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Kann es Freiheit geben?

Texte stehen immer in Bezug zu etwas. Nichts ist zufällig. Nichts kommt aus der Wand, wie meine Professorin sagte. Ich denke gerade, dass ich mir diesen Text gerade ausdenke, aber ist er zufällig? Ist er mit zufällig in den Sinn gekommen? Nein, alles hat Vorgeschichten. Alles hat einen Kontext.

Schon allein die Buchstaben, das Layout, all das hier, in das ich hinein schreibe. Es beeinflusst mich. Hätte ich den gleichen Text geschrieben, wenn ich ihn in Keilschrift auf eine Tontafel geschrieben hätte? Wahrscheinlich nicht. Aber um das auszuprobieren, bräuchte ich eine neue Sozialisation, ein neues Leben und eine Gesellschaft, die das üblicherweise so tut. Sonst ist es ja nicht vergleichbar. Sonst wäre das Medium ja etwas Besonderes und damit müsste ich mir mit diesem Text sicherer sein. Ich müsste mir sicher sein, dass ich den Text nicht grundlegende verändern möchte und ich müsste ihn mir schon fertig ausgedacht haben, damit ich die richtige Größe Tontafel wählen würde. Da kann man nicht unendlich verlängern. Da kann man nicht einfach Wörter einfügen.

Sind wir gefangen in unseren kulturellen Praktiken? Sind wir bestimmt durch unsere Materialien? Natürlich. Aber ich denke trotzdem, dass ich frei bin. Vielleicht denke ich das, weil ich das gerne so denken möchte, denn es würde mir schrecklich Angst machen, zu denken, dass ich keinen Einfluss auf mein Leben, meine Arbeit und meine Texte hätte. Vielleicht aber denke ich das, weil es stimmen könnte.

Das ist ja auch so etwas... Ich hab in den letzten Jahren aufgegeben zu denken, dass Dinge richtig und falsch sein können. Und bevor wieder jemand ankommt mit Mathematik: 1 + 1 = 2 ist nur deshalb korrekt, weil jemand vorher 1 = 1 definiert hat. Das hat keinen Grund, dass das so ist. Ich meine: Es ist praktisch und für unsere Welt scheint das auch soweit zu stimmen, dass man damit ziemlich weit kommt, aber es könnte Räume und Zeiten geben, in denen es nicht so ist.

Wenn ich aber wahrnehme, kann ich nicht sagen, ob ich denke, etwas gesehen zu haben oder es wirklich so ist. Kannst du beweisen, dass du jemanden geliebt hast? Kannst du beweisen, dass deren Hand deinen Arm das erste mal um 2 Uhr in dieser kühlen Sommernacht berührt hat? Kannst du beweisen, dass deine Großmutter dich mit 2 Jahren nachmittags auf ihrem Bauch liegen hatte bis deine Mutter von der Arbeit zurückkam? Kannst du beweisen, dass all diese Mensch existiert haben?

Mit Photoshop und gefälschten Videos könntest du ohne Probleme dir eine neue Vergangenheit aufbauen. Wir könnten dir alles neu machen, umschreiben, verändern und dann das echte Material vernichten. Würdest du dich dann daran erinnern, wie es wirklich war oder würdest du nach 10 Jahren einfach die neuen Bilder als deine Vergangenheit annehmen?

Und jetzt schreibe ich diesen Text. Ich schreibe ihn, weil ich denke, dass ich das gerade schreiben möchte. Für mich. Aber ich weiß, dass du ihn liest. Und ich schreibe ihn, weil ich dieses Leben hatte, dieser Mensch bin, diesen Kontext habe. Aber ich weiß noch nicht einmal, ob ich das wahrnehme, weil es so ist oder ob ich das wahrnehme, weil sich meine Erinnerungen verändert haben und ich jetzt denke, dass es so gewesen sein muss.

Wahrnehmung ist keine Wirklichkeit und nichts ist überprüfbar, wenn man kein Vertrauen hat. Alles hat einen Kontext. Nichts ist zufällig. Texte stehen immer in Bezug zu etwas.

[ Übrigens kannst du die Absätze dieses Textes auch von unten nach oben lesen. ]

HINWEIS
Den Text habe ich im Juli 2020 geschrieben.
Tópico Gedichte & Kreatives

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