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Haben jetzt alle Frauen ADHS? – Eine Analyse für den feministischen Kampftag

(Audio Version wird noch nachgereicht)

Oder auch, wieso nehmen es sich gerade Männer (und ja, NICHT ALLE) viel zu oft heraus, über Dinge zu urteilen, von denen sie keine Ahnung haben (sei es nun nicht gut recherchiert, nicht qualifiziert, oder einfach nicht weiblich sozialisiert…)
Eine Analyse und persönliche Meinung anhand von Aussagen (und redaktionellem Verhalten) von Dr. Leon Windscheid aus einem WDR-Reel, einem Ausschnitt der Sendung „Auf der Couch“ sowie der kompletten Podcastfolge „Haben jetzt alle ADHS“ vom Podcast „Betreutes Fühlen“.

TL;DR: Dr. Leon Windscheid gibt in der Podcastfolge „Haben jetzt alle ADHS“ von „Betreutes Fühlen“ an, er wolle vor allem Personen ohne ADHS erreichen und zudem etwas über die Gesellschaft lernen. Er wolle dazu auch Studien und Daten heranziehen.
Wer das Alles im Detail nachvollziehen möchte, kann hier über 50 Seiten Analyse lesen, oder als Audiodatei hören. Wer denkt ich finde alles schlecht: nein ich möchte wirklich zum Denken und besser machen anregen, irgendwann konnte ich einfach nicht mehr ruhig bleiben; aber Spoiler zu Minute 48:48-50:30 schreibe ich:
 „Ich freue mich, dass ich mal nicht so viel zu sagen habe. Der Abschnitt ist bis auf einen Punkt richtig gut! Danke, ernsthaft!“ Und das ist nicht die einzige gute Stelle. Immerhin. Aber…
Leider ist schon der Titel der Folge nicht zum Inhalt passend und müsste eher heißen „
Haben jetzt alle Frauen ADHS?“, bis auf einen Arzt als negatives Beispiel referenziert Leon die ganze Folge über auf zwei namentlich genannte, weibliche Influencerinnen. Und verweist provokant bis anmaßend „lustig“ auf deren 120 Tsd. Follower, Bühnenprogramm und Ferrari-Brain. Die negativen Einflüsse von ADHS werden kurz anhand einer weiteren weiblichen Person aus dem persönlichen Umfeld Leons erwähnt und später wird etwas dazu vorgelesen. Leon zeigt weiter, dass das Adjektiv „hysterisch“ als Bezeichnung von weiblichem Verhalten noch in seinem Sprachgebrauch vorkommt (und auch in einem Ausschnitt einer WDR-Sendung ist es vor allem „die nervige Chefin, die nicht gleich Narzisstin ist“). Im Verlauf der Episode berechnet Leon ca. 1,7 Millionen deutsche Erwachsene müssten ADHS haben, die 120 Tsd. Follower werden aber bis zum Schluss nicht eingeordnet. Weiterhin überträgt der Gründer einer Agentur für Vermittlung von wissenschaftlichen Fakten (We Mynd) die Ergebnisse einer Studie aus dem englischen Raum auf die deutsche Social Media Landschaft (wissenschaftlich fragwürdige Schlussfolgerung). Und nennt Kriterien für die Diagnostik von ADHS, die laut S3-Leitlinie, die er anscheinend NICHT gelesen hat, gar keine harten Kriterien sind. Sowie Symptome die im DSM-V und ICD-10 auch nicht unter ADHS zu finden sind. Auch anderen Betroffenen von anderen psychischen Erkrankungen werden durch meiner Meinung nach  anmaßend unlustigen Witzen nicht etwa, laut Leons eigenem Bestreben, mit Anerkennung und Entstigmatisierung beschenkt, sondern die Ernsthaftigkeit von Schizophrenie, Bipolarität und Alkoholismus durch den Kakao gezogen.
Sobald ernstere Töne und Themen angeschnitten sind, wechselt dann der Bezugsrahmen zu Literaten, Künstlern und einem Freund von Leon, plötzlich wird sich auf rein männliche Beispiele berufen.
In einem Wort kann man das als anmaßendes Mansplaining lächelnd abtun, wenn man noch etwas genauer hinsieht, fällt auf, dass Dr. Leon Windscheid nichts für eine, in der Wissenschaft gewürdigte, Transparenz tut, und gerne Psychologe und Dr. räumlich nah in Beschreibungen und Info-Texten stehen lässt, seine Abschlüsse weder bei LinkedIn, Xing oder auf der eigenen Homepage angibt, und wenn man dann den Dr.-Titel in Wirtschaftswissenschaften bei Wikipedia endlich gefunden hat, könnte das Fragen hinsichtlich der Absichten oder Ziele bezüglich seiner öffentlichen Darstellung gegenüber aufwerfen.

Ich habe auch versucht ChatGPT zu fragen, ob ich Dinge und Formulierungen überdenken sollte, und nach etwas mehreren Versuchen schließlich ungeduldig aufgegeben, hier aber was ChatGPT zu dem Abschnitt mit der Aussage aus der Sendung „auf der Couch“ zu sagen hatte:

Verantwortung von Leon Windscheid als öffentlicher Person:
Leon Windscheid, als öffentlich bekannte Person und als jemand, der sich öffentlich mit psychologischen Themen beschäftigt, trägt eine besondere Verantwortung in der Art und Weise, wie er diese Themen kommuniziert. Wenn er in einem breiten öffentlichen Format wie „Auf der Couch“ Aussagen über psychologische Praktiken macht, sollte er sich bewusst sein, wie diese Aussagen von einem breiten Publikum aufgenommen und interpretiert werden. Besonders problematisch wird es, wenn solche Aussagen verwirrende oder gefährliche Vorstellungen über die Praxis der Psychotherapie fördern, insbesondere wenn sie nicht von einer qualifizierten therapeutischen Perspektive stammen.

Zitat ChatGPT Ende

Vorwort/Erklärung: Dieser Artikel enthält persönliche Meinung und Kritik, ist aber nicht frei von Wut. Ganz im Sinne des feministischen Kampftages, nehme ich es mir als Frau mit Expertise (Approbierte psychologische Psychotherapeutin und vier Uni-Abschlüsse) UND psychischen Erkrankungen (genauer: ADHS, eine Entwicklungsstörung, plus rezidivierende Depressionen) heraus, mir den Raum für meine Wut zu nehmen, der mir zusteht. Wer im Internet präsent ist darf im Sinne der freien Meinungsäußerung mit Kritik rechnen. Ich kritisiere hier Aussagen und Verhalten – das kann man auch ändern und dann freue ich mich und bin auch nicht mehr wütend. Versprochen.

Anmerkung: Auch wenn Atze Schröder in der analysierten Podcast-Folge Co-Host ist und manchmal auch schwierige Kommentare einstreut, so bezieht sich die Kritik die meiste Zeit auf Leon Windscheids Aussagen, da er derjenige ist, der die Studien, Daten und „das dicke Buch der psychischen Störungen“, sowie unterschwellig seinen Dr. Titel hier ins Feld führt. Atze ist hier also explizit nicht die ganze Zeit mitgemeint!

Der Aufhänger zu diesem Artikel bildete das Reel vom Instagram Kanal des WDR, in dem Dr. Leon Windscheid, wie in meinem Kommentar direkt unter dem Reel erwähnt, drei einigermaßen gute Punkte bringt, damit (vermutlich) der vierte, absolut unhaltbare Punkt über ADHS und ein 15 sek. Tiktok untergeht, oder die Kritik vielleicht als nicht gerechtfertigt abgetan werden kann?

Und dann habe ich in der Community aufgeschnappt, die ADHS-Folge des „Betreutes Fühlen“ Podcasts sei auch an manchen Stellen nicht gut. Ich selbst habe mich auch an eine Aussage aus der Sendung „Auf der Couch“ erinnert, die mich auf mehreren Ebenen aufgeregt hat und dann war da noch Journalist Michael Nast, der sein ADHS-Modediagnosen Reel einfach stehen lässt, als Rage Bait, obwohl er mit sachlicher Kritik nur so überschüttet wurde…

Aber ich versuche das jetzt mal miteinander in Relation zu setzen und meine Kritik zu den einzelnen Punkten nachvollziehbar einzubringen.

Teil 1 - WDR-Reel und Auf der Couch “Streit um K.O. Tropfen-Witz”


Vielleicht am deutlichsten schwierig finde ich, wie oben erwähnt, die Taktik einen sehr angreifbaren Punkt mir drei guten Punkten zu verpacken.
Von mir transkribiert: Ausschnitt aus dem Kölner Treff hochgeladen am 4.3.2025 beim WDR Profil auf Instagram (https://www.instagram.com/reel/DGx_ZMLp4i6/?igsh=bjNsY3k3Z29wanpl (Abre numa nova janela) );
Leon Windscheid:

„Es ist nicht alles ein Trauma, es ist nicht alles ein Trigger; und nur weil deine Chefin dich mal nervt, hat die noch lange keine narzisstische Persönlichkeitsstörung, und wenn du mal vier Tage keinen Bock hast zur Schule oder zur Arbeit zu gehen, ist das keine Depression und ihr habt jetzt übrigens (ANM: Tonfall wird deutlich anders -  genervter?) auch nicht alle ADHS im Erwachsenenalter, nur weil ihr das in einem 15sek TikTokReel gesehen habt. Wer alles zur psychischen Störung macht, macht was kaputt.“

Bis zum Punkt mit der Depression kann ich noch sagen, ja, die umgangssprachliche Nutzung solcher Aussagen macht es schwer nachzuvollziehen, wann eine Depression oder eine Persönlichkeitsstörung beginnt. Vor allem die Trauma- und Trigger-Begriffe werden momentan sehr inflationär gebraucht und dazu gibt es auch viele Diskussionen im Netz. Aber eigentlich fängt es schon hier an: ich habe noch keine Person in meiner klinischen Tätigkeit vor mir sitzen gehabt, die behauptet hätte, nach vier Tagen Unlust auf die Arbeit eine Depression zu haben. Ich habe noch niemanden in meinem Umfeld gehört, der nervige Chefs (wieso ist es hier eigentlich explizit eine Chefin, das gibt die Frauenquote in Führungspositionen ja nicht wirklich her?) direkt mit Narzissmus diagnostiziert hat, da mussten schon andere Schikanen her (Urlaub wieder streichen, Teams gegeneinander ausspielen, generell alles, was so unter Mobbing fällt und auch als solches verstanden wird), woher hat Leon diese Punkte?
Und woher nehmen Leon Windscheid, aber auch Michael Nast eigentlich die Grundlage für die Behauptung, nach einem Tiktok oder Reel würden sich erwachsene Menschen mit ADHS selber diagnostizieren?
Neben der, von mir angenommenen, Tatsache, dass wirklich niemand sich bisher nur mit einem TikTok selbst das Label ADHS gegeben hat (wer jemanden kennt oder gelesen hat, dass jemand das so gemacht hat, schicke mir Quellen, dann nehme ich den Kritikpunkt auch zurück),  WAS IST SCHLIMM DARAN?
Was ist schlimm daran einen Verdacht zu entwickeln, der dem eigenen Leidensdruck eine Erklärung gibt? Was ist schlimm daran, mit einer Erklärung auch neue Strategien auszuprobieren? Was ist schlimm daran, diese Strategien in Social Media zu finden? Was ist schlimm daran, dass Leute versuchen, sich selbst zu helfen, weil sie keinen Therapieplatz in unter sechs Monaten finden? Was ist schlimm daran, dass eine sehr große online-Community diese Leute unterstützt und Tipps gibt? Was ist schlimm daran, dass eine Community mit offiziell diagnostizierten Personen die Personen unterstützt, die gerade noch zweifeln, ob sie auch die Diagnose haben oder einen der viel zu raren Diagnostikplätze wegnehmen würden, wenn sie sich anmelden würden?
Was genau ist schlimm daran? Bitte Leon Windscheid und Michael Nast, erklärt mir, wo genau die „Gefahr“ ist, von der vor allem männliche Personen sprechen! Ich habe bisher mehrere Männer über eine Gefahr der Selbstdiagnosen oder falsch positiven Diagnosen sprechen gehört und eine Frau hat zu viele Diagnosen (in einem Fachvortrag) kritisiert aber nicht als Gefahr benannt.

Aber nochmal, wer mit Tipps aus dem Internet besser klarkommt? Cool! Vor dem Internet gab es übrigens Selbsthilfebücher. Auch als Bibliotherapie bekannt unter Therapeut:innen. Und wem es hilft? Cool! Normalerweise freuen sich Therapeut:innen, wenn Personen ihre Schwierigkeiten mit Büchern oder Internet in den Griff kriegen, wir Therapeut:innen kennen den Therapieplatz-Mangel ja und sagen nicht gerne zig Menschen ab. Dass das Internet umsonst ist und man nicht mehr Stunden lang lesen und viel Geld bezahlen muss, um zu wissen, ob einem der eine Tipp aus dem zehnten Buch hilft – TOLL! Haben die Menschen verdient. Es darf auch mal einfach sein, ist es viel zu selten!

Wem es nicht hilft und wer weiter leidet? Dafür gibt es in Deutschland das Anrecht auf eine psychotherapeutische Behandlung und dieses Recht wird viel zu wenig umgesetzt, eingefordert, die Hürden sind zu groß: Praxisräume sind nicht barrierefrei, Medical Gaslighting („das ist doch normal/so schlimm wird es nicht sein“-Bewertungen von Fachpersonen) und daraus resultierend Gender-Health-Gap (Studien an weißen Männerkörpern führen dazu, dass Krankheiten und Diagnosen bei Frauen schlechter erkannt werden, Stichwort Herzinfarkt und AUCH ADHS), internalisierter Rassismus auch noch bei Fachpersonen (das ist nur ein kultureller Unterschied und kein ADHS…), allgemein ist der Zugang zu Behandlungen leichter, je privilegierter man(n) ist. Dazu noch schwer zu findende Informationen und ein kaputt privatisiertes Gesundheitssystem… ist das nicht eher die Gefahr? Macht man da nicht mehr kaputt??

Im WDR-Reel sagt Leon auch, es gäbe genau dafür, dass man ein Anrecht auf Hilfe habe, die Psychotherapeutische Sprechstunde, und da gäbe es auch relativ schnell einen Termin. Was daran alles nicht stimmt, kann man übrigens z.B. in der Sendung vom Neo Magazin Royale sehen (Hier:  https://www.youtube.com/watch?v=mzMj-v1sMI4 (Abre numa nova janela)  ) Und außerdem: nur weil man schnell in eine Sprechstunde kommt, heißt das noch lange nicht, dass man dann auch mit Diagnose und Therapie-Platz wieder geht. Die Diagnostik wird der Sprechstunde nachgestellt und findet in der sog. „Probatorik“ statt, außerdem hat man ein Anrecht auf freie Therapeut:innenwahl. Und vielleicht ist es dann auch ratsam zu versuchen, bei jemandem zu landen, der sich mit dem, was man als Verdacht hat, auch auskennt. Mittlerweile ist wissenschaftlich nämlich Konsens, dass ADHS oft übersehen wurde und wird; und nicht jede therapeutische Person hatte schon eine aktuelle ADHS-Fortbildung, auch da gibt es einen Mangel…aber ich schweife ab..

Also nochmal: Wo ist das Problem?
Lieber Michael und lieber Leon, ich habe eine facharztäquivalente Approbation, ich habe einen Psychologie Bachelor, einen Psychologie Master und eine Weiterbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin. (Achja, einen Linguistik Master mit Auszeichnung habe ich auch, ich habe auch Diskurs-Analyse und Sprachpragmatik studiert, just sayin‘ – und ironisch ins Muster passend kann ich auch sagen ich bin Philosophin,  Philosophie hatte ich im Nebenfach im Linguistik Bachelor.)
Ich möchte das einmal klarstellen, weil ich finde, dass ein Journalist, Michael, durchaus mehr recherchieren kann, oder auch betroffene Personen oder Fachpersonen zu diesem „Selbstdiagnose Hype“ interviewen könnte, anstatt sein Reel damit zu beginnen, ein Freund habe kürzlich zu einem gesagt „Alle haben doch gerade ADHS, und am besten noch eine Schippe Autismus obendrauf“. ( https://www.instagram.com/reel/DAY1GKzopZk/?igsh=MTI0YWRpM3Y5djRrdQ== (Abre numa nova janela) )
Wo ist das Journalismus?
Und dann gibt es da noch den Dr. Leon Windscheid, der im WDR als „Psychologe“ untertitelt wird, soweit so richtig. Im Podcast „betreutes Fühlen“ heißt es: „Atze Schröder geht zum Psychologen.  (…) Dr. Leon Windscheid (..)“ Damit wird eine Expertise unterstellt, die vielleicht einer genauen Prüfung nicht standhält. Ich gehe davon aus, dass Leon Windscheid Studien liest und diese auch richtig wiedergibt. Ich finde es jedoch gefährlich, einen Dr. in Wirtschaftswissenschaften unkommentiert zu lassen, wenn es um einen thematisch psychologischen Podcast geht und der Co-Host „zum Psychologen“ geht. Jeder und jede würde doch erstmal denken, dass Leon Windscheid Dr. der Psychologie ist und dementsprechend schon einer von den sehr lang ausgebildeten Experten. Ich habe das auch gedacht. Und dann erfahren, dass der Dr. wohl „nur“ in Wirtschaftswissenschaften erlangt wurde. Ich konnte das erst gar nicht richtig prüfen, weil Leon Windscheid seine Titel nicht preisgibt. (Edit: okay, mein Fehler, was geh ich auch zu LinkedIn und Xing und der Webseite von Leon, also selbst befüllten Quellen, wenn ich es bei Wikipedia finde – ja, das war mein Fehler.)
Auf seiner Webseite gibt es einen Link zu Google-Scholar, um seine wissenschaftlichen Aufsätze einsehen zu können. Im LinkedIn Profil konnte ich nur sehen, dass er ein Business gegründet hat (für ein Event-Boot und für eine Agentur um psychologische Fakten einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Hat ja schon gut angefangen mit der Beweisführung durch TikToks im WDR.) Ansonsten ist er Psychologe, Unternehmer und Autor. Einen Abschnitt zur Ausbildung gibt es bei ihm nicht (für mich zu sehen). Bei Xing kann man einen Bachelor in Psychologie sehen (also ich zumindest, ich war nicht eingeloggt). Das wirft bei mir die Frage auf, gibt es da nicht noch mehr? Keinen Master der Psychologie? Man ist auch mit Bachelor in Psychologie Psychologe, keine Frage, aber aufgrund des Podcast-Infotextes ist die Lücke zwischen erstem Eindruck und Fakten dann einfach noch größer. Edit während des Schreibens: Bei Wikipedia steht, Leon hätte auch einen Master in Psychologie, und den Dr. in Wirtschaftswissenschaften. Na gut, sollte dem so sein: Tut es mir leid, und ja das ist eine halbherzige Nonpology, weil bei Xing und LinkedIn und auf der Homepage steht das nicht - wieso denn jetzt nicht?

Als ich grade den Youtube Link für den nächsten Absatz über die „auf der Couch“-Sendung kopieren wollte, habe ich in die Videobeschreibung geschaut: Zitat: “Willkommen bei “Auf der Couch” – zwei Menschen, unterschiedliche Meinungen, ein Psychologe! Ihre Haltungen scheinen unvereinbar und ihre Konflikte unlösbar. In der Paartherapie der Meinungen benutzt Psychologe Dr. Leon Windscheid…“ es wird also nicht nur Dr. und Psychologe direkt nebeneinander gestellt, es wird der Begriff Paartherapie genutzt – Paartherapie ist in Deutschland kein geschützter Begriff, aber sorry, wer würde da nicht denken, dass Leon auch eine therapeutische Ausbildung hat? Ich würde meinen, wenn einem die Problematik hier bewusst wäre, könnte man entsprechende Texter und Redaktionen ja auf Transparenz-Hinweise ansprechen, oder um Umformulierung bitten.

Das ganze Abschluss überprüfen oder nicht angeben verändert nicht, dass man Studien lesen und einordnen kann, das macht für mich aber auch die problematischen Aussagen verständlicher, bzw. wie wenig Einordnung passiert.
Bei der Wahl des Ausschnittes vom WDR hatte Leon vielleicht nicht viel Mitspracherecht. Aber bei seinem eigenen Podcast? Bei seiner eigenen TV-Sendung? Da habe ich leider auch ein paar Dinge gefunden, die im Zusammenhang eher schwierig bis problematisch sind, und die eigentlich eingeordnet werden müssten.
Für spät-diagnostizierte Personen mit ADHS oder im autistischen Spektrum, für Angehörige dieser Personen, für die Psychologie als Wissenschaft aber auch vor allem für die Psychotherapie, die immer noch viel zu wenig genutzt wird und in deren Angebot noch viel weniger investiert wird.

Bevor ich jetzt also zum Podcast komme, hier der Absatz darüber, was mich in der ZDF-Sendung „Auf der Couch“ (https://www.youtube.com/watch?v=82HKOz27IHY (Abre numa nova janela) Upload vom 05.12.2022, aufgerufen am 07.03.2025 und 08.03.2025) so sehr aufgeregt hat:
Beim Thema „Streit um K-O-Tropfen Witz“ sagt Leon auch den Satz: „Das ist ein Mittel der Psychologie, dass wir an die Grenzen gehen, dahin wo es wehtut“ (Minute 15 :34 bis 15:42), bevor dann ein anstandsloses Rating von verletzenden bis makaber-ekelhaften Witzen folgt – dazu habe ich mich schon bei Instagram aufgeregt (und keine Namen genannt, ich dachte es ist ein einzelner kleiner Fehltritt..) aber auch hier nochmal kurz: NEIN! Wenn es wehtut, ist das heutzutage nicht mehr ethisch korrekt. Experimente wie das Milgram Experiment (das mit den Elektroschocks) sind heutzutage aus gutem Grund durch keine Ethik-Kommission mehr zu kriegen, es muss bei psychologischen Studien die Unversehrtheit der Teilnehmer:innen vor der Ethik-Kommission einer jeden Universität versprochen und dann auch eingehalten werden, ansonsten darf man das zurecht nicht mehr durchführen! Wir sind nicht mehr in den 50er und 60er Jahren und das ist in vielen Bereichen gut so. Und auch in der Therapie, und selbst in Trauma-Therapie, sollte es in Begleitung nicht wehtun. Ja, Konfrontationen können schmerzhafte Erinnerungen auslösen, aber gerade durch das mitfühlende Begleiten und das Anleiten und Vorbesprechen von konfrontativen Techniken sollte es in der Regel zwar anstrengend sein, aber nicht WEHTUN. Und wenn man lieber in Wirtschaft promoviert, statt sich 3,5-8 Jahre in die therapeutische Weiterbildung zu begeben und nach Tariflohn in der Gesundheitsversorgung zu arbeiten, wenn man lieber Moderator im Fernsehen wird und ein Bühnenprogramm hat, auf Tournee geht und seinen Lebenslauf mit genauen Angaben unter Verschluss hält, dann sollte man vllt. nicht solche Aussagen raushauen und hilfesuchende Leute in Bezug auf Psychotherapie verschrecken. Es gibt genug ethisch nicht korrekt handelnde Personen, die sich „xy-Therapeut“ nennen und die Personen wirklich schaden!! (Da nur Psychotherapeut ein geschützter Titel in D ist;  andere „Therapeut:innen“ oder „Coaches“..nunja, das Feld für mögliche Täuschung ist leider groß, checkt die Lebensläufe der Personen! Gerade Sexual-Therapeut habe ich jetzt schon zweimal als Mittel für Missbrauch wahrgenommen. Konkreter: zwei Männer haben sich so genannt und missbraucht, später mehr in einem anderen Artikel…) Mit solchen Aussagen, wie Leons, verängstigt man zum einen Personen, die ernsthaft über Therapie nachdenken, aber den letzten Schritt noch nicht schaffen und zum anderen bestätigt man Personen, die an die „Falschen“ geraten sind, dass es schon okay ist, dass es wehtut, dass Grenzen überschritten werden, dass man ein schlechtes Bauchgefühl beim „Therapeuten“ hat, weil man geht dahin, „wo es wehtut“. Das ist also doppelt problematisch und ich bin approbierte Psychotherapeutin, weil ich die Wissenschaft und die Wahrung der Menschenwürde und das Mitgefühl in meiner Arbeit zu 100% richtig und wichtig finde, und solche Aussagen sind absolut nicht okay und machen mich richtig wütend!


Teil 2: Podcast-Analyse Anfang bis Minute 21:10


Jetzt durchgeatmet und zum Podcast. Betreutes Fühlen, zu finden bei Spotify (https://open.spotify.com/episode/3ygj67F5L6bA7n9ZZddwy4?si=Zhjk1G3dStiFomSd1wFjhg&context=spotify%3Ashow%3A4D57AH2sDPaIuqpMqfrnZe (Abre numa nova janela) )
„Haben jetzt alle ADHS?“ vom 28.01.2025
(Zusammenfassung des Podcast mit blauem Hintergrund, meine Beiträge in ohne Farbe, kursiv ist von mir, um die Wortwahl als Anlass meiner Kritik an manchen Stellen besonders hervorzuheben, auffallende Änderungen im Tonfall schreibe ich in Klammern rein
!! WICHTIG: meine Zeitstempel sind mittlerweile alle 1:20 versetzt, da es nun eine Werbung bei Minute 16:00 gibt, die bei meinem Transkript Durchlauf nicht vorhanden war bzw. wer Werbung hört hat 1:20 versetzte Zeitstempel, ich kenn mich mit Werbung bei Spotify nicht aus)
Der Podcast geht los mit Small Talk zu aktuelleren Ereignissen rund um die Bühnenprogramme der beiden. Und um einen Auftritt bei Till Reiners (der übrigens auch ADHS hat: https://www.youtube.com/watch?v=P1JZp6q_NJ0&t=2s (Abre numa nova janela) )
Los geht’s langsam mit dem Thema ab 11:06, wo Leon schon unkt, dass es vermutlich ein Aufreger-Thema sein wird. Und beide würden mit vielen kontroversen Meinungen rechnen. Aber die Forschung solle dann Ruhe ins Thema reinbringen (11:20) Es solle auch viel an dem Thema über die Gesellschaft abzulesen sein.
(Ich bin/war gespannt)

Bei Min 15:14 wird darauf hingewiesen, dass es vllt. gar keine Folge nur für ADHSler ist, sondern …? (Die Frage wird erst bei Minute 18:05 beantwortet von Atze: auch Menschen die einen Umgang damit suchen – wer ist das genau? Leon sieht weiterhin das, was man über die Gesellschaft und den Umgang mit psychischen Erkrankungen ableiten kann als Hauptmessage)

16:01 Atze hat bei vielen das Gefühl, dass es
(ADHS?)  eine Entschuldigung ist. Alles sei so ein bisschen vorhanden und ein bisschen bekannt, und dann hat man auch ADHS. Ein Freund sähe das auch bei seiner Freundin. Man solle doch mal lieber Experten fragen.

Direkt die erste Anmerkung: Oft sehen Angehörige noch viel mehr, aber vielleicht bindet man auch Freunden nicht direkt auf die Nase, welche Merkmale einer, gerade auch noch heiß debattierten und ums Dorf getriebenen, Entwicklungsstörung man bei seiner Partnerin sieht? Ich bin psychologische Psychotherapeutin und habe ADHS (und bin in einem Hyperfokus auf diesen Artikel versunken), ich spreche öffentlich auch eher über die „lustigen“ Seiten an meinem ADHS, weil ich zurecht befürchten muss, wenn ich auch die störenden und schwierigen Dinge anspreche oder öffentlich mache, wird an meiner Berufsbefähigung gezweifelt oder anderweitig meine Expertise in Frage gestellt – das weiß ich auch ohne Podcast schon über die Gesellschaft: das passiert noch viel zu oft.)
Weitere Anmerkung: Leon wirft ADHS sehr konsequent mit psychischer Störung in einen Topf, wie in diesem Absatz geschrieben ist ADHS aber eine Entwicklungsstörung, d.h. von Geburt an da und kann auch nicht geheilt werden. Es ist mehr Behinderung als Krankheit, je nach Ausprägung und Umfeld. Aber dazu komme ich sehr viel später nochmal detaillierter! (Absatz über Zeitstempel 48:00 leider sehr mittig im sehr langen Textabschnitt)

16:59 Leon zählt einige Promis mit ADHS auf (Eckart von Hirschhausen, Sarah Kuttner, Felix Lobrecht, Angelina Börger, Naddel, Lola Weipert) und landet bei Angelina Börger (Instagram: Kirmesimkopf)

17:10 Angelina hat eine komplette Tour zu dem Thema hat ein Buch gäbe es auch noch, sie habe (17:18) über 120 Tsd. Follower, die sich dafür interessieren.
17:25 Der Spiegelartikel Hype um Hyperaktivität wird erwähnt.

Anmerkung: was hier erwähnt wird ist in der Bedeutung/Verwendung der Begriffe sehr positiv. Die zeitlich nahe Erwähnung vom Hyperaktivitätshype und über 120 Tsd. Follower:innen hinterlässt danach aber ein „Geschmäckle“, weil der momentane Gebrauch des Wortes Hype rund um das Thema ADHS negativ gelesen wird. Es ist übertrieben, es ist zu viel. Und in diesem Kontext sind vllt. auch 120 Tsd. Follower:innen zu viel und übertrieben. Was mir auch auffällt: mit keiner Silbe wird erwähnt, dass Angelina eine journalistische Ausbildung hat und ihr absolut empfehlenswertes Buch mit guter Recherche zum Thema unterfüttert hat. Außerdem berichtet sie in ihrem Account auch über die Schwierigkeiten von ADHS, mehr als kleine „upsi“-Pannen, und zeigt sich vor allem nahbar und authentisch. Diese Informationen hätten der negativen Lesart von Hype und dem Kontext von über 120 Tausend Follower:innen etwas entgegenhalten können in einer Zeit, in der Kommunikation oft viel zu emotionsgesteuert und zu wenig faktenbasiert ist. (Was sagt das über die Gesellschaft aus, und über die Art wie diese Sendung bis hierhin wirken soll? Ich frage ja nur..) Aber es ist noch früh im Podcast.

Dann wird nach der etwas falsch wiedergegebenen Geschichte wie Angelina auf ADHS gestoßen ist von Leon aufgezählt, über welche Merkmale von ADHS man so stolpert (19:22):
„Die schieben Dinge auf, die haben viele Tabs offen, wie in sonem Browser Fenster, die stapeln die Dinge, statt sie wegzumachen, die versuchen irgendwie Abkürzungen zu nehmen bei der Arbeit. Und nicht das zu machen, was von Ihnen erwartet wird, denen fällt es schwer, emotional aufregende Situationen zu verlassen, die neigen dazu, Dinge zu tun, ohne an die Konsequenzen zu denken, all diese Sachen, da ist ja jetzt erstmal …- bei Leon auch so, dass er sich darin wieder findet (
Anm: vielleicht stimmt das ja auch und du wärst überrascht, geh doch mal zu einer Sprechstunde für ADHS – so nach 24 Monaten Wartezeit.)
Dann wird um Minute 20 herum weiter gefolgert: jetzt habe man eine Erklärung, Atze habe ja Ausrede genutzt, für all das, was im Leben nicht läuft, wo kriege man diese Urkunde, und jetzt sei man plötzlich Betroffener.


Auch schwierig, das Ding mit der Ausrede habe ich bisher liegen gelassen, weil es ja erstmal der Einstieg ins Thema war, da kann man ja noch relativieren im Verlauf. Aber bisher ist das noch nicht passiert.
Zwei Punkte: erstens: ich hätte gerne eine Quelle dazu, wo ADHSler:innen Abkürzungen bei der Arbeit nehmen um ihren Arbeitsauftrag nicht zu erfüllen (nichts anderes sind Erwartungen im Job ja, das, wofür man eingestellt wurde). Ich habe bisher gehört, dass man Dinge auf den letzten Drücker unter viel Stress erledigt, dass man Dinge auf eine andere Art, aber mit dem erwarteten Ergebnis erledigt, oder das man sich Strategien schafft, um die Dinge zu erledigen, aber ohne die Strategien schon abgemahnt oder schlimmeres wurde. Aber so wie Leon es sagt, klingt es nach „kein Bock“-Haltung und – zweitens: generell ist alles so humorvoll ausgedrückt, dass der Stress, den das Chaos (das man nicht wegmacht, aus freien Stücken, so klingt es bei Leon), verursacht, den Stress, der von zig Aufgaben die gleichzeitig im Kopf rumschwirren, der Stress, wenn man die Prioritäten nicht setzen kann, hinten über fällt, oder vielleicht gar nicht erst mitgedacht wird. Emotional aufregende Situationen sind auch nicht immer lustig, das können auch lodernde Streits sein, die man hinterher vielleicht lieber nicht geführt hätte. Und Dinge ohne denken an Konsequenzen zu tun kann nochmal viel mehr Leid verursachen, aber statt diese positiven und negativen Effekte gegenüber zustellen, möchte man nur eine Urkunde und eine „Ausrede“ für das, was nicht läuft. Süß (Ironie). Don’t get me started, was dabei noch nicht mitgedacht wird, ist auch, dass „Ausrede“ als Wort, soviel Leid mitbringt. ADHSler:innen sehen nicht nur ein tiktok und sind dann happy go lucky, jetzt ist alles klar – was dahinter steht ist vor allem soziales Leid, dass das Umfeld von einem Großteil der ADHSler:innen ein lebenlang herabwürdigende und negativ bewertende Sprüche auf die betroffenen Personen loslässt. Bspw. „Es wäre so einfach, wenn du nur wolltest“; „wenn du dich nicht immer rausreden würdest, wäre es schon erledigt“; „so schwer, wie du immer tust, ist das gar nicht“; „wieso kannst du nicht einfach dein Potential ausschöpfen“; „wieso ist es so schwer für dich, die Uhr zu lesen“; Die Liste ist endlos. ABER: wir sind erst bei Minute 20, vielleicht kommt ja noch was, dass das alles ins Verhältnis setzt. (Das mit den negativen Kommentaren wurde in der Fachwelt übrigens so als Konsens angesetzt, zumindest in meiner Therapeut:innen-Bubble, ich glaube es gab auch eine Studie – und nach zwei Tagen an diesem Essay bin ich aber zu faul zum Suchen, Leon gibt auch keine Quellen für die TikToks raus, mit denen sich alle diagnostizieren).

20:14 Atze sagt, es sei oft so, und nicht nur bei ADHS, dass dann das ganze Leben nur noch um diese Diagnose kreise. Und bei schweren Krankheiten tue ihm das ja leid, aber auch bei leichten Sachen „ich kann gar nicht anders, weil ich habe eine Glutenunverträglichkeit“, sei jetzt nur ein Beispiel.

Und ich dachte ich kann erstmal weiter hören, und dann kommt es noch wilder: Erstmal, sehr einfühlsam, dass du bei schweren Krankheiten Mitleid hast, Atze, zweitens, dein Ernst? Glutenunverträglichkeit, so vermeintlich lustig wie du das sagst, kann auch Zöliakalie heißen und das ist, je nach Schweregrad und Zeitpunkt der Diagnose, auch eine schwere Erkrankung. Wenn das nicht früh genug erkannt wird, haben betroffene Personen oft einen kaputten Darm und das kann von Schmerzen bis hin zu Mangelernährung (weil nichts mehr vom Darm aufgenommen werden kann) und Operationen alles mit sich bringen. Und übrigens, auch Depressionen, ADHS, Autismus, Trauma-Folgestörungen sind schwere Krankheiten (Entwicklungsstörungen und Behinderung ist richtiger für ADHS u. Autismus, aber es geht ums Argument) und irgendwo habe ich mal in einer Folge gehört, dass ihr das für Depressionen auch wisst. Und mit genannten psychischen Erkrankungen und Entwicklungsstörungen kann es sogar einen schwerbehinderten Ausweis geben, weil diese Dinge die Teilhabe einschränken. Wie auch  „normale“ Allergien schon einschränkend sein können, wenn du nicht sicher sein kannst, dass der Umgang mit Allergenen immer und überall so befolgt wird (wie oft liest man heute in der online-GESELLSCHAFT, dass Allergien nicht ernst genommen werden und man bekannten Personen einfach nur nicht gesagt hat, dass da xyz drin ist. Anaphylaktischer Schock, was ist das?)
Auch das könnte man ja noch mal einordnen, wenn man eine Firma betreibt, die Fakten aus der Psychologie als Wissenschaft, an ein breites Publikum bringen will. Macht Leon aber nicht.
Drittens: Wieder die Frage: WO ist das Problem? Würdet ihr euch nicht erstmal lange damit beschäftigen, Zutatenlisten zu lesen, in Restaurants nachzufragen, selber Rezepte zu lernen, gute Bezugsquellen zu finden, wenn ihr z.B. ein nachgewiesenes Problem mit Gluten hättet? Das ist nämlich oft richtig mies. Und dann wieder bei psychischen Themen: in der Psychotherapie macht man doch nichts anderes? Nach der Kennenlern- und Diagnose-Phase geht es mit Aufklärung los. Man spricht über alle Fakten zum Thema, man ordnet das Modell anhand der eigenen Erfahrungen ein, man kriegt Hausaufgaben dazu auf, das noch deutlicher durchzugehen, und vielleicht muss man dann, weil man nicht mehr kann, dem Umfeld auch mitteilen, was los ist, um Hilfe oder wenigstens Verständnis zu bekommen. Und diese Wochenlange Psycho-Edukation und Einordnung ist an sich schon ein wirkvoller Therapiemechanismus und wertvoll. Wieso ist das so einen negativen-belegten Ausdruck wie „es kreist nur noch darum“ wert? Wie soll man denn am Ende eine Besserung erreichen, wenn man sich nicht erstmal gründlich und lange mit etwas beschäftigt? Aber ja, ist schon komisch, dass ein Heuschnupfen-Allergiker den ganzen Sommer über nichts draußen unternehmen will und das ständig wieder Thema ist. (Was sagt das über die Gesellschaft und die Akzeptanz von Behinderungen aus? Und achso, Einschränkungen/Barrierefreiheit, wieso lasst ihr euren Podcast nicht mit automatischem Transkript laufen? Und wer das weiß, bitte melden, ich möchte das für unseren Podcast auch schon länger, ich brauch da Hilfe!)
Und Schleife zu oben: haben Leute in den letzten Jahrzehnten mit Selbsthilfe-Literatur nicht genau das gleiche gemacht? Sich informiert und sich sehr lange damit beschäftigt (mehrere Bücher lesen dauert auch)? Was ist denn das Problem daran, dass Leute ihre Lebenssituation verbessern wollen und dafür manchmal auch mehr Kommunikation und Zeit nötig ist?

Teil 3: Podcast Minute 21:10 bis 32


21:10 Leon sagt, man stimme sich noch auf das Thema ein, das sei absichtlich provokant, damit man klar machen könne, was sei in vielen Köpfen grade eigentlich Phase.

Ok, also absichtlich provokant. Ist das eine Ausrede, um nicht alles einordnen zu müssen, was Vorurteile gegenüber ADHS schon 10 minutenlang gefestigt hat? Ich bin übrigens so neurodivergent, ich mein die Fragen ernst, ich will die Antworten auf meine Fragen wirklich wissen. Außerdem, warum man etwas macht, und was man dabei denkt, frage ich in meinem Beruf als psychologische Psychotherapeutin so gut wie immer – das ist ein Mittel der Psychotherapie, und das tut auch nicht weh. Nur um das mal einzustreuen.

21.41: Leon zittiert Sarah Kuttner, sie habe ein Ferrari-Brain und eine Superpower Räume zu lesen und Dinge wahrzunehmen, die andere nicht wahrnehmen würden.

Atze lacht bei der Formulierung, in meiner mittlerweile negativ geprägten Wahrnehmung, unglaubwürdig, Leons Stimmlage bei dieser Aufzählung klingt für mich auch als würde er  Prahlerei wiedergeben. (Aber ich bin offen für Korrektur meiner Wahrnehmung)

21:55 Die Diagnose war für Sarah Kuttner das schönste;
22:10 Angelina wird erneut zitiert, sie würde das (Anm.: ADHS) nicht wieder hergeben, trotz all der Probleme,

22:20: Diagnose Termin von Bekannter, es werden Tipps ausgetauscht; 22:30: Leon denke, es ziehen jetzt wirklich alle los und wollen sich ihre Diagnose abholen, bestätigt bekommen, dass sie ein Superbrain haben und dieses (…) jetzt habe man die Erklärung für all das.
22:45: Er fühle das auch sehr, wolle aber mit dickem Edding warnen; dass man hier trotzdem über eine riesige Belastung für Betroffene spreche, über ein riesiges Problem,
23:00 und wenn so etwas in der Psychologie zur psychischen Störung erklärt wird, würde er mal sagen, oder durch Forschung in das dicke Buch der psychischen Störungen aufgenommen wird, dann ist das eben nicht einfach aus der Luft gegriffen.

Ok, gut, hier wird endlich eingelenkt. Aber warum denn nicht vorher? Man könnte doch die ganze Zeit positiv und negativ gegenüberstellen und sicher auch bei der gleichen Länge an Podcast landen, aber dann würden die Vorurteile bis hierhin nicht erstmal verfestigt, durch Wortwahl, durch Tonfall, durch Auswahl der Beispiele. Wieso nicht gleich so?
(Es folgt ein längerer Argumentationsstrang)

23:21 Atze fragt, welche Teile der Bevölkerung beträfe das denn, ist das 50% oder 5%?
Leon erklärt (23:29) es gehe um einen Bruchteil, einen
sehr sehr kleinen Bruchteil.
Bevor jetzt alle sagen es sei eine Modeerscheinung, diskutiert werde das ganze schon sehr lange, - Kurzer Exkurs auf vermutlich erste Beschreibung aus 1775 (23:40)
23:55 bis weit ins 20Jhd nur Störung die Kinder beträfe, klassischer  Zappelphilipp brächte Lehrer und Eltern zur Verzweiflung..


Ok, hier wird es jetzt verwirrend – was ist das rhetorisch? Soll mit dem sehr, sehr kleinen Bruchteil auf die 5% von Atze abgezielt werden, oder heißt es, dass es noch weniger wären? Ich persönlich beschäftige mich mit ADHS privat und beruflich auch schon seit Herbst 2022, ich habe bei 5% keinen kleinen Anteil im Kopf sondern sofort das Bild, 5% der Bevölkerung sind auch ein paar Millionen. Was wird hier also kontrastiert, und was habt ihr (wenn das hier wer liest) bei 5% im Kopf? Aber hurrah, endlich eine Einordnung anhand von Daten statt Gefühlen und privaten Anekdoten.

24:20 ADHS im Erwachsenenalter kam erst spät ins Leben der beiden, Diagnose erst 1992 im Erwachsenenalter möglich, 2003 offiziell in D anerkannt und seit Juni 2011 könne Ritalin für Erwachsene verordnet werden.

24:50 Das könne Grund sein, dass vor Jahrtausendwende nichts gehört, Aber, sagt Leon, das liegt nicht daran, dass es diese Menschen nicht gab, sondern weil es keine Diagnose für sie gab.

25:05 Leon weiter: und das erkläre zumindest einen Teil des sprunghaften Anstiegs der Diagnosen und warum das auch in der Wahrnehmung von Atze so sein könnte, wie das habe jetzt jeder, der Kumpel diagnostiziere es jetzt plötzlich seiner Frau, das sei Eindruck, a
ber mehr Diagnosen heiße nicht automatisch mehr Betroffene,

Warum wird hier nochmal so, durchaus vehement im Tonfall, betont, dass mehr Diagnosen nicht mehr Betroffene bedeutet? Weil: das widerspricht sich für mich mit dem Schluss bzw. den Argumenten und Daten, die hier gleich in den nächsten drei Minuten noch kommen. So allein für sich hört sich das doch wieder an nach: „Obacht, ADHS wird momentan zu viel diagnostiziert und es ist ‚wirklich‘ ein gefährlicher Hype!“ – oder?

25:28 es sei viel eher so dass sich die Zahlen wahrscheinlich an die Realität anpassen würden, dazu jetzt Studien… Einwurf von Atze über das Buch Struwwelpeter und ein heutiges Antwortbuch;
26:58 Leon: erstmal Blick auf Studien und Daten 2023 Auswertung von UK-Pat.-Daten: ADHS Diagnosen seien in allen Altersgruppen angestiegen, vor allem aber bei den Erwachsenen; in Deutschland vergleichbar 2009-2014, dort hätten sich die Diagnosen auch bei 18-59 Jährigen verdoppelt.
27:28 man höre also die Diagnosen gingen massiv nach oben aber Atze habe ja gefragt wie viele sind denn wirklich betroffen? D
iagnose sei das eine, ob man es wirklich habe, sei das andere

Ok, erst wird es eingeordnet, dass die Diagnose-Zahlen sich der Realität anpassen, aber dann schon wieder dieser Hinweis „Diagnose sei das eine, ob man es habe das andere“ – ok, sorry, aber wieso denn? Worauf willst du da hinaus? Leon, du bist kein ausgebildeter Psychotherapeut, du bist auch kein Psychiater, was unterstellst du hier deinen Fachkollegen, die eine langjährige Ausbildung in Heilberufen absolviert und mit Approbation abgeschlossen haben? Ja, das kratzt mich an meiner Berufsehre. Gebe ich gern zu.

27:35: Wie hoch ist die geschätzte Zahl? Geschätzte Häufigkeit einer Studie bei 4,7%, laut den deutschen Leitlinien für ADHS 3% der Erwachsenen – finde man auch in dem dicken Buch für psychische Störungen, darin hieße es etwa weltweit 2,5% der erwachsenen Bevölkerung, das wären in Deutschland 1,7 Millionen Menschen, mehr als ganz München, wenn man niedrig schätze mit 2,5%

28:29 Atze wirft ein, das wären ja viel weniger Diagnosen als man zurzeit tippen würde, Leon gibt zu bedenken, es komme drauf an wer darüber wie spreche, Promis haben da eine andere Gewichtung, als Privatpersonen und die Verdopplung der Diagnosen sei aber in Zahlen nur ein Anstieg von 0,2% auf 0,4 %

Bämm! Bombe geplatzt – die (vielleicht, zumindest hier suggeriert, falsch positiven) Diagnosen haben sich verdoppelt und sind trotzdem momentan bei 0,4% von 80+ Millionen in Deutschland, wir sind noch lange nicht bei 2,5% oder vielleicht sind es am Ende sogar 3 bis 4,7%, man kann es abschließend nicht sagen. So und jetzt was?  Was ist mit dem sehr, sehr kleinen Bruchteil von Minute 23:21? Sind geschätzte 1,7 Millionen Betroffene ein sehr, sehr kleiner Bruchteil? Für mich sind das sehr, sehr viele! Ich kann mir das gar nicht vorstellen, 1,7 Millionen Personen.
Es geht kurz noch weiter:

28:55 wenn man das zusammenpacke, ja man habe viel mehr Diagnosen aber man sei immer noch gar nicht da, wenn man von klinischen Studien ausgehe, wo man geguckt habe, wieviele Leute haben das wahrscheinlich, dann hätte man mehr Betroffene als Diagnosen
29:16 Atze wirft ein: man habe so mehr Multiplikatoren, Promis, duzende ADHS accounts, Podcasts, ja

29:28 Leon sei wichtig das klar werde, es seien 2,5-3% betroffen, aber nur ein ganz kleiner Bruchteil habe eine Diagnose und diese Zahl der Diagnosen sei drastisch hoch gegangen.

Also, okay, Leon nimmt den sehr kleinen Bruchteil wieder auf, aber was machen wir damit? Erstmal klingt das gut. Wieso wird hier dann „drastisch“ benutzt? Das Wort klingt doch eher negativ. Wie wäre es mit: „exponentiell angestiegen“? Wie wäre es mit „dieser kleine Bruchteil ist noch viel zu klein und es ist hilfreich, dass die Diagnosen zuletzt so stark angestiegen sind“. Manchmal geht es auch einfach um die Wortwahl.
Und was ist der Take mit: so viel mehr Multiplikatoren? Was ist das für eine vermeintliche Einschränkung? Ihr erklärt euch gerade, es geht um 1,7 Millionen Personen und plötzlich ist es irgendwie „so viel mehr“ und „dutzende ADHS Accounts“ Ohne einen Nachsatz wie: „dann ist die ganze Aufklärung und Sichtbarmachung ja sogar hilfreich/gut“ klingt das nicht gerade positiv, dass da gerade soviel für das Thema ADHS getan wird.
Und: was mich beim ersten Anhören auch gestört hat: Wieso wird jetzt nicht nochmal aufgegriffen, was am Anfang gesagt wurde? Leon, du hast vom Spiegelartikel über den Hype gesprochen und über 120 Tsd. Follower:innen bei kirmesimkopf. Wieso kommt nicht genau an dieser Stelle eine Einordnung: „das war provokant formuliert, aber anhand dieser Zahlen sieht man: es ist noch zu wenig. Es ist vielleicht gerade gut, dass sich so viele Personen informieren wollen, der Hype ist noch nicht groß genug“ – aber das kommt nicht, das hab ich auch bis Minute 45 nicht gehört (und dann hab ich angefangen das hier chronologisch abzuarbeiten).
Ergänzend kann man bei 120 Tsd. Follower:innen und Promis auch noch sagen: es gibt vielleicht Selektionseffekte, erfolgreiche neurodivergente Personen müssen ihre Nischen finden, und vielleicht macht es Sinn, dass in einem kreativen und nonkonformen Umfeld wie Medien gerade viele ADHSler:innen und andere neurodivergente Personen auftauchen. Vielleicht sollte man auch bedenken, was Ihr selbst Anfangs gesagt habt: es ist nicht nur eine Folge für ADHS-ler:innen. Unter den 120 Tsd. Follower:innen sind sicher auch Fachpersonen und Angehörige, die sich für ihre Klient:innen oder ihre  Freunde- und Familien-ADHSler:innen informieren wollen. Sicherlich werden nicht alle Follower:innen von dutzenden ADHS-Accounts auch eine Diagnostik suchen wollen. Aber auch sowas bedenkt ihr bisher nicht. Wo kommen wir denn da hin, wenn man sich fragt, ob das Umfeld von Betroffenen oder vermuteten Betroffenen sich informieren und helfen will, und 120 Tsd. Follower:innen nicht nur den aktuellen Hype abbilden (Ironie) – Oder: Was sagt das darüber, wie Ihr die Gesellschaft bisher seht? (Tut mir leid, diese Ansage an das Anliegen der Podcastfolge ist einfach eine Steilvorlage.)
Und auch dazu und im Sinne des Feministischen Kampftages: wieso wurden bisher zwar auch zwei männliche „ADHS-Promis“ genannt (Eckart von Hirschhausen und Felix Lobrecht), aber die Beispiele beziehen sich bisher komplett auf weibliche Personen und auch eher auf die guten Seiten, statt auf das ebenfalls oft vorhandene Leid und die Probleme. Wieso nicht auch mal auf Dr. Eckart von Hirschhausens SWR Doku hinweisen (Hier: https://www.youtube.com/watch?v=MHjZ-4z8do8&t=81s (Abre numa nova janela) Allerdings ist die auch sehr einseitig und eine sehr gute Kritik gibt es von reizoffen hier: https://reizoffen.com/2023/11/02/kritik-zur-ard-doku-hirschhausen-und-adhs/ (Abre numa nova janela) aber da werden die Personen mit Diagnose wenigstens selber befragt), wieso nicht z.B. auf den Psychiater Dr. Heiner Lachenmeier hinweisen, der selbst erst gedacht hatte ADHS sei übertrieben, und dann hat er die Diagnose selbst bekommen und ist sich nicht zu schade, über seine Probleme zu sprechen (Hier: https://www.podcast.de/episode/635090829/dr-heiner-lachenmeier-ueber-erfolg-im-beruf-und-leben-mit-adhs (Abre numa nova janela) )? Vielleicht wäre es spannend gewesen, auch Expert:innen aus der medizinischen und therapeutischen Perspektive zu Wort kommen zu lassen, um eine ausgewogenere Sichtweise zu bekommen.
Aber vielleicht erklärt sich das Geschmäckle, das ich habe, später noch. Ich teaser‘ mal an: „hysterisch“.

29:38 wenn jetzt noch viel viel mehr Diagnosen ausgestellt würden, hieße das, so Leon, dürften er und Atze trotzdem nicht rumschreien, die stellten sich alle an und sollten alle mal Tee trinken oder sei doch nichts, sondern man würde näher an die tatsächliche Zahl der Betroffenen rankommen.

Immerhin etwas, danke für diese kleine Selbstreflektion. Die Einordnung des vorherigen Rumschreiens, das Wiederaufgreifen der suggerierenden Aussagen – das bleibt aber aus.

29:55 es folgt eine Einordnung von Leon, dass die Scham nachlasse und es kein zuviel an Diagnosen im psychischen Bereich gebe, sondern man sich an die Zahlen besser annähre.
30:13 Atze sagt: man komme aber nicht an 10% dran, das sei auch wichtig, zu sagen, es werde nicht irgendwann festgestellt es sei doch ein Viertel der Bevölkerung, nein man spreche über 2,5-3% der Erwachsenen, Leon pflichtet bei, genau es sei eine Absolute Minderheit und von der habe nur ein Bruchteil eine Diagnose.

Ok, ich versteh es nicht – absolut gute Einordnung. Wieso muss man dann argumentativ wieder abschwächen, wo man endlich angekommen ist? Wieso genau ist das wichtig, dass es nie zur Aussage „es ist ein Viertel der Bevölkerung“ kommt? Ihr habt es doch gerade erst vorgerechnet und gesagt, es ist gut, dass die Scham weniger werde.
Nebenbei, sollte es nicht eher dazu führen, dass noch mehr Einordnung von euch passiert? Das die Wahrnehmung absolut verzerrt ist, und die „Gesellschaft“ (mittlerweile frage ich mich, sind es nicht vor allem Männer, die das denken? Es ist mittlerweile der 9.3. aber ich hab das hier im Zuge des Feministischen Kampftages angefangen – ich gebe hier nur n Denkanstoß, noch mal einen Gruß an Michael Nast und die Frage, wer ihn am meisten und sachlichsten kritisiert hat unter seinem Reel.)
.. und die „Gesellschaft“ durch den Hype, den die Medien und reichweitenstarke Influencer daraus machen ein falsches Zahlenverhältnis hat? Könnte man an dieser Stelle sagen: „Hey, es sind nur 2,5 %, das sind immer noch krasse 1,7 Millionen Menschen, wenn jemand in eurem Umfeld diese Vermutung ausspricht, hört doch erstmal hin und nehmt die Personen ernst.“ Übrigens „sollten“ alle Psycholog:innen den ethischen Richtlinien unterstehen, dass die Psychologie Gleichbehandlung vorsieht, sich nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen verhält und danach strebt das Wohlergehen aller Personen ohne Diskriminierung von Gruppen voran zu treiben. Wenn ADHSler:innen eine kleine Minderheit sind – sollte man nach dieser Rechnung jetzt nicht mit „in Schutz nehmen“ anfangen, wieso argumentativ die eigenen Aussagen wieder abschwächen? (Anm. zu „sollten“: wirklich durchsetzen kann man die ethischen Richtlinien nur da, wo es was zu verlieren gibt, Mitgliedschaften in Berufsverbänden oder Approbationen, ansonsten ist unlauteres (nicht hier sondern generell erklärt) Verhalten halt vor allem eins: frech bis fragwürdig problematisch.)

30:43 Weil Leon das ganz wichtig sei: auf TikTok und Instagram sehe man die absurdesten Sachen, wo Leute sich die Diagnosen selber verteilen, wo Infos verbraten werden, die total dösig sind. Es gebe einen Arzt, der haue Sachen raus, wo man fassungslos davorsitze, der schiebe das auf die schlechte Erziehung der Eltern, nach dem Motto das Kind akzeptiere kein Nein mehr und werde nur noch so verhätschelt großgezogen. Da müsse Leon sofort an die Zappelphilipp Geschichte denken, wie dem die Finger abgeschnitten werden und das sei ein veraltetes Bild;
31:24: es gäbe ein Review aus Nature, einer wichtigen Zeitschrift, wo sich die Ursachen mal angeguckt wurden; da muss klar gesagt werden: Zwillingsstudien hätten gezeigt,
rund 80% ist vererblich. 31:41 dann gehe es weiter mit emotionalen oder Nährstoffproblemen, Komplikationen in Schwangerschaft und Geburt, das seien die Punkte, die die restlichen Prozente erklären würden, warum Menschen betroffen sind, und nicht, dass die Eltern das Kind falsch erziehen würden.
32:04 Leon weiter: Auch das würde in die Kerbe schlagen, die Atze ja am Anfang aufgemacht habe, die wahrscheinlich viele fühlen, ‚hä, die stellen sich jetzt nur noch an, und die neue Generation und trink mal Tee und atmet mal durch‘, das müsse man sich viel viel differenzierter angucken.

Ja, Leon, das muss man sich differenzierter angucken. Warum machst du das dann nicht? Einerseits gebe es die absurdesten Sachen auf TikTok und da geben sich „ganz viele“ (Anm. höre ich in dem Unterton raus) selber eine Diagnose. Wo sind da die Quellen? Wieso gibst du da nicht wieder, was du da gesehen hast? Existieren diese Reels wirklich? Sorry, ich habe die noch nicht gesehen – ich habe aber auch kein TikTok und bei Instagram sehe ich vor allem GUTEN ADHS-Content. Es gibt Ausreißer, ja aber z.B. Dr. Inna eine ukrainische Dr. der Psychologie ordnet gerne ein, was wissenschaftliche Evidenz hat und was vllt. auch dazu gedichtet wurde. Aber mein Gefühl hier ist, mit dem Aufgreifen des einen negativen Beispiels, dass es EINEN Arzt gibt, der noch an das Märchen vom verzogenen Kind glaubt, sind auch die anderen Sachen mitgemeint und mitbewertet, in ihrer nicht-Berechtigung. Da beim „ADHS-kommt-von-schlechter-Erziehung-Märchen“ stimme ich auch voll und ganz zu, das geht gar nicht, und genau das ist aber noch so oft ein Grund für Selbstzweifel, Depressionen und Leid in der ADHS-Bubble – dass die Gesellschaft denkt, man sei verzogen, faul, einfach nur aufmüpfig und stur und generell kein gutes Mitglied der Gesellschaft, weil man sich keine Mühe gebe. Danke, dass du das als veraltet darstellst.
Aber wenn wir jetzt von 80% Erblichkeit sprechen und von 1,7 Millionen betroffenen Personen, von denen aber gerade mal ein Bruchteil schon gefunden wurde – warum erscheint mir die Einleitung des Gedanken mit absurdesten Sachen und dösigen Infos die verbraten werden nicht zielführend für Mitgefühl und ein Verständnis davon, was ADHS ist, abgesehen vom „übertriebenen Massenhype mit zu viel Aufmerksamkeit von Promis und großen Accounts“( in „“ meine zynischen Worte)? Für mich klingt das Argument dadurch nicht stark genug, um diese Vorurteile final zu entkräften, die ihr am Anfang alle aufgesammelt und unkommentiert stehen gelassen habt.

Teil 4 Podcast Minute 32:18 bis 36


32:18 das sei Atze auch klar, das war zu Anfang nur seine Gefühlslage, die natürlich unfair sei.

Und jetzt? Gibt es ein Learning? Eine Entschuldigung? Ne, ok, war unfair, weiter geht’s. Und zwar noch unfairer:

32:26 Leon: vielleicht nun an der Stelle nochmal, weil das ein wichtiges Thema sei, bei vielen psychischen Problemen, und hierbei jetzt ja auch,  dieses Selbstdiagnostizieren oder wie Atze es so schön beschrieben hätte, der Kumpel, der dann sage meine Frau habe das garantiert, das ist das nächste super spannende Themenfeld (32:42), was hierzu passt, wo die beiden sich mal fragen müssten, ey wann hat sich das gewandelt, wieso ist das so geworden, dass man in unserer Gesellschaft jetzt z.B. (32:50) sagt boah hier voll die langen Anstehschlangen bei irgendwelchen Diagnose Zentren, um rauszufinden ob man jetzt ein bestimmtes Störungsbild erfüllt, ADHS im Erwachsenenalter und dann ,wie Leon es gerade beschrieben habe, holt man sich die Urkunde ab und sagt jetzt gehöre ich auch zum Club dazu.

Während wir das ja in ganz vielen anderen Bereichen überhaupt nicht haben, wer würde schon gerne sagen(33:10), ohja, da stelle ich mich in die Schlange für die Vorsorgeuntersuchung zu Thema XY, da habe man ja eher das Gefühl, da gingen Leute ungerne hin, weil sie z.B. gar nicht wissen wollten, oh Gott, bin ich jetzt hier krank, oder weil sie gar nicht wollen, das jemand jetzt sagt, du hast hier das Störungsbild, ne bestimmte Krankheit, weil die einfach noch total stigmatisiert sind so.

Atze entgegnet (mit leicht lachender Stimme) allein schon bei Alkoholikern, wer möchte schon attestiert haben, dass er Alkoholiker ist. Leon pflichtet bei: ja, ja, genau. Sehr guter Punkt, sehr, sehr guter Punkt.

Okay, hier bin ich innerlich explodiert, und deswegen schreibe ich den dritten Tag an diesem Essay. Ich bin wirklich wütend, ob dieser Anmaßung, das ganze Thema und alle daran anknüpfenden so ins lächerliche zu ziehen. Sagt das etwas über unsere Gesellschaft aus, oder über euer Gesellschaftsbild, Leon, Atze? Ernsthaft jetzt. Und es steht in (Sarkasmus) wirklich schönem Widerspruch dazu, dass Leon im WDR noch meinte: wer Hilfe sucht, kann ganz einfach in die psychologische Sprechstunde gehen.
Aber der Reihe nach erstmal: was ist da passiert, dieses „Selbstdiagnostizieren“, wieso ist das „in der Gesellschaft so geworden“?
Hier nochmal sinngemäß ein Ausschnitt aus meinem Kommentar an Michael Nast, das jetzt jeder ADHS habe.
WIE KOMMT MAN DENN ZU HILFE IM GESUNDHEITSSYSTEM? Egal ob psychologische Sprechstunde oder Notaufnahme im Krankenhaus? Geht man da hin und sagt: „Hallo, ich möchte mit einer Fachperson sprechen“? Normalerweise eher nicht, man sagt eher, „Hallo, ich hatte einen Unfall, ich glaube ich muss genäht werden“ oder „Mein Kind hat 40 Fieber und Erbrechen, die Tante hatte Grippe, ich mache mir Sorgen“, oder „Ich hab seit drei Wochen meine Wohnung nicht verlassen und nicht geduscht und mittlerweile glaube ich, es sind Depressionen“ oder „Ich bin verschuldet, weil ich ständig den Schlüssel verliere und mein dritter Job mich jetzt gekündigt hat, ich hatte Depressionen aber vielleicht ist es ADHS“. Wenn ich zum Orthopäden gehe, lass ich ihn doch auch nicht suchen und vergeude seine Zeit, ich sage doch, wo es schmerzt.
Wie soll man denn wissen, zu welcher Anlaufstelle man gehen sollte, wenn man sich nicht vorher selbst Gedanken macht, wo es am besten passt? Was ist mit der Gesellschaft passiert Leon?  Ich glaube, Informationen sind jetzt besser zugänglich und das ist ziemlich toll. In meinen Augen, aber ist okay, wenn ihr das nicht so sehen solltet.
 
Ich will nicht zu viel vorweggreifen, aber später wird noch erwähnt, man solle gegen die Stigmatisierung angehen. Und warum genau ist es jetzt gerade bei ADHS schlimm, dass genau das versucht wird? Und wieso ist es schlimm, dass die Leute sich bei Diagnosezentren anmelden und „Schlange stehen“? Vorhin habt ihr noch vorgerechnet, dass von 2,5% (1,7 fucking Millionen) erst ein Bruchteil eine Diagnose hat, und jetzt ist das ganz verwunderlich und die Gesellschaft ist irgendwo falsch abgebogen, weil die Leute Schlange stehen, aber nur weil es vermeintlich nicht stigmatisiert ist? Was ist denn dieses ganze „Modediagnose/Hype/Selbstdiagnose/Verzogen/Faul/Durchschummeln“-Bashing wenn nicht stigmatisierend? Was genau macht ihr, um dieses Vorurteil des übertriebenen Hypes abzuschwächen und zu entstigmatisieren? Wie war das mit nicht rumschreien? Aber rumlachen ist okay? Und dieser blanke Hohn, dass man eine Urkunde will, um in einen Club zu kommen. Dein. Scheiß. Ernst?
Ich möchte echt an euer Mitgefühl appellieren, dass ihr in der Folge zu Depressionen noch hattet – wenn eine Person ihr Leben lang, und je älter desto länger, hört, dass sie bspw. sich nicht genug anstrengt, dass sie nicht alleine leben kann ohne in Chaos zu versinken, oder dass sie sich immer nur anstellt, nie durchhält. Glaubt ihr nicht, dass das depressiv macht? Und was ist dann besser? Zuhause bleiben, depressiv werden, vielleicht in Therapie gehen, aber selbst da verzweifeln, dass man trotz aller Anstrengung diese Strukturen nicht einhalten kann, die Wohnung weiter chaotisch bleibt, die Freunde weiter versetzt werden und man nicht versteht, wieso es nicht besser wird, wo man doch jetzt weiß, dass man ein wertvoller, liebenswerter Mensch ist… oder eine Urkunde für einen Club, in dem erklärt wird, dass es an einem Stoffwechsel-Problem im Gehirn liegt, dass man nicht zu faul für seine Therapie ist, nicht zu unfähig um die Strategien anzuwenden, sondern dass man viele kleine und lustige oder wertvolle Tipps und Tricks braucht um genug Dopamin zu kriegen, um diese Dinge zu wuppen? Ein Club, der einem sagt, es ist okay, wenn man trotzdem mal schreit, weint und es nicht schafft, weil es dann nur ein schlechter Tag ist und nicht „monatelanges nicht gut genug fühlen, weil das haben die anderen schon immer gesagt“… WAS IST SCHLIMM AN DIESEM CLUB? Und wo ist der Witz? Ich finde das nicht witzig, ich finde diese Wortwahl absolut beschämend und dreist!
Und nochmal gemäßigter: was ist genau nochmal schlimm an Vorsorgeuntersuchungen? Auch das sollte entstigmatisiert werden. Und habt ihr da mal recherchiert? Hautkrebsvorsorge: stehen die Leute auch Schlange. Als ich zuletzt mal in meinem Freundeskreis rumgefragt hab, waren Hautkrebs-Screenings auch schon 12 Monate im Voraus ausgebucht (Krankenkassen empfehlen alle zwei Jahre, aber wo gibt es die Dermatologen, die das stemmen können? Seid ihr eigentlich privat versichert? Frage für das zwei-Klassensystem in der Gesundheitsversorgung, in der Leon nicht arbeiten wollte). Aber ja, vielleicht ist es auch besser nicht zur Vorsorge zu gehen. Oder auch andere Erkrankungen nicht zu kennen, HPV zum Beispiel, aber halt, das interessiert euch nicht, ist nur was für Frauen und Personen mit Uterus (falls ihr euch jetzt wundert: googelt was HPV alles machen kann, Content-Note / Spoiler: Krebs! Gern geschehen, lasst euch impfen, auch im Alter).
Und generell hinkt dieses Bild ohnehin: wer geht zu irgendeiner Untersuchung, wenn es keinen Verdacht gibt? Ihr habt doch vorher noch gesagt, es gibt auch ernste Probleme mit ADHS, wieso darf man dann jetzt keine Hilfe aufsuchen? Leon, du schickst beim WDR doch alle in die Sprechstunden! Und nochmal ein Hinweis auf das Magazin Royale von Böhmermann: es sind nicht genug Therapieplätze da, wenn allein schon 1,7 Millionen Personen ADHS betroffen sind. Und dann kommen da noch die anderen Dinge dazu (Depressionen, Ängste, Trauma uvm.), aber es ist ja nur eine absolute Minderheit und wieso stehen die eigentlich Schlange? Oder warte, ist es eigentlich falsch, dass ADHSler:innen Hilfe suchen, weil Tee trinken und ne Urkunde reichen ja? Aber Leon, du hast vorher noch gesagt, ADHS hat es „in das dicke große Buch der psychischen Störungen geschafft“ (welches ist das eigentlich? Ich hab DSM-V und ICD-10 als Taschenbücher, so dick sind die jetzt nicht).
 Und ich gebe zu: am dritten Tag dieses Essays zittere ich bei diesem Abschnitt immer noch vor Wut.

Dann auch noch der Vergleich mit Alkoholiker:innen und dein, Leon, beipflichtendes „ja, ja, genau, sehr guter Punkt“. Ok, zu deiner Verteidigung, vielleicht hast du einfach das Psychologie-Studium ohne die klinischen Kurse gemacht, ich weiß es ja nicht. Kannst du mir aber gern mal schreiben.
Aber: ich glaube doch, dass Personen, die eine Abhängigkeitserkrankung haben, generell auch etwas positives an ihrer Diagnose finden könnten. Denn erstens, wenn etwas eine Erkrankung ist, dann kann es auch behandelt werden, ob jetzt lindernd (wie bei chronischen Erkrankungen, Behinderungen, Entwicklungsstörungen) oder heilend (Brüche, Grippe, Ängste und andere psychische Erkrankungen in individuellem Ausmaß). Und zweitens: na sowas, Abhängigkeitserkrankungen gehen auch damit einher, dass Personen von der Gesellschaft persönliches Versagen und zu wenig Disziplin vorgeworfen wird.(Das wär vielleicht ein besserer Vergleich geworden als mit den zweien die gleich noch kommen..) Das ist nicht gut für den Selbstwert und die Depression gibt sich vor, nach oder während des Konsums sicher mit der Abhängigkeit die Klinke in die Hand. Zu erfahren, dass man eine Abhängigkeitserkrankung hat, kann auch Kapazitäten dafür schaffen zu schauen, warum man diese Erkrankung hat, ob es Dinge gibt, die dahinter liegen. Und das lieber Leon, hast du vielleicht mal gesehen: die Triade der Sucht, gibt an, dass man nicht einfach abhängig wird, sondern das Umfeld und Gesellschaft eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Ich habe auf einer Entzugsstation einer Psychiatrie gearbeitet und durchweg nur sympathische, liebenswerte Personen kennengelernt. Und einige davon waren froh, dass sie nun wussten, dass es nicht ihre eigene Schuld war, vom Stoff nicht loszukommen und Hilfe zu brauchen (ich habe nicht die komplette Station betreut, ich hatte Kolleginnen, ich kann also nicht für alle sprechen). Sicherlich hat Leon auch schon von Studien gehört, dass ADHS auch ein Risikofaktor für Suchterkrankungen ist, aber er sagt lieber „ja, ja, genau“. Okay, manchmal sagen wenig Worte mehr aus, als man denkt, sehr guter Punkt, Leon, sehr, sehr guter Punkt. Vielleicht generell mal die Argumentationskette eurer Episode überdenken… naja. Nur ein Vorschlag.
Des Weiteren hat Deutschland ein Alkoholproblem, von daher ist einfach alles an diesem Beispiel in meinen Augen falsch. An dieser Stelle: Schämt euch!
Wer einen wertschätzenden und fortschrittlichen Umgang mit Suchterkrankungen und spezieller Alkohol hören will: SodaClub – guter Podcast von zwei trockenen Podcast-Hosterinnen (https://www.sodaklub.com/about-us (Abre numa nova janela) )
Ich könnte zu diesem Stück noch viel mehr sagen, aber es sind schon 18 Seiten in Word. Lol. Irgendwer muss es ja auch bis zum Ende dieses Textes schaffen können.

33:37 Leon zählt weiter auf: oder zum Beispiel auch bipolare Störung, Schizophrenie, pädophile Störung, du würdest niemals, ja was heiße niemals, vllt. ändert sich das irgendwann mal, aber wenn du jetzt in die Gesellschaft guckst findest du ja kaum jemanden der sagt , ja hier, ich bin Alkoholiker, aber viel weniger als bei ADHS geschweige denn, dass jemand, sagen würde, das ist hier meine Superpower, mein Ferrari Brain und dann ne Tour machen würde, wo hunderte Leute hin kommen und abends zusammen sitzen und Merchartikel tragen, zum Thema ADHS; wir hier als Community, so, jetzt kann man sagen, das ist doof und übertrieben bei ADHS, aber Leon sehe das ein bisschen anders, er denke, wäre das nicht so, dass man sich das wünschen müsste? Bei Alkoholismus müsse das auch passieren, dass man da offener und ehrlicher drüber sprechen würde. 34:29 oder bei ner bipolaren Störung oder Schizophrenie 34:32 so dieses, dass wir bestimmte Störungsbilder haben, die noch total schambehaftet sind, total stigmatisiert, und bei anderen wo man irgendwie sowas draus machen kann wie ne Zugehörigkeit, n Skill vielleicht sogar, das Ferrari Brain, da sind wir jetzt wieder so, dass wir sagen, Mensch, da sei viel angenehmer darüber zu sprechen oder zu sagen dass man dazu gehört.
34:55 Atze denkt, Leon habe jetzt vllt. den ersten dazu ermuntert, demnächst auf Tour zu gehen: ich bin Alkoholiker;
35:00 andererseits, man möge Atze verzeihen, die Veranstaltung gäbe es mit dem Oktoberfest ja schon;

35:08 Beide lachen, Leon geht auf den problematischen Alkoholkonsum in Deutschland ein, so wenige die sagen, darüber rede ich obwohl das auch im Buch der psychischen Störungen stehen würde, es sei so wie bei Harry Potter und der verbotenen Bibliotheksabteilung, bestimmte psychische Probleme stünden noch in der verbotenen Abteilung, keiner redet drüber, will man nicht haben, würde keiner auf einer WG Party drüber reden, man warte seit Wochen weil die Diagnosezentren so voll sind um hier endlich meinen Schizophrenie-Test oder Alkoholiker-Test zu machen, ne das wird weiter unter den Teppich gekehrt aber bei ADHS ist das ganz anders. Atze meint, Leon solle das in sein Programm aufnehmen;

Ich dachte nach dem letzten Abschnitt, ich könnte kurz runterkommen von meiner ADHS-Rage (ihr wisst schon, die emotional aufregenden Situationen, die man schwer verlassen kann) und ich hatte vergessen (ADHS), dass es nur noch schlimmer weitergeht.

ALTER, WAS? Heute Vormittag hatte ich noch gehört, Leon entschuldige sich manchmal im Podcast dafür, dass er kein Therapeut sei. Aber, mit allem Respekt, ich kann diese Haltung nicht mehr nachvollziehen. Es ist schwer zu entschuldigen, dass solche Themen in dieser Art und Weise behandelt werden.
Leon, du hast eine Firma, um psychologisches Wissen zu vermitteln. Aber was genau willst du hier vermitteln? Dass du psychische Erkrankungen gegeneinander ausspielst? Dass du wirklich kein Experte in Psychologie bist? Hast du „dein dickes Buch der psychischen Erkrankungen“ mal in der Hand gehabt? Hast du mal jemanden mit einer akuten positiven Schizophrenie Phase gesehen? Hast du mal darüber gelesen, oder erzählt bekommen, wie die Versorgung in Deutschland für Personen mit psychotischen Erkrankungen ist?
Vielleicht wollt ihr gar nicht, dass Schizophrenie und Alkoholismus entstigmatisiert werden, und ADHS auch nicht, um es mal im aktuellen Politik-Populismus zu sagen: da gibt es dann nämlich kreative Personen, die könnten euch privilegierten weißen Cis-Männern die Jobs wegnehmen. Wenn man offen sagen könnte, man hat eine Schizophrenie… Habt ihr die Nachrichten aus Deutschland und USA gelesen, wo minderjährige, hauptsächlich schwarze Jugendliche von Polizisten erschossen wurden, weil sie vermutlich gerade eine schizophrene Psychose erlebt haben? WAS SAGT DAS ÜBER DIE GESELLSCHAFT? Bist du noch provokant, Leon? Verstehst du die Schwere, mit der viele Menschen mit diesen Diagnosen leben? Es scheint, als ob in euren Äußerungen nicht immer das volle Ausmaß der Auswirkungen dieser Erkrankungen reflektiert wird. Und übrigens gibt es TED-Talks von tollen Personen mit Schizophrenie und Suchterkrankungen, du warst doch mal bei TED, du sagst du lieferst Daten und Studien – wie wäre es mal damit? Weißt du, im Gegensatz zu vielen Gründern und Promis mit sehr großer Reichweite (vor allem männlich, weibliche Social Media Influencerinnen haben da nur einen Bruchteil der Reichweite ich sag mal Millionen gegenüber zehn bis hundert Tausend, erinnern dich diese Zahlen an was, Leon?), die jetzt ihre ADHS-Diagnosen öffentlich machen, kann man das mit Schizophrenie immer noch nicht, weißt du, was die Gesellschaft denkt oder macht, wenn sie hört, dass jemand Stimmen hört oder Dinge sieht? Weißt du, was die Gesellschaft mit jemandem macht, der in einer manischen Episode seine Lebensgrundlage verzockt oder anders verliert?
Wisst ihr, wieso nicht so viele so lange auf ihre Schizophrenie oder Bipolar-Diagnose warten können? Weil sie dann vielleicht auch nicht mehr leben. Darüber schonmal nachgedacht? Ja, man sollte darüber offen reden können, aber durch „Ansteh zum Test und Urkunde Witze“ wird es nicht besser. Dieses Argument ist viel aber weder gut noch witzig, und wenn du das in dein Programm aufnimmst, solltest du dich noch mehr schämen. Eine Entschuldigung wäre jetzt mal fällig, dass du deinen Kompetenzbereich maximal überschritten hast! Aber nicht an mich, sondern an die ganzen Betroffenen, die gerade in Ihrer Würde verletzt wurden.

Zurück zum ADHS Thema und diesem Aufwiegen von Krankheiten: so wie ihr witzelt klingt das schon wieder so, als sei ADHS nur halb so wild, die Personen stellen sich halt doch an, weil sie Zeit zum Warten haben, weil man damit auf Parties gerade Gesprächsstoff hat. Auch da, habt ihr vorher nachgedacht, was ihr da sagen wollt? Das erinnert mich an ein Reel von Robbie Williams (ex-Take That), der in einer Rede gesagt hat, er danke Drogen, ADHS, Depressionen, Ängsten Dyslexie, Dyskalkulie, Schlafstörungen, Dyspraxia, Sozialen Ängsten, niedrigem Selbstwert – und das Publikum lacht. Findet ihr das auch lustig? Was sagt das über die Gesellschaft aus, Leon? Ich finde das traurig, dass ein Publikum darüber lacht, dass jemand so schonungslos ehrlich über alle psychiatrischen Diagnosen spricht und damit auch implizit den Kampf mit erwähnt, der ein Leben lang ausgehalten wurde. Anstatt zu lachen, sollte es stehende Ovationen geben, dafür, dass er noch da ist. Aber ADHS und Depressionen sind anscheinend gesellschaftlich ein Party-Joke geworden.
Und kurzer Feministischer Take (an dieser Stelle wünsche ich mir Feedback von Sozialwissenschaftler:innen): vielleicht ist ADHS auch weniger stigmatisiert, weil es bis vor einigen Jahren eine „Jungs-Krankheit“ war, weil man Genies und Künstler damit gesehen hat (u.a. Einstein, Terry Pratchett medial fern-diagnostiziert), und vielleicht hat es was mit den aktuellen Themen im Feminismus zu tun, dass sich vor allem Frauen und weiblich sozialisierte Personen jetzt den Raum nehmen, der Ihnen zusteht, Ihre medizinische Gleichbehandlung, d.h. Diagnosen (Gender-Health-Gap!) einfordern, und ernsthaft (d.h. nicht so wie Ihr in den bisherigen 36 Minuten) gegen Stigmatisierung vorgehen, sich zeigen, mit den guten und den schlechten Seiten von ADHS – und weshalb ihr euch vllt. unbewusst bedroht fühlt und nur die guten Seiten und nur von weiblichen Influencerinnen (Ferrari-Brain wurde jetzt das dritte oder vierte Mal genannt und war von Sarah Kuttner, die Bühnenshow und hunderte im Publikum, 120 Tsd. Follower:innen von Angelina Börger) nennt, um weiterhin im (von mir gefühlten) Verhältnis 3:1 dreimal ADHS ins Lächerliche zu ziehen, um dann einen wissenschaftlichen Fakt zu nennen und auf das Leid und die Studienlage hinzuweisen. Ich bin zwar keine Psychoanalytikerin, aber im Gegensatz zu dir und deinem vermutlich eingestaubt und ungelesenem, dicken Buch der psychischen Störungen, musste ich tatsächlich auch was aus den anderen Therapieschulen für meine Approbation lernen. Apropos: positive Psychologie und so, es braucht sieben positive Dinge um ein negatives aufzuwiegen. So sagen es doch alle Coaches und positive Psychologie-Verfechter. Ich habe jetzt keine Studie dafür zur Hand, aber da das ja auch sehr oft als Spruch für Bühnenshows verwendet wird: Eure Bilanz der bisher getätigten Aussagen im Podcast ist eher mal minus eins. (Ok ich erklär‘s: sieben negative Dinge und ein positives.)
Zuletzt in diesem Abschnitt: ich freue mich für JEDE PERSON deren Partnerperson auf den Verdacht von ADHS oder anderem kommt. Weil; wisst ihr was das heißt? Dass da jemand den Struggle und die Schwierigkeiten wirklich sieht und nicht verurteilt, sondern vielleicht sogar helfen will, mit der Erklärung das Chaos als angehörige Person besser aushalten kann, und die betroffene Person ermutigen kann, sich Hilfe zu suchen. Das von deinem Kumpel, Atze, ist nicht problematisch oder übertrieben. DAS IST WUNDERBAR! Wisst ihr, alle positiven Eigenschaften und Party-Witze machen nämlich vor allem eins: das Leid verdecken, weil man nicht mehr hören kann oder will, dass man sich nur anstelle und faul sei. Wenn eine angehörige Person einen Verdacht entwickelt, dann vermute ich da viel Vertrauen, Offenheit und gegenseitiges Wertschätzen. Wie schön ist das bitte!? Der Kumpel von Atze ist bisher der allerschönste Beitrag in dieser Podcastepisode!

Teil 5 Minute 36 bis 46 (Hier auch die TikTok-Studie, Hysterie)


36:00 Leons Stimme wird wieder ernst; wenn man jetzt nochmal guckt, was auf TikTok und Co zu dem Thema stattfindet gab es da ne kanadische Studie von 2022, die sich die Qualität der medizinischen Infos zu ADHS angeguckt hat. Also da wurden die 100 beliebtesten Videos ausgewählt (…mehr Zahlen zu Reichweite); dann haben ein Psychiater und ein Assistenzarzt aus dem ADHS-Diagnose-Bereich diese Videos unabhängig voneinander bewertet.
36:36 anhand einer kategorischen Klassifizierung und Kategorien wie ‚nützliche Informationen‘, ‚persönliche Erfahrungen und Anekdoten‘ und dann noch ‚Falschinformationen ohne wissenschaftliche Beweise‘; das Ergebnis: 52% misleading (Anm: Falschinformationen), 27% persönliche Erfahrungen und nur 21% sind nützliche Informationen
37:10 das muss uns auch klar sein, dass was oft kursiert und das was dann auch geteilt wird, auch von so einem Arzt, der erklärt das ist alles nur falsche Erziehung, (…)
37:30 das muss einfach klar sein, das erzeugt likes, das erzeugt Aufmerksamkeit, auch seine persönliche Betroffenheit zu schildern, alles was wo man unglaublich gut draufklicken kann;

37:40 Und auch da wieder zwei Seiten, toll hab ich ganz oft gehört von betroffenen, wenn ich sehe, da sind andere, die das auch haben, es ist erleichtert zu merken ich bin nicht alleine, und gleichzeitig die Gefahr, wenn Leute das hören und sagen ich hab das auch, das hat doch meine Frau und plötzlich so laienhafte Diagnosen gestellt werden

38:01 was Atze wichtig findet mitzunehmen, dass die Diagnose nicht in Eigenleistung erbracht werden kann.

Ich fühle mich bald wie eine kaputte Schallplatte.

 Vorher aber: meinst du, das ist eine gute Quelle für den deutschsprachigen Raum, Leon? Eine kanadische Studie hat sicher auch englisch sprachige Videos bewertet. Und ich glaube der englisch sprachige Psychotherapie-Bereich ist uns ohnehin ein paar Jahre voraus. Woher weißt du, dass Art und Weise, Prozentverteilung, Inhalte jetzt eins zu eins auf die deutschen sozialen Netze anzuwenden sind? Ist das nicht ein bisschen schwierig? Erinnerst du dich an Statistik und z.B. Messinstrumente? Die deutschen Versionen von Fragebögen aus anders-sprachigen Ländern müssen immer ihre eigenen Validitätsstudien durchlaufen, damit man weiß, dass sie in ihrer Übersetzung auch auf dem deutschen Diagnosegebiet angewandt werden dürfen. Müsste man da nicht auch eine Studie über englische und deutsche Reels und TikToks machen? Irgendwie tue ich mich schwer damit, anzunehmen, dass die 100 beliebtesten TikToks auf English genau deckungsgleich aufgeteilt sind wie die 100 beliebtesten TikToks auf Deutsch. Und wenn das in Deutschland doch auch so ist, wieso fällt dir da immer nur dieser eine Arzt ein?
Dann die zwei Seiten. Also ja, erste Seite bin ich 100% bei euch. Aber ansonsten hä? Ich tu mich schon recht viel um, in der deutschen ADHS Bubble. Ich habe noch nie als Kommentar gelesen, dass zu viele jetzt Diagnosen oder Selbstdiagnosen haben. Ich lese einerseits von „Selbstdiagnosen sind Valide“-Rückhalt-Aussagen und andererseits lese ich von Personen, die kein ADHS haben und den Betroffenen ihr ADHS (egal ob mit oder ohne Diagnose) absprechen, weil „das ist doch alles ganz normal, das hab ich auch“. Also schick mir gerne Quellen, dann such ich auch welche raus. (Hier ist jetzt die Fishing for Comments-Stelle, wer da eigene Erfahrungen mit „hab ich auch“-Aussagen teilen mag – schreibt gern was dazu.)
Und auch da wieder: Habt ihr euch das Gesundheitssystem mal angeguckt?
Wem schadet es, wenn Personen bei sich selber ADHS sehen, aber dann nichts machen, außer in diversen Bubbles Tipps abzugreifen?
Psychotherapeut:innen und Psychiater:innen? – haben genug zu tun, die Wartelisten sind viel zu lang.
Kliniken? Auch immer voll.
Drogenabhängigkeit? Ohne offizielle Diagnose gibt es keine Medikamente auf Basis von Amphetaminen auf Rezept, auch nicht so einfach. Vielleicht sogar ein gegenteiliger Effekt sich durch den ADHS-Verdacht so entlastet fühlen, dass man bei Substanzen auf sich achtet, weil in vielen Podcasts auch das Risiko für Süchte lang und breit besprochen wurde.
Personen die in Therapie wollen? Wird von denen, die das nicht wollen nichts weggenommen.
Partnerpersonen? Ok, wenn es wirklich ADHS ist, dann gibt es mittlerweile auch Paarberatungen und Influencer:innen zum Thema neurodivergente Partnerschaften, es könnte also auch da eine Lösung ohne offizielle Diagnose geben, die einer Lebensgemeinschaft Erleichterung bringt. Fall zwei: es ist kein ADHS, sondern vielleicht doch eine schadhaft-ausgeprägte Persönlichkeitsstörung oder einfach was anderes und ADHS ist wirklich eine Ausrede: dann bringt die Paarberatung nichts und die Beziehungsprobleme bleiben, und entweder die Partnerschaft hält das nicht aus, oder irgendjemand findet doch noch den Weg in Therapie.

Also, Wo. Ist. Die. Gefahr? Ich frage mich, inwiefern diese Risiken wirklich so gravierend sind, wie sie dargestellt werden und ob sie in einem größeren Kontext betrachtet werden sollten.
Und nochmal (Say it louder for the people in the back): BEVOR MAN IN THERAPIE GEHT, MUSS MAN ERSTMAL EINEN VERDACHT HABEN UND SICH DURCHTELEFONIEREN UND DANN NOCH MONATE BIS JAHRE WARTEN, SPRECHSTUNDE HIN ODER HER. MEINE GÜTE ES IST DOCH NICHT SO SCHWER ZU VERSTEHEN. (und viele fragen sich auch noch, ob sie überhaupt schon Hilfe suchen dürfen, weil sie „nicht krank genug“ sind oder jemandem dem Platz wegnehmen, es ist zum weinen, JA JEDE:R hat Hilfe verdient!!) – einige Leute würden dazu Selbstdiagnose sagen, weil wenn man Verdacht Selbstdiagnose nennt, dann kann man Personen, die im maroden Gesundheitssystem nicht von ihrem Recht auf Therapie Gebrauch machen können, weil Kassen die Kostenübernahme nicht zahlen oder der Papierkram und zig Absagen sammeln einen noch mehr niederschmettert, als man hilfesuchend eh schon ist, dann kann man auf diesen Personen besser rumtrampeln, egal weswegen sie Hilfe suchen.
Ich sage nicht, dass ihr das macht, aber ihr gebt in dieser Folge permanent denen Futter, die das machen. Wollt ihr das echt?

38:17 Leon schlägt vor, es sei vielleicht sinnvoll, sich mal die professionellen Diagnosekriterien anzuschauen, dazu kann er aber auch sagen, die könne er jetzt vorlesen, die können wir jetzt durchgehen, aber die Diagnose stellen dann Psychiater, Psychotherapeuten und Neurologen, das sind dann Fachleute und auch für die ist das eine komplexe Sache, weil es eben nicht das Röntgenbild (..) oder den Hirn Scan gebe und man dann sehe, ah das Hirn von einem ADHS Patienten sehe hier ganz anders aus.
38:56 man sei also darauf angewiesen, mit den Personen zu sprechen, ausführlich zu sprechen, es werden dann z.B. auch Zeugnisse angeguckt, aus der Kindheit und Jugend gerade, wenn es um Erwachsene geht. Also du musst im Prinzip versuchen, hat es diese Symptome schon gegeben bevor dieser Mensch 12 Jahre alt war, das ist nämlich eins dieser Kriterien.


Kennt ihr den Spruch, Schuster bleib bei deinen Leisten? Leon gibt hier nicht ganz so explizit zu, kein Therapeut zu sein, zitiert dann die professionellen Diagnosekriterien. Und das fehlerhaft. Hier einfach ein direkter Ausschnitt aus der S3-Leitlinie für ADHS (Goldstandard in Deutschland, wenn es eine S3-Leitlinie gibt, trotzdem gerade in Neufassung und „veraltet“, aber aktueller als Leons Aussage):

Zitat aus den ADHS Leitlinien Seite 89 letzter Absatz:
(Abgerufen 09.03.2025 20:00 https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&url=https://register.awmf.org/assets/guidelines/028-045l_S3_ADHS_2018-06-abgelaufen.pdf&ved=2ahUKEwiGx4LV1_2LAxX_TqQEHacQELIQFnoECCAQAQ&usg=AOvVaw1UlsJKXTMhK-fj4pJToKn9 (Abre numa nova janela) )
Im Erwachsenenalter basiert die diagnostische Beurteilung vor allem auf den Angaben des Patienten, die dieser im Rahmen der Exploration macht. Es gibt keine Studien, die eine höhere diagnostische Genauigkeit durch zusätzliche fremdanamnestische Angaben belegen. Zur Beantwortung der Frage, ob eine ADHS-Symptomatik bereits im Kindesalter vorgelegen hat, können bei Erwachsenen mit einer ADHS-Symptomatik Elternangaben jedoch hilfreich sein. Bei einer Nachuntersuchung von Kindern

mit ADHS im Erwachsenenalter konnte nur noch bei 78% der Betroffenen die Diagnose einer kindlichen ADHS auf der Grundlage ihrer Angaben gestellt werden [207]. Es wurde aber auch gezeigt, dass die Übereinstimmung der Angaben von Eltern und Erwachsenen mit ADHS begrenzt ist und sich aus der Berücksichtigung von Elternangaben kein zusätzlicher Nutzen bezüglich der diagnostischen Genauigkeit ergibt [208]. Schulzeugnisse können Hinweise auf eine kindliche ADHS-Symptomatik enthalten, es gibt jedoch keine Studien, welche die diagnostische Validität derartiger Dokumente belegen.

(Zitat Ende)

Ich weiß auch nicht mehr, was ich dazu schreiben soll. Ich lasse das jetzt einfach wirken.

39:20: jetzt erwähnt Leon Andi, ein Redaktionsmitglied, das ihm schon viel geholfen habe seit vielen Jahren; Andi habe selber ADHS, und habe auch für die Folge mitrecherchiert und sogar einen Teil ihres Zeugnisses zur Verfügung gestellt.
39:50 (Zusammengefasst) Zitat aus Andis Zeugnis, klare Hinweise für ADHS vorhanden.
40:20: Andi sage, sie höre auch ganz oft, dass sie sich alles nur einbilde und gar kein ADHS habe.


Erstens: Ich weiß an dieser Stelle nicht, was Andi alles recherchiert hat, sie macht ihre Arbeit sicher gut und mit viel Eifer. Andi und Ihr Mut zur Selbstoffenbarung ist das zweite schönste an diesem Podcast (chronologisch, von der Schönheit der Punkte sind Atzes Kumpel und Andi gleichauf) Aber Leon sagt auch nicht, was Andi alles recherchiert hat und ob sie beim finalen Schnitt noch mitreden kann, und das ist hier meine Vermutung.
Und dass Andi diese Sätze im Alltag auch alle hört.. Leon, hör dir nochmal an, was ihr beide die letzten 40 Minuten durch eure Ausdrucksweise alles suggeriert und mit komischer bis negativ belegter Wortwahl rausgehauen und gewitzelt habt. Wonach klingt das in diesem Kontext eurer bisherigen Aussagen?

40:40 das sei immer sowas, da tue Leon sich immer schwer, weil er total dafür kämpfen möchte, dass  Menschen mit psychischen Störungen Anerkennung bekommen, dass sie Zuspruch bekommen, dass das Stigma wegfällt, aber natürlich auch, auch bei ihm in der neuen Show, er sage, dass wir aufpassen müssen, dass es nicht kippt, dass wir nicht irgendwann da sind, dass alles edgy und alles ein Störungsbild ist und jeder jetzt zur Therapie muss, weil das stimmt eben auch nicht. Atze: So sollte man die heutige Folge auch verstehen, dass man die Lichter ein bisschen anmache in diesem schlecht belichteten Raum. Dass man besser differenzieren kann. Wobei sie weder in die eine noch in die andere Richtung argumentieren möchten;
41:22: Leon meint: vielleicht auch für sich selber ein klareres Bild davon bekommt, was heißt eigentlich psychische Störung, sie hätten das jetzt immer im Kontext mit ADHS benutzt, es gibt aber auch Leute, die sagen, Moment mal das nehme ich aber ganz anders war, aber da komme man gleich zu.


Als ich diese Stelle zum ersten Mal gehört habe, hat sie mich ehrlich verstört. Ich hatte mich vorgestern (7.3.) die ganze Zeit über diese schlechte Argumentation und das Verfehlen der angeblichen Informationsziele aufgeregt – und dann kommt, man möchte Menschen Anerkennung geben. Ist ein tolles Ziel, versuche ich hier mit der Antwort auf diesen Podcast auch. Aber ihr merkt schon, ich fühl es in dieser Episode so gar nicht. Sorry.
Leon will Leuten mit psych. Störungen Anerkennung geben und das Stigma auflösen. Aber dass 120 Tsd. Follower:innen im Vergleich zu 1,7 Mio ADHSler:innen in Deutschland noch wenig Follower:innen sind – wird nicht eingeordnet.
Dass Personen, die langwierig auf Diagnostikplätze warten nicht nur wegen der Urkunde und dem Ferrari-Brain Führerschein die Fachleute aufsuchen – wird nicht eingeordnet, nur mal gaaanz wenig angedeutet durch Andis Anekdoten.
Dass Zeugnisse in der Diagnostik von Erwachsenen eben kein hartes, notwendiges Kriterium sind, so wie es die Leitlinien sagen, wird nicht eingeordnet sondern im Gegenteil.
In diesem Abschnitt sagt Leon, nicht jeder muss zur Therapie, aber wenn Personen mit Tipps und Community aus Social Media fein sind und ihre Lebensqualität im Alleingang verbessern und dabei erwähnen, dass es ADHS sein könnte – auch nicht richtig.
Er will, dass Personen Anerkennung und Zuspruch bekommen, aber Bühnenshows und Interviews mit ADHS-Content – wird hier mehrfach übers Parkett geschleift, mit zweifelhafter Bewertung.
Entschuldigung, ich verstehe das nicht. Findet das noch wer widersprüchlich? Hört sich die Folge keiner mehr im Gesamtbild an bevor sie veröffentlicht wird?

Warum wird nicht spätestens hier, wenn das Ziel das Stigma aufzubrechen, offen gelegt wird nochmal hochgeholt, z.B. so: „Jetzt nochmal zu vorhin, wir haben ja gesagt, es gibt da 120 Tausend Follower:innen, und wisst ihr was? Das war provokant, aber erinnert euch noch mal an die Rechnung, 2,5% der Bevölkerung in Deutschland sind 1,7 Millionen Menschen - 120 Tausend sind noch zu wenig!" WIESO NICHT??? Wieso wird nicht gesagt: „Wir haben ja vor allem die Bühnenshow und das Ferrari-Brain jetzt öfter zitiert, aber die beiden teilen auch, genau wie Andi, ihre schlechten Erfahrungen mit ADHS, Erfahrungen mit Abwertungen und persönliche schlechte Tage und zeigen sich authentisch“ – Wieso nicht? „Wir haben ja den Kumpel von Atze und seinen Verdacht bei seiner Partnerin erwähnt, und wisst ihr was, wenn das wertschätzend angesprochen wird, dann kann das auch eine Hilfestellung aus dem nahen Umfeld sein und Betroffene richtig entlasten, allemal besser als zu sagen, all die Schwierigkeiten und ADHS sei nur eingebildet“ – Wo entstigmatisiert du bisher, Leon?
Wenn man das Gesagte nicht einordnet und erst 10-20 Minuten später auf einen Fakt eingeht, der aber nur in einem Nebensatz zwischen allen schlechten Witzen steht, dann wird das meistens nicht zusammen gebracht. Das menschliche Gehirn ist generell sehr faul (im Gegensatz zu allen Menschen auf der Welt, die mit Ihrem Stirnhirn alle Kapazitäten darauf aufwenden, die Faulheit des eigenen Gehirns unter Kontrolle zu kriegen und damit je nach Belastung und Stress Erfolg haben können – es ist Evolution und nicht persönlicher, schlechter Charakter!).
Die zwei Ebenen der kognitiven Verarbeitung, Sozialpsychologie erstes oder zweites Semester, Bachelor Psychologie… Oder auch bei Wikipedia (Achtung nur in English, aber die Literatur im Psychologie-Studium ist ja zu 95% auf Englisch, Leon erinnert sich vielleicht und kann das dann mit seiner Agentur leicht verständlich aufarbeiten: https://en.wikipedia.org/wiki/Cognitive_miser (Abre numa nova janela) - Der Absatz „Psychology“)
Außerdem „Lazyness does not exist“ von Devon Price – gutes Buch. Noch eine Empfehlung.

41:36 – 44:25 (gekürzt) Die ADHS Kriterien werden aus dem DSM vorgelesen, Leon merkt an, es sei wichtig, dass Symptome was mit einem „machen“.

Es gibt da ein Sprichwort: „Ein Schelm, wer Böses dabei denkt“ – ich bin heute ein Schelm. Wenn man 40 Minuten lang vorher gehört hat, dass zwei Frauen mit ADHS vor allem erfolgreich sind, ein Ferrari-Brain haben und eine Bühnenshow, sowie 120 Tsd. Follower:innen – was macht das dann mit dir als Zuhörer, was denkt ein Schelm dann, Leon?
Wenn ich absolut unbedarft an das Thema rangehen würde, würde ich spätestens jetzt die ADHS-Diagnosen der beiden anzweifeln, weil wir, im Gegensatz zu Andi, bei den beiden nicht ein einziges Mal gehört haben, was die Symptome mit den beiden machen, stellvertretend für alle, vor allem weiblich gelesenen Personen, die momentan Raum einfordern, die momentan ADHS als Erklärung für alle negativen Erfahrungen, von Mobbing bis wertlos fühlen, in Betracht ziehen um sich ein kleines bisschen zu entlasten und Werkzeuge zu finden, die wirklich helfen. Und es ist nicht schwer, die Dinge, die ADHS mit den beiden macht, zu finden – du hattest doch ein Interview mit Angelina, wieso zitierst du nicht daraus? Angelina hat ein Highlight bei Instagram, wo sie zeigt, was ADHS auch mit ihr macht! Wieso gibt es eigentlich generell gar keine O-Töne? Wollt ihr wirklich (unbewusst) so sehr, dass ADHS etwas für Zappelphilipps bleibt? Was sagt das über eure Gesellschaft aus? Wo entstigmatisiert ihr hier? Check your privilege – it is showing! Nimmt es euch und Michael so viel weg, wenn Frauen, BiPoC und FLINTA* ADHS Diagnosen und somit auch Behandlung und Nachteilsausgleiche kriegen würden, wenn sie dann ihre Ausbildungen und den Alltag besser schaffen würden und mit mehr Energie durchs Leben gehen würden, weil die Benachteiligung und der Stress durch das „sich nicht genug Mühe geben, zu faul sein, zu wenig Disziplin haben“ wegfallen würde? Denn, nicht nur Frauen werden bei der ADHS Diagnostik oft noch übersehen, auch Personen aus jedwedem Migrationshintergrund und egal in der wievielten Generation deutsche:r Staatsbürger:in werden übersehen. Weil Lehrer:innen und Heilberufler:innen viel zu oft Dinge auf „Kulturunterschiede“ schieben, internalisierter Rassismus ist auch noch ein Thema, das momentan mehr Sendezeit wert wäre, als das, was ihr hier an Mansplaining über ADHS raushaut und Andi als Galleonsfigur benutzt, um genau dieses Argument abwehren zu können. Andis Zeugnisse und ihr Leiden als Schutzschild dagegen, dass ihr hier am laufenden Band problematische Beispiele, Worte und Vergleiche raushaut. Ich kann nicht mehr. Ernsthaft. Macht Erfolg echt so engstirnig?

43:57 so man habe jetzt eine Reihe von Punkten, wo man ein Gefühl dafür bekomme, was das bedeutet und jetzt komme noch ein Punkt; der Leon ganz wichtig ist, obwohl das da so drin steht und obwohl Experten und Expertinnen, die das seit vielen Jahren machen und verschiedene Menschen kennengelernt haben und ihm z.B. keine Diagnose geben würden,
44.25 muss uns bewusst sein, was eine psychische Störung ist, und wie wir die definieren, das ist nicht in Stein gemeißelt, und das fällt auch nicht vom Himmel;
44:35 und das ist auch, sosehr man sich das wünschen würde, dass man da irgendwelche Marker, biologische Merkmale im Körper finden würde, bei den allerallermeisten psychischen Störungen nicht der Fall, und auch wenn daran geforscht wird, zumindest kenne er viele kritische Stimmen die sagen, die werden wir niiee finden
44:51 es ist in Bewegung, und dieses dicke Buch kommt auch immer mit neuen Ausgaben raus und dann wird auch oft diskutiert, wie definieren wir die Sachen jetzt;

45:00 Leon gibt mal ein Beispiel: Homosexualität, das stand mal als psychische Störung in diesem Buch, (Atze. Hammer! Anm: zu seiner Verteidigung: ungläubiger Tonfall definitiv nicht positiv ausgesprochen), daran wird schon klar, was eine psychische Störung ist, hat ganz viel damit zu tun, was wir als Gesellschaft als normal betrachten und als nicht normal.
45:16 Leon führt weiter aus: Oder anderes Beispiel: Hysterie, Hysterie das stand da mal als psychische Störung drin, und Freud hat damit angefangen mit sogenannten Hysterie-Patientinnen zu arbeiten, und Leon sagt direkt Patientinnen weil das war eine psychische Störung, die hat man nur den Frauen zugeschrieben (Einwurf von Atze: Hat uns immerhin den Womanizer beschert).
45:37 Leon erklärt weiter: ja genau, da war die Idee da bräuchten wir Vibratoren, damit sich die Frau irgendwie entspannt, am Anfang wurde es nur auf Probleme mit der Gebärmutter zurück geführt, später auf Kindheitstraumata,
45.45 erst eine feministischere Sicht auf die Psychologie hat dazu geführt, dass
die Leute checken, ey das ist wieder das typische, Frau verhält sich auf eine bestimmte Art, zum Beispiel „hysterisch“ da sagen wir das ist psychisch krank, ein Mann, der sich ganz genauso verhält, da sagen wir ne, da ist alles okay. Da ist Leon eben wichtig, dass uns auch bewusst wird, was als psychische Störung gilt ist immer in Bewegung, wird diskutiert.

Bei diesem Abschnitt wär ich am liebsten hysterisch im Dreieck gesprungen. Aber auf die wissenschaftliche Art…
Was die Linguistik und die Psychologie unter anderem gemeinsam haben ist Paul Watzlawick. In der Therapie/Psychologie ist sicher vielen schon die Geschichte mit dem Hammer und dem Nachbarn begegnet. In der Linguistik wurde Watzlawick zuerst mit seinem berühmten Spruch vorgestellt: „Man kann nicht nicht-kommunizieren.“
Leon, in dem, was vor allem du, weil du den Dr. Titel und die Berufsbezeichnung Psychologe mitbringst, sowie deine Agentur zur Wissensvermittlung, nicht sagst steckt SO VIEL drin.

Du sagst zum Beispiel nicht, dass Homosexualität keine psychische Erkrankung mehr ist, weil sich, viel zu spät wohlgemerkt, gezeigt hat, dass sexuelle Neigungen biologisch sind, weil sie überall und schon immer vorgekommen sind, und nur die westliche Gesellschaft unter kirchlich geprägter Führung da ein Fass aufgemacht hat. Zudem haben LGBTQIA*-Personen durch die Diagnose noch mehr Stigmatisierung, Gewalt und Diskriminierung erfahren, als ohnehin schon, und nur weil die Diagnose gestrichen wurde, hat sich das noch lange nicht erledigt, und auch hier brauchen wir intersektionalen Feminismus, weil die LGBTQIA*-Community weiter und schon wieder schlimmer unter Beschuss steht – das geht uns alle etwas an. (Übrigens, obwohl seit, ich glaube nah an den 90ern, gestrichen, gibt es in manchen europäischen Ländern weiter Konversionstherapie, furchtbar! Kann man auch mehr Podcast draus machen, als das, was hier bald 45 min abgeht. So im Sinne der Entstigmatisierung. Wie sagte Atze: „Promis sind stärkere Multiplikatoren“ macht doch was draus!)
Und die Gewalt ist auch der Punkt, wo das hier hinkt: psychische Gewalt kennst du aus dem Studium oder? Es handelt sich um Demütigung, Abwerten etc. Homosexuellen und LGBTQIA*-Personen ist durch Therapeut:innen Gewalt angetan worden, aufgrund der Konversionstherapie und der zum Glück gestrichenen Diagnose.
Personen mit ADHS wird VOR DER DIAGNOSE Gewalt angetan – durch Mobbing, durch „warum stellst du dich so an“, „wieso raffst du es nicht endlich“, das ist nicht so deutlich wie bei offener verbaler Gewalt, aber Mikroaggressionen, ein Term aus Soziologie und Sozialpsychologie, gibt es auch und die sind auch schädlich für die Psyche.
Übrigens Biologie und Marker: nur weil sich bisher noch nichts hat finden lassen, kenne ich da einen anderen wissenschaftlichen Konsens: wenn Zwillingsstudien eine Erblichkeit von ca. 80% vermuten lassen, dann habe ich bisher gehört, dass man das Genom noch nicht genug entschlüsselt hat, und vermutlich mehr als 100 Gene an der Entstehung beteiligt sind, und dass man da noch nicht so weit ist, aber es in ein paar Jahrzehnten schon ganz anders aussehen kann. Diesmal wirklich eine rhetorische Frage: was sagen denn Zwillingsstudien mit 80% Erblichkeit über die Genetik, also einen Teilbereich der Biologie aus?

Was du auch nicht sagst: was mit hysterischem Verhalten bei Frauen früher gemeint war: dass Sie ihrem Ehemann Widerworte gegeben haben, dass sie geschimpft haben, dass sie geweint haben, dass sie eben nicht leise, brave, vor sich hinarbeitende und den Mann bewirtende Hausfrauen waren. Und dann kommst du und anstatt zu sagen: „auch heute noch gilt eine Frau, die für sich einsteht und ihrem Ärger Luft macht, schnell als hysterisch“ sagst du „Frauen verhalten sich (..)z.B. hysterisch, und das ist krank aber bei Männern ist das normal“. Was sagt das über ein mögliches Frauenbild aus, Leon? Und welche Verhaltensweisen meinst du denn beispielsweise? Und wieso benutzt du das Adjektiv hysterisch und im WDR ist es eine nervige Chefin, die ganz knapp doch keine Narzisstin ist?
Aber ich gebe dir diesen Sieg gerne, wenn du vielleicht denken solltest oder könntest, deiner psychologischen Psychotherapeutinnenkollegin, die hier auf Seite 32 immer noch nicht viel Gutes an der Episode gefunden hat, dreht grad hysterisch ab und deswegen musst du nicht auf die Kritik eingehen – von mir aus. Aber mehr würde ich mich über eine aufrichtige Richtigstellung der ganzen problematischen Aussagen freuen, und dir dann ein aufrichtiges Danke schreiben, dafür, dass du Fachkolleg:innen, Expert:innen und Betroffene (mehrerer genannter psychischen Erkrankungen) ernst nimmst und für das gemeinsame Ziel deine Aussagen nochmal ausbesserst.
Und nochmal Watzlawick sowie Suggestionen und so, Ein Dr. Titel in räumlicher Nähe zum Psychologen und dicke Bücher im Regal, die man ständig nachkaufen muss, weil sie verbessert werden. Was suggeriert das?
Den DSM gibt es auch als Taschenbuch, in Taschenbüchern suchen schont auch die Handgelenke.

Teil 6 Minute 46:05 bis 53 (es gibt gute Abschnitte)


46:05:es gäbe Leute die sagen, dieses dicke Buch ist direkt kompletter Quatsch, wir müssten da ganz anders rangehen, z.B. nur grundsätzlich fragen wer leidet hier, und dann mal überlegen, was wir da psychisch machen. Wieder andere sagen, nee zum Glück haben wir das so genau, und mit solchen Kriterien und Symptomen woran wir dann auch forschen können und wissen, wovon wir sprechen, wenn wir sagen das ist ADHS und das ist Depression, aber da gibt’s eben große, große Diskussionen in der Wissenschaft zu.
46:31 Atze findet das interessant und wichtig zu rekapitulieren.


Die Diskussion kenne ich, vor allem aus den Anfängen der Psychologie. Aber auch im feministischen Diskurs, gerade auf Basis der Hysterie, dass Frauen oft Instabilität vorgeworfen wird, und Diagnosen unterstellt werden, wenn sie für das System unbequem werden (z.B. bezahlte Care-Arbeit fordern und dabei wütend demonstrieren gehen und dabei, Gott bewahre, sogar schreien), aber ich glaube diesen Zweig der Diskussion meint Leon hier nicht. Dazu das Profil von Dr. Jessica Taylor, ihres Zeichens Dr. der Psychologie und bei besagter Diskussion vorn dabei (https://www.instagram.com/drjesstaylor?igsh=YTRuNnRkdWhla2dk (Abre numa nova janela) ). Oder war damit die Sichtweise aus der systemischen Therapie gemeint? Wieso bleibst du in deinen Aussagen so schwammig? Du willst Stigmata abschaffen und mit Daten und Studien zur Aufklärung beisteuern – ja aber WO DENN? Diskussionen in der Wissenschaft bringen oft Studien mit sich. Und natürlich wird weiter an ADHS geforscht. Aber auch da, Überraschung, wenn man ADHS erforscht, braucht man Personen mit ADHS-Diagnose, und die muss dann schon vorliegen. Und plötzlich sieht man, nanu, die ADHS-Diagnose ist da, aber z.B. der weiblich-sozialisierte Teil der Personen mit ADHS erlebt noch andere Schwierigkeiten, noch andere Symptome, vielleicht müssen wir schauen, ob das nicht auch zu ADHS dazugehört. Dafür muss man die Symptome, die zur Diagnose geführt haben, aber nicht zwangsläufig streichen. Gleiches bei Depressionen: ein Dozent von mir meinte im Bachelor 2013 mal, vielleicht sind “Depressionen” nur Symptome unterschiedlicher “Grunderkrankungen” - erstmal guter Punkt, und in manchen Teilen schon belegt (z.B. bei Vitamin D-Mangel oder Schilddrüsen-Erkrankung aber auch ohne diese klaren Zuordnungen wird bei Depression ja genauso am Genom geforscht, wie bei ADHS, Autismus, Schizophrenie..), das heißt aber nicht, dass “Depression” nicht erstmal ein Ausgangspunkt für therapeutische Begleitung sein kann.

46:59 Leon habe da einen anderen Punkt; kurzer Schwenk zu druck und Perfektionismus und Yoga, beste Mutter der Welt sein, gut aussehen (gekürzt) er und Atze gehen kurz auf Leons BÜHNENPROGRAMM ein
47:14: Leon wittert gleichzeitig aber auch schon länger die Gefahr; es sei nicht alles ein psychisches Problem und man dürfe auch nicht alles psychologisieren, wir müssen aufpassen, dass wir nicht alles, was früher mal als normale Erfahrung, vielleicht auch als Herausforderung, als Schwierigkeit im Leben galt, jetzt neuerdings dann zum Social Media Phänomen wird, und zu irgendwelchen Leuten, die damit was weiß er was versuchen, Geld zu verdienen, Aufmerksamkeit zu bekommen oder auch von ihm aus nur erstmal nur Zuspruch, dann plötzlich die Grenzen sich total verschieben, was psychische Störung ist und was nicht. Er habe an dem Abend (Anmerkung: vermutlich ist weiterhin sein eigene Bühnenprogramm gemeint, für das man sicher auch Karten kaufen muss, ironisch, ich weiß, aber ich kann nicht mehr lachen) andere Beispiele, andere Themen, aber das ist ihm ein ganz, ganz wichtiger Punkt, dass wir da anfangen, anders drüber nachzudenken; und zwar nicht weil er sagt, da draußen laufen ganz viele Leute rum, die sich das nur einbilden, oder so tun,
48.00  sondern genau andersrum, wenn Leon sagt, wenn wir den Betroffenen wirklich  helfen wollen, wenn wir wollen dass die ernst genommen werden,
wenn wir wollen, dass die Systeme nicht über laufen, dann müssen wir aufpassen, dass wir auch gegenüber den psychischen Störungen kritisch bleiben, und das ist für Leon eben ein ganz wichtiger Punkt, dass wir alle ein bisschen besser verstehen, ja da gibt es dieses dicke Buch und da steckt viel Wissenschaft hinter und das wird von Expertenkommitees  auf der ganzen Welt zusammengestellt und das hat viele viele Pluspunkte, aber trotzdem ist das nicht frei von Fehlern, weil, dass da mal Homosexualität als psychische Störung drin stand, da würden wir heute sagen um Gottes Willen wie konnten wir nur, ööh, vor er weiß nicht, bis in die 70er 80er 90er, das war da noch verdammt lange drin, und damals habe man noch gedacht ja passt doch, vielleicht nicht alle aber das Komitee, dass dieses Buch herausgegeben hat, schon, so.

Ich kann mich nur wiederholen, LEON, hörst du dir da eigentlich selbst manchmal zu und reflektierst nochmal? Ich hätte das nicht im Detail anfangen soll, wenn ich genauer aufpasse, tut es mir nur noch mehr weh. Ich kann auch nicht mehr nett sein, die Wut hat mich schon lange abgehängt. Aber meine Ausrede ist ADHS, Leon, was ist deine?

Zuerst einmal, hm, schon wieder nur weibliche Beispiele – beste Mutter, gut aussehen – wieso wird in einer Folge über „alle haben ADHS“ nur ständig das Ferrari-Brain und das Bühnenprogramm von InfluencerINNEN hochgeholt, wieso hysterisch, und wieso jetzt wieder sozialer Druck auf FRAUEN? Im Ernst, deine wiederholte Fokussierung auf  bestimmte Themen könnte darauf hindeuten, dass da mehr persönliche Erfahrung im Spiel ist, als du zugibst –mal aus der tiefenpsychologischen Perspektive betrachtet. (Witz:) Entschuldigung, das war psychologisierend. Aber dazu gleich.
Es geht ja „lustig“ weiter, da wo Leon ständig ein Bühnenprogramm einer Influencerin so im Kontext erwähnt, dass es eher als etwas übertriebenes gehört werden kann, da kommt er jetzt mit seinem Programm um die Ecke, nur um zehn SEKUNDEN später zu sagen, also, nicht, dass Überpsychologisierung dazu führt, dass Leute damit jetzt Geld machen und Auftreten… was genau machst du denn die ganze Zeit? Ohne Diagnose und ohne psychologischen Doktortitel oder Therapeut:innenausbildung? Gib den DSM bitte ab, du wirkst besessen von diesem Buch, leg es mal aus der Hand, das verwirrt dich nur!

Übrigens, wieder im Ernst, viele Communities, ob es nun LGBTQIA*, BiPoC, psychisch Erkrankte oder behinderte Personen sind, sind sich einig: Wer mit Ihren Erfahrungen und den Vorurteilen Geld machen darf: sind vor allem SIE SELBST, weil BETROFFENE BESTIMMEN, was an ihren eigenen, oftmals leid- und gewaltvollen Erfahrungen lustig sein darf. Also, denk bitte nach und HÖR AUF DAMIT! Hast du das Thema bei Luke Mockridge mit dem Paralympics Witz mitbekommen? Oder bei Felix Lobrecht und seinen Witz über Gehörlose? Und falls du eher ein neues  Role-Model brauchst: Hannah Gadsby – Nanette, gibt es auf Netflix.
Und wo ist denn dein Ziel hin, zu entstigmatisieren, den Leuten Anerkennung (= Aufmerksamkeit) zu geben und ZUSPRUCH (Minute 40:40), wenn du jetzt davor WARNST. Du sagst zwar, du sagst es nicht, dass sich da draußen ganz viele Leute was einbilden. ABER DU SAGST ES DOCH! Die ganze Rhetorik dieser Folge ist genauso zu verstehen, mit dem Tonfall, den negativ belegten Worten, den Andeutungen, den schlechten Witzen. WAS IST DEINE AGENDA?
Ach, und so von Psychologin zu Psychologe, auf Augenhöhe: was genau ist „psychologisieren“? Ich finde du vermischst hier auch sehr oft Psychologie, in der du einen Abschluss hast, die Wissenschaft des Menschlichen Denkens, Handelns, Erlebens, mit psychiatrisch – der Schnittstelle zwischen medizinischen Bereich und der klinischen Psychologie, in der du keine Ausbildung hast. Und wie in der Erklärung von Psychologie deutlich wird: es ist alles was Menschen machen Psychologie – grob gesagt, aber detaillierter wirst du im Podcast ja auch nicht. WAS IST SCHLIMM DARAN? Was sagt dieser Abschnitt über dein Bild der Gesellschaft oder der erfolgreichen Frauen mit ADHS?
Himmelherrgottzeitenkruzefixnooans!

Nebenbei sprichst du hier nicht nur schon zum dritten Mal implizit (wenn ich mich nicht verzählt habe, aber das ist mir auch egal, deine Aussagen fürs Bullshit-Bingo überwiegen mein Aufmerksamkeitsdefizit bei weitem), mehreren InfluencerINNEN ihre Diagnosen ab, du stellst auch noch die Expertise der Fachpersonen in Frage, die diese Diagnosen ausgestellt haben, weil wenn das Buch immer wieder Fehler hat und überarbeitet wird, wie sollen die denn dann richtig arbeiten und diagnostizieren?! Ich finde dieses Suggerieren zum Schämen!

Was ist das für ein Strohmann-Argument, mit der Vergangenheit zu argumentieren? Die Experten (ja, vermutlich alles weiße, mittelalte, studierte, gutverdienende, cis-Männer mit christlichem Background), die Homosexualität in den DSM aufgenommen haben, sind sicher schon lange gestorben oder im Altersheim. Genau deswegen hat es sich ja geändert! LGBTQIA*, BiPoC, Dragqueens und Frauen wurden damals nämlich nicht gefragt. Und wieso bist du zu faul, die Jahreszahl zu googeln, du willst doch Fakten vermitteln, was ist deine Ausrede, Leon?
Und wenn du das System schützen willst, gibt es mehrere Ansätze, vorher aber: Magst du Friedrich Merz? Das kommt mir so bekannt vor, ich sag nur Zahnarzt-Termine..
A) Lass den Leuten doch Ihren Verdacht und lass sie sich auf Social Media und in ihren Communities selber helfen.
B) Lass die Leute zur Sprechstunde gehen und eine Fachperson einordnen, ob der Leidensdruck klinisch bedeutsam ist (so wie du es beim WDR doch wolltest)
C) Schreib offene Briefe an die Krankenkassenvereinigung und das Gesundheitsministerium, nutze deine Reichweite und sorg dafür, dass auch Therapien bei Therapeut:innen mit privaten Praxen übernommen werden.
D) (Witz) Tue Buße, mach eine Therapeut:innenausbildung und sieh zu, dass das System nicht überläuft. Achnee, warte als Therapeut:in mit Kassenzulassung hat man Soll-Stunden und dann kann man keine Karten mehr für Bühnenprogramme verkaufen, wo man Aufmerksamkeit dafür kriegt, dass man über marginalisierte und diskriminierte Gruppen urteilt und es als wohlwollendes Mitgefühl verkauft.

Und da war ja noch was mit früheren Erfahrungen und Schwierigkeiten – okay Leon, noch mehr Vergangenheit und Studien (pfft). Wie war das mit Selbstmordraten rund um den zweiten Weltkrieg und danach? Wie ist es mit Alkoholmissbrauch in der Nachkriegsgeneration? Wie ist es mit der Studienlage zu körperlicher Züchtigung und Bestrafung generell im Rahmen von Erziehung? (Ich habe mal eine Ausarbeitung im Psychologie Master zu Effekten von körperlicher Bestrafung geschrieben, kann ich dir gern mal schicken.) Sind das alles Herausforderungen und normale Schwierigkeiten gewesen früher, die keine Folgen hinterlassen haben?
Epigenetik von Traumafolgen und 9. Sept. 2001 – auch eine spannende Studie. (Such Sie selber, du hast eine ganze Agentur dafür!)
Ist es keine Entstigmatisierung von psychischen Problemen, dass Personen jetzt Aufgrund von Depressionen und Trauma behandelt werden können, statt dem Alkohol zu verfallen oder zu früh zu gehen?
Du hast vorhin noch Zwillingsstudien und 80% Erblichkeit erwähnt – willst du jetzt sagen, neben den Expert:innen, die das große dicke Buch schreiben, sind auch Personen, die Zwillingsstudien durchführen mit Vorsicht zu genießen? Wenn du den Pfad weitergehst landest du sehr schnell im rhetorischen Becken von Fake-News-Querdenkertum, ich würde dich wirklich bitten, aufzupassen, wie du Dinge ausdrückst, und was implizit in deinen Formulierungen und durch eine am Stück gehörte Podcast-Episode miteinander in Verbindung gebracht wird!
Aber warum mit Studien und Fakten argumentieren, wenn man die aktuellen Bestrebungen in der Psychotherapieforschung lieber unter Generalverdacht stellt, weil man es nicht aushält, dass Frauen auch Bühnenprogramme haben und Gott bewahre, damit Geld verdienen, weil Bürojobs nicht für jeden was sind - was sagst du eigentlich zu Bürojobs, LEON?
Und generell hinkt der ganze argumentative Aufbau schon die ganze Zeit daran, dass du ADHS mit psychischen Störungen gleichsetzt. Manche psychischen Erkrankungen haben ein erbliches Risiko und brechen aber nur bei schlechten Bedingungen aus, z.B. Suchterkrankungen, Schizophrenie, Bipolarität. Andere Dinge, die wir auch Diagnostizieren, huch, zum Beispiel ADHS und Autismus-Spektrums-Störungen, sind Entwicklungsstörungen mit Beginn im Kindesalter. Das heißt, aufgrund von einer (oder hunderten) vererbten Genvariante, wird einfach das Gehirn z.B. anders entwickelt und bleibt dann so. Das heißt, es handelt sich auch um Behinderungen, je nachdem in welcher Umgebung man aufwächst. Das heißt nicht, dass in einer guten Umgebung das ADHS verschwindet, das heißt nur, dass manche Familien und Umfelder schon so weit sind, dass sie ADHS mit oder ohne Diagnose akzeptieren und die Person in ihrer Persönlichkeitsentwicklung bestärken. Trotzdem können diese Personen dann auch noch Leiden durch ADHS entwickeln, wenn sie z.B. aus ihrem bestärkenden Umfeld hinaus in die Schule, Uni oder das Berufsleben müssen, und da eben nicht mehr alle und alles ADHS-Symptome akzeptieren. Aber es ist natürlich total ungefährlich, 1,7 Millionen Erwachsenen ihre Diagnose nicht geben zu wollen, weil das System sonst überläuft, oder weil eine Diagnose nicht heißt man sei betroffen. Ist klar.
 Es heißt übrigens auch, dass man, übrigens auch wie bei chronischen Depressionen oder anderen chronifizierten psychischen Erkrankungen , einen Grad der Behinderung beantragen kann, da die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben eben nicht mehr oder nicht immer (s.o.) funktioniert. Aber es ist auf jeden Fall „schlimm“, und wir sollten aufpassen, dass nicht zu viele Personen mit ADHS durch eine sie unterstützende Umwelt auf die Idee gebracht werden Geld mit einem Buch oder Programm zu verdienen und Anerkennung zu kriegen.
Ich nehme vorweg, aber du sagst später selber, ADHSler:innen haben eine verkürzte Lebenserwartung und es gibt eine höhere Unfall und Suizidrate – wieso haust du dann 48 Minuten lang selber wiederholt mit Ironie und unpassender Wortwahl sowie Tonfall drauf und nimmst auch die diagnostizierenden und forschenden Expert:innen nicht ernst, sondern tust anscheinend nur so? ICH VERSTEHE ES NICHT; WAS SOLL DIESE FOLGE?

48:48 Leon will jetzt noch einen Schritt weiter gehen, denn wir haben schon darüber gesprochen, Ferrari-Brain und das man damit vielleicht Aufmerksamkeit bekommt, und likes und co, das klingt ja erstmal alles so toll, aber es ist eben nicht nur kirmesimkopf und das hat zum Beispiel auch Angelina Börger damals total klar und sehr eindrücklich beschrieben, die Leute haben ganz oft richtiges Leid und haben richtig viele Schwierigkeiten vor denen sie stehen, zum Beispiel so Sätze wie: du bist so anstrengend, das ist ein Satz, den Menschen mit ADHS im Zweifel ihr ganzes Leben lang hören, oder zumindest zu spüren bekommen. Und Andi hat das dann auch nochmal beschrieben
49.28 in der Familie, wenn die Mutter mal wieder weint, weil sie ihr Kind nicht in den Griff bekommt, in der Schule, wenn das Verhalten mal wieder nicht angemessen ist, oder später im Beruf in der Partnerschaft, du eckst hier an, Außenstehende können deine Gedankengänge und dein Verhalten  oft nicht nachvollziehen, und stehen dir dann so ratlos gegenüber;
49:50 warum hast du schon wieder Tage lang die Post nicht geöffnet, du wolltest doch Rasen mähen, (..gekürzt) eine unaushaltbare Ungeduld (…)
und genau was Atze gesagt habe, oft scheint die Lösung entspannen, gang rausnehmen, organisieren, Plan machen  (…gekürzt)
50:22 aber für die Betroffenen ist es total schwer, weil ihr Gehirn, ihre Psyche anders funktioniert, als deins oder meins.


Ich freue mich, dass ich mal nicht so viel zu sagen habe. Der Abschnitt ist bis auf einen Punkt richtig gut! Danke, ernsthaft! Aber auch nur zwei Minuten lang bisher, und ich verstehe nicht, wie man gerade noch davor warnt, dass Leute nicht zu viel psychologisieren, damit Geld verdienen und der DSM ja immer wieder umgeschrieben werden muss, weil es auch oft daneben geht.. und somit einfach keine gute Basis für diesen sehr guten Abschnitt geschaffen wurde. Außerdem auch keine Entschuldigung oder Einordnung, warum man das Ferrari-Brain und die Bühnenshow so lange provokant mitgeschleift hat, ich frage mich weiterhin beim Hören – ist da impliziert, dass die beiden keine richtigen Schwierigkeiten (mehr) haben?
Und nochmal auch Danke Andi, dass du erlaubt hast, deine Beispiele in der Öffentlichkeit zu teilen!
Ich kriege langsam die Hoffnung, dass es am Ende doch noch ein Happy End dieser Podcast Folge gibt und mir die Augen geöffnet werden, dass ich mich umsonst in meiner Wut verrannt habe – ehrlich, ich mach das auch nicht aus Spaß sondern aus Gerechtigkeitsempfinden. (Und nein, das ist kein Symptom, ich habe einfach als Kind zu viele Superhelden-Cartoons gesehen!)

50:30 Atze betont auch, es funktioniert anders, es ist anders, wenn du wirklich ADHS hast, ist es wirklich anders;
50:49 Leon sagt, nicht nur das, es ist auch wirklich ein Leid, und auch wenn manche sagen Superpower, will ich nicht wieder hergeben, ist ja völlig okay, das ist ja auch etwas, was er auch immer wieder gehört hat, nicht nur bei ADHS,

51:01 er habe auch mal einen jungen Mann interviewt mit einer pädophilen Störung, wo die Therapeutin mit dabei war, und wo auch klar wurde, ja das ist ein Teil meiner Persönlichkeit, soviel Leid mir das macht und so schwer das ist damit umzugehen, also der war kein Täter, der war in diesem Programm der Charité „kein Täter werden“ um direkt von Anfang an an sich zu arbeiten,
51:21 das merke Leon immer wieder in den Gesprächen mit Betroffenen, wie gesagt auch mit unterschiedlichen Störungsbildern, das gehört zu mir; Nicht alle! Ganz wichtig, Leon kenne auch sehr viele die sagen: wo muss ich unterschreiben? Wenn es weg wäre, ich wär so froh;
51:36 aber es gäbe eben auch manche die sagen, nein, das gehört zu mir, dieses auch anders sein und da würde ich nicht sagen dass das sofort weg soll. Und trotzdem;
51:46: noch mal ein paar Sachen klar machen, viele betroffene Leiden auch noch an anderen Krankheiten, das nennt man Komorbidität in der Psychologie, das Wort klingt schon furchtbar und das ist auch furchtbar. Weil du dann eben oft nicht nur das eine Störungsbild erfüllst sondern auch zusätzlich noch massive Schlafstörungen  dazukommen, oder Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich erhöht ist, Depressionen, Alkohol oder Drogenmissbrauch, Angststörungen,  im Prinzip die ganze Palette und das ist dann eben keine Superkraft mehr.


„Und deswegen hier die Aufklärung: es war bis hierhin provokant, aber hier ist der Plot-Twist, uns ist bewusst, dass viele Personen mit ADHS und anderen psychischen Erkrankungen ihr Leiden überspielen, DAS ist ein Problem in unserer Gesellschaft, und jetzt seid ihr uns auf den Leim gegangen, ADHS ist wirklich ein ernstes Thema.“ -sagte Leon NICHT.

Also, versteht mich nicht falsch. Der untere Teil ist generell gut! Ich frage mich, ob ein Vergleich mit Pädophilie irgendeinen Nutzen hat, außer die andere Podcast-Folge auch nochmal zu bewerben. Ich finde den Vergleich misslungen und unsensibel. Weil einfach die Entstigmatisierung vorher auch nicht geklappt hat. Ich tue mich schwer, diesen Vergleich irgendwo nützlich zu finden. (Außer für Werbezwecke) Auch das es 50/50 steht bei den Umtauschwünschen bzgl. ADHS und anderen Erkrankungen – 50/50 nimmt nichts und gibt nichts. Veranlagungen zu psychiatrischen Diagnosen zu akzeptieren und als Teil von sich zu sehen, nennt sich in der Therapie „Radikale Akzeptanz“ – für die einen ist es ein hilfreiches Konzept, für andere nicht, und das ist vollkommen okay.
Aber ja, ENDLICH mal ernsterer Tonfall und Komorbiditäten! Noch ein wenig Gutes, es hat lange gedauert, ich schöpfe wieder Hoffnung!

52:17 und da sei jetzt auch grade ne neue Studie aus UK rausgekommen; Menschen mit ADHS Diagnose sterben im Schnitt 8,7 Jahre früher; Leon erklärt diese Statistik gut und geht kurz auf Schweregrade von ADHS ein,
(gekürzt weil GUT!)
52:55: aber grundsätzlich solle bewusst werden, was da hinter steckt und wie belastend das ist und wieviel Lebensqualität das auch kostet.
53:04: das sei eben auch ganz, ganz wichtig; Andreas Reif bei Zeit online (ein Psychiater und Direktor einer Universitätsklinik): sagt: die mit Abstand häufigsten Ursachen für das frühzeitige Versterben von Menschen mit ADHS sind Unfälle und Suizide.


Es geht doch auch besser! Nochmal danke. Es war wirklich ein langer Weg bis dahin, warum musste das so lange dauern? Wieso nicht von Anfang an die Punkte kontrastieren, um die Vorurteile gar nicht erst zu verfestigen?
Und wieso gehst du nicht darauf ein, dass ihr eben nicht wissen könnt, ob die Personen, die Ihr als Beispiele genannt habt auch Komorbiditäten haben (Das geht keinen was an und das ist gut so) oder auch leiden, einfach weil man nicht alles mit der Welt teilt? Aber das fehlt halt noch – Leon, das macht mich traurig. Ich suche die Entstigmatisierung leider immer noch, das tut mir wirklich leid. Deswegen, erklär mir ruhig, wie du das gemeint hast, bzw. wieso du die ersten 48 Minuten nicht einordnest, jetzt, vor diesem neuen wichtigen Hintergrund.
Außerdem Primacy (‚=Beginn) und Recency (=zuletzt) Effekt aus der Psychologie (ebenfalls erstes Bachelor Semester Sozialpsychologie oder Wahrnehmung oder beides). Dieser Effekt besagt, dass Menschen sich bei einer gewissen Länge von Vortrag, Veranstaltung, Information, vor allem den Anfang und den Schluss merken. Deswegen ist ein provokanter Einstieg in ein so wichtiges Thema vielleicht gar nicht gut gemacht. Ganz nach dem Sprichwort: gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. ABER, es sind noch 23 Minuten und ich habe wieder Hoffnung, dass es noch ein gutes Ende nimmt, der Recency zuliebe!

Teil 7 Minute 53 bis 58 (Leon überschreitet seine Kompetenzen, er ist kein Therapeut)


53:26 Da könne man nicht mehr sagen, achja, stellt euch nicht so an, ist doch halb so wild, so, ne, das ist eben die andere Seite, die Leon ganz, ganz wichtig ist, dass uns das bewusst wird. Atze hätte das auch nicht in Zusammenhang gebracht, das sei jetzt für ihn auch ein Learning, auf der anderen Seite wenn Leon sagt, Schlaflosigkeit, da klicke es ja sofort, ja klar, wenn da wirklich die Achterbahn im Kopf ist und du so eine hohe Wahrnehmung hast, dass man dann auch schlecht den Kopf auskriege abends;

54:00 Leon fährt fort: das sei dann auch wieder etwas, wo sich viele drin wieder fänden, und das sei ja auch das Interessante bei den psychischen Störungen, das eben nicht immer so klar sei, hier ist die Grenze und du bist psychisch krank und du nicht.
54:13 sondern dass zum Beispiel manche in der Psychologie auch sagen wir bräuchten eigentlich eine kontinuierliche Sicht von bis, ne,  jeder Mensch hat Angst, aber ab nem gewissen Punkt auf diesem Kontinuum, normale Ängste, und da ist dann die krankhafte Angst, müssen wir halt sagen ok, das ist jetzt die Diagnose damit wir arbeiten können, damit wir was machen können, damit wir Therapie anbieten könne, aber dieses kontinuierliche finde Leon eigentlich einen ganz wichtigen Punkt, und was Atze gerade sage, man sitze abends da und im Kopf seien noch tausend Browserfenster offen,
55:40 und es sei alles zu viel und man habe 1000 Sachen nicht erledigt und nicht fertig bekommen, das werden ja Millionen kennen, auch ganz viele die überhaupt nicht von ADHS betroffen sind, aber jeder der es mal erlebt hat weiß, dann zu denken jetzt ein Gläschen Wein, um mich runter zu fahren.
54:56 jetzt ne Pizza sich  (Atze wirft ein, genau, das habe er auch als einen Punkt bei sich stehen) reinziehen, all dieses sich ablenken, was dann aber am Ende krank machen kann, das ist, glaubt Leon, etwas das viele von uns erleben.


Meine Hoffnung ist der Porzellanladen,  Leon, und deine Worte sind der Elefant. Meine Wut kommt grad zurück, ist besser als wirklich traurig werden, ob der geplatzten Hoffnung auf ein gutes Ende. Leon, du müsstest wissen, im Gegensatz zu Einschlafstörungen ist Impulsivität nämlich ein Symptom von ADHS.
Ich hab das „große, dicke Buch der psychischen Störungen“ ja nur als Taschenbuch, aber in meinem DSM-V von hogrefe, Taschenbuch, Auflage von 2015, (ich weiß alt, aber für das frisch revidierte Diagnostische Interview DIVA-5 hat es den wissenschaftlichen Kolleg:innen aus den Niederlanden ja noch gereicht), Seiten 40-44 stehen die Symptome von ADHS, übrigens auch mit Kontinuum (Schwellenwert und Schweregrad Einordnung gibt es da schon) und Schlafstörungen sind nicht dabei. Ich wiederhole mich, aber kurzer Tipp am Rande: in Taschenbüchern kann man länger suchen, da werden die Arme nicht so schwer.
Ich habe es ja schon in der Klammer mir Schweregrad angedeutet – und bitte gib mir eine Quelle für diese Aussage, Leon. Wer sind in diesem Kontext „manche in der Psychologie“, die sich eher einen Kontinuums-Begriff wünschen? Mein bisheriges Verständnis von Psychologie und klinischer Psychologie ist seit dem Bachelor Anfang 2013 und auch weiter geführt in der psychologischen Psychotherapieausbildung: das machen wir schon so. Aber bitte korrigier mich, ich wundere mich wirklich. Oder erklär mir bitte, wie du, wie in der Klammer genannt, verstehst, dass es eine Anzahl von Kriterien gibt, aber nicht sofort bei einem erfüllten Kriterium sondern oft eher bei einer Anzahl von ca. drei bis sieben (je nach Diagnose) die Diagnose erfüllt ist. Und auch das mit normaler Angst und „krankhafter“ oder vielleicht besser: einschränkender und irrationaler Angst, machen wir (Psychoterapeut:innen) das schon so, ich lehne mich vielleicht aus dem Fenster, aber ich vermute: schon seit Jahrzehnten (der DSM-V ist ja auch von 2013)! Und was ist ein Schweregrad (also z.B. 5 Kriterien, leicht, 7 Kriterien mittel, 9 Kriterien schwer) für dich, wenn nicht ein Kontinuum? Und wie erwähnt: auch ADHS hat Schweregrade.
Was meine Wut aber am meisten hervorholt, um auf meine zerstörte Hoffnung zurück zu kommen:
Wieso nimmst du jetzt bzw. hast es ja vorhin schon eingeführt und Atze greift es auf, aber du korrigierst es nicht, dabei hast du doch den DSM ständig dabei! Also, wieso nimmst du jetzt als „nachfühlbarstes Symptom von ADHS“ gerade eins heran, das gar keins ist? Das worüber ihr euch da austauscht, Schlafstörungen, nicht zur Ruhe kommen, vielleicht schwierig kompensieren mit Alkohol und Fast Food:  DAS SIND CHRONISCHE STRESS-SYMSPTOME! DAS STEHT BEI ADHS NIRGENDWO IN DEN KRITERIEN. ADHS-UNRUHE UND TABS IM KOPF SIND NICHT NUR ABENDS IM BETT DA UND AUCH OHNE STRESS!
Natürlich kann das jeder nachvollziehen, das ist schön, dass wir uns da mal alle einig sind. Aber was sagt das über deine Informationsveranstaltung über ADHS (bei Frauen)?
Das sagt zwischen den Zeilen, dass ADHS-Diagnosen gerade falsch ausgestellt werden, von Fachpersonen, die sich irren, weil das mit dem Einschlafen und Stress abends, DAS KENNT HALT JEDER, UND DAMIT ÜBERTREIBEN ALLE, DIE EINE ADHS-DIAGNOSTIK AUFSUCHEN. Willst du das wirklich vermitteln, Leon?

Wenn dich das ganze Thema so aufpeitscht, aber in eine andere Richtung als mich, ich gönne allen ihre Diagnose, vielleicht solltest du, genau wie Eckart von Hirschausen, doch mal drüber nachdenken. Schwupp di wupp, du könntest dich wie von Zauberhand auf der anderen Seite des Grabens wiederfinden, den du gerade aushebst. Und nein, das ist keine Ferndiagnose von mir, ich würde es einfach mal abklären lassen, denn ich merke, irgendwas macht das Thema mit dir, Leon.
Nebenbei: Danke Atze, dass du lernbereit bist! Ehrlich.
Ich kann ansonsten echt nicht mehr…

55:05; Atze sagt er höre das tatsächlich oft und nicht unbedingt von ADHSlern , sondern eeh, das Leute sagen, wenn ich meine ein-zwei Glas Wein abends nicht trinke, kann ich meinen Kopf nicht ausschalten.ja.
55:16 das zahlt natürlich hauptsächlich dahin ein, dass wir so bombardiert werden, von morgens bis abends, mit allen möglichen informationen, aber Atze höre das oft.
55:26 Leon macht: mhm.


Nur ganz kurz: erstens, ja, nachdem ihr vorher ja Witze über das Oktober-Fest gemacht habt und über Alkoholismus-Tests und Urkunden… Leon, kleine Einordnung? Nein? Bestätigendes mhm ist alles? Okay.
Also, ich habe auf einer Entzugsstation in der Psychiatrie gearbeitet, hatte ich ja erwähnt, und da habe ich auch die Info-Gruppe für die Station abgehalten. Wisst ihr, was die WHO sagt? Ein Glas Wein ist die Grenze bei Erwachsenen Männern (sind ca. 21 Gramm reiner Alkohol) oder zwei kleine Bier (24 Gramm Alkohol), wenn also jemand zwei Gläser Wein jeden Abend braucht, ist das laut Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) schon schädlicher Alkoholkonsum! Das ist noch was anderes als Abhängigkeit, aber das wäre jetzt ja einen Einwurf wert gewesen, oder, Leon,  so als Psychologe, der Wissen vermitteln will mit Fakten? Ich habe das Gefühl ich mach hier grad deine Arbeit. Warum nur?
Schädlich heißt hier übrigens: körperliche Folgen des Konsums sind höchstwahrscheinlich. Für Frauen liegt die Grenze übrigens bei 12 Gramm Alkohol, aufgrund der statistisch geringeren Körpermasse und Liter Blut im Körper (Männer ca. 7l, Frauen 5l).
Und nochmal zum Oktoberfest, ich glaube das habe ich vorhin vergessen: Euer „Witz“ klang, als würden vor allem schon um ihre Diagnose wissende Alkoholiker zum Oktoberfest laufen, und das mit Freuden. Wisst ihr, was das eigentliche Problem ist? Die Gesellschaft verschließt die Augen davor, ab wann Alkohol-Konsum schon schädlich ist. Zwei Gläser Wein! Bzw. auch Alkohol-Konsum an mehr als zwei bis drei Tagen die Woche. Aber das will keiner hören und ihr wollt es nicht sagen – bzw. Leon, als Psychologe mit der Wissensagentur ist das doch deine selbsterklärte Aufgabe, oder?
Ich möchte an diesem Punkt gerne Gehalt. Oder ich mach aus meinem Rant ein Bühnenprogramm (keine Sorge, dann anonymisiert), ich find mich hier ab und zu recht wortgewandt.
Und deswegen transkribiere ich hier den ganzen Podcast – ich glaub, wenn ich das nur so schreiben würde, ohne Transkript, würde mir keiner glauben, dass wirklich AN KEINER STELLE eine Einordnung eurer provokanten, ich finde: problematischen, Aussagen passiert. Ja liebe Leser:innen, hat er wirklich nicht gesagt. Nichts!

Oh, fast vergessen: das liegt nicht nur an den Informationen Atze, wenn es nicht Social Media Stress und Nachrichten und Klimawandel sind, dann war es früher in den 80ern und 90ern Body-Shaming und Schlankheitswahn oder auch Zwang zu Überstunden und Vereinsaktivitäten (inkl. Zwang Alkohol zu trinken), oh und Vergewaltigungen in der Ehe bis 1997 auch normale Schwierigkeit (Sarkasmus von einer Frau!), und davor war es einfach ein damit klarkommen, gerade einen Weltkrieg erlebt zu haben und seine Existenz wieder aufzubauen – aber natürlich leiden nur heutzutage Menschen an chronischem Stress, Ängsten, Depressionen, Suchterkrankungen uvm. oder ADHS und vor allem nur aufgrund von Informationsflut. Nee, ich glaube nicht. Leon, lass Atze nicht so ins Messer laufen!
Du könntest dazu was sagen, als Psychologe, und ihr könnt dann auch was rausschneiden, wenn es so schief geht.

55:27 Leon fragt, wie sei denn Atzes Eindruck, jetzt hätten sie (beide) über das sehr Negative gesprochen, wenn man das ganze aber nochmal ein Stück weiter drehen, und vielleicht müsste Leon davor noch ein zwei einleitende Sätze sagen
(Anm: okay, also, dass ihr 48:48 Minuten nur auf den „zu positiven“ Aspekten von ADHS rumgehackt habt und sehr problematische Witze rausgehauen habt und provokant wart und jetzt nicht mal 10 Minuten Ernstes und zu 70% gut eingeordnetes gesagt habt, ist jetzt sinngemäß ‚wir haben jetzt das ganze negative von ADHS abgearbeitet, jetzt drehen wir weiter‘ )
Leon habe ja eben schon gesagt, Angelina Börger sage z.B. in ihrem Buch, trotz der Probleme, ich würde es nicht hergeben wollen, es gehört irgendwie zu mir, Sarah Kuttner spricht von Ferrari Brain (Anm. das ist wirklich das sechste Mal „Ferrari-Brain“) und Superpower, glaubt Leon, war das Wort, Andi sage zum Beispiel ich habe mir das sicher nicht gewünscht, aber es ist nun Mal da, das bin ich, viele Betroffene sagen von sich, der Begriff Störung passt mir eigentlich nicht und sagen dann eher da sind Unterschiede zwischen uns, und das ist menschliche Vielfalt und deswegen sprechen wir lieber von 56:07 Neurodivergenz, also dass Leon im Prinzip, jetzt passe wieder Kontinuum, Hirne habe, Psychen habe, die sind unterschiedlich bei den Menschen,  und das es dann eine Divergenz gebe, das ist dann ein abweichen davon, das ist dann das, was wir  in allen Bereichen haben, es gibt ja auch unterschiedlich große Menschen, oder unterschiedlich extrovertierte Menschen oder unterschiedlich ordentliche Menschen;

Es würde jetzt nicht so überraschend kommen, oder eingeleitet werden müssen, hättest du von Anfang an vielleicht schon die aktuellen wissenschaftlich korrekten Begriffe benutzt. Kleiner Anmoderationsvorschlag: „ADHS, das geht grade wild durch die Medien, viele Influencer posten lustige Reels, aber was ist das eigentlich? In der psychologischen, klinischen Forschung wird momentan angenommen, dass es sich dabei um eine angeborene Entwicklungsstörung handelt, das sagen zumindest Zwillingsstudien, die von bis zu 80% Erblichkeit sprechen. Aber, in der Gesellschaft wird ADHS oft noch als Krankheit, als Zappelphilipp-Syndrom, oder einfach als Faulheit und persönlicher Makel abgewertet, was da alles mitschwingt und dahintersteckt, das wollen wir heute besprechen und nehmen euch mit“.
Na? Achso, ADHS geht schon drei Jahre wild durch die Medien, irgendwie war die Folge jetzt auch spät dran, oder?
Und wieder nur die drei schon bekannten Frauen. Was ist mit Eckart, Till, Felix (ok, letzterer wär vllt. auch kein gutes Beispiel wegen dem Witz, s.o.)
Ansonsten ist ja genau das, was ich dir da als Moderation vorgeschlagen habe, der Grund, wieso trotz biologischer Vielfalt und natürlicher Abweichung, eine Diagnose in diesem aktuellen Zustand der Gesellschaft noch helfen kann – wenn man Glück hat, bekommt man Verständnis und Nachteilsausgleiche, wenn man Pech hat ändert sich im Umfeld recht wenig und eine psychotherapeutische Person arbeitet mit einem an der Schadensbegrenzung – wortwörtlich. Wieso bist du so stur und stellst es nun schon 51 (die guten 4 Minuten habe ich abgezogen)durch Tonfall und Wortwahl so dar, als sei eine ADHS Diagnose unnötig und übertrieben? So klingt das, wenn jetzt aufgegriffen wird, eigentlich gehe es um menschliche Vielfalt. Ja tut es auch, aber so weit ist die Gesellschaft nicht und wieso ordnest du das nicht ein? WARUUUUHUUUUM?

Ansonsten wäre ich ja voll dabei, ich hätte es auch cool gefunden, wenn mein Umfeld mich nicht als faul und sich herausredend und die Entschuldigungen-fürs-Vergessen-haben-nicht-ehrlich-meinend betitelt hätte, sondern es als biologische Vielfalt akzeptiert worden wäre. Aber HAHA. 90er Jahre, 800 Seelendorf, Mädchen? Vergiss es.  Und deswegen helfen Diagnosen gerade, Leon, und du hilfst gerade nicht mit und machst es leider nicht besser. Im Gegenteil, meine persönliche Meinung. In Bezug auf deine angeblichen Absichten mit dieser Podcastfolge ist meine Hoffnung grade bildlich zertrampelt worden.

Aber hier, mal ein toller toller Vortrag – auch besser investierte Zeit: Neurodiversität – Vorlesung für Alle, Uni Hamburg
https://www.youtube.com/watch?v=XkbjEvkuKvM (Abre numa nova janela)

56:27 und das wäre für Leon dann son Punkt, könne Atze  was mit dem Gedanken tun, dass es eben auch super sein soll? Atze antwortet: öh ja absolut; Leon fährt fort: so alles aufzunehmen;
55:37 vielleicht ein bisschen impulsiv, ablenkbar zu sein? Atze sagt, ja damit könne er richtig viel anfangen;
56:43 Atze weiter: gerade im Bereich der Kunst werde ja oft diskutiert, dass man so sensibel ist,
56:50 Atze zählt weiter auf; oder das man sensitiv ist und das heiße, viele Künstler kriegen halt auch mehr mit von ihrer Umwelt, er sei jetzt erstmal nur bei den Künstlern
57:01 aber ja, Atze kenne auch viele Menschen,  die sagen, sie würden eigentlich mehr mitkriegen, als sie möchten, dass was auch Sarah Kuttner beschrieben hat, wenn sie einen Raum betrete könne sie den sofort einordnen;
57.13 Atze weiter; und auch; Leon unterbricht ihn: er dachte auch ein bisschen an Atze, der würde die Diagnose bestimmt nicht haben aber auch so bestimmte Sachen, hätte Leon gedacht, ist das nicht auch was, was man in Atzes Arbeiten und durchs Leben gehen finden würde? (Atze: jaa ööh pfff…)
57:24 Atze weiter: und er lebe ja mit einer hochsensitiven Frau zusammen, die auch immer mal wieder auch sich bewusst so Ruhephasen einbaut, damit die Eindrücke nicht zu viel werden, nur, Leon hätte ihn danach gefragt, ob er sich vorstellen könne, dass das auch positiv ist, ja klar,
57:41:  weil wir
(Anm: wer ist hier jetzt wir?) kriegen natürlich auch mehr mit, wenn du sensibel bist,  er benutze da Wort jetzt einfach mal so (Anm.: keine Sorge Atze, im Gegensatz zu „hysterisch“ ist sensibel noch nicht so verbrannt und es kommt eher auf den Tonfall an, deiner ist okay!)
57:47 dann kriegst du eben auch mehr mit als andere.

Ich habe hier nicht viel zu sagen, es geht um Atzes persönliches Erleben, da ist nichts dran auszusetzen oder zu bewerten.
Allerdings, wieso wird die Frage von dir Leon, ob ADHS auch was gutes haben kann, jetzt so hervorgehoben? Die ersten 48 Minuten des Podcasts ging es doch nur darum, warum es sogar tlw. (durch den Tonfall markiert) zu gut ist und nicht alle mit Diagnose betroffen sind und nicht alle Betroffenen eine Diagnose haben. Es tut mir leid, aber ADHS ist mein Hyperfokus, ich höre halt gut zu.
Und kleiner Einwurf: es gibt auch Selektionsphänomene, die wir in unserem Podcast „psychologisch verstrickt“ andenken, z.B. dass Personen mit und ohne erkanntem ADHS sich gerne in kreativen und selbstbestimmten Berufszweigen und Hobbies sammeln könnten, aber dazu gibt es keine Studien, das war nur laut gedacht.

Teil 8 Minute 58 bis 1 Std 05 (Leon hat vergessen, was die Kriterien für psychologische Forschung sind)


58:02 Leon fährt fort; ja es gebe sogar eine Untersuchung von David Barack und seinem Team von der University of Pennsylvania, die 2024 veröffentlich wurde. Die haben einen Versuch gemacht, den fand Leon total interessant; weil diese Idee wir sind nicht alle gleich als Menschen, sondern wir sind unterschiedlich, da könnte man ja auch unterstellen, vielleicht war das ein Vorteil im Laufe unserer Geschichte. Vielleicht hat sich das evolutionär sogar als Pluspunkt erwiesen, dass manche da hibbelig, hyperaktiv, impulsiver sind als andere. Und was haben die gemacht? Die haben 457 Erwachsene ein online Spiel machen lassen, bei dem die innerhalb von acht Minuten so viele Beeren wie möglich sammeln sollten. (gekürzt weitere Spielerklärung)
59:07 und während der Aufgabe konnten die Teilnehmenden des Versuchs entweder weiterhin Beeren von den Sträuchern sammeln an ihrem ursprünglichen Standort oder zu einem neuen Bereich gehen, zu einem anderen Beet wo dann neue Sträucher waren, das kostete aber Zeit, das war eine Abwägung.
59:30 jetzt wollte das Team wissen, was passiert hier mit Menschen die ADHS Symptome haben versus welche die sie nicht haben,
aber jetzt ein Dickes ABER von Leon, hier geht es nicht um eine Diagnose, die Bestimmung von ADHS-ähnlichen Symptomen habe dann auf Selbstberichten von den Teilnehmenden beruht.
59:46 da könne man sich jetzt diverse Verzerrungen vorstellen: ne, jemand der vielleicht schonmal davon gehört hat, dass ADHS evolutionär auch ein Vorteil sein könnte, dass die so und so sind, hat vielleicht mehr von diesen Symptomen, nimmt an dieser Studie anders teil;

59:56 trotzdem für Leon interessant: weil man habe jetzt bei 206 der Teilnehmenden entsprechende Tendenzen im Verhalten gefunden, also ein bisschen in Richtung von ADHS auf der Skala der Werte, die die dort gesammelt haben, und Teilnehmende mit höheren Werten auf dieser ADHS-Skala verließen eher ihr aktuelles Suchgebiet und haben sich eher einem neuen gewidmet.
1:0016 die haben eher gesagt tschüss Busch A ich geh jetzt zu Busch B. und dadurch sammelten sie schlussendlich deutlich mehr Beeren, als diejenigen, mit niedrigeren werten auf dieser ADHS-Skala.
1:0026 und die forschenden sehen daran eine mögliche Erklärung dafür, warum ADHS vielleicht weiter verbreitet ist, als man das jetzt bei einer zufälligen genetischen Mutation erwarten würde und warum Charakterzüge wie Abgelenktheit und Impulsivität eben häufiger vorkommen, als es auf den ersten Blick Sinn machen würde.
1:00:45 so, zitiert Leon weiter, und  Barack, dieser Forscher, hätte im Interview mit dem britischen Guardian gesagt, wenn diese  Charakterzüge, diese Eigenschaften, nur oder wirklich negativ wären, dann hätten wir die Erwartung, dass die eigentlich evolutionär im Laufe der Zeit ausselektiert werden, ja, aber unsere Daten unsere Studie sind ein erster Startpunkt, die darauf hindeuten, dass es in bestimmten Entscheidungskontexten Vorteile geben könnte.


Diese Studie( https://royalsocietypublishing.org/doi/pdf/10.1098/rspb.2022.2584 (Abre numa nova janela) ) hat Leon im Großteil gut zusammengefasst oder vielleicht auch redaktionelle Aufbereitung abgelesen… (Aber jetzt ein, nein zwei DICKE ABERs).
Was mir darin auffällt: die Studie selber sagt zum Selbstbericht „gut validiertes Selbstbericht-Screening“, also ein Fragebogen, der durch wissenschaftliche Testungen gelaufen ist, gegen andere ADHS-Fragebögen „angetreten ist“ und anscheinend benutzt werden kann, um vorzusortieren – für welche Person kann sich eine mehrstündige ADHS-Diagnostik lohnen, weil die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass die Diagnose vorliegt. Das ist ein Screening – vorsortieren und gute Validität heißt: wissenschaftlich geprüft. So wie Leon das ausdrückt, klingt es eher nach einem Interview oder einem Gespräch, ich weiß nicht, ob alle Zuhörenden mit dem Wort „Selbstbericht“ was anfangen können und generell gibt es ja auch Selbstbericht und Selbstbericht-Fragebogen als Begriffe in der Psychologie. Leon hat ersteres gesagt, die Studie hat zweiteres benutzt. Huch.
Dann zu Leons „dickem Aber“: meines Wissens, ist es Standard in psychologischer Forschung, am Ende einer jeden Studie zu fragen: „Haben Sie eine Ahnung, was diese Studie erforschen will?“ oder ähnlich formuliert. Und jede Person, die das rausfindet, wird ausgeschlossen. Ich gehe also davon aus, dass keine Person geschrieben hat „ja ADHS und die Jäger und Sammler-Erklärung“ oder sinngemäße Hinweise, denn dann hätten Barack und sein Team das explizit so in die Studie geschrieben, haben sie aber nicht (ich hab‘s gelesen). Sie könnten natürlich verschweigen, dass es solche Personen gab, oder die Personen hätten es nicht verraten können, was sie denken, aber 206 Personen sind vermutlich genug, dass das Ergebnis weiterhin statistisch relevant bleibt. Es gibt ohnehin bei statistischen Ergebnissen einen Bereich um die eigentlichen Ergebniszahlen, in dem die „echte Zahl des Ergebnisses“ auch liegen könnte und dann ist es trotzdem noch okay. ( Konfidenz Intervall, für die, die es gern genau nachlesen mögen.)
Außerdem gab es sogar Teilnehmende mit vorliegender ADHS-Diagnose und die Effekte wurden nochmal für diese Personen gerechnet und geprüft und das hat die Ergebnisse nicht schlechter gemacht oder widerlegt.
Auch hier frage ich mich, wieso Leon Kritik an der Studie übt, die eigentlich unangebracht ist. Warum ist das unangebracht: Leon ist Psychologe, er hatte genau wie ich mindestens 4 Seminare/Vorlesungen zu Statistik und psychologischem Experimentaufbau im Bachelor und nochmal 3-4 im Master, und daher habe ich mein Wissen jetzt auch grad aus meinem Gedächtnis geholt, er hätte das mit der Kontroll-Frage des Studienziels also wissen können/müssen.

Außerdem tut es in meinen Augen nichts zur Sache, eine Studie mit so einem unterhaltsamen Thema und einem spannenden evolutionären Gedanken nochmal mit „dickem ABER“ zu kritisieren, wenn man über ADHS aufklären will, es sei denn, man würde weiterhin Misstrauen gegenüber der aktuellen Forschungslage und dem aktuellen Umgang mit ADHS in der Fachwelt oder vielleicht sogar an der Wissenschaft streuen wollen. Das willst du doch nicht, Leon, oder? Denk an deine Agentur, die würden alle arbeitslos, wenn es keine wissenschaftlichen Fakten zum Aufbereiten mehr gäbe!
Ja kritisches Denken ist toll, aber im Gesamtbild dieser Podcast-Folge kann man es auch übertreiben, vor allem weil man als Wissenschaftler:in auch schon genug Kritik und zu berücksichtigende Punkte von Kolleg:innen, Ethikkommission, Korrekturleser:innen bekommt, das ist, wenn es veröffentlicht wird, schon ziemlich okay. Aber hurrah! Leon hat Teilnehmende geschlechtsneutral ausgedrückt. Wenn man sich über sonst nichts freuen kann – darüber schon!

Was man außerdem wirklich für Entstigmatisierung und Akzeptanz und Anerkennung von menschlicher Diversität auf allen Ebenen tun kann? Z.B. den Artikel von Rebekka Endler, Autorin des Buches „Das Patriachart der Ding“, über die Entstehung von Norm-Werten und Diskriminierung lesen  (https://digitale-burg.de/studio/haunted-haunted-norma-normman (Abre numa nova janela) ) und sich daran orientieren, diese Infos weiter verbreiten und WIRKLICH Ally sein.
Solche Artikel werden, leider gar nicht überraschend, sehr oft von FLINTA* und BiPoC veröffentlicht, man(n) könnte ja, wie Leon als eigenes Ziel formuliert, einen Unterschied machen, aber nun,..

1:01:16 Und, das fand Leon interessant, wenn man sich jetzt so eine Truppe von unseren Vorfahren vorstellt, und Leon habe jetzt ja auch immer wieder gewarnt, Vorsicht nicht alles mit der Evolution erklären, das macht es oft auch sehr einfach, aber nur mal als Idee jetzt;
1:01:30 die ziehen zusammen durch sone Steppe, da wären alle gleich, und die latschen alle hintereinander brav wie sone preußische Schulklasse im Gleichschritt, mit gemachten Haaren und Rucksäckchen hintendrauf, wie eine Schafherde. Wer würde denn dann vorlaufen und sagen, ey Leute da drüben, hab ich was gefunden, das sieht aus ein guter Grund wo es Beeren gibt, und dann rennt der schon direkt zum nächsten, und sagt guck mal da drüben gibt es Feuerholz, (gekürzt),
1:02:01 Leon:  und dann denkst du  vielleicht, was ist das denn für ein Typ, der ist ja hier ganz anders als die ganzen Schafe in unserer Herde aber vielleicht ist es gut, dass es die auch gibt in dieser Truppe. (gekürzt)


Ok, Leon, Privilegiencheck bzw. Gesellschaft, das war doch irgendwann dein Anliegen, aber vielleicht hast du das auch einfach als Lesezeichen im DSM stecken gelassen und findest die Stelle mit den ADHS Kriterien nicht mehr.
Wieso genau müssen „unsere Vorfahren in der Steppe“ – jetzt preußische Schulklassen sein, mit gemachten Haaren? Weißt du woran ich da schnell denke? An nord-europäische/preußische, weiße (blonde?) Schulklassen VOR 1933, aber... Warum müssen unsere Vorfahren in der Steppe überhaupt von dir noch äußerlich beschrieben werden, für dieses Beispiel? Und warum dann gerade weiß, preußisch, und nicht wie es in der Steppe in der Steinzeit oder noch früher, eigentlich vermutlich richtiger gewesen wäre: mit dunkleren Hauttypen und Haaren? Warum, Leon? Was möchtest du über dein Gesellschaftsbild nochmal reflektieren?

Zweitens: im Podcast hast du vor vielem gewarnt, aber Evolution war noch nicht dabei:

-              Nicht alle mit ADHS haben Diagnosen

-              Nicht alle mit Diagnose sind betroffen

-              dass das Leute werden, die damit Geld verdienen oder Anerkennung
und Zuspruch bekommen

-              Dass man sich zu schnell „selber diagnostiziert“

-              Dass Fachpersonen, die diagnostizieren Fehler machen

-              dass da Bühnenshows draus gemacht werden

-              dass das System überläuft

-              Dass viele Probleme wie Einschlafstörungen und abendliche Unruhe
kennen

-              Dass die Expert:innen vom DSM und ICD-Komitee Fehler machen

-              Dass Wissenschaftler:innen Fehler machen

-              Dass zu viel psychologisiert wird

Aber vllt. ist das nur ein Werbeblock für andere Folgen, so wie für andere Interviews und deine eigene und Atzes Bühnenshow.
Und was tust du eigentlich bisher für die Einordnungen, um die angeblichen „Gefahren“ vor denen du warnst, abzuschätzen, also z.B. Kriterien und Leitlinien richtig lesen oder wissenschaftliches Arbeiten erklären? *Grillenzirpen* Und bezüglich “Vorsicht Evolution” - warum hast du denn die Zwillingsstudien zitiert?

1:02:14 Das finde Leon, sei ein Punkt, den „wir“ oft unterschätzen, oder der unterschlagen werde, wenn man über Menschen spreche die, wie auch immer, anders sind. Und das sei jetzt kein Beschönigen von einem Störungsbild. Über die ganzen negativen Aspekte hätten Leon und Atze auch schon diskutiert, jetzt grade und dass das für betroffene ein totales Leid sein kann, wollte Leon auch nicht unterschlagen.
1:02:35 Aber dass man vielleicht auch anders drauf gucken könnte finde Leon zumindest einen interessanten Aspekt.
1:02:40 Ja, meint Atze, er würde das Wort
(welches, ich versteh es leider wirklich nicht?) zumindest auch wegnehmen, weil wir erleben ja in unserer Gesellschaft, viele eben auch leiden und auch unter verschiedensten psychischen, öhm tja, er wolle das Wort Krankheit jetzt unbedingt vermeiden, psychischen Anderssein
1:03:00 also von der Norm abweichend, und wie Leon schon sagte, so Atze weiter, das kann großes Leid erzeugen, kann aber auch sehr positive Seiten haben. Leon wirft ein ja genau. Atze fährt fort: und oft gehe das eine nicht ohne das andere
1:03:14 also sie hätten ja eben über Sensibilität und Sensitivität gesprochen, und wenn alles rein kann, und das ist ja immer so das Beispiel, dass man, egal ob man sich mit Literaten unterhält oder mit bildenden Künstlern,
1:03:27 das sei ja immer das Bild, das auch benutzt wird, dass die Leute auch sagen, klar ich kriege viel mit, in mich kann alles reinmarschieren, aber natürlich kann auch viel negatives in mich reinmarschieren.


ich weiß nicht, ob wir uns da einig werden, Leon. Wo habt ihr die negativen Aspekte „diskutiert“? Ihr habt kurz Zitate von Andi eingestreut und ok, bei ca. 4-6 Minuten habt ihr Daten aus einer Studie und die Kriterien und Komorbiditäten vorgelesen.
Eine Diskussion oder, ich wiederhole mich eine Einordnung der provokanten schlechten Witzeleien, sieht für mich einfach anders aus. Weißt du, was eine Diskussion sein kann? Das, was ich hier seit 48 Seiten mit eurem Podcast mache.
Mein nächster Diskussionspunkt nach der preußischen Schulklasse? Literaten und bildende Künstler. Klassismus (die Diskriminierung, nicht die Kunst) und Sexismus geben sich hier die Klinke in die Hand. Die ersten 48 Minuten und nach den guten 4 Minuten noch weiter, macht ihr euch über Ausdrücke wie Superpower und Ferrari-Brain lustig, und warum eigentlich genau? Meine feministisch geprägte Vermutung wäre, vielleicht liegt das damit zusammen, dass Influencer:in kein von der GESELLSCHAFT anerkannter Beruf ist und unterschätzt wird, wie viel Arbeit schon ein einzelner Instagram-Beitrag machen kann, geschweige denn ein 15 Sek. Reel), wer sind also bei euch die „guten Menschen, die von ADHS-Symptomen profitieren DÜRFEN“? Erinnert euch, Leon hatte ja vor Bühnenshows und Geldmachen mit ADHS-Symptomen GEWARNT (47:14). Aber Literaten und bildende Künstler, die dürfen das dann doch. Also Geld verdienende, privilegierte MÄNNER. Etwa so, wie der eine Herr, der Tobsuchtsanfälle bekam, als er nicht, wie er selbst dachte, den Buchpreis gewonnen hat?
Bitte, CHECK YOUR PRIVILEGE! BIIIIITTEEEE!
Und dieses „alles kann rein“, also alles wird auf einmal aufgenommen. Das war beim Beispiel von Sarah Kuttner und ihrer Beschreibung ihrer Wahrnehmung noch einen Lacher wert. Wo ist jetzt die Entschuldigung? Leon, und ja leider auch von dir Atze?

1:03:43 Leon fährt fort: ja es gebe ja auch so ein bisschen dieses, ja wenn du depressiv bist, oder überhaupt, wenn du Schwierigkeiten in dir hast, Täler in dir hast, dass dann erst echte Kunst entsteht, aus dir raus kommt, da sei Leon auch immer so ein bisschen, er könne das einerseits versuchen sich das vorzustellen
1:04:01 und könnte sich auch Leute jetzt überlegen, wo das zutrifft, aber er denke dann auch immer an einen guten Freund von sich mit Depressionen, und wenn der das hören würde, dann würde der sagen, ey, Leute, ihr wisst nicht, was ich durchmache, was das für ein Schmerz ist und was das für ein scheiß ist, wenn du morgens wieder im Bett liegst und du kommst nicht raus und alles ist furchtbar und du nicht weißt, wie werde ich das jemals los.
1:04:25 wenn du dem mal sagen würdest, ja toll und Superpower und da kannst du so tolle traurige Romane schreiben und man fühlt es so sehr beim lesen, der würde sich verhöhnt fühlen.
1:04:34 Atze stimmt zu, ja absolut, und man sucht sich das ja eben auch nicht aus und viele, jetzt wären Sie bei Künstlern, wenn man bei der Malerei bleibe, wieviel Tragik hat es schon bei sehr bekannten Malern, Malerinnen gegeben, die die tollsten Meisterwerke erstellt haben. Und auf der anderen Seite an sich überwiegend gelitten haben.
1:04:55 Atze weiter: die vielleicht durch ihre Bilder gelebt haben, aber ansonsten wirklich in der Dunkelheit lebten.


Leon, bitte, jetzt denk doch noch einen Schritt weiter. Wenn du es „erst“ merkst, erst Empathie bekundest, wenn du an deinen Freund denkst, der sich verhöhnt vorkommen würde, wenn man von Superpower spricht. Denk doch bitte einfach mal darüber nach, was du hier die ersten 30 Minuten (also von Minute 15 bis 48 grob) getan hast, Wortwahl, Tonfall, Beispiele, Warnungen.
Muss es erst eine nahestehende Person sein, damit man es fühlen kann? Und wieso hat Andi da nicht gereicht? Verhöhnt trifft es leider wirklich sehr genau in meiner persönlichen Wahrnehmung. Oder auch Reduzierung auf nur positives, anhand von zwei weiblichen Beispielen aus den Medien, um sich daran komplett unsachlich abzuarbeiten.

Atze: Danke fürs Gendern!

Teil 10 - 1 Std. 05 bis Ende (Jetzt sind Männer der Bezugsrahmen und Leon macht wieder fahrlässige Aussagen zur psychotherapeutischen Arbeit)


1:05:05 Leon hatte noch einen Gedanken, er sei gespannt, was Atze jetzt dazu sage. Das passe ein bisschen zum Thema Neurodivergenz und anders sein, Christopher Lauer, der war mal abgeordneter der Piratenpartei in Berlin, der habe 2011 seine Diagnose bekommen und dann immer wieder darüber berichtet.

1:05:19 Und der habe in einem Zeit-Essay, so berichten die das im Spiegel, von 2018 geschrieben, ich finde diesen anderen Blick, MEINEN Blick, durch die ADHS auf die Welt toll und er sagt so, dass er durch dieses Hyperaktive einen anderen Zugang zu dieser vernetzten Gegenwart hat. 1:05:36 so anders als lineare Menschen, so wie er das nennt, so eine ungefilterte Wahrnehmung, was dann ungefilterte Gedanken auslöst, was einerseits anstrengend ist, aber andererseits wie er sagt auch sehr erfrischend, wenn er Verknüpfungen und Zusammenhänge erkenne, auf die andere möglicherweise nicht gekommen werden.
1:05:52 Atze meint: genau und aus einem Stigma macht er dann ja.. ne Auszeichnung fast.


Leon, warum Christopher Lauer? Wieso nicht Sarah Kuttner und wieso ist das „dein Gedanke“, wenn du doch gaaaanz am Anfang Sarah Kuttner und ihre Art der Wahrnehmung zitiert hast? Ist das wirklich ein unbewusstes „bei Männern ok, bei Frauen/FLINTA* nicht okay“, oder sogar „lächerlich und gefährlich“? SO HÖRT SICH DAS FÜR MICH LEIDER AN! Das Thema internalisierter Sexismus wäre doch auch mal eine Folge wert?
Warum wird dein Kumpel mit Depressionen verhöhnt, wenn man von Superpower spricht, aber bei ADHS ist es jetzt doch wieder okay bzw. gut, das gute zu sehen? Wieso wird hier aufgewogen, wenn Depression auch oft als Folge von unerkannter ADHS entsteht? Warum ist es einfach bei Christopher eine Auszeichnung, ok nur fast, und vorher „Gefahr Gefahr“? Kennt ihr dieses Audio-Meme? ALAAARM, ALAAARM! (Bitte entschuldigt Witz und Wortwahl bei mir – ich habe selbst ADHS und wiederkehrende Depressionen, sicherlich auch kausal zusammenhängend und ich fühle mich persönlich mit der gesamten Folge verhöhnt. Diese ganzen Gegenüberstellungen und Schlussfolgerungen machen für mich keinen Sinn, weil die Basis schon nicht passt.)

1:05:58 Leon stimmt zu, ja fast eine Auszeichnung. Er beschreibt auch das Leid, aber er macht auch etwas draus, was ein Pluspunkt sein kann. Und jetzt nochmal zum Thema Neurodivergenz und wir stellen uns nochmal vor, wie unsere Menschentruppe durch die Steppe zieht in grauen Vorzeiten 1:06:10 und versucht einen Ort zu finden, wo sie sich vielleicht niederlassen können oder ihr Dorf aufbauen und die wären alle gleich
1:06:18 Leon habe dann sofort an ChatGPT gedacht. Weil Leon höre das so viel aus seinem Umfeld, die schreiben ihre Bachelorarbeit damit, die lassen die Emails davon verfassen, die setzen komplett auf KI. Und lassen sich eine Grußkarte zum Geburtstag verfasseen oder ein GEDICHT, für eine Freundin, die jetzt ins Ausland gehe, das machst du jetzt alles mit ChatGPT.

1:06:38: Leon weiter: Aber was ist ChatGPT? Eigentlich die Zusammenfassung, die Durchschnittsbildung von allen Texten, die da im Internet sind.

1:06:46 Leon weiter: das ist der Durchschnitt! Das ist die Normalmachung von allem Inhalt. Und dass wir Menschen mit unseren Hirnen aber unterschiedlich sind, und dass der eine das so sieht und der andere, wie jetzt z.B.Christopher Lauer von der Piratenpartei damals ganz anders, DAS ist doch das was echte Texte entstehen lässt, und was Besonderheiten mit reinbringt und was Kunst ausmacht und was für Leon eben das Menschsein ausmacht.
1:07:13 und das ist für Leon auch nochmal was, wo er so sehr drauf rumgekaut habe, gleichmachen, anpassen, Algorithmen, Vorhersagbarkeit, Berechenbarkeit, das hätten wir immer, immer mehr, Leon habe manchmal schon im Hinterkopf, dass er denke, Neurodivergenz, das Menschen unterschiedlich sind, von bis, mit ihren Hirnen, mit ihrer Psyche, mit Ihrem Sein, das wird vielleicht in den nächsten Jahren noch viel wichtiger.
1:07:34 Atze stimmt zu: stimmt, das sei ein guter Gedanke, verdammt, ja. Und Leon habe ja eingangs gesagt, dass sei das Leben, und das ist es eben auch. Das Leben ist bunt und das Menschsein setzt sich eben aus den nichtberechenbaren Sachen zusammen. Leon wirft ein: ja total. Atze: ach schöner Gedanke mit der KI.
1:07:59, Leon möchte langsam zum Schluss kommen.


Der Tonfall der beiden wird an dieser Stelle immer „versöhnlicher“ vielleicht auch emotional ergriffen. Aber sorry „Jungs“, ich möchte euch nicht so einfach davonkommen lassen. Ja, ihr habt da jetzt ENDLICH sehr wichtige Punkte gesagt. Feini.
Aber es fehlt immer noch die versprochene Einordnung und das Auflösen der „anfänglichen Provokation“.
Und dieses „anpassen und gleichmachen“, was Leon erwähnt, und dass es „immer immer mehr wird“: Leon, genau deswegen ist ADHS gerade noch eine Diagnose – weil das schon vorher wichtig war, sich anzupassen und alle (unabhängig von ADHS) gelitten haben und immer noch leiden, die nicht in das System passen, was Patriachat und Kapitalismus Hand in Hand geschaffen haben. Und die Rührseligkeit, mit der ihr das bunte Leben und die Unterschiedlichkeit hervorhebt, die das Leben ausmacht, ich weiß nicht ob ihr es schon wusstet, aber nicht nur „Literaten“ mit ihren „echten Texten“ und die Künstler:innen (immerhin Atze hatte gegendert) mit ihren gesellschaftlich akzeptierten Darbietungsformen Gedichte und Bilder, versuchen gerade die Diversität von Menschen sichtbar zu machen und für Gleichberechtigung zu sorgen. Nee, sorry, das sind gerade auch sehr viele aktivistische Influencer*innen, vor allem weiblich, weiblich gelesen oder nicht-binär und trans, sowie viele, viele BiPoC-Personen (aber es gibt auch ein paar männliche Beispiele, ihr habt euch für einen Listenplatz selber jetzt aber nicht hervorgetan, hier besser Vorbilder: Lukas Maher als Instgram systemischegesundheit und Luca-Leander Wolz als Instagram psychologeluca ). Und das besser machen aller FLINTA*, LGBTQIA* und BiPoC Personen passiert vor allem mit 15-Sekunden Tik-Tok-Reels, Podcasts (nicht diese Episode von euch), Blogbeiträgen, die es nicht in Bücher oder Zeitungen schaffen, Demonstrationen, Aufbereitung von wissenschaftlichen Fakten, auch für die Fachpersonen, die es noch nicht mitgekriegt haben. Aber, gerade du als Psychologe, Leon, hast dich in dieser Folge nicht hervorgetan. Sorry. Der Großteil war Murks, um es nett auszudrücken. Warum, habe ich hier lang und breit erklärt.

Aber es sind noch 8 Minuten übrig, ich hör nicht kurz vorher auf, die Frage ist ja auch, was jetzt dem Recency-Effekt bleibt (d.h. der Schluss bleibt am meisten in Erinnerung).

1:08:01 Leon hält fest, die Betroffenen brauchen professionelle Hilfe.  Sie brauchen eine Diagnose, das ist, glaubt Leon, etwas wo einfach mal sagen könnte, ja kann man unken und kritisieren wie das gemacht wird, und methodisch hinterfragen, aber bitte nicht unterschätzen, wie hilfreich, wie entlastend das für viele Betroffene ist, zu wissen, was ist, das klar gesagt zu bekommen, und sich auch selber zuordnen zu können. Und dann eine Therapie die auf die Bedürfnisse abgestimmt ist.
1:08:27 Und die Leitlinien zur Behandlung von ADHS bei erwachsenen Betroffenen, die verlangen eine multimodale Therapie, das bedeutet, dass psychotherapeutische und medikamentöse Behandlung sich ergänzen sollten. Austausch mit anderen Betroffenen kann ne Riesenhilfe sein, Andi hat zum Beispiel gesagt, dass sie ganz vielen Profilen folgt, ne so, die darüber berichten, zum Beispiel kirmesimkopf. Und sagt dann, es tut einfach gut zu sehen, dass auch andere einen Erzähler im Kopf haben der einen auf andere Gedanken bringt.
Atze fragt nach: es tut ihr gut?
Leon bestätigt, es tut ihr gut.
1:09:01 (gekürzt, persönliches Bsp. Von Andi)
1:09:18 Leon glaubt, wichtig sei auch noch Selbstdiagnose aus den sozialen Medien, Bullshit, lass es weg. Das wollte Atze von Leon auch noch hören.
1:09:28 und für Leon eigentlich der allerwichtigste Punkt: wenn wir leid spüren, dann haben wir ein Recht das abchecken zu lassen, das prüfen zu lassen,  und auch wenn nochsoviel geunkt wird, Leon verstellt die Stimme: ja ihr jetzt hier mit eurer ADHS-Diagnose, und rennt da alle los und ihr seid snowflakes und Gen-Z und was wisse Leon was,


Wieder ein Abschnitt der verwirrt. Also, Leon, du hast eigentlich nur kritisiert, dass Fachpersonen falsche Diagnosen ausstellen würden, mit dem, was du nicht gesagt und erklärt hast. Du hast keine expliziten Versuche unternommen, darauf hinzuweisen, dass viele Personen mit einem ADHS-Verdacht von (meist älteren Berufskolleg:innen wie z.B. Holger Richter und seine unsäglichen Aussagen bei der NZZ)  Fachpersonen nicht ernst genommen werden, wieder weggeschickt werden, oder mit unpassenden Diagnosen abgespeist werden. Und vielleicht würdest du selbst die Diagnostik nicht so anzweifeln, wenn du nicht falsche Kriterien heranziehen würdest (wir erinnern uns: Zeugnisse sind kein hartes Kriterium laut S3-Leitlinie, abendliche Unruhe und Einschlafstörungen stehen nicht im ICD-10 und DSM-V unter den ADHS-Symptomen).
Woher plötzlich dieses „Wohlwollen“, dass dann doch allen mit Leid auch Hilfe zusteht? Und wie macht sich diese Aussage im Kontext des Reels vom WDR? Wenn du etwas gegen dieses WDR-Snipet hättest, hättest du das ja richtigstellen können.
Wieso nennst du ein Vorbild für Andi „kirmesimkopf“ und gibst nicht nochmal dazu, dass das Angelina Börger ist? Weil du vorher ihre Bühnenshow durch deinen Unterton kritisiert hast? Weil du nicht drauf eingegangen bist, dass sie ALLE Facetten von ADHS zeigt? Weil du ihre Show als eine Gefahr anhand deiner Argumentationskette dargestellt haben könntest?
Plötzlich ergreifst du doch mal Partei dafür, dass Personen mit Verdacht und Leid auch Hilfe zusteht. Aber Leon, wie entwickelt man denn einen Verdacht? Zählt es nur, wenn man Bücher von Literaten liest, oder darf man auch bei Social Media vielen Profilen von vielen ADHSler:innen folgen? Entscheide dich bitte! Ich finde, wenn Andi das in deinen Augen darf, darf das doch jede:r? Oder zählt das für dich nur, weil Andi auch die passenden Zeugnisse hatte? Wichtig: ich zweifele Andis Diagnose nicht an! Ich zweifele aber auch Selbstdiagnosen, also Verdachte von anderen Personen nicht an, nur weil sie nicht vorher noch auf allen Parties im Umfeld davon berichtet haben, wie sehr ihr Selbstbild von Sprüchen wie „stell dich nicht so an“ zerstört wurde. Aber dazu kommen wir ja jetzt erst.

1:09:44 ja, glaube Leon auch, dass wir da als Gesellschaft diskutieren müssen und das hinterfragen müssen. Er versuche bei seiner Show da die Leute total mitzunehmen, das sei übrigens auch einer der Momente, wo er das Gefühl habe, dass die Leute mit am meisten mitgehen an dem Abend, weil du was triffst, wo alle gerade fühlen, ey hier müsste was mehr diskutiert werden, als wir das tun, so,ne.
1:10:04 das sei
ne Gratwanderung zwischen wo stellen wir uns zu sehr an, was ist wirklich ein psychisches Problem und was ist vielleicht einfach auch Leben, Unterschiedlichkeit, gehört dazu, und muss man aushalten können. Und das sei aber auch nicht einfach auszumachen. So.
1:10:18 und das sei etwas, was sich immer wieder gesellschaftlich sich verändert, Leon und Atze hätten darüber gesprochen, was in dem dicken Buch schon drinstand und was wieder rausgeflogen ist, zu Recht, manchmal vielleicht auch zu Unrecht. Leon gehe davon aus, so Leons Fazit, dass Menschen, die von sich glauben, sie könnten ADHS haben, einen Leidensdruck verspüren, dass die sich helfen lassen dürfen. Auf jeden Fall.


Ich habe grade das vorgestellte Bild vor Augen, dass die Schluss-Meinung auf einem Blatt schon vorgeschrieben wurde, vielleicht von Andi, und Leon aber improvisieren möchte und nochmal sein Programm erwähnen möchte, für den Recency-Effekt und Werbung, und es dadurch aber im Schlusswort hin und her schwankt, von gut zu schlecht zu gut zu schlecht.
Weil ja, das alles muss hinterfragt werden! Auch deine Wortwahl, Leon. Aber diese Gratwanderung, das ist wieder etwas, dass solltest du liegen lassen, Leon.
Wo „wir“ uns anstellen, oder wo es psychische Probleme sind: das darf jede Person selbst definieren, aber auch: FÜR SICH SELBST. Du und dein Publikum, ihr habt nicht darüber zu urteilen, wer sich jetzt zu sehr anstellt, und wer jetzt vielleicht echte Probleme hat. Wer dabei helfen darf? Psychotherapeut:innen. Genau das ist der Job, den du nicht machen möchtest, weil du anscheinend lieber in der Öffentlichkeit urteilst. Wir Psychotherapeut:innen erarbeiten mit unseren Leutis zusammen, was sie selber verändern möchten,  worunter sie leiden, und was sie aushalten können möchten. Und kleiner Spoiler: sehr oft gehört es auch zur psychotherapeutischen Arbeit, Personen dabei zu helfen, den Schaden zu reparieren, den der Satz „stell dich nicht so an“ hinterlassen hat, oder sich gegenüber dem Satz „das musst du aushalten können“ abzugrenzen. Gerade zum Beispiel mit ADHS oder Autismus-Spektrums-Störung. Weil, wie Atze so schön erwähnte, wessen Gehirn „alles reinmarschieren lässt“, ab Geburt, der darf auch sagen, hier ist es mir zu laut, ich möchte meine Kopfhörer auflassen. Oder mir ist es draußen zu hell, ich möchte meine Sonnenbrille auch im Winter tragen. Und darüber hast du keine Witze zu machen, und tut mir leid, das erwarte ich nach diesem Podcast eher, dass du darüber Witze machst und über das „zu viel anstellen“ urteilst, als dass du deinem Publikum freundlich, aber bestimmt, den Spiegel vorhältst und fragst, wo deine Zuhörer:innen anderen schonmal ihre Erfahrungen und ihre Wahrnehmung abgesprochen haben.
Und weil man diese Sprüche und Urteile zu oft hört, als neurodivergente Person, erzählt man seinem Umfeld irgendwann nicht mehr, was einen belastet. Und wenn man dann vielleicht endlich auf einer Warteliste steht und viele Reels von vielen ADHSler:innen gesehen hat, traut man sich vielleicht erst, über eigene Missgeschicke wieder Witze zu machen. Aber das Leid, das lässt man in seinem Umfeld weg. Fiktives Beispiel mit kleinen autobiografischen Einflüssen, angelehnt an das, was du Leon, hier die ganze Zeit kritisiert und beurteilt hast, aber jetzt irgendwie im Schlusswort plötzlich ganz wohlwollend therapiewürdig findest.
Und was auch wieder schlecht ist, vor diesem netten Zugeständnis, dass allen mit Leid und ADHS-Verdacht Therapie zustehen sollte: was aus dem DSM zurecht rausgestrichen wurde und was zu unrecht. Ok Leon, du hast eigentlich gelobt, dass Homosexualität und Hysterie gestrichen wurden. Wo hast du eine Streichung angezweifelt? Was soll dieser Nachsatz schon wieder? Was hinterlässt der für einen Zweifel oder Geschmäckle? Bitte, denk selber weiter.
Vielleicht wird klar, was ich mit gut-schlecht-gut-schlecht gemeint habe?

1:10:37 und möglicherweise fühlen sie sich anders als alle anderen oder haben Probleme im Alltag, und wenn man ab und zu einen Schlüssel vergisst,  oder irgendwie jetzt eine Erledigung aufschiebt, oder wie Andi losrennt, und sagt ich wollte Wasser holen und plötzlich mache ich was ganz anderes, kommt man wahrscheinlich noch nicht auf die Idee, einen Selbsttest zu machen. Die Betroffenen fühlen sich oft im Stich gelassen, die haben oft den Eindruck, ey, wir sind die, die Ausgegrenzten, die die nicht reinpassen.
1:11:02 und das ist,
glaubt Leon, was, was sich verändern muss. Also diese chronische Unterversorgung in Deutschland, es fehlt an Fachpersonal, es fehlt an Diagnosemöglichkeiten, sie hätten am Anfang ja gesagt, ja es gibt vielleicht mittlerweile viel mehr Diagnosen, aber es ist noch Lichtjahre davon entfernt, dass wir in die Bereiche kommen von dem, was wir eigentlich erwarten müssten.
1:11:22 und das ist für Leon ein ganz wichtiger Punkt. Und vielleicht auch noch, dass Menschen mit ADHS nicht nur als gestört oder krank gelten wollen und sollen, nur weil ihr Gehirn eben anders tickt. Viele von denen sehen sich als neurodivergent und dass das ein Pluspunkt sein kann.


Es geht auch munter so weiter: hier ein relativ guter Abschnitt, aber wieso kommt man gerade mit Andis Beispielen nicht auf einen Selbsttest? Vielleicht liegt es nicht am Erleben, sondern daran, wie oft gesagt wurde, „das ist doch normal, stell dich nicht so an“?
Und woher hast du plötzlich das mit der Unterversorgung? Ja, die ist da, das habe ich weiter oben ja schon angebracht, aber auch deswegen angebracht, weil du Leon, davor gewarnt hast, dass das System nicht überlaufen dürfe, wenn jetzt alle für die ADHS-Urkunde Schlange stehen. Also guter Punkt, aber klingt halt nicht wie deine eigene Argumentationskette, sondern wie 20 Minuten Pipi-Pause und jetzt wird das vorgefertigte Fazit so halb abgelesen, halb wird nochmal murks reingeworfen.

1:11:37 Atze hat sich das Wort dick aufgeschrieben und das sollte vielleicht auch in unseren Wortschatz, das Anderssein, die Neurodivergenz und das Akzeptieren dessen

Danke Atze! Danke für deine Lernbereitschaft, und dass du zuhörst. Tut mir leid, dass Leon hier aber nicht gut abschneidet, im Fakten vermitteln. Das musst du dann alles nochmal ausbessern, sorry dafür, aber ich steh für Fragen gern zur Verfügung!

1:11:49; Ja, sagt Leon, wobei er da auch noch zu sagen möchte, öhm und das ist ja das was, das macht für Leon ja auch diesen Reiz aus, weil das eben nicht so einfach ist, nee jetzt Neurodivergenz, Neurodivergenz das klingt jetzt wieder so toll,

1:12:00 aber Leon habe sich zum Beispiel  jetzt letztens mit der Arbeit von einem Professor beschäftigt, der Weltweit führend zum Thema Autismus unterwegs ist, das ist jetzt ein anderes Störungsbild, keine Frage, aber der sagt dann, auch da gibt es viele, die sagen, hey wir reden jetzt von Autismus-Spektrum, da haben wir wieder dieses „von bis“ und der war total wohlwollend, liebevoll gegenüber den Eltern, die oft mit ihren Kindern dann riesige Schwierigkeiten haben, und sagt er kann super nachvollziehen, wenn manche sagen, ich möchte nicht, dass mein Kind hier als krank oder gestört bezeichnet wird, sondern anders, neurodivergent zum Beispiel, aber er meinte, ich kenne auch andere Eltern die sagen, ey mein Kind hat so Schwierigkeiten und kommt so nicht klar und wenn ihr das jetzt nur schöner benennt, ist das immer noch ne Krankheit und ne Störung und ein Problem für uns, und das wollen wir auch, dass das genauso anerkannt und gesehen wird.
1:12:47 (Atze wirft ein, ja und das willst du auch klar haben, ja) also, so Leon weiter, es gibt da unterschiedliche Sichtweisen drauf.
1:12:49 Ja, stimmt Leon Atze zu, der eine sieht es vielleicht eher so der andere so, als nichtbetroffener findet Leon es gut, wenn man das weiß und vielleicht ein bisschen sensibler mit umgeht. Beide seufzen „achja/sehr gut“


Ich würde jetzt nicht direkt mit „sehr gut“ enden. Erstens: wieso machst du jetzt dieses, auch heiß diskutierte, weil Jahrzehnte lang vergessene Thema Autismus überhaupt auf? Dann: Wieso finde ich in den Shownotes nicht, welcher weltweit bekannte Professor das ist? Ich wüsste das gerne, Leon. Erstens: ich kenne Tony Attwoods Arbeit, und der hat das sicher nicht gesagt – und der ist weltweit bekannt und auch führend im Bereich Autismus! Der ist aus Australien, ist auch in UK bekannt und hat mit der autistischen Psychologin Maja Toudal aus Dänemark gerade ein richtig gutes Buch zu „Energy Accounting“ veröffentlich. Maja hat übrigens auch mit zwei anderen autistischen Personen zusammen den Podcast „Autistic Tidbits and Tangents“. In Deutschland haben wir auch viele gute Autismus-Professor:innen und Therapeut:innen, z.B. Brit Wilczek und Herrn Tebartz van Elst.
Wieso hälst du dich mit dem Namen zurück? Vielleicht, weil es wie beim Klimawandel sein könnte? 99,9 % der Klimawissenschaftler sagen, Klimawandel ist real, aber dann gibt es den einen Forscher, der sagt „alles gelogen“.
Vielleicht ist dieser Professor da auch so unterwegs und sieht Autismus noch als Krankheit an? Was es, erwiesenermaßen, nicht ist. Hier ist eine komplette Fachtagung zu dem Thema, inkl. einem Vortrag über den aktuellen Stand der GENETIK und Erblichkeit:
https://www.youtube.com/watch?v=2so2A0Bcnt8&list=WL&index=9&t=14786s (Abre numa nova janela)

Auch schon von 2023 – also, hätte man finden können. Oder zitierst du hier ein wenig unpassend und möchtest das vielleicht nicht offen legen? Denn: Autismus ist KEINE KRANKHEIT. Es ist keine psychische Störung, es ist eine Entwicklungsstörung, womit wir wieder beim Thema Behinderung sind.
Und niemand hat meines Wissens behauptet, dass Neurodivergenz nicht auch was mit dem Umfeld macht – da sind wir auch wieder beim Thema Akzeptanz und Diskriminierung.
Dass Eltern Schwierigkeiten haben oder selber belastet sind, wenn sie ein neurodivergentes Kind haben, das schließt diesen Begriff nicht automatisch aus. Allerdings gibt es auch kritische Diskussionen zur Benutzung verschiedener Begriffe durch Eltern neurodivergenter oder auch anders behinderter Kinder. Da sind wir dann schon im Bereich Ableismus. Eine Debatte ist zum Beispiel in den USA die Verwendung des Puzzle-Stücks für Autimus-Spektrums-Störung und die dort weiterhin verwendete ABA-Therapy. Quellen habe ich hier gerade nicht parat. Aber wie erwähnt: wieso muss ich alles 100% besser machen als Leon? Ich habe bei weitem weniger Reichweite, ich kann also nicht soviel potentiellen Schaden anrichten.

Also wieso dieses seufzende „sehr gut“? Diese Folge war nicht mal „ausreichend“ sondern ist, in Schulnoten geblieben, eher „mangelhaft“. Ich habe ja nur die guten Stellen und Inhaltswiedergaben sowie Anmoderation und Abmoderation gekürzt – dazwischen waren in einer guten Stunde Podcast nur 8-10 Minuten guter Inhalt. Der Rest war im Kontext des Gesamtbilds meiner Meinung nach verbal grob fahrlässig.

1:13:02 Atze meint, das werde ihn noch den ganzen Tag beschäftigen und bedankt sich nochmal bei Andi für ihren Beitrag. Das war für ihn erhellend.
Leon freut das, das ging ihm ganz genauso
1:13:22: Atze warnt jetzt alle Zuhörenden und kündigt das Thema der nächsten Folge an. Und beide witzeln darüber (es geht um Trends zum jünger wirken /bleiben, an dieser stelle nicht wichtig, gekürzt)
1:14.19 an dieser Stelle empfiehlt Leon nochmal seine Interview-Folge mit Angelina Börger, wie fühlt sich ADHS für Erwachsene an, wolle Leon verlinken. UND, alle die länger dabei sein würden wissen, dass es noch eine weitere Folge mit Atze und Ihm und Gäst:in Lotti gebe, Hyperfokus trotz Chaos im Kopf. Aus dem Sommer 2022. Leon erinnere sich noch genau an die Aufzeichnung, es war sehr spannend, da es da um das Thema Hyperfokus ging.
Abmoderation-gekürzt. Ende.


Danke erneut an Atze und seine Lernbereitschaft. Schön, Leon, dass du nochmal auf hoffentlich bessere Folgen mit ADHSler:innen verweist. Allein dass du mit, statt über sie redest, wird definitiv besser sein. Aber wo ist jetzt die Aussage über die Gesellschaft? Auch dieser Punkt wird ja durch dieses o.g. Professoren-Zitat wieder argumentativ abgeschwächt.
Wo ist der Einwurf, dass die Provokation aufhört, und das Thema nun ernsthaft aufbereitet wird?

Ich warte immer noch auf die Entschuldigung, wieso zu Beginn alles so witzelnd abwertend eingebracht wurde und nicht korrigiert wurde. Am Ende steht es mir hier nicht zu, zu entscheiden, ob Sarah und Angelina eine Entschuldigung verdienen bzw. möchten, das ist auch ihre eigene Entscheidung. Aber ich hätte gerne eine, ich bin auch eine Frau mit ADHS und ich fand, wie man hier nun lesen konnte, den Großteil sehr problematisch und habe auch erklärt wieso. Außerdem möchte ich eine Entschuldigung als Psychotherapeutin, dass Leon Personen mit Leidensdruck nur immer in kurzen Abschnitten ihr Recht zugesteht, zu Fachpersonen zu gehen, aber vorher warnt, wenn „Leute übertreiben und sich anstellen, würde das System überlaufen“ (sinngemäß). Eine Entschuldigung dafür, dass Leon Mittel der Psychologie falsch zuordnet und Leute vielleicht sogar vor Therapie zurückschrecken lässt. Und ich möchte eine Entschuldigung als Psychologin, M.Sc (Abre numa nova janela)., dass hier von Leon die Ernsthaftigkeit von Studiendurchführung und Forschungsdesign, von Validität von Screening-Fragebögen in Zweifel zieht, weil er das ganze falsch zitiert und in falsche Kontexte setzt. Und das mit einer Agentur für Wissensvermittlung. Ich möchte schreien (in ein Kissen).
Ich persönlich möchte eine Entschuldigung als Frau, weil gerade zum Ende der Episode hin, finde ich den Effekt von „Frauen übertreiben beim Thema ADHS, aber Männer, Literaten und Künstler, die leiden im Stillen ganz viel“ noch mal deutlicher wird, als ich es zu Anfang schon „geunkt“ habe.

Und im Sinne des feministischen Kampftages und dahingehend, dass Graffiti mit dem Satz „Feminism is for everyone“ unter Hasskriminalität gegen Männer fallen: Ich hasse hier keinen. (Dazu eine Podcast Empfehlung von Feminist Shelf Control und dem Thema „Männerhass“: https://www.podcast.de/episode/643361993/komm-wir-hassen-jetzt-maenner (Abre numa nova janela) Hasskriminalität: ca. ab Minute 30)

Ich war und bin wütend. Ich meine das ganze hier ernst im Sinne einer Auseinandersetzung, die ich auch wirklich bereit wäre, weiter zu führen.

Ja, ich war an manchen Stellen sehr zynisch/sarkastisch, aber das ist bei weitem nicht gleichzusetzen mit den vielen Morddrohungen und Vergewaltigungswünschen, die FLINTA* und BiPoC tagtäglich im Internet erhalten, wenn sie über ihre Diskriminierungserfahrungen reden oder Missstände im Umgang mit ihren Lebensrealitäten aufzeigen. Da wären wir auch in einem schönen Kreisschluss wieder bei dem allerersten Thema, Leon: Witze über K.O.-Tropfen und die Sendung auf der Couch.

Was ich auch noch anmerken möchte: ich habe es zwar an manchen Stellen schon aufgegriffen, weil ich mich weitergebildet habe, aber meiner Perspektive fehlt auch noch ganz viel im Diskurs zu Diskriminierung, ich bin eine weiße, studierte Cis-Frau, ich bin selber sehr privilegiert.

Deswegen habe ich mir Unterstützung in Form eines Sensitivity Lektorats von Jasmin Dickerson geholt (Auch ein Privileg). Und weil Jasmin aufgrund ihrer eigenen Identität und Rollen noch mehr Wissen in Bezug auf Diskriminierung hat und damit ihr Geld verdient („gefährlich“, na, erinnerst du dich Leon? Minute 47:14 bis 48.00), hier noch ein Kommentar von ihr:

Während meines Lektorats habe ich vermehrt den Eindruck gewonnen, dass die Personen, vornehmlich genannter Leon Windscheid implizieren, dass für Content etwas hoch gebauscht wird, das alle ja irgendwie haben. Ich hätte mir eine ernsthafte Aufarbeitung des Themas gewünscht und nicht die wiederholte Thematik, ob wir es jetzt doch alle übertreiben und ob man nicht einfach mal gut sein lassen kann mit dem Thema. ADHS wie auch Autismus gehören seit meiner Geburt zu meinem Leben. Ein Spektrum ist keine Skala, ich habe keine Superkräfte. Ich bin eine Frau mit einer kognitiven Behinderung, deren Auswirkungen durch meine Hochbegabung etwas ausgeglichen aber nicht "wett" gemacht werden. ich habe meine Diagnose mit 33 Jahren bekommen und lebe trotzdem schon immer damit. Ich war höchst auffällig als Kind. Mittlerweile trage ich das zumindest in persönlichen Gesprächen nicht mehr nach außen und mache auch weniger Content zum Thema, wegen genau solcher uninformierten Diskurse, zu denen nicht einmal eine Fachperson eingeladen wurde. Man stelle sich vor, das Thema Depression oder Bipolare Störung würde so wenig ernst genommen, wie  andere Neurodivergenzen (ADHS /Autismus). Und gerade weil Frauen und weiblich gelesene Personen weniger und wenn ja, viel später diagnostiziert werden, wäre es doch schön, sie ernst zu nehmen und wenn man auf Social Media den Content, den es dazu gibt nicht ansprechend findet, weil man sich eben nur oberflächlich mit dem Thema beschäftigt, das einen selbst nicht betrifft, sollte man einfach weiter scrollen und von mir aus mit den Augen rollen, statt in immer gleich aufgestellten Artikeln und Debatten zum Thema in die Confirmation-Bias-Falle zu tappen.












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