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MCP — Der LiteraturNewsletter im April

Liebe Leser:innen,

die Leipziger Buchmesse ist gerade vorbei, für mich stand der vergangene Monat aber eher im Zeichen unseres blauschwarzberlin-Podcasts, außerdem habe ich im März digital und auf Bühnen einige (nein: viele) sehr schöne Gespräche mit Autorinnen und Autoren führen dürfen. Die Instagram-Livestreams (wie zuletzt mit Annett Gröschner zu Schwebende Lasten (Abre numa nova janela) oder Anne Stern zu Wenn die Tage länger werden (Abre numa nova janela)) und analoge Gespräche, die aufgezeichnet wurden (wie zuletzt die Lesung von Thea Mantwill aus Glühfarbe (Abre numa nova janela) im Literaturforum im Brecht-Haus), sind nachträglich auch immer hier verlinkt (Abre numa nova janela) und können ohne Eile nachgeschaut werden.

Aber bevor wir zum Podcast-Marathon des März kommen, freue ich mich sehr über ein neues Buch von Natasha Brown (übersetzt von Eva Bonné), das der Suhrkamp Verlag hier freundlicherweise als Unterstützung dieses Newsletters einspielt. Lasst gern ein bisschen Liebe da und schaut mal unter dem Link, worum es geht.

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Ludwig Lohmann und ich waren Anfang März für eine blauschwarzberlin Live-Podcastfolge im bezaubernden Thun zum großartigen Literaare Festival (Abre numa nova janela)eingeladen. Die Podcastfassung werden wir noch für euch bereit stellen, ich möchte aber unbedingt auch an dieser Stelle schon mal verraten, über welche Bücher ich dort begeistert gesprochen habe:

Ob es ein bisschen waghalsig war, Lena Semadeni mit ins Berner Oberland zu tragen? Eine Eule nach Athen? Schließlich ist die Autorin 2023 mit dem Schweizer Grand Prix Literatur ausgezeichnet worden. Ich bin doch auch ein Tier (Abre numa nova janela) versammelt wunderbar zarte und gleichzeitig präzise Gedichte (in deutsch und rätoromanisch) und hat mich nicht nur durch die Wochen meiner Reisevorbereitung getragen; es lässt diese viel zu kurze Reise auch weiter nachhallen.

In ihrem Haus (Abre numa nova janela) von Yael van der Wouden (übersetzt von Stefanie Ochel) ist einer meiner absoluten Lieblingsromane in diesem noch jungen Jahr. Die Geschichte spielt in der Sechziger Jahren in den Niederlanden, erzählt die Liebesbeziehung zweier (sehr gegensätzlicher) Frauen und führt tief in die nationalsozialistische Vergangenheit. Ein Roman voller atmosphärischer Dichte, sprachlich (Dank an die Übersetzerin) beeindruckend und obwohl man die Entwicklung der Handlung früh erahnen kann, spannend bis zur letzten Seite.

Kate Zambrano (übersetzt von Dorothee Elmiger) reißt in Drift (Abre numa nova janela)alle Schleusen auf, die unnötigerweise die Grenzen eines Romans im Zaum halten sollen. Anderthalb Jahre begleiten wir die Autorin dabei, wie sie in Brooklyn versucht, einen Ich-Roman zu schreiben, ein autofiktionales Werk, das was die Autorin denkt, was sie fürchtet, was sie liest und was sie in Kunst oder in Alltagsszenen beobachtet, in den Text einwebt. Am Ende dieser Zeit gibt es einen Roman, der alles kann — und einen neuen Menschen in der Welt. Kate Zambrano und Dorothee Elmiger gehören für mich zu den Größten literarischen Stimmen, die unsere Zeit hat.

Zumindest noch kurz zum Schluss des Live-Podcasts habe ich Zehn Bilder einer Liebe (Abre numa nova janela) von Hannes Köhler gefeiert, einen Beziehungsroman, dem auf sehr nötige und erfreulich frische Weise gelingt, die Komplexität eines Paares (eigentlich einer Patchworkfamilie) zu zeigen, ohne je in Klischees zu geraten und mit klugem Blick unser Verständnis für die Liebe weitet.

In der regulären Podcastfolge (schon Nummer 72) im März habe ich über diese Titel gesprochen:

Christine Koschmieder erzählt in ihrem Roman Frühjahrskollektion (Abre numa nova janela)nicht nur eine sehr besondere Familiengeschichte der Sechziger Jahre: Am Weg von Mode und Stoffen, Fasern und Schnitten führt sie uns tief in die deutsche Vergangenheit hinein und in Zusammenhänge und Verwicklungen, über die nicht nur die beschriebene Generation wohl lieber geschwiegen hätte. Ein soghaft erzähltes, klug beobachtetes, brillant recherchiertes und hervorragend gewobenes Buch.

Es gibt noch lange nicht genügend Texte und Perspektiven in der Literatur auf Eltern- und besonders Mutterschaft. Die parentale Prosa, die Katharina Bendixen in Eine zeitgemäße Form der Liebe (Abre numa nova janela) beschreibt, ist dabei für mich literarisch und inhaltlich ein ganz großer Coup — in kleiner, aber intensiver Form. Wunderbar abgründig und düster. Und so stilsicher, dass es auch einen Umschlag, wie die Bibliothek Suhrkamp ihn hat, sicher ausgefüllt hätte. Umso cooler, dass Edition Nautilus sich so auf den Inhalt verlassen hat.

Vor der französischen Revolution treffen sich zwei Frauen, die an die Naturwissenschaft und an die Kunst glauben: Marie Biheron seziert seit ihrer Jugend Leichen und formt anatomische Wachsmodelle, die sogar Marie Antoinettes Vitrinen schmücken. Madeleine Basseporte, ihre Zeichenlehrerin, hat es hingegen eher mit den Pflanzen und setzt sich nach Jahren gegen die männliche Konkurrenz als Pflanzenmalerin am Jardin du Roi durch. Die beiden Frauen gab es wirklich. Ihre Liebesgeschichte hat Christine Wunnicke lustvoll und klug erfunden und so wie ihre Lebensgeschichten in Wachs (Abre numa nova janela) fantastisch sprühend beschrieben.

Wie immer könnt ihr diese Folge überall dort finden, wo ihr gern Podcasts hört, zum Beispiel auch hier:

https://www.youtube.com/watch?v=S8EPRzWdk-M&list=PLHXfoy62SnenCzBelNmziUu3XcLsAI-HY (Abre numa nova janela)

Für das Literaturfest München (Abre numa nova janela), das Daniel Schreiber dieses Jahr kuratiert, durften Ludwig Lohmann und ich für blauschwarzberlin eine Video-Podcast-Sonderfolge aufnehmen. Dafür waren wir im Literaturforum im Brecht-Haus zu gast. Das Festival steht unter dem Motto Sprachen der Liebe. Diese drei Bücher sprechen sie für mich:

In Sonnenhang (Abre numa nova janela) von Kathrin Weßling leidet die 38-jährige Katharina unter dem Leben, dem Druck der Arbeit, den gesellschaftlichen Anforderungen an sie als Frau — und an Liebeskummer. Und als wäre das nicht genug, kommt dazu noch eine Diagnose, die zur Folge hat, dass sie keine Kinder bekommen wird. Sie springt nach vorn und beschließt, ab und zu ehrenamtlich in einer Seniorenresidenz Spielenachmittage auszurichten. Zu den wunderbar beschriebenen Freundschaften, die Katharina Halt geben, wenn eigentlich nirgends mehr einer zu finden ist, ziehen sie nun ausgerechnet die Bewohner:innen vom Sonnenhang zurück ins Leben. Ein Roman, der Worte hat, wenn wir nur Gefühle haben, der nichts geschönt und trotzdem tröstet.

Ein klarer Tag (Abre numa nova janela) von Carys Davies (übersetzt von Eva Bonné) ist ein literarisches Kleinod, das man nur selten findet und dann idealerweise sehr langsam liest. Mitte des 19. Jahrhunderts treffen auf einer schottischen Shetlandinsel zwei ungleiche Männer aufeinander. Der letzte gälische Bewohner, die Pacht längst im Rückstand, will unbedingt bleiben, der Neuankömmling ist gesandt worden, ihn zur Umsiedlung nach Aberdeen zu überreden, damit das Land gewinnbringender genutzt werden kann. Berührend und zart und doch voller sprachlicher Wucht.

Ein wenig Leben (Abre numa nova janela) von Hanya Yanagihara (übersetzt von Stephan Kleiner) musste für mich unbedingt in diese Reihe von Büchern, die sich auch um Freundschaft drehen. Sicher kein Geheimtipp, aber gerade wegen extremen Beschreibungen tiefsten Leids und grenzenloser freundschaftlicher Zärtlichkeit, ist es ein Schlüsselroman für mich zum Thema, wenn wir vier Freunde in New York mehrere Jahrzehnte dabei begleiten, wie sie durch alle Höhen und (bei einem der Freunde ganz abgründige) Tiefen miteinander gehen. Überlege die ganze Zeit, ob ich ausnahmsweise noch diese Variante mit Farbschnitt (Abre numa nova janela) brauche.

Den blauschwarzberlin-Videopodcast für das Literaturfest München könnt ihr euch hier anschauen:

https://youtu.be/h1xac787UQY (Abre numa nova janela)

Bücher in der Box:

Novellix kuratiert bereit seit einigen Jahren wunderbare kleine Büchlein, thematisch sortiert in hübschen Boxen in schönstem Design. Das deutschsprachige Sortiment des in Schweden gegründeten Verlags, weitet sich gerade aus und es ist wunderbar und spannend, zu beobachten, was hier passiert und geschrieben, gestaltet und verlegt wird.

Die letzten beiden Boxen Von Eltern und Kindern (Abre numa nova janela) und Stadt (Abre numa nova janela) versammeln je Erzählungen von Anke Stelling, Sara Stridsberg (übersetzt von Ursel Allenstein), Daniela Dröscher und Ingvild H. Rishøi (übersetzt von Daniela Syczek), beziehungsweise von Jackie Thomae, Dimitrij Kapitelman, Till Raether und Katrin Schumacher.

Ich sammele die Große Literatur im kleinen Format (Abre numa nova janela) bereits seit meiner Zeit als Buchhändlerin, oben habe ich euch meine Lieblingsboxen eingeblendet, aber es gibt noch so viel mehr. Vor allem die Classics aus verschiedenen Ländern in englischer Sprache sind eine große Empfehlung, auch als perfektes Geschenk. Doch auch die deutschsprachigen Boxen sammle ich vor allem für mich selbst, wenn ihr jetzt Anfang, sie euch zusammenzuwünschen, könnt ihr noch leicht aufholen, bevor im Herbst die nächste Box erscheint.

Die Termine für den April:

Bereits am Abend des ersten Sonntags im April, wenn dieser Newsletter in eure Postfächer geflattert kommt, darf ich Pierre Jarawan bei seiner Buchpremiere von Frau im Mond (Abre numa nova janela)begleiten. Die Veranstaltung findet am 6.4. um 18 Uhr im Pfefferberg statt. (Abre numa nova janela) Kommt doch spontan an die Abendkasse. Pierre Jarawan ist ein begnadeter Erzähler. Jeder seine Romane eröffnet ein Universum der Geschichte(n) und verankert gleichzeitig durch die Wuchten der Zeit unsere Menschlichkeit fest im Heute. Seine Figuren schreibt er direkt in unser lesendes Herz.

Am 16.4. um 20 Uhr treffe ich im Instagram-Livestream Katharina Feist-Merhaut, um mit ihr über ihr Debüt sterben üben (Abre numa nova janela) zu sprechen. Dieses Buch ist eine inspirierend literarische Suche, der VerSuch etwas zu verstehen, was das menschliche Bewusstsein weiß, aber doch kaum fassen kann: die Endlichkeit des Lebens. Katharina Feist Merhaut nimmt uns mit in die persönliche Erfahrung mit ihrer sterbenden Großma und sie nimmt uns mit in die Literatur. Sie verwebt beides; mit Liebe, Neugier, Sprachkunst und dem außergewöhnlichen Blick einer Autorin, die ihren Stoff wirklich durchdringen will.

Am 17.4. um 20 Uhr spreche ich im Instagram.Livestream mit Mareice Kaiser über ihr neues Buch Ich weiß es doch auch nicht. Darin gibt die Autorin 101 entlastende Antworten auf existenzielle Fragen, die Slinga wie immer grandios illustriert hat. Ein wunderbarer Anti-Ratgeber, der der Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für eine Kündigung genauso Raum gibt, wie der, wie man denn endlich die perfekte Jeanshose findet, oder ob man je den Verlust einen geliebten Menschen verwinden kann.

Am Ostersamstag, den 19.4. um 20 Uhr treffe ich im Instagram-Livestream Malakoff Kowalski um mit ihm über sein neues Album Songs with Words (Abre numa nova janela) zu sprechen. Wer mich gut kennt, ahnt vermutlich, dass ich gar nicht mal so viel Ahnung von Musik habe (zumindest verliere ich jedes welcher-song-ist-das-Spiel), aber dafür von Gefühl. Und dass ein so grandioser Künstler wie Malakoff Kowalski Gedichte von Allen Ginsberg nimmt und sie unverändert auf klassische Stücke (Frédéric Chopin, Robert Schumann, Aram Khatschaturjan, Maurice Ravel, Edvard Grieg, Amy Beach, Germaine Tailleferre, Claude Debussy und Gabriel Fauré) singt, die Igor Levit, Johanna Summer und Chilly Gonzales am Klavier spielen, das lässt mich nicht los und darüber will ich sprechen. Ich freue mich, wenn ihr dazu kommt und vorher (und hinterher) diese traumschöne, musikgewordene Zärtlichkeit rauf und runter hört.

Am 24.4. um 20 Uhr treffe ich im Instagram-Livestream Melissa Müller, um mit ihr über ihr Buch Mit dir steht die Welt nicht still (Abre numa nova janela) zu sprechen. Melissa Müller hat unter anderem 1998 die Biografie Das Mädchen Anne Frank veröffentlicht. In ihrem neuesten Buch zeichnet sie bewegend und behutsam eine Liebe nach dem Holocaust nach: London, 1951. Für Nanette ist es eine Zufallsbegegnung, für John ist es Liebe auf den ersten Blick. Doch John steht kurz vor seiner Auswanderung nach Brasilien. Ginge es nach ihm, würde er seinen Plan ändern, aber Nanette, die mit Anne Frank befreundet war und als Einzige ihrer Familie Bergen-Belsen überlebt hat, fürchtet sich vor dem Glück. Als sie einander Brief um Brief schreiben, gesteht sie sich langsam ein, dass sie mit ihm zurück ins Leben finden kann. Ein Buch über die rettende Kraft der Liebe.

Am 27.4. um 18 Uhr feiern wir im Pfefferberg (Abre numa nova janela) die Buchpremiere der Anthologie Ost*West*frau (Abre numa nova janela). Dafür werde ich auf der Bühne im Gespräch mit den Herausgeberinnen Franziska Hauser und Maren Wurster und den beitragenden Autorinnen Daniela Dahn und Asal Dardan sein. 35 Jahre nach dem gescheiterten Ost-West-Frauenkongress fragt dieser vielstimmige Band nach den Prägungen und Herausforderungen, den Spannungen und Begegnungen dieses feministischen Diskurses.

Zum Abschied empfehle ich von sehr befreundetem Herzen etwas, das mein Leseleben besser macht:

Der tolle rababumm – Ein Blog über Bücher. Und so. (Abre numa nova janela) von Timothy Paul Sonderhüsken timothypaulmuc (Abre numa nova janela) hat nun auch einen Podcast (Abre numa nova janela). Ich schätze diesen Menschen so sehr und seine Art auf die Welt und in Bücher zu blicken, ist ein Geschenk. So viel Inspiration, so viel wunderbar kluge Literaturkritik. Ich freu mich auf jede Folge, die nun jeden zweiten Donnerstag kommen wird.

Auf ein gutes Lesen.

Eure Maria

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