Lebensziel
In Surah Kahf heißt es: "Reichtum und Kinder sind ein Schmuck des Lebens dieser Welt, aber gute Taten, deren Frucht für immer andauert, sind von viel größerem Verdienst in der Sicht deines Erhalters und eine viel bessere Quelle der Hoffnung." (18:46) Gerade als jemand, der von klein auf wusste, dass er Kinder haben soll, lese ich diesen Vers sehr beruhigend. Es kommt nicht darauf an, ob man es geschafft hat, Kinder zu bekommen. Im Gegenteil: Zu denken, man habe es im Leben geschafft, wenn man Kinder hat und ein paar Reichtümer, scheint wohl völlig falsch zu sein.
Eine ziemlich beruhigende und gleichzeitig wachrüttelnde Nachricht, denn hier steckt auch ein Subtext drin, dass wir als Menschen genau auf diesen Reichtum einiges setzen und uns davon blenden lassen. Und dabei wäre es so viel wichtiger gute Taten zu vollbringen.
Gleichzeitig sind Kinder und Reichtum auch das, was anderen schnell ins Auge sticht. Vielleicht steckt hier auch ein Bisschen das Vermeiden von Angabe dahinter? Gute Taten kann man sich oft schlechter auf die Fahne schreiben oder in die gedankliche Vitrine legen als eine hohe Summe auf dem Konto. Und zum Schluss bleibt die Frage: Was wird uns letztlich mehr bringen? Durch eine gute Tat etwas Licht in die Welt zu bringen, etwas Liebe zu verteilen, ein Lächeln weitergeben oder für die eigene Tasche gearbeitet zu haben, um noch mehr zu kaufen und noch mehr zur Sicherheit auf der Seite liegen zu haben?
Ich lese in diesem Vers den Imperativ, mit offenem Herzen durch die Welt zu gehen, Gutes zu tun und genügsam zu sein.