Vom Zauber des Behalt's-für-dich
Es wird ja gerade viel über die Auswirkungen der Pandemie gesprochen, auf die Wirtschaft, die Gesellschaft und auf den Kontostand von CSU-Abgeordneten mit Nebenerwerbs-Maskenhandel. Alles beachtlich, kein Zweifel, aber eine gesamtgesellschaftliche Langzeitwirkung dieser unseligen Pandemie kommt mir dabei immer ein bisschen zu kurz: Die mittlerweile weitverbreitete, absolute Unfähigkeit vieler Menschen, ihre haarsträubenden Theorien einfach mal für sich zu behalten.
Bevor bei manchen gleich wieder das Cancel-Culture-Glöckchen bimmelt und sich WELT-Redakteur*innen (nichts gendere ich lieber und konsequenter als diese Berufsgruppe!) an meine Tastatur kleben: Beruhigt euch! Natürlich sollte jeder seine Meinung sagen können und natürlich gibt es auch Situationen, in denen eine angeregte politische Diskussion mit kontroversen Meinungen angebracht ist. Zum Beispiel bei Veranstaltungen, die damit werben, dass es dort angeregte politische Diskussionen mit kontroversen Meinungen geben wird. Bei Tante Hedwigs 75. Geburtstag steht sowas dagegen eher selten auf dem Einladungskärtchen. Und dennoch erhält man auch bei solchen Anlässen immer öfter zwischen Bienenstich und Käsesahne ein Kurzreferat von irgendeinem angeheirateten Hobby-Virologen, der einem die wahren Langzeitrisiken der Impfung aufdröselt.
(Auch im Zug ein unterschätztes Geräusch: Stille!)
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