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Licht und Schatten

Heute ist Frühlings Tag- und Nachtgleiche und das keltische Sonnenfest Ostara.

Es ist einer der zwei Tage im Jahr, an denen der lichte Tag und die dunkle Nacht, sich die Balance halten. Ab morgen werden die Tage wieder länger als die Nächte, das Licht tut gut nach diesem ewig grauen Winter.

Grau nicht nur am Himmel und in der Luft, sondern auch in einer schweren Stimmung, die über Berlin und wahrscheinlich über der ganzen Welt lag. Zwei Jahre Pandemie und »Kampf« gegen ein Virus ist eine lange Zeit. Eine Zeit, die viel von den tieferliegenden Dynamiken unserer Welt ans Tageslicht gebracht hat. Dynamiken, die sich im Kern um Unfreiheit und Kontrolle drehen, die alte Ängste in uns Menschen ansprechen: Angst vor dem Unbekannten, Angst vor Kontrollverlust, Angst vor dem Tod und damit eng verknüpft, auch eine Angst vor dem Leben. Aus der angstvollen Perspektive, scheint das Leben oft einzig und allein ein ewiger Kampf ums Überleben. 

Die Schurken, auf welche ein Großteil der Menschheit sich in letzter Zeit einigen konnte, sind CO2, ein Killervirus, Demos gegen Covid-Narrative und Männer wie Trump, Bolsonaro und Putin. Hingegen gilt als allgemein gut und solidarisch, sich vegan zu ernähren, Corona-Narrative zu befolgen, auf Fridays For Future-Demos zu gehen und einer Bundesregierung zu vertrauen, die 100 Milliarden für die Aufrüstung zur Verfügung stellen will. Ich glaube, wir sind so tief in ein so wahnsinniges Welten-Theater verstrickt, dass wir schon längst nicht mehr klar überblicken können, worum es wirklich geht.

Und ich frage mich, wieviel Überlebenskampf wir in uns selbst tragen müssen, um es im Außen so drastisch auszuleben? Welche Bereiche in uns selbst sind uns noch zu unheimlich, zu unerträglich und damit zwangsläufig unbekannt? Vor welchen Erfahrungen, Emotionen und Verhaltensweisen verstecken wir uns, und warum fürchten wir das Unbekannte so sehr?

In der Tiefe sind die Schätze

Ich bin heilfroh, dass die Sonne wieder öfter zu sehen und zu spüren ist. Doch, ich sehe auch, wie mir dieses graue Ding etwas Wichtiges gezeigt hat. Was bringe ich also mit aus dieser jüngsten Reise in die Unterwelt? 

Hier ein Tip: Bitte lies die nun folgenden Worte meiner inneren Prozesse, exemplarisch für viele Menschen! Denn sobald wir mal auf den Kick des eigenen Dramas verzichten, merken wir sehr schnell, wie ähnlich sich unsere Themen sind.

Zuallererst die Erkenntnis: Ich bin ein fühlendes Wesen und ich reagiere darauf, wenn Angst verbreitet wird. Ich spüre Überlebensängste, obwohl mein Kühlschrank voll ist, und ich in einer schönen Wohnung wohne, in der sich jederzeit die Heizung aufdrehen lässt. 

Ich fürchte mich davor, wie andere Lebewesen, vor allem Menschen, darauf reagieren, wenn die Energie von Angst sie berührt. Was sie denken, sagen und mit mir machen könnten, einfach weil ich da bin? Was, wenn ich sie störe, provoziere, verunsichere? Was, wenn sie mich mögen? Sich um die eigene Wichtigkeit zu drehen, ist ein häufiger Begleiter von Angst.

Dann die schockierende Einsicht: Wenn die Luft vor Angst quietscht, dann bekomme ich auch Angst vor mir selbst, vor meiner eigenen Lebenskraft. Wer weiß, was sie anrichten könnte? Ich wehre mich mit Händen und Füßen gegen diesen Wasserfall an Energie in mir. Er schreit über den Zustand unserer Welt. Er will mit den Beinen stampfen und treten. Es scheint, er könnte ohne mit der Wimper zu zucken, das zerstören, was das Leben auf der Erde zerstört. Doch ein äußerst willensstarker Teil in mir, will nicht so sein. Ich will nicht aggressiv sein. Wehre ich mich lange genug, schmerzt meine ganze rechte Körperseite, vor allem die großen Gelenke der Hüfte, der Schulter und am Schädelansatz. Lebenskraft gegen mich selbst zu richten, scheint für eine Weile die erträglichere Lösung zu sein. Bis etwas in mir zusammen fällt, und mein Leben und die Welt ein Stück sinnloser wird. Mich aus dieser Falle wieder rauszuziehen, ist eine weitere zeitraubende Facette der ewigen Sisyphusarbeit, rund um »Angst«.

Foto: Katrin Pauline Müller

Vom inneren Terror zurück zur Freiheit

Zum Glück kann sich diese Spirale auch in eine anderen Richtung drehen. Dafür atme ich tief durch, spüre meinen Körper und den Wasserfall, lasse mich ganz davon durchströmen, anstatt mich dagegen zu wehren. Und siehe da, innerhalb von Minuten verändert sich das Szenario. Ich verändere mich. Ich werde zu dem, was ich bin in diesem Moment, ich lasse Sorgen und Bewertung hinter mir. Ich sehe ein, durch die ängstliche Perspektive verzerrtes Bild des Lebens, und wie es sich wieder glättet. Ich spüre die Kraft des Lebens, die sich in jeder meiner Zellen verkörpert, es wird wieder weit und friedlich in mir.

Wenn ich aufhöre zu überleben, dann höre ich auf, mich um mich selbst zu drehen. Dann mache ich mir keine Sorgen mehr, was andere Menschen tun oder nicht tun könnten, stattdessen weiß ich, wen ich mag und was nicht. Dann fühle ich mich, trotz der globalen Umstände, innerlich frei und mein Dasein ergibt einen Sinn. 

Eine Schicht an Illusion über mich, über Menschen, über soziale, politische, ökonomische und unsichtbare Strukturen dieser Welt ist abgefallen. Ich bin noch dabei diese Enttäuschungen zu integrieren, doch ich spüre auch, wie eine tiefere Unabhängigkeit in mir vibriert. Wer mich kennt weiß, das macht mich glücklich. Zugleich habe ich der grauen Zeit viele schöne Stunden mit Freund*innen verbracht. Auf der Straße, im Wald, am Küchentisch, in der Sauna, am Feuer oder am Telefon. Mit Geschichten, Lachen, Bier und Chips und Kuchen, mit Copal, Lavendel und Mariengras. Diese Verbundenheit war heilsam. Ihr wisst wer ihr seid, großes Danke an euch. 

Das Leben ist so viel mehr als in den Medien steht

Heute an diesem Sonnentag, erinnere ich mich auch an das Wesen, das wir »Sonne« nennen. Ein uraltes Wesen mit vielen Namen, welches in alten Mythen die Erde befruchtet und unerlässlich ist, für alles Leben auf ihr. Und Mutter Erde, ein anderes uraltes Wesen, öffnet sich jedes Jahr erneut für die Sonnenkraft aus den Weiten des Universums, so dass neues Leben erwacht. Und das, obwohl die Sonnenkraft von weit her, aus dem Weltall auf die Erde kommt. Wären Sonne und Erde näher beieinander, es wäre eine andere Welt. Das Leben ist so unglaublich fein getuned, jeder Abstand stimmt. Darauf zu vertrauen, kann uns durch unbekannte Welten navigieren.

Heute ist ein guter Tag, um die Energie der Sonne zu begrüßen und diesem Wesen zu danken. Hast du die Sonne heute morgen aufgehen sehen? Oder vielleicht schaust du am Abend Richtung Westen? Heute ist auch ein guter Abend für ein Feuer, das strahlt und wärmt und knistert. Alle alten Wesen, mit denen wir das Universum bewohnen, erzählen uns etwas über die Mysterien des Lebens, wir brauchen nur zuzuhören. Wer weiß, was sie dir erzählen, über die heilige Harmonie von Licht und Schatten? Denn wir werden weiterhin beides brauchen, auch wenn es nun erstmal wieder heller wird.

Mögen alle Wesen glücklich sein ☽☾

Katrin

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