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Turmbau miserabel 

 Als ich anfing, habe ich ja noch nicht googlen können, wie das überhaupt funktioniert, so wie ich es jetzt machen würde. Ich habe damals einfach angefangen, und mir zunächst keine großen Gedanken gemacht. Du hast mir mal gesagt, wie es geht und ich habe mich einfach nur erinnert.

 Also habe ich gemacht und ich weiß noch, wie stolz ich war und dir extra nicht gesagt habe, was ich vorhabe, um dich später zu überraschen. Einmal, als ich dir von meiner Befürchtung erzählt habe, es könnte mir über den Kopf wachsen, hast du gesagt, wenn ich gut in etwas bin, soll ich einfach weiter machen und niemals aufhören.

 Also habe ich weiter gemacht. Irgendwann konnte ich dabei zusehen, wie du vor meinen Augen immer kleiner wurdest, während ich immerzu wuchs. Ich habe dir noch zugerufen, hey, mache ich alles richtig? Du hast gesagt, dass man an sich selber denken muss, um was zu erreichen.

 Als ich den ersten Riss in der Mauer bemerkte, bekam ich große Angst und fragte dich, was das zu bedeuten hätte. Du hast mich einfach nur betrachtet. Ich dachte kurz, ich hätte Missfallen in deinen Augen gesehen. 

Irgendwann habe ich angefangen, dich zu vermissen. Ich dachte, dass es uns verbinden würde. Aber irgendwann habe ich mich dann gefragt, ob uns vielleicht verbindet, dass wir beide meine Zerbrechlichkeit nicht ausstehen können und jetzt, wo du den Riss entdeckt hast, bist du enttäuscht. 

 Ich habe angefangen, dich ständig zu beobachten. Und mich gefragt, ob du mich überhaupt noch sehen kannst, so weit sind wir entfernt. Ich würde dir gerne sagen, dass wir trotzdem noch zusammen gehören. Es ist wie ein Bild, aus dem man nur weit genug hinauszoomen muss. Da bin ich, da oben rechts! Ich war die ganze Zeit schon da. 

 Du schaust nie zu mir herauf, das sehe ich. Ich dachte, dass es sich besser anfühlen würde, groß zu sein, größer als du. Aber vielleicht ist das, was du in mir suchst, noch viel größer als ich. 

Wenn du wüsstest, wie wir beide gleich groß sein könnten, würdest du es mir sagen?  

 Ich bin dir nicht böse. Du wolltest mich antreiben und fördern, und hattest solche Angst vor allem kleinen, dass du mir zeigen wolltest, wie groß sein geht, und einmal, da hast du gesagt, dass du nur so hart zu mir bist, weil du sehr viel von mir hältst. Auch ich habe immer aus Liebe gehandelt und dich so bewundert. Guck her, ich tanze für dich, ich lerne für dich, ich schweige für dich, ich baue dir zu liebe diesen einsamen Turm, auf dem ich jetzt sitze, und dich dabei durch einen kleinen Riss in seinen Mauern betrachte. 

 Gestern habe ich mich gefragt, ob du es warst, der heimlich für den Riss in meiner Mauer gesorgt hat, damit ich dich immer sehen kann. Ich befürchte langsam, dass du selbst nicht weißt, wie man Mauern einreißt, nur wie man sie aufbaut. Vielleicht hast du Angst davor, was passieren würde, wenn wir uns auf Augenhöhe begegnen würden. Aber keine Sorge, ich warte. Ich bin da, wenn deine Mauern da unten die ersten Risse bekommen, sich unsere Blicke dann wiederfinden und wir uns durch einen winzigen Spalt gegenseitig betrachten.

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