Urft!

Die Gemünder Brauerei liegt am Flüsschen Urft im Städtchen Schleiden-Gemünd in der Nordeifel. 2021 verwandelte sich das Flüsschen nach heftigen Niederschlägen in einen reißenden Fluss, wie viele andere in der Region, und verwüstete große Teile des Ortes. Die Brauerei war erst kurz zuvor aufwändig renoviert worden, doch dann stand das Wasser bis zu zwei Metern hoch in den Hallen. Ein Jahr später waren immer noch viele Gebäude im Ort beschädigt, die Türen und Fenster zum Teil mit Brettern vernagelt. Auch das Seniorenhotel, das meine Mutter noch vor ein paar Jahren regelmäßig besuchte, blieb wegen der starken Schäden geschlossen. Doch die Brauerei hatte nach Beseitigung der schlimmsten Beeinträchtigungen wieder mit dem Bierbrauen begonnen. Um den Betrieb und den Wiederaufbau der Region zu unterstützen, wollte ich eine Zeitlang statt Kölsch (was eigentlich meine Lieblingssorte ist) einige Kästen der dortigen Spezialität „Eifeler Landbier“ kaufen, die man in Köln in manchen Getränkemärkten erhält. Mir gefiel der Gedanke: Das gleiche Wasser, das 2021 so zerstörerisch wirkte, wurde nun in den Kesseln der Brauerei in ein friedliches Getränk umgewandelt. Ich musste nach einer Zeit zugeben dass mir das Bier sogar besser schmeckte, als mein bisheriges Lieblingsbier. Vor ein paar Tagen bewirtete ich anlässlich meines Geburtstages die Gäste mit dem Eifeler Gerstensaft. Und auch die waren restlos von seinem Geschmack überzeugt. Wie komme ich nur jemals wieder davon weg? Ich verspreche hiermit feierlich: Wenn Köln eines Tages in einem vergleichbaren Ausmaß von den Fluten des Rheines heimgesucht wird, steige ich wieder um auf Kölsch.