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Positive Dopingtests: Eisläuferin Barquero erhielt sechs Jahre Sperre, Tennis-Star Sinner drei Monate

Laura Barquero mit ihrem Partner Marco Zandron bei der Nebelhorn Trophy 2021

Die ehemalige spanische Paarläuferin Laura Barquero hat eine sechsjährige Sperre wegen positiver Anti-Doping-Tests erhalten. Damit trat die 23-Jährige jetzt an die Öffentlichkeit und prangerte das Anti-Doping-System an, denn sie habe nicht bewusst gedopt, sondern sei Opfer einer Verunreinigung mit dem verbotenen Stoff Clostebol geworden. Pikanterweise hat die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA den italienischen Top-Tennisspieler Jannik Sinner, der ebenfalls zwei positive Anti-Doping-Tests auf dieselbe Substanz abgegeben hatte, für nur drei Monate gesperrt. Die WADA rechtfertigte den krassen Unterschied damit, dass Sinner plausibel habe erklären können, wie die positiven Tests zustande gekommen seien, Barquero aber nicht.

Der Fall Barquero

Was war passiert?

Laura Barquero startete mit Marco Zandron im Paarlauf bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking und wurde dort positiv getestet. „Zuerst dachte ich, dass das ein Fehler sein musste. Ich wusste nicht, was das für eine Substanz war, noch wie sie in meinen Körper gelangt sein sollte“, sagte Barquero in einem Interview für die Webseite des spanischen Eislaufverbandes.

Den positiven Test hatte sie am 18. Februar 2022 nach dem Kurzprogramm der Paare abgegeben. Insgesamt belegte das Duo Platz elf, wurde aber später disqualifiziert.

Ein Bild aus besseren Zeiten: Laura Barquero/Marco Zandron bei der Finlandia Trophy 2021

Clostebol ist ein anaboles Stereoid, das wie ein Anabolikum wirkt und daher verboten ist. Der Stoff ist in der Wundcreme Trofodermin enthalten, die in Italien und Brasilien frei verkäuflich ist und die schon mehreren Sportlerinnen und Sportlern zum Verhängnis wurde. Das Tückische dabei ist, dass man für einen positiven Test nicht einmal die Creme benutzen muss. Es reicht beispielsweise aus, jemanden die Hand zu geben, der vorher die Salbe verwendet hat. Dies haben mehrere Studien nachgewiesen. Barquero sagte, dass eine Teamkollegin ihr die Creme gegeben habe, sie sie aber nicht benutzt, sondern zu Hause in eine Schublade mit anderen Drogerieartikeln gelegt habe. Außen an der Tube hätten allerdings Rückstände gehaftet. „Auf diese Weise war ich ständig einer transdermalen Verunreinigung mit dieser Substanz ausgesetzt, ohne es zu wissen“, erklärte Barquero. Beim Test sei eine so geringe Menge nachgewiesen worden, dass sie mit einer Verunreinigung vereinbar war (etwa 0,5 ng/ml). Direkt nach Bekanntwerden des positiven Tests hatten Medien berichtet, dass Barquero die Creme benutzt habe, um eine Schnittwunde am Finger zu behandeln. Die Paarläuferin wies dies entschieden zurück.

Barquero ließ eine Haaranalyse vornehmen, die negativ war. Eine Kontamination durch die Salbe ließ sich an den anderen Drogerieartikeln, die die Spanierin benutzte, nachweisen. Ein von ihr eingeschalteter Toxikologe bescheinigte der Sportlerin, dass die geringe Menge des nachgewiesenen Clostebols keine leistungssteigernde Wirkung habe. Die ISU folgte der Argumentation und verhängte die Mindeststrafe von einem Jahr für Nachlässigkeit vom 22. Februar 2022 bis zum 21. Februar 2023. Die WADA focht diese Entscheidung an. 

Barquero, die damals noch mit Zandron lief, hätte dennoch bei der WM 2023 starten können und bereitete sich darauf vor. Zwei Monate vor Ablauf einer Dopingsperre dürfen Athleten wieder ins Training einsteigen. Doch kurz nachdem Barquero das Training wieder aufgenommen hatte, wurde sie erneut positiv auf Clostebol getestet. „Es wurde durch neue Haaruntersuchungen wissenschaftlich bestätigt, dass die wahrscheinlichste Ursache eine transdermale Kontamination und nicht der Konsum der Substanz war“, sagte Barquero. Sie betonte, dass sie alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen habe, um nicht mit Clostebol in Berührung zu kommen. Dennoch wertete die WADA den Fall als Wiederholungstat und deswegen fiel die Strafe so hart aus.

„Am schmerzlichsten war es für mich, mit einem derart ungerechten System konfrontiert zu werden. Die Anti-Doping-Bestimmungen wurden geschaffen, um Fairness zu gewährleisten, sind aber starr und unsensibel gegenüber Situationen wie dieser“, kommentierte die Sportlerin.

Barquero/Zandron bei der Finlandia Trophy 2021

Im Sportrecht sind die Athletinnen und Athleten dafür verantwortlich, dass keine verbotenen Substanzen in ihren Körper gelangen. Auf dieser Grundlage gelten sie bei positiven Tests als schuldig, unabhängig davon, ob es sich um eine Kontamination, absichtliches oder unabsichtliches Doping handelt. Nur das Strafmaß kann sich unterscheiden.

Barquero stellt das System an sich nicht in Frage, kritisiert aber, dass sie Regeln zu starr sind und de facto Unschuldige zu hart bestraft werden. „Manchmal denke ich, wie ungerecht die Situation ist. Es ist bekannt, dass der Ursprung eine Verunreinigung durch eine Creme war, die keinen Einfluss auf die sportliche Leistung hat, und von der ich beweisen konnte, dass ich sie nicht verwendet habe.  Diese Aspekte scheinen jedoch nicht relevant zu sein“, meinte Barquero. „Ich glaube an einen sauberen Sport und an den Kampf gegen Doping. Aber ich glaube auch, dass die Regeln flexibel genug sein müssen, um proportional zur Schwere der begangenen Verstöße angewandt zu werden, was in meinem Fall und in vielen anderen Fällen bei anderen Sportlern nicht der Fall war“.

In Oberstdorf im September 2021 war die Welt für Laura Barquero noch in Ordnung

Der Fall Sinner

Und was war mit Sinner? Seine zwei positiven Tests im Frühjahr 2024 kamen in einem kürzeren Abstand zustande und er argumentierte, dass ein Betreuer ihn bei einer Massage unwissentlich mit Clostebol kontaminiert habe. Der Tennisverband folgte der Argumentation und ließ den Südtiroler straflos davonkommen. Dagegen erhob die WADA zunächst Einspruch, aber einigte sich dann mit dem Spieler und verhängte eine dreimonatige Sperre, die rechtzeitig vor dem nächsten wichtigen Grand Slam Turnier French Open endet. Einige andere Tennisspieler und Anti-Doping-Experten reagierten mit Unverständnis auf diese Entscheidung.

„Das Ausmaß, in dem sie (die WADA) Sinner hier entgegenkommt, ist im Ergebnis die völlige Aushebelung des Prinzips der „Strict Liability“, der kompromisslosen Eigenverantwortung des Athleten, welche Substanzen in seinen Körper kommen. Das ist verheerend“, sagte der Pharmakologe Fritz Sörgel zu „Sport 1“. „Auf den Fall Sinner und einige andere wird sich in Zukunft jeder berufen und eine milde Strafe für einen positiven Dopingtest einfordern können – solange ihm irgendeine dürre Ausrede dafür einfällt“, fuhr der Experte fort.

Der führere Weltranglisten-Erste Novak Djokovic kritisierte die Sperre ebenfalls. „Eine Mehrheit der Spieler denkt, dass es nicht fair ist. Eine Mehrheit der Spieler denkt, dass es eine Bevorzugung gibt“, sagte der 37 Jahre alte Serbe am Rande des Turniers in Doha. „Es scheint, dass du beinahe den Ausgang beeinflussen kannst, wenn du ein Topspieler bist, wenn du Zugang zu Topanwälten hast.“

Barquero würde diese Aussagen wahrscheinlich unterschreiben. Die Spanierin hat inzwischen ihre sportliche Karriere beendet und studiert Physiotherapie. „Mein Leben ist der Sport, und ich hoffe, dass er mich immer begleiten wird“, sagte sie. „Obwohl ich mein Leben grundlegend ändern musste, bin ich sehr stolz auf alles, was ich erreicht habe und der Eiskunstlauf wird immer in meinem Herzen bleiben. Ich werde weiterhin auf dem Eis fliegen, auf welche Weise auch immer.“

Das komplette Interview mit Laura Barquero ist als Video (Spanisch mit englischen Untertiteln) auf dem YouTube Kanal des spanischen Verbandes verfügbar.

https://www.youtube.com/watch?v=3KR3d2L0VKk&t=7s (Abre numa nova janela)

 Text & Photos: Tatjana Flade

Tópico Analyse & Meinung

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