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Das Gestern und ein seltsames Heute

"I had a dream!" ein nicht ganz so korrektes Zitat, denn Martin Luther King sprach ja im Präsenz. Ich fand es dennoch passend, denn ich hatte heute Nacht einen mehr als seltsamen Traum. Und manchmal schaffe ich es, wenn ich aus einem seltsamen Traum erwache, mich aufzuraffen, das Licht einzuschalten und wenigstens Stichpunkte zu notieren, um das Seltsame festzuhalten. Und manchmal wird aus solchen Notizen dann auch ein Text. Der großartige Heiner Müller speiste ja viele seiner Stücke aus seinen Träumen. Das hat mich schon immer neidisch gemacht, denn einerseits träume ich selten bewusst, noch seltener erinnere ich mich an Träume und die Großartigkeit des Müllerschen Werkes werde ich nie erreichen. Muss ich ja aber auch nicht.

Jedenfalls setzte ich mich direkt nach dem Aufstehen heute Morgen mit Kaffee und Kippe an den Rechner, um zunächst nur den Traum schriftlich festzuhalten, die Notizen auszuformulieren. Und daraus wurde plötzlich eine Idee: Ein Steady-Projekt. Eine Textsammlung mit einem roten Faden, die sich vorwiegend mit Geschichten aus meiner Kindheit und Jugend beschäftigen. Mal sehen, ob das klappt, denn sowas ist tatsächlich neu für mich. Entweder passiert mir ein Buch, weil ich plötzlich schreibe und nicht aufhören kann, oder, weil ich irgendwo in der Fremde und von ihr so fasziniert wie inspiriert bin. Durch einem Traum ist mir so etwas noch nicht passiert. Und ich bin nicht sicher, ob ich dessen Stimmung halten kann. Aber einen Versuch ist es doch wert, nicht?

Hier als die erste Short Story für aus dem Projekt mit dem Arbeitstitel "Das Gestern und ein seltsames Heute" für Euch.

1 Das zerbrochene Fenster

„Jetzt ist es zu spät!“ - dachte er. „Scheiße, jetzt ist es tatsächlich zu spät! Da kommste jetzt nicht mehr raus. Das wars.“ Er hörte sich denken. Er hörte sich flüstern. Aber er wunderte sich nicht im Geringsten, wieso. Er wusste, dass er tot war, daran gab es keinen Zweifel. Und nur das beschäftigte ihn. Schon zwei Sekunden nach dem Schuss bereute er seine Entscheidung.

Inzwischen müssen ein, zwei Stunden vergangen sein, vielleicht auch mehr.

Was war Zeit noch?

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