Gaisburger Marsch
Ein Stuttgarter Stadtteil wird durch einen Eintopf bundesweit bekannt. Um seine Entstehung ranken sich viele Legenden.
Von Jürgen Brand
Kasernen-Essen hatte noch nie den besten Ruf, auch vor mehr als 100 Jahren nicht. Damals, um die Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert, schmeckte den Soldaten in der Kaserne im Stuttgarter Ortsteil Berg das Essen nicht. Die einfachen Soldaten mussten essen, was auf den Tisch kam, wenn sie satt werden wollten. Die jungen Offiziersanwärter durften aber im Gegensatz zu den anderen die Kaserne zu bestimmten Zeiten verlassen. Findig und hungrig wie sie waren, hatten sie im benachbarten Dorf Gaisburg einen Bäcker ausfindig gemacht, der in seinem Betrieb mit Gaststätte eine habhafte Reste-Suppe mit Kartoffelstücken, Spätzle, Karotten und auch Ochsenfleischstücken für wenig Geld anbot. So machten sich die Jungoffiziere fortan regelmäßig in Gruppen auf den Weg nach Gaisburg, um sich geschmackvoll zu stärken. Ob sie auf dem Hin- und Rückweg tatsächlich marschierten, ist nicht bekannt, manchmal dürften sie es aber eilig gehabt haben, um den Zapfenstreich nicht zu verpassen, was bekanntlich keine ganz so schönen Folgen gehabt hätte. Weil diese Märsche zur Tradition wurden, gaben sie dem Gericht, das sie in der “Bäckerschmide” genossen, einen Namen: Gaisburger Marsch.
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