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Dieser Diskurs ist so ein Fail

Hi! Dennis von Indie Fresse hier.

Zwischen unseren Podcast-Folgen gibt’s kluge Gedanken zu schönen Spielen in eurem Postfach.

Und ich bin sehr, sehr gut drauf gerade. Nicht nur, weil ich ein wunderschönes Wochenende mit Twitch-Streams mit Marcus (Abre numa nova janela), langen Herbstspaziergängen, guten Freunden und gutem Essen hatte, sondern auch, weil wir auf Steady unser aktuelles Ziel erreicht haben und bald, noch mehr Podcasts für euch aufnehmen wollen.

Dank eurer Unterstützung wird es im Feed ab jetzt eine Bonusfolge pro Quartal für alle geben. Wir überlegen gerade noch, über was wir genau in der Bonusfolge bonuspodcasten. Im Raum stehen Interviews mit Leuten, mit denen wir immer schon mal (oder mal wieder) sprechen wollten oder auch entspannte Plauder-Formate über Dinge, die uns beschäftigt haben, Lieblingsspiele etc.

Wenn ihr Meinungen habt: Schreibt uns!

Und wenn ihr uns dabei unterstützen wollt:

Ein schönes (!) Spiel: PlateUp!

Es gibt zwei Dinge, die ich sehr liebe: The Bear und gute Coop-Spiele. Und ich hab da ein Spiel für euch, das beide Dinge ganz clever kombiniert.

Nein, nicht Overcooked. Sondern: PlateUp! (Abre numa nova janela)

PlateUp! ist eine kooperatives Küchen-Chaos-Spiel für bis zu vier Spieler*innen auf PC und Konsolen und meiner Koop-Gruppe macht das gerade ganz schön viel Spaß.

Weil:

  • Yes, Chef: Das hier ist die beste Vorlage um ein The Bear Rollenspiel zu veranstalten. Sobald es losgeht, verteilen wir Aufgaben. Wer macht die Sauce? Wer brät die Steaks? Wer ist Service? Leute kommen ins Restaurant, geben ihre Bestellungen auf, sofort fällt die Koop-Küchen-Crew in den Bärenmodus. “Vier Tische, vier Pizzen, drei Pilz, ein Käse!” “Yes, Chef!” “Firing Pilzpizza!” “Käsepizza ready! Hands!” “ICH HAB PILZPIZZA GESAGT ARGHGHG” — es ist ein Traum!

  • Roguelike-Küche: Jedes Restaurant ist ein “run” und jedes Restaurant ist für immer zu, sobald ein Level (oder Tag im Spiel) nicht geschafft wurde. Das klang für mich am Anfang nach einem massiven Frustpotential, aber im Laufe der Spielzeit fand ich dieses Element immer cleverer. Je weiter wir unser Restaurant bringen, desto nervenaufreibender wird es. Jedes Upgrade, das wir zwischen den Leveln freischalten, wird in der Gruppe ernst diskutiert. Und, hey, im echten Leben sind Restaurants sowieso der Iron Man Hardcore Roguelike Modus. Passt also!

  • Seriösität: Ich hatte riesigen Spaß am kompletten Chaos von Overcooked. Aber so richtig nach Restaurant-Simulator hat es sich nicht angefühlt, wenn man auf der Autobahn in fahrenden Vans kocht und sich Zutaten von Auto zu Auto wirft. PlateUp! ist “realistischer”. Keine Aliens , keine Vulkanausbrüche, keine Zwiebelkönige. Und trotzdem (oder gerade deswegen) macht es mir Spaß. Denn zu viert zu kochen ist Chaos genug.

Von mir gibt’s für PlateUp! also den ersten Indie-Fresse-Küchenstern. Definitiv einen Besuch zu viert wert.

Ein kluger (?) Gedanke: Ich bin so fucking genervt: Teil 2

Wer den Newsletter seit einer Weile liest, erinnert sich vielleicht: Im Mai war ich ziemlich genervt von extrem beknackten “Wokeness”-Debatten im Gaming. Hier zum Nachlesen:

https://steadyhq.com/de/indiefresse/posts/e5759fe3-ea7f-4c17-9819-6f69aac25338 (Abre numa nova janela)

Und was soll ich sagen: Ich bin schon wieder genervt. SO SEHR.

Dieses Mal wegen Dragon Age: Veilguard. Marcus und ich spielen es gerade beide. Mehr dazu bald im Podcast.

Aber der Online-Diskurs über Veilguard ist wild. Wenn ich zu Veilguard durch TikTok scrolle, dann sehe ich zum größten Teil Clips von Männern, die sich über trans Figuren oder “Wokeness” in Dragon Age aufregen. Oder Leute, die sich aufregen über Leute, die sich aufregen.

Was ist da passiert? Der Reihe nach.

Dragon Age: Veilguard ist der Nachfolger zum inzwischen zehn Jahre alten Rollenspiel Dragon Age: Inquisition. Es ist der vierte Teil der Dragon-Age-Reihe. Und es ist ein großer Wurf für die Entwickler*innen von Bioware, deren letzte Projekte (Anthem, Mass Effect: Andromeda) ziemliche Flops waren.

Worüber sich nun Streamer wie Asmongold aufregen: Queerness in Dragon Age. Man kann an einem bestimmten Punkt im Spiel entscheiden, dass die Hauptfigur trans ist. Mindestens eine Figur in der Heldengruppe ist non-binär. Es gibt Gespräche über Geschlechtsidentität im Spiel.

Und das…war’s auch schon?

Ernsthaft. Das war’s. Das ist das Problem für weirde reaktionäre Gamergoblins auf Twitch und YouTube.

Und ich versteh’s nicht. Weil:

  • Bioware und Dragon Age haben eine lange Geschichte queerer Figuren. Einen guten Überblick gibt Lisa Ludwig im im Spiegel (Abre numa nova janela). Mein Favorit: Zevran, der schwule Elfen-Assassine, der in Dragon Age: Origins (2009) mein Herz erobert hat

  • Science-Fiction und Fantasy waren schon immer politische (und damit natürlich auch geschlechterpolitische) Werke. Von Homers homoerotischen Management-Tipps in der Illias über die heteronormative britische Klassenpolitik in Harry Potter hin zu Fragen von Macht, Unterdrückung und der Mutterrolle in Fifth Season. Fantasy-Autor*innen verhandeln gesellschaftspolitische Fragen und das eben auch in Spielen. Ob das einem im Einzelfall gefällt oder nicht, ob das gelungen ist, das ist natürlich eine weiterführende Frage

  • Und dann entzündet sich diese Kritik vor allem an einer einzelnen Szene im Spiel (hier (Abre numa nova janela) ganz gut eingeordnet), die ungeschickt und cringey geschrieben sein soll. Es geht um eine nonbinäre Figur, ein misgendering und eine Entschuldigung. Ich hab’s mir angesehen und…ja, ohne Kontext wirkt das alles ziemlich platt auf mich. Und auch ziemlich cringe. Aber im großen und ganzen wirkt Veilguard auf mich vor allem wie ein Spiel, in dem es um Elfen, Götter und Magie geht. Und nicht um Geschlechtsidentität. Diese Szene ist eher eine Ausnahme, nicht das ganze Spiel.

Und das klingt jetzt, als würde ich sagen: Man darf nicht Veilguard kritisieren. Doch natürlich darf man. Ich bin schon jetzt über mehrere Stellen gestolpert, in denen ich einzelne Sätze oder Figuren unpassend oder cringey fand, weil sie klingen wie in einem Marvel-Film oder einer früher 00er-Jahre-Serie von Joss Whedon.

Aber ich glaube, die Kritik an einer Szene oder daran, überrumpelt zu sein, eine trans Identität für seinen Spieler-Charakter auszuwählen, ist ein Feigenblatt. Es geht natürlich um mehr. Um das ermüdende “go woke, go broke”-Argument reaktionärer Gamer, die ununterbrochen auf X skandieren, dass Spiele, in denen Queerness ein Thema ist oder die sich politisch positionieren oder gesellschaftliche Fragen behandeln, ein Garant seien für Flops.

Was. Für. Ein. Quatsch!

Spiele floppen gerade nicht wegen Queerness, sondern wegen einer bizarr schlechten Marktsituation, wegen übertriebener Profiterwartungen, wegen Fehlinvestitionen und viel zu langen, viel zu teuren Entwicklungszyklen.

Aber dieser Quatsch ist gefährlich. Diese Woche sprach (Abre numa nova janela) der Chefentwickler der Assassin’s-Creed-Reihe, Marc-Alexis Coté, auf einem Event in London über den rassistischen Backlash, den das kommende Assassin’s Creed: Shadows bekommen hat, weil es im Spiel unter anderem um den schwarzen Samurai Yosuke geht.

Ich will nicht die ganze Geschichte hier aufrollen. Aber interessant fand ich, was Coté über den Diskurs gesagt hat.

"The current climate is tough on our creative teams. They face lies, half truths and personal attacks online. When the work they pour their hearts into is twisted into a symbol of division, it's not just disheartening, it can be devastating.

Die Kritik soll Entwickler*innen einschüchtern. Es soll ihnen Angst machen, das Spiel zu entwickeln, an das sie glauben.

Und das ist gruselig. Und falsch.

Was mir Mut macht: Coté sagt, dass zumindest die Assassin’s Creed Teams weiterhin die Spiele entwickeln wollen, die sie entwickeln, mit den Charakteren, die sie wichtig finden und spannend.

Was mir Angst macht: Dass das nicht hält, wenn sich an fast jedem neuen Spiel dieser ermüdende Diskurs entbrennt.

Schamlose Selbstpromo und anderes Zeug

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