Börsenbrief - Ausgabe Januar 2021
Liebe Promille & Prozente Community,
Hiermit möchten wir unseren ersten “Börsenbrief” verschicken, der von nun an einmal monatlich erscheinen soll (immer am letzten Freitag im Monat). Die erste Ausgabe ist also leicht verspätet und geht an alle Abonnenten*innen, die uns via Steady unterstützen. Herzlichen Dank für eure Unterstützung!
Ab nächsten Monat erhalten dann nur noch all diejenigen die Ausgabe, die uns mit mehr als 10€ monatlich unterstützen, gemäß den zur Auswahl stehenden Abo-Paketen (Abre numa nova janela). Im Börsenbrief möchten wir ein jeweils aktuelles Thema näher beleuchten, auf interessante Artikel, Videos oder Podcasts verweisen sowie einen Trading Tipp (Aktie und/oder Optionsschein) mit euch teilen.
Damit wir euch valide und gehaltvolle Infos liefern können, sichten wir laufend Fachliteratur, und verfolgen Finanzexperten auf YouTube und verschiedenen Streaming Diensten. Die Vielzahl an Informationen versuchen wir im Promille & Prozente Podcast sowie auch hier im Börsenbrief zusammenzutragen und auf das Wesentliche zu verdichten. Aus eigenem Interesse beschäftigen wir uns aktuell wieder verstärkt mit Charttechnik und haben uns zu diesem Zweck einen Elliott-Wellen (Abre numa nova janela)-Profi abonniert. Die gewonnenen Erkenntnisse teilen wir dann zukünftig ebenfalls an dieser Stelle.
Top Thema - GameStop und die Folgen
Das alles beherrschende Thema in der vergangenen Woche war sicherlich der Wahnsinn rund um GameStop und andere sogenannte “Meme-Aktien”. Zwischenzeitlich hatte der Hype auch auf den Silbermarkt übergegriffen, sodass am Wochenende der Silberpreis kurzfristig durch die Decke ging und weltweit in vielen Ländern physisches Silber knapp wurde. Nachdem der Preis am Montag kurz auf ein neues Verlaufshoch von über 30 Dollar gestiegen war, stürzte er am Dienstag ab. Auf die Gründe dafür und auf den historischen Vorläufer der aktuellen Silber-Manie gehen wir in der nächsten Podcast-Folge ein.
Auch die Meme-Aktien sind inzwischen abgestürzt, wie nicht anders zu erwarten war. Zwar hat der Short Squeeze wie erwartet stattgefunden, Melvin Capital und andere Hedgefonds haben schätzungsweise mehr als 5 Mrd Dollar verloren. Aber ebenso schmerzhaft dürfte es für viele Privatanleger*innen geendet haben. Wir können nur hoffen, dass die meisten von euch rechtzeitig ausgestiegen sind.
Die ganze Aktion wird einerseits ein juristisches Nachspiel haben, die amerikanische Börsenaufsicht (SEC) ermittelt bereits. Von der deutschen BaFin braucht man nach dem Wirecard-Debakel wohl nicht viel erwarten, aber auch hierzulande wird man vielleicht bald aktiv. Im Zentrum der Ermittlungen stehen die Neo-Broker Robinhood (USA) und Trade Republic in Deutschland. Sie haben durch die ohne Vorankündigung verhängten Kauf-Verbote auf bestimmte Aktien massiv an Vertrauen eingebüßt. Aber auch die Geschäftsmodelle stehen in Frage, denn es deutet sich eine finanzielle Schieflage an.
Robinhood musste inzwischen mit mehr als 3 Mrd Dollar von seinen Investoren gerettet werden, um den Kollaps abzuwenden, ähnlich wie zuvor der Hedgefonds Melvin Capital. Eine weitere Milliarde soll mit Hilfe einer Kreditlinie aufgetrieben werden. Der eigentlich in Kürze bevorstehende Börsengang ist wohl vom Tisch. Zum Verhängnis wurde Robinhood die Doppelrolle als Broker und Clearingstelle. Für das Clearing werden bei hohem Handelsvolumen gewaltige Mengen Kapital benötigt - Liquidität, die Robinhood nicht mehr aufbringen konnte.
Besonders pikant: Robinhood unterhält enge Geschäftsbeziehungen zu Citadel - das Unternehmen bezahlt Robinhood jede Menge Geld dafür, um den sogenannten Order-Flow in realtime zu erwerben. Hierdurch erkauft sich Citadel wertvolle Informationen inklusive einem Zeitvorsprung, den es durch u.a. Arbitragegeschäfte gewinnbringend nutzt. Citadel betreibt zudem den Hedgefonds Melvin Capital - und der saß bekanntlich auf riesigen Shortpositionen in Meme-Aktien. Der Anteil aller Robinhood-Accounts, der mindestens eine Gamestop-Aktie hält, wurde Ende letzter Woche (zum Zeitpunkt des Kauf-Verbots) auf 50 Prozent geschätzt: Ein Schelm, wer dabei böses dabei denkt.
Bei Trade Republic ist die Lage schwieriger einzuschätzen. Das deutsche Robinhood-Pendant aus Berlin, bei dem auch wir ein Depot haben, ist nur als Broker aktiv. Das kapitalintensive Clearing übernimmt die Großbank HSBC. Warum es trotzdem am vergangenen Donnerstag zu massiven Einschränkungen beim Handel und zu einem Kauf-Verbot auf einzelne Aktien kam, ist nach wie vor unklar. Trade Republic argumentiert mit “dem Schutz der Anleger*innen” und Problemen beim Handelspartner Lang & Schwarz. Dies ist ein Argument, das streng genommen keines ist. Ein Broker hat den uneingeschränkten und gleichberechtigten Marktzugang zu gewährleisten. Dies ist Trade Republic schuldig geblieben. Wir werden die Entwicklung weiterhin für euch genau im Auge behalten und gegebenenfalls unsere Depots zu einem anderen Broker übertragen. Darüber setzen wir euch in jedem Fall in Kenntnis.
Gut zu wissen
Wer noch etwas tiefer in die Thematik einsteigen möchte, findet hier einige sehr spannende Beiträge auf YouTube.
Trading Tipp
Ihr werdet es nicht glauben, aber Jonas und ich glauben an die gute alte Telekom. Bis auf den kurzzeitigen Abverkauf im Oktober, der aber schnell wieder kompensiert wurde, befindet sich die Aktie der Deutschen Telekom seit Monaten im Seitwärtskorridor zwischen 14,50 und 15,50 Euro. Doch der Ausbruch scheint eine Frage der Zeit zu sein. Drei Argumente, die aus unserer Sicht für ein Investment sprechen.
1. Die Dividende: Traditionell ist die hohe Ausschüttung einer der größten Pluspunkte der Deutschen Telekom. 60 Cent je Aktie hat der Konzern zuletzt gezahlt. Dieser Wert wurde auch für die Zukunft als Mindestdividende festgelegt. Sorgen machen müssen sich Anleger also nicht. Dank des starken Cash Flows kann die Telekom die Zahlungen trotz des hohen Schuldenbergs von zuletzt 127,7 Milliarden Euro problemlos stemmen.
2. Die Bewertung: 71 Milliarden Euro bringt die Telekom derzeit insgesamt noch auf die Waage. Die Tochter T-Mobile US dagegen ist alleine 130,8 Milliarden Euro schwer – die 43,4-Prozent-Beteiligung der Mutter ist damit 56,8 Milliarden Euro wert. Das entspricht fast 80 Prozent des gesamten Börsenwerts. Das Geschäft in den Niederlanden, das vor dem Verkauf stehen soll, dürfte weitere vier bis fünf Milliarden Euro schwer sein. Hinzu kommen etwa die Funktürme sowie weitere Beteiligungen.
Die Aktie von T-Mobile US hat seit Anfang 2020 (noch vor der Corona-Pandemie) mehr als 60 Prozent zugelegt hat, die Beteiligung ist somit deutlich werthaltiger geworden – gleichzeitig tritt die Telekom selbst auf der Stelle. Das bedeutet gleichzeitig, dass das Kerngeschäft der Deutschen Telekom immer weniger wert wird – rechnet man die sonstigen Werte zusammen, wird diesem derzeit kaum noch Wert zugesprochen. Dabei läuft es operativ trotz der Pandemie gut.
3. Die operative Stärke: Die Telekommunikationsbranche steht mit dem Aufbau des neuen Mobilfunkstandards 5G vor einer großen Herausforderung. Viele Milliarden Euro sind nötig, um die Infrastruktur bereit zu stellen. Doch die Telekom ist hier besser positioniert als ihre Wettbewerber. Die bestehende Infrastruktur ist bereits deutlich besser ausgebaut, der Konzern kann das eigene Netz somit einfacher 5G-fähig machen – gleichzeitig hat die Telekom alleine aufgrund ihrer Größe bessere finanzielle Möglichkeiten als kleinere Wettbewerber wie etwa der Neueinsteiger 1&1 Drillisch.
Gelingt es der Telekom, eine Vorreiterrolle einzunehmen, winkt neues Geschäft. Für den Endkunden dürfte 5G zwar wenig verändern. Gerade in der Industrie 4.0 mit vernetzten Maschinen ist der schnellere Mobilfunk eminent wichtig. Wer als erstes ein starkes und verlässliches Netz anbietet, kann hier große Kunden an Land ziehen.
Hinzu kommt auch die Charttechnik. Wird der Widerstand bei 15,50 € auf Tagesschlusskurs-Basis überwunden, sollte es zügig in Richtung 19 € gehen. Wer es spekulativer mag, setzt auf einen Optionsschein mit Laufzeit bis zum 15.12.2021 und Strike bei 16,00 € (WKN: TD8Y9M).
Bis zur nächsten Ausgabe! Wir hören uns natürlich schon vorher (hoffentlich) im Podcast.
Bleibt uns gewogen,
Jonas & Lasse
Risikohinweis:
Dies ist keine Anlageberatung und/oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren und/oder Finanzinstrumenten. Dies ist keine konkrete Empfehlung, die in diesem Dokument thematisierten Wertpapiere zu kaufen oder zu verkaufen (§ 85 WpHG). Die in dieser Datei veröffentlichten Informationen spiegeln unsere persönliche Meinung wider und soll dir lediglich den Einstieg für deine eigene Recherche vereinfachen. Jede/r handelt auf eigenes Risiko.