Die Beichte
Aus: “König mit Barth - Ein Abend mit Ralf König und Markus Barth”
Ich wurde katholisch aufgezogen, bin getauft, gefirmt und gekommuniont - das volle Programm. Ich war sogar ein paar Jahre Messdiener und bevor jetzt alle ein betroffenes Gesicht aufsetzen und gefühlig nachfragen: Nein, mir hat sich niemals ein Priester unsittlich genähert. Da bin ich sehr froh drum - andererseits frage ich mich mittlerweile, was ich eigentlich für ein hässliches Kind gewesen sein muss. Aber das ist ein anderes Thema.
Ich fand diesen ganzen katholischen Zirkus auch nicht weiter schlimm, von der Taufe weiß ich nichts mehr, zur Kommunion musste ich mich zwar in einen samtschwarzen Anzug quetschen, in dem schon meine beiden älteren Brüder an ihrem Weißen Sonntag aussahen wie ein überfahrenes Sofakissen, bekam aber als Entschädigung von Verwandten, Bekannten und sogar den Nachbarn sehr viel Geld. Ich finde, dafür kann man durchaus einmal pro Woche ein bisschen „Großer Gott, wir loben dich“ singen und staubtrockne Oblaten am Gaumen weichlutschen und für den strammen Po, den ich damals vom ewigen Knien und Stehen und wieder Knien bekomme habe, müsste ich heute im Fitnessstudio sehr viel Geld zahlen.
Zu diesem vollen katholischen Programm gehörte allerdings auch das heilige Sakrament der Beichte. Ja, wildfremden Menschen seine Sünden zu erzählen ist in der katholischen Kirche was Heiliges. Falls der Papst also mal in den Himmel kommt, sollte er sich besser nicht wundern, wenn er da nicht auf den größten goldenen Thron klettern darf - da sitzt ja schon Jürgen Domian.
Und mit genau dieser Beichte hatte ich ein Riesenproblem. Man soll da schließlich seine Sünden loswerden und - ich hatte einfach keine.
Dieser Beitrag ist für Mitglieder inklusive. Mit einer Mitgliedschaft unterstützt meine Arbeit hier und in den sozialen Medien
Zu den Mitgliedschaften (Abre numa nova janela)
Já é um membro? Iniciar sessão (Abre numa nova janela)