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Rope drunk, rope space (was?)

Von der Seite sehr nah zu sehen: tätowierte Arme, die den eigenen Oberkörper umschlingen - was wiederum in Gänze von Seilen umschlungen wird. Das bild hat eine Art Regenbogen-Farbverlauf als Lensflare Effekt.

Wer seilt und geseilt wird (ja, dies betrifft mehr oder weniger beide Seiten) konnte eventuell hin und wieder feststellen, dass man währenddessen/ danach sehr beseelt, ja irgendwie high war. In der Seil-Szene wird dieser Zustand oft als rope-drunk (oder auch rope-space) bezeichnet. Ich habe für mich etwas genauer erforscht, was da eigentlich im Kopf passiert. (Der ausführliche Artikel dazu findet sich im Shibari Flow Magazin Band 1 (Abre numa nova janela).)

Vor, während und nach dem Seilen werden verschiedene Neurotransmitter aka. Hormone im Gehirn freigesetzt, ähnlich zu einer sportlichen Betätigung. Es ergibt sich mit der Zeit im Seil ein schöner Cocktail aus Oxytozin, Serotonin, Endorphin und Dopamin; nicht zu vergessen Adrenalin* und Noradrenalin* bei (sehr) anstrengenden Sessions wie Hängebondage oder Schmerzseilungen. (*Auf die letzten beiden wird in diesem Post nicht eingegangen. Mehr dazu im Magazin.)

In der Phase vorm Seilen ist es wichtig, dass die ‘Wohlfühlhormone’ wie Oxytozin und Serotonin freigesetzt werden, um den Weg für das Endorphin zu bereiten, welches schmerzlindernd wirkt. Um das zu erreichen, kann in einer Session mit Floorwork angefangen werden. Und auch beim Ausklang der Session sollte durch ein langsames Abseilen die Endorphin-, Oxytozin- und Serotoninausschüttung angekurbelt werden, um einen emotionalen Absturz der geseilten Person zu vermeiden: ein wirklich gutes Aftercare ist absolut wichtig!

Oxytozin ist als ‘Kuschelhormon’ bekannt. Es wirkt stressreduzierend und macht glücklich. “Oxytozin wird ausgeschüttet, wenn man sich sicher und geliebt fühlt – wie bei intensiven kuscheligen Seils-Sessions oder entspanntem Floorwork. Es wirkt wie ein positiv eskalierender Kreislauf, da die Freisetzung von Oxytozin dazu führt, dass mehr Oxytozin freigesetzt wird.” (Shibari Flow, Band 1, S. 61).

Serotonin, welches unsere Angstgefühle dämpft und eine innere Ruhe fördert, wird v.a. im D/S-Spiel erzeugt (Serotonin sub space), bzw. generell in einem Rahmen der Verbundenheit, sowie durch Sonnenlicht und bestimmte Lebensmittel. “Serotonin führt über eine Stimulation bestimmter Regionen der Großhirnrinde, die für die emotionale Regulation verantwortlich sind, im Wesentlichen zu einer Hemmung der Impulsivität und des aggressiven Verhaltens.” (Shibari Flow, Band 1, S. 61).

Endorphin ist bekannt als ‘Glückshormon’: es fördert die innere Ruhe und Gelassenheit und wirkt schmerzlindernd. “Die Endorphin-Ausschüttung kann durch eine langsame (!) Erhöhung der Anstrengung/Intensität in einer Umgebung starker emotionaler Unterstützung ausgelöst werden, in der die geseilte Person die (Schmerz-) Empfindungen absorbieren kann, ohne darauf reagieren zu müssen – die Person geht in einen Endorphin sub/rope space. So können anstrengende Seilungen vor allem durch eine liebevolle Führung der Top-Person für die geseilte Person gelindert werden.” (Shibari Flow, Band 1, S. 62).

Oxytozin, Serotonin und Endorphin bleiben meist 1-3 Tage noch im Körper, je nach Person. Generell wird es in den Tagen nach einer Session zu einem Hormon-Abfall kommen, da helfen aber durchaus Maßnahmen wie Bewegung, Ernährung, Natur, Selbstliebe und liebe Freund*Innen, um den Hormonspiegel wieder auszubalancieren.

Dopamin verbleibt meist nicht so lang im Körper wie die anderen drei, ist aber wichtig für den eigenen Antrieb. Zudem reguliert es Stressauswirkungen im Körper und führt zu einem Wohlgefühl - wie z.B. bei einem ‘Runners High’, Orgasmen oder bei anstrengendem Hängebondage, aber auch beim Seilen vor Publikum, wie in Performances. “Kurbeln wir den Dopaminspiegel an, fallen schwierige Aufgaben leichter und gleichzeitig werden wir im Gehirn dadurch wieder mit „Wohlfühlen“ belohnt. So ist man versucht, Dinge zu wiederholen, die sich gut anfühlen, um den Dopaminspiegel zu steigern – was wiederum zu einer Sucht führen kann.” (Shibari Flow, Band 1, S. 63).

Zum Abschluss möchte ich noch hinzufügen: Jede*r ist anders. Es kann durch bestimmte neuronale Ausprägungen aka. Neurodiversität zu unterschiedlichen Ausschüttungen der Hormone im Gehirn kommen. Ich selbst reagiere durch meine Hochsensibilität sehr sensibel auf den ganzen Hormon-Cocktail. Das Hochgefühl ist sehr intensiv und aber auch das Tief danach. Es ist für jede Person sinnvoll sich langsam vorzutasten und nicht gleich mit sehr intensiven und langen oder schmerzvollen Sessions zu starten. Achtet auf euch, auch im Seil.

In Liebe, eure Kiki :*

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