Nun doch: Stadt Münster führt Tempo 30 auf der Geiststraße ein
Zweijähriger Verkehrsversuch - Bei den Anwohner bleibt ein „bitterer Beigeschmack”
Die Stadt Münster reduziert die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf der Geiststraße im Rahmen eines zweijährigen Verkehrsversuchs auf 30 km/h. Grund dafür sind laut Stadt durch den Verkehr verursachte Lärmimmissionen, die sowohl tagsüber als auch nachts Grenzwerte überschreiten, sowie ein unmittelbar an der Geiststraße liegender Kindergarten, heißt es jetzt in einer Pressemitteilung der Stadt.
Das neue Tempolimit gilt ganztags und auf der kompletten Länge der Geiststraße. Zu Beginn des Jahres 2025 bringt die Stadt die Tempo-30-Schilder an. Bürgeranträge hatten zur erneuten Prüfung verkehrsbeschränkender Maßnahmen auf der Geiststraße durch die Verwaltung geführt.
Ordnungsdezernent Wolfgang Heuer erwartet von der testweisen Vorgehensweise wichtige Erkenntnisse für die zukünftige Verkehrsregelung auf der viel befahrenen Strecke: „Die Auswirkungen auf den Verkehrsfluss und die Immissionswerte werden über zwei Jahre evaluiert, um dann abschließend über eine Verstetigung des Verkehrsversuchs zu entscheiden.“
Was die Stadt Münster in ihrer Pressemitteilung nicht erwähnt: Dieser Entscheidung der Verwaltung war ein Rechtsstreit vorangegangen, genauer gesagt eine Untätigkeitsklage von Anwohnern gegen die Stadt. Die Initiative Fahrradstadt Münster wertet die Entscheidung in einer Pressemitteilung als „Erfolg mit bitterem Beigeschmack“.
Mit der Planung des Verkehrsversuchs bestätige die Stadt, was die Anwohner schon geahnt hätten: selbstverständlich ist eine Verkehrsberuhigung auf der Geiststraße möglich, auch wenn zuvor schon ein dort ansässiger Kindergarten vertröstet und eine eingereichte Petition ausgesessen wurden. Auch die vorherige Behauptung eines Pressesprechers der Stadt, „überall, wo Tempo 30 möglich ist, sei es umgesetzt worden“ (zitiert nach RUMS, 25. August 2023) erweise sich damit als unwahr, so Fahrradstadt.ms (Abre numa nova janela). (Abre numa nova janela)
Fraglich aus Perspektive der Initiative ist auch, wie vor diesem Hintergrund das Engagement der Stadt Münster für mehr Freiheiten bezüglich innerstädtischer Tempolimits zu interpretieren ist. Wenn der gegenwärtige Handlungsspielraum vor Ort offensichtlich nicht ausgeschöpft wird, mit welcher Intention fordert man dann mehr Macht für die Verwaltung?
Bedenklich stimmt die Vertreter der Initiative wie Joachim Bick auch, dass das zuvor geduldige zivilgesellschaftliche Vorgehen in fünf Jahren nicht annähernd so viel erreicht werden konnte, wie der dann, so die die Initiative „aus Verzweiflung gewählte" kostenspielige Rechtsweg. Die Stadt Münster habe in der Vergangenheit durchaus bewiesen, dass sie handlungsfähig ist, wenn dies notwendig ist, hieß es weiter. Dabei sollte es jedoch keine Rolle spielen, ob die Anwohner in Villen oder Mehrfamilienhäusern lebten.
Weshalb die Verwaltung den Weg eines Verkehrsversuchs geht, bleibt unklar. Die Anwohner werden den Ablauf des Versuchs kritisch begleiten.
Am 19. September 2025 findet der PARK(ing) Day 2025 in Münster auf der Geiststraße statt.