungen und Co. über Workshops, ganz viele Podcasteinladungen, die erste Offline-Veranstaltung, ganz viel neues Merch und Infomaterialien, viele neue Menschen kennen gelernt, Kooperationen mit Beratungsstellen und und und…
Leute, die Queermed schon länger folgen haben auch meinen Unmut zu den weniger erfreulichen Erfahrungen über den Sommermonaten hinsichtlich Unternehmenskooperationen mitbekommen. Hier habe ich schon genug negative Erfahrungen geteilt und möchte positiv zum Schluss kommen.
Dieses Jahr sind 41 Steady-Mitglieder dazugekommen. Ist das nicht unglaublich?! Das ist eine immense Hilfe, da private Spenden weiterhin eher mau sind (Wobei Weihnachten ja noch nicht da ist, vielleicht passiert die nächsten Wochen noch etwas. Falls ihr spendenfreudige Menschen kennt (Abre numa nova janela). Ansonsten wird es auch zum Ende der Woche Spendenurkunden zum Verschenken geben. Mehr Infos über Social Media oder auf der Unterseite zum Thema Spenden. )
Drei Preise, die zwar ein Mix aus positiven und negativen Erfahrungen waren, aber dennoch ist diese andere Art der Anerkennung und Wertschätzung noch etwas ganz besonderes.
Über 1100 Empfehlungen auf der Website. Hoffentlich können wir weiße Flecken bei der Verteilung von Empfehlungen mit zusätzlicher Zusammenarbeit mit örtlichen Beratungsstellen und Organisationen aufdecken.
Viele tolle neue Leute kennen lernen dürfen, mehr Reichweite für Queermed generiert. Mehr Menschen geholfen. Mir wurden Sätze gesagt wie “Ich habe in Berlin alle meine Ärzt*innen über Queermed” gefunden, klingen immer noch ganz surreal für mich. Aber schön. Denn dann weiß ich, es kommt bei den Leuten an, die sonst nur Mist bei Praxisbesuchen erlebt haben. Und hoffentlich endlich gute Erfahrungen machen konnten.
Danke an euch, liebe Supporter*innen. Bis ins neue Jahr!