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Urlaub mit Freunden

Ein Text darüber, wie gut Buddeleimer, Bierdosen und Neoprenanzüge zueinander passen.

Alles begann mit einem „na kommt doch einfach mit“. Wir haben sehr gute Freunde, die vor nicht allzu langer Zeit auch unsere Nachbarn wurden. Eines Abends im September sprachen wir über Urlaub und schwuppdiwupp saßen wir gemeinsam im Flieger. Wir auf 6D, E, F und Kurtis dahinter auf 7D, E, F. Vier Erwachsene und zwei Kinder. Zwei gute Kumpels, die sich schon sehr lange kennen, zwei Frauen, die schnell Freundinnen wurden und zwei Kinder mit sechs Jahren Altersunterschied, die schon länger zu einer Art Teilzeitgeschwister geworden sind. Gefühlt mitten in der Nacht ging es zum sagenumwobenen neuen (alten) Flughafen BER, von dem wir alle das erste mal fliegen wollten. Seit drei Tagen machten Panikmeldungen die Runde, in denen es hieß, man solle mehr als früh zum Flughafen fahren, denn es fehle massiv an Personal. Familie Kurt, eher von der knappen Sorte, traf auf uns, die lieber zwei Stunden am Flughafen abhängen und die Leute beobachten, als Gefahr zu laufen, die Reise Richtung Süden zu verpassen. Wir fanden eine Lösung, nicht zuletzt, weil Kurtis einen Koffer aufgaben. So mussten sie eher vor Ort sein. Für sie war es genau richtig, ein mini bisschen knapp und wir konnten in Ruhe nur mit Handgepäck unterwegs am Flughafen rumhängen. Kompromiss Nummer eins gesucht, gefunden, alle glücklich.

Busfahrten und heiße Innenstädte

Etwas schwieriger, aber machbar wurde die Anreise zur Ferienwohnung, denn erst mal am Reiseziel angekommen, erreichte uns ein harter Hitzeschock. Ich meine, deswegen sind wir da, wo wir sind, aber die Überraschung ist im Herbst doch immer recht groß: Start bei 10 Grad und Sprühregen landeten wir fünf Stunden später bei 30 Grad im Schatten und blauem Himmel auf einer kanarischen Insel mitten im Atlantik. Plötzlich ist es heiß. Alle beginnen sofort zu schwitzen und panisch nach Sonnenhüten und Sonnenschutz zu suchen. Wir mit unserem Handgepäck und dem großen Mädchen sind zu dritt schon viel in der Hitze gereist. Leggings aus, Socken runter, Latschen aus dem Rucksack, lange Sachen verstauen und ab zum Linienbus. Aber so richtig haben wir nicht daran gedacht, wie schwierig ein solch schwitziges Unterfangen mit einem müden Kleinkind ist, das natürlich und völlig zurecht maximal verwirrt ist. Denn ist das Baby aufgeregt, sind Mami und Papi auch in Alarmbereitschaft. Dennoch finden wir den richtigen Bus und auch der Umstieg an einem großen Busbahnhof mitten in Las Palmas de Gran Canaria klappt einigermaßen reibungslos. Allerdings kann ein Weg vom Bus an einer heißen Promenade mit Koffer und Dreijährigem doch ungeahnte Stressgefühle auslösen. Kompromiss Nummer zwei: Für den Rückweg wird ein Shuttle gebucht. Da freut sich sogar das große Mädchen, denn ihr wird im Reisebus häufig schlecht.

Ein bisschen Linienbus sind wir dann doch noch mal gefahren, ans andere Ende der Insel, nämlich zu den großen Dünen. Nirgendwo anders kann man die Kultur und die Menschen besser kennenlernen und beobachten als in den hiesigen Bussen. Immer wieder staune ich, wie freundlich und wohl gesonnen die Spanier:innen gegenüber Kindern sind. Ein älterer Herr springt förmlich aus seinem Sitz, damit sich die Mama mit dem Kleinkind setzen kann. An anderer Stelle steht eine feine Dame auf, damit die Neunjährige nicht stehen muss. Ehrlich ich habe so etwas noch nie in Deutschland erlebt, hier sehe ich nur abfällig kopfschüttelnde Menschen, wenn ein Kind im Bus etwas lauter weint. Auf der Urlaubsinsel holte der Sitznachbar hektisch Kekse aus seiner Tasche, damit das „Baby“ aufhört zu quengeln. Noch viel erstaunlicher ist die Situation am Flughafen: Spielplatz, Ruheraum mit Stillbereich und extra Sicherheitskontrolle für Familien mit Kindern. Wir wurden richtig aus der Schlange geholt und vorgelassen, das muss man sich mal vorstellen. Ich stand mit offenen Mund staunend vor den Sicherheitsleuten und als dann unser Mädchen auch noch ihre Wasserflasche mitnehmen durfte, Getränke für Kinder dürfen mit an Bord, war ich hin und weg.

Warum funktioniert das denn bei uns nicht? Fragt man hier einmal vorsichtig nach, ob man mit einem kleinen Kind vielleicht seinen Koffer schon aufgeben könnte, erhält man als Antwort: „Haben sie priority check-in gebucht? Sonst nicht.“ Da fehlen mir einfach die Worte.

Flanieren geht mit Bestechung

Zwei Kinder, zwei Papas, zwei Mamas – alle miteinander befreundet. Klingt erst mal ganz gut, kann aber auch gefährlich sein. Natürlich machten wir uns die üblichen Gedanken, was wird wenn es nicht klappt? Was, wenn wir uns streiten, wenn unsere Urlaubs-Dynamiken nicht zusammen passen oder wir uns plötzlich nichts mehr zu sagen haben. Aber das Gegenteil war der Fall, je öfter wir am Strand spazierten oder auf der Promenade flanierten, desto mehr wuchsen wir zusammen. Wir fanden sogar Wege und Mittel beide Kinder zu einem beinahe täglichen Spaziergang mit Entdeckung zu bewegen. Schließlich essen alle gerne Eis. Nachmittags wurde dann ausgiebig gebuddelt, gesurft und getobt. Mit ein bisschen Glück schlief der jüngste Urlauber aus Versehen unterm Sonnenschirm ein, so war auch das späte Dinner auf der Promenade gesichert. Es gibt viele Ebenen einer Freundschaft und ich würde sagen, wir haben ganz sicher eine Neue beschritten.

Wir fanden nicht nur unheimlich viele neue Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten zwischen uns Frauen, sondern auch gemischt und durcheinander. Nicht zuletzt wachsen vor allem unsere Kindern aneinander. Hatten sie am Abend noch die Nase voll vom anderen, so las die Große dem Kleinen am nächsten Morgen wieder vor und der kuschelige Weckdienst funktionierte ausgezeichnet. Gemeinsam versteckten sie sich im riesengroßen Kleiderschrank, hüpften durch die Brandung oder kugelten durch den Sand. Immer mit dabei die unschlagbare Mischung aus Buddeleimer, Schaufeln, Bierdosen, Chipstüten, Sonnenschirm, Sonnenhut, Bodyboard, Neoprenanzug, Büchern, Zeitschriften und ganz neu im Repertoire: das Surfbrett.

Selbst eine harte Krise meisterten wir gemeinsam mit Humor: Schlüssel von innen stecken gelassen, kein Reinkommen mehr möglich, Schlüssel anschließend beim Versuch die Tür doch zu öffnen abgebrochen - drohende Apokalypse mit Kaffee und Croissants erfolgreich überstanden. Ein großer Dank an dieser Stelle an unsere Vermieterin, die in kürzester Zeit einen Schlüsseldienst organisierte (es war Sonntag) und auch noch eine Versicherung für diese Fälle abgeschlossen hatte. Unglaublich gut. Was waren wir glücklich. Genug Urlaubsgeschwätz, der Alltag ruft, das Leben will gelebt und geliebt werden.

Eins noch: Mein RauschVonWorten wechselt den Zeitpunkt der Veröffentlichung und wandert in etwas unregelmäßigere Abstände in die Mitte der Woche. Ich bin dankbar für meine kleine Leserschaft und wünsche eine recht leichte, aber vor allem lebendige Restwoche, Helen

Kein WortRausch ohne Illustration von Sophie:

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